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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : nicht-EU in Köln



Lean
18.07.2017, 13:08
Liebe Forenteilnehmer und -teilnehmerinnen,

ich suche nach einem Rat von erfahrenen Medizinstudenten und -absolventen, die mir eine Entscheidung treffen helfen könnten

Ich komme aus einem nicht-EU land, habe schon VWL studiert und 3 Jahre gearbeitet. Ich wollte nach der Schule Medizin studieren, aber habe damals diese Idee aus finanziellen Gründen abgetrieben. Jetzt bin ich 24 Jahre alt, habe in meinem Beruf meistens mit Business Analyse gearbeitet und ein bisschen programmiert, was mir von Zeit zur Zeit sogar gefällt. Aber im großen Ganzen, habe ich keine Lust darauf, in diesem Beruf weiterzuarbeiten und möchte mich in eine ganz oder ein bisschen andere Richtung bewegen. Mir kommen zwei Möglichkeiten vor:
a) meinen alten Wunsch, Medizin zu studieren zu erfüllen
oder
b) konsekutiver sein und Informatik wählen, sich mehr im Bereich Data mining oder Machine learning ausbilden

Ich hatte vorher keine Probleme mit Mathe und habe meiner Meinung nach, ziemlich gute Gedächtnis, hatte in der Schule und an der Uni fast immer die besten Noten, und glaube, dass ich gute kognitive Fähigkeiten habe. Aber trotzdem habe ich viel Angst, die mein Urteil trübt. Vielleicht könnt ihr meine Ängste entweder bestätigen oder widerlegen

Was das Medizinstudium angeht:
1) Ich habe nicht genug Geld, um das ganze Studium zu finanzieren (wenn es 7 Jahre sind, dann ist mein Budget etwa 350 pro Monat), ich kann keine Unterstützung von meinen Eltern bekommen, und als nicht-EU Bürgerin habe keinen Anspruch auf Bafög. Soweit ich weiss, gibt auch keine Stipendien oder Förderungen, und wenn es gäbe, würde ich mich darauf nicht gerne verlassen. Gibt es genung Möglichkeiten in Köln, einen Nebenjob (zB als Kellnerin oder was noch?) zu finden und noch dabei Medizin zu studieren?

2) Ich habe Angst, dass meine Deutschkenntnisse nicht genug sind, um Medizin zu studieren und dann noch mündliche Prüfungen abzulegen. Ich habe die besten Noten in meiner Deutsch Prüfung, aber dafür muss man sich einfach gut vorbereiten. Es wäre sehr schön, wenn nicht-eu Studenten hier sich melden und erzählen, wie es ihnen klappt

3) Natürlich Altersangst habe ich auch. Wenn ich mit dem Studium fertig bin, bin ich 31, dann noch 6 Jahre Facharzt. Kann ich damir überhaupt ein Privatleben haben? Wäre es noch möglich Kinder zu kriegen? Ist das Assi-leben wirklich so mies wie man erzählt?

Auf der anderen Seite, als Plan B habe ich mich auch um einige Informatik-studiengänge beworben. Da sie kürzer sind, kann ich mir keine Sorgen übers Geld machen oder sogar ein Dual-studium beantragen. Ich bin auch sicherer, dass ich dieses Studium gut schaffen kann, weil ich schon etwas programmiert habe und sich ein bisschen in der Informatik-Welt auskenne. Das Arbeitsleben in einem Büro kenne ich auch schon sehr gut und kann mir vorstellen, wie es nach dem Studium sein wird. Dieses Studium und der folgende Beruf scheinen mir ein bisschen weniger reizend, aber ich kann mir interessante Jobstellen im Bereich Informatik ausdenken. Insgesamt ist es eine sicherere Option, aber es scheint mir, dass wenn ich Medizin ablenhe, werde ich es immer bereuen.

Insgesamt, es gibt eine Menge von Angststimmen die jetzt in meinem Kopf gegen Medizin sprechen, und ich weiss nich, ob ich ihnen glauben soll oder einfach sich durchdrängen soll.

OhDaeSu
18.07.2017, 18:30
Gibt es genung Möglichkeiten in Köln, einen Nebenjob (zB als Kellnerin oder was noch?) zu finden und noch dabei Medizin zu studieren?


Ja. Gerade in Köln und als Frau kein Problem.


2) Ich habe Angst, dass meine Deutschkenntnisse nicht genug sind, um Medizin zu studieren und dann noch mündliche Prüfungen abzulegen. Ich habe die besten Noten in meiner Deutsch Prüfung, aber dafür muss man sich einfach gut vorbereiten. Es wäre sehr schön, wenn nicht-eu Studenten hier sich melden und erzählen, wie es ihnen klappt

Dein Deutsch ist, basierend auf dem, was du hier ablieferst, gut genug. Die meisten deutschen Ärzte beherrschen ihre Muttersprache auch nicht viel besser.


