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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Quetiapin ja oder nein?



Lavendelstrauch
05.07.2017, 21:22
Hallo!

Mir ist bewust, dass der folgende Fall keinen Arztbesuch ersetzt, zudem sind bereits Psychiater und Neurologen involviert. Dennoch möchte ich gerne eure Überlegungen zum Fall lesen.

Pat. 56 Jahre alt (Raucher mit eingesteller aHT unter Lorsatan, körperlich Leistungsfähig) entscheidet (für seine Aussenwelt vorher nicht erkennbar) sich das Leben zu nehmen, was jedoch glücklicherweise scheitert. Daraufhin begibt sich dieser Pat. zum HA und wird mit der Diagnose: depressive Verstimmung und latente Suizidalität an einen Psychiater überwiesen. Dieser schreibt den Pat. mit der Diagnose: Burnout und (posttraumatischer) Belastungsdepression krank und verordnet vorerst 30 mg Remeron zur Nacht. dem Pat. geht es darunter soweit recht gut, er fährt am Tage Rad und bastelt oder beschäftigt sich sonst irgendwie. Nachdem sich jedoch zeigte, dass der Pat. regelrechte Panikanfälle bekam, als es darum ging, ihn wieder im Arbeitsalltag zu integrieren, schickte man ihn 3 Monate nach dem Suizidversuch in eine ambulante TK zur Psycho- und Ergotherapie. Dort wurde er medikamentös umgestellt: 10 mg Escitalopram am Morgen und 25 mg Quetiapin am Abend (durchaus sinnvolle Kombination), das Remeron wurde ausgeschlichen. In der ersten Woche nach Einnahme der neuen Medikamente klagte der Pat. über Benommenheit und Kreislaufbeschwerden, die sich jedoch besserten. Im Verlauf der weiteren Wochen wurde eine zunehmende körperliche Unruhe auffällig: Oberkörperschaukeln, mit einem Bein hochfrequent zittern, häufiges Händereiben. All diese Zeichen wurden auf das sowieso schon nervöse und unruhige Naturell des Pat. zurückgeführt. Vier Monate nach der Umstellung der Medikamente, liessen die unruhigen körperlichen Symptome nach, allerdings stellte sich eine (rasant: innert zwei Wochen) zunehmende Gangunsicherheit ein. Vorerst nur durch "Schlurfen", verlangsamten Gehen und seitlichem Treppensteigen sichtbar. Im folgenden Monat wurde der Pat. auf einer neurologischen Abteilung hospitalisiert (der er neben der Gangunsicherheit auch taube Füsse beklagte) und "partiell" (Labor (blande), LP (blande), Nervenleitgeschwindigkeit, Doppler (blande) usw.) abgeklärt. Es wurde eine Polyneuropathie unklarer Äthiologie festgestellt, die sich in motorischer Schwäche und schweren Sensibilitätsstörungen (Taubheit jedoch kein Schmerz oder sonstige Missempfindungen) äusserte. (MRT und CT erfolgten bisher nicht)
Aufgrund der neuen (zusätzlichen) Diagnose verordnete man zusätzlich 75 mg Lyrika.
Seit dem ist ein Jahr vergangen und der Patient verspürt zwar psychisch eine Besserung, bzw. es erscheint in Anbetracht der motorischen und sensorischen Probleme ehr in den Hintergrund geraten zu sein, motorisch jedoch ist eine signifikante Verschlechterung zu beobachten. Die nach wie vor zunehmende Gangunsicherheit führte zu vermehrten Stürzen des Pat., so dass er kaum noch sein ihm vertrautes Grundstück verlassen möchte und sich seine tgl. Bewegung auf max 1 km / Tag beschränkt. Diese läuft er zum Teil frei, sehr langsam und schlurfend - dann wieder stürzend. Andere (weniger vertraute Wege) nutzt dieser Pat. mittlerweile am Rollator - noch immer sehr verlangsamt und zusätzlich mit sehr vielen Pausen dazwischen, die sicher auf verminderte Bewegung generell (mangelnde Kondition) und das nach wie vor statt findende starke Rauchen zurück zu führen sind.

Meine Fragen wären nun: kann eine Polyneuropathie innert eines Jahres so extrem voranschreiten? Wäre es allenfalls eine Option das Quetiapin abzusetzen, da es (wenn auch in sehr, sehr geringem Masse) eine Störung der extrapyramidalen Bahnen bewirken könnte? Oder läge es am Escitaloram? Was könnte man sonst noch tun? Diagnostik, Medikamentös? (Momentan erfolgt eine ambulante Psycho- und Physiotherapie)

Besten Dank für eure Antworten:-)

Feuerblick
05.07.2017, 21:23
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Fragen sind mit den behandelnden Ärzten zu klären.

Viele Grüße
Feuerblick
MediLearn-Moderatorin