3) Natürlich Altersangst habe ich auch. Wenn ich mit dem Studium fertig bin, bin ich 31, dann noch 6 Jahre Facharzt. Kann ich damir überhaupt ein Privatleben haben? Wäre es noch möglich Kinder zu kriegen? Ist das Assi-leben wirklich so mies wie man erzählt?

Naja geht 20% deiner womöglichen zukünftigen Kommilitonen genauso, weil sie 7 Jahre auf einen Studienplatz warten mussten. Es funktioniert, ob du mit dem Verlust an Lebenszeiteinkommen und Standing in den Dreißigern klarkommst, musst du selbst wissen.


Auf der anderen Seite, als Plan B habe ich mich auch um einige Informatik-studiengänge beworben. Da sie kürzer sind, kann ich mir keine Sorgen übers Geld machen oder sogar ein Dual-studium beantragen. Ich bin auch sicherer, dass ich dieses Studium gut schaffen kann, weil ich schon etwas programmiert habe und sich ein bisschen in der Informatik-Welt auskenne.

Als Frau mit Migrationshintergrund mit guten Informatik-Kenntnissen kannst du dir deinen Job in Deutschland aussuchen. Dagegen dürfte selbst die Arbeitsmarktsituation eines deutschen Frischapprobieren alt aussehen. Wenn du noch was Richtung Data Science machst und damit in den nächsten 5 Jahren fertig wirst, umso mehr. Gehalt besser, Work-Life-Balance besser. Ich wüsste wofür ich mich entscheide.

Lean
02.08.2017, 12:36
Danke für deine Antwort!
Na ja, das alles über Work-Life Balance und Gehalt spricht natürlich für IT, aber ich habe in einem Büro lange genug gearbeitet um zu wissen, dass es auch nicht sehr viel Spass bringt. Ich kann es dulden und kann gut darin sein, aber meiner Meinung nach, lieber weniger Zeit und Geld, aber mehr Spass an der Arbeit. Zum Momment habe ich habe das Gefühl, dass ich Medizin mindestens ausprobieren soll. Endlich, ich kann ein bisschen mehr während der Krankenpflegepraktika hineinschnuppern und dann immer abbrechen, wenn es mir nicht gefällt.

Cadherine
02.08.2017, 14:31
Während des Krankenpflegepratikums bekommst du normalerweise von der Arbeit der Ärtze wenig bis gar nichts mit ( einige seltene Ausnahmen ausgenommen). Um nur mal reinzuschnuppern kannst du auch unabhängig vom Studium ein Praktikum in der Pflege machen.

davo
02.08.2017, 14:53
Deutsch: wirkt sehr gut. Alter: sollte kein Problem sein.

Das einzige echte Problem ist die Finanzierung. Dieses Thema musst du lösen.

Und dass das Pflegepraktikum nichts mit dem Medizinstudium oder der Tätigkeit als Arzt zu tun hat, stimmt natürlich auch. An den meisten kleineren Krankenhäusern sollte es aber kein Problem sein, informell ein kurzes Praktikum mit einem Arzt zu absolvieren.

bremer
03.08.2017, 13:10
Ich bin auch sicherer, dass ich dieses Studium gut schaffen kann, weil ich schon etwas programmiert habe und sich ein bisschen in der Informatik-Welt auskenne(..)Insgesamt ist es eine sicherere Option, aber es scheint mir, dass wenn ich Medizin ablenhe, werde ich es immer bereuen.

Wenn du dir Abbruchquoten von Medizin und Informatik vergleichst, wirst du feststellen, dass eher Medizin die sichere wäre. Einmal drin und der Abschluss ist so gut wie sicher.
Für ein erfolgreiches Informatikstudium braucht man leider etwas mehr als mal eine Homepage programmiert zu haben.
Willst du denn gleich einen Masterstudiengang belegen? Ba Inf und Ma inf braucht als Mindeststudienzeit 5 Jahre, die Regelstudienzeit liegt meistens höher, damit braucht man durchschnittlich in etwas genauso lange wie im Medizinstudium

16matti
04.08.2017, 07:16
Hallo Lean
Wenn das Medizinstudium dein Traum ist und du das finanziell organisiert bekommst,dann solltest du es versuchen.Sprache und Alter sind offensichtlich kein Problem!

Als Alternative ist mir noch Mesizintechnik bzw. Medizininformatik in den Sinn gekommen.Das hat zwar jeweils nichts mit direktem Patientenkontakt zu tun, aber es beleuchtet das komplexe Thema Medizin und deren Einsatz zum Wohle des Patienten aus anderen Blickwinkeln,gerade wenn dir Naturwissenschaften,Mathe,Informatik liegen. Vielleicht wäre das ja auch was für dich?

Viel Erfolg bei deiner Berufs- und Studienwahl
Liebe Grüsse

roxolana
05.08.2017, 12:24
doppelt

roxolana
05.08.2017, 12:32
Was das Medizinstudium angeht:
1) Ich habe nicht genug Geld, um das ganze Studium zu finanzieren (wenn es 7 Jahre sind, dann ist mein Budget etwa 350 pro Monat), ich kann keine Unterstützung von meinen Eltern bekommen, und als nicht-EU Bürgerin habe keinen Anspruch auf Bafög. Soweit ich weiss, gibt auch keine Stipendien oder Förderungen, und wenn es gäbe, würde ich mich darauf nicht gerne verlassen. Gibt es genung Möglichkeiten in Köln, einen Nebenjob (zB als Kellnerin oder was noch?) zu finden und noch dabei Medizin zu studieren?

Kannst du nicht in deinem ersten Beruf Teilzeit arbeiten?



2) Ich habe Angst, dass meine Deutschkenntnisse nicht genug sind, um Medizin zu studieren und dann noch mündliche Prüfungen abzulegen. Ich habe die besten Noten in meiner Deutsch Prüfung, aber dafür muss man sich einfach gut vorbereiten. Es wäre sehr schön, wenn nicht-eu Studenten hier sich melden und erzählen, wie es ihnen klappt
Das wird sicher kein großes Problem sein. Ich hatte Kommilitonen mit deutlich schlechteren Deutschkenntnissen, als du.

Lean
07.08.2017, 10:04
Während des Krankenpflegepratikums bekommst du normalerweise von der Arbeit der Ärtze wenig bis gar nichts mit


Und dass das Pflegepraktikum nichts mit dem Medizinstudium oder der Tätigkeit als Arzt zu tun hat, stimmt natürlich auch.

Ich habe schon oft gehört, dass Krankenpflegepratikum nichts mit dem Arztsein zu tun hat, aber ich hoffe irgendwie, dass wenn es mir überhaupt nicht während dieser Zeit gefällt oder wenn ich überhaupt während des ersten Jahres nicht zurechtkomme, dann mache ich etwas noch. Es schent mir aber, dass Medizin mir besser passen würde und werde es bereuen wenn ich es nicht wage



Willst du denn gleich einen Masterstudiengang belegen? Ba Inf und Ma inf braucht als Mindeststudienzeit 5 Jahre, die Regelstudienzeit liegt meistens höher, damit braucht man durchschnittlich in etwas genauso lange wie im Medizinstudium

gleich würde ich es nicht belegen, wahrscheinlich später, mindestens kann man so die Zeit in zwei Teile trennen. Trotzdem ist es etwas, worüber ich auch schon gedacht habe: insgesamt ist die volle Studiendauer fast ähnlich



Als Alternative ist mir noch Mesizintechnik bzw. Medizininformatik in den Sinn gekommen.


Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber man sagt, dass man lieber reine Informatik studieren soll und dann sich spezialisieren. Schliesslich, ist z.B. Medizininformatik ein sehr enger Bereich und es ist wahrscheinlich schwer nämlich in diesem Bereich einen Job zu bekommen. So viel ich weiss, arbeiten viele Bioinformatiker nach dem Studienabschluss auch als einfache Programmierer und haben mit Bio nichts zu tun. Aber wenn man Informatik studiert hat, dann hat man eine grosse Auswahl von Einsatzbereichen, inklusiv Medizininformatik. Deshalb entscheide ich zwischen pure Informatik und pure Medizin


Kannst du nicht in deinem ersten Beruf Teilzeit arbeiten?


Ich würde mich natürlich um viele Jobs bewerben, Büro oder Gastronomie oder noch etwas. Aber ich bin keine Expertin in meinem Bereich,
habe wenig Erfahrung in grossen internationalen Betrieben und es gibt wahrscheinlich sehr viel BWL-Studenten, die sich auch gerne teilzeit mit Excel
spreadsheets beschäftigen würden. Ich kann mich irren, aber die Chance einen Job in Gastronomie oder Hotellerie zu bekommen scheinen mir höher. Na ja,
wenn ich etwas bekommen würde, wäre ich glücklich :)