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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Quereinstieg Allgemeinmedizin für Neurologen



Sealwolf
02.08.2017, 10:53
Hallo liebes Forum!

Ich bin frisch gebackener Neurologe und derzeit noch an einer Uniklinik tätig. Wegen meiner zwei Kids, berufstätigem Partner und nicht mehr tolerabler Arbeitsbedingungen schaue ich mich derzeit nach familien- und lebenskombatiblen Alternativen um und bin dabei auf den "Quereinstieg Allgemeinmedizin" gestossen. Besonders attraktiv finde ich, dass man dazu nicht mehr an die Klinik muss. *gefaelltmir*

Hat jemand hier Erfahrungen dazu, die er teilen könnte?

Was mich etwas in meiner Euphorie gebremst hat: Zwar werden mir hier wohl 3 Jahre angerechnet (müsste daher nur noch 24 Monate machen), die Dame der Ärztekammer wies jedoch darauf hin, dass das Logbuch natürlich trotzdem erfüllt sein müsse. Dies sei ihrer Erfahrung nach in einer Praxis kaum möglich, ich solle doch daher erstmal Innere an einer Klinik machen... abgesehen davon, dass natürlich keine Innere "Juhu" schreit, mich direkt in die Funktionsbereiche vorzulassen (es sind Sono Abdomens und Ekgs usw. gefordert...), soll ja gerade das vermieden werden (also dass man nochmal an die Klinik muss). :-?

Wie seht Ihr das / gibts Erfahrungen?

Liebe Grüsse!
S.

Jule-Aline
02.08.2017, 11:37
Das kann man aber doch in einer Praxis machen.Suche dir eine Praxis,die ein breites Spektrum anbietet.Ich kenne es von einem Anästhesisten,der 2 Jahre in der Praxis war.Der hatte dort seine Zahlen zusammenbekommen.
Hat denn die Dame in der Ärztekammer selber in einer Praxis gearbeitet?Oder will sie nur dem Ärztemangel im KH Abhilfe schaffen?

Feuerblick
02.08.2017, 16:22
Sehe ich ähnlich. Kenne einen chirurgischen Facharzt, der in einer großen Praxis jetzt seine zwei Jahre Allgemeinmed. macht und offenbar auch sein Logbuch vollbekommt...

davo
02.08.2017, 16:49
Ich kenne einen Anästhesisten, der sein Logbuch in einer Praxis (große Praxis, viele Patienten, ernsthafte Medizin) vollbekommt und in einem halben Jahr fertig sein wird. Aber der hatte natürlich viel Sono- und EKG-Vorerfahrung.

Falls du zumindest einen Teil der Zeit in einem Klinikum absolvieren willst: Die Kliniken bekommen ja Förderungen, wenn sie zukünftige Allgemeinmediziner nehmen - das sollte die Kliniken dazu bewegen, dich zu nehmen ;-)

maniac89
05.08.2017, 22:18
Rein aus Interesse, wieso ist der Wechsel in eine neurologische Praxis keine Alternative? Als Angestellte(r) und evtl. in Teilzeit sollte das doch auch familienfreundlicher sein..

Sealwolf
14.08.2017, 10:27
Hallo und danke für die bisherigen Infos!

>>wieso ist der Wechsel in eine neurologische Praxis keine Alternative?
Zum Einen gibt es weit weniger neurol. Praxen (habe in Pendelreichtweite tatsächlich keine Angebote für einen Einstieg gefunden), zum Anderen würde ich gerne auch mal was Anderes machen und mich etwas "breiter" aufstellen. Es scheint einen starken Mangel an WBA für Allgemeinmedizin zu geben; die Dame in der ÄK sprach von vielen offenen Stellen, sogar in den Innenstädten, von etwas ländlicheren Regionen kaum zu reden (Region Rhein-Main).
Ich werde mir von der Koordinierungsstelle einfach mal ein paar Kontaktadressen geben lassen und mit den Praxen reden, wie die das sehen mit dem Logbuch.

p.s. im Gegensatz zu Klinikstellen finde ich die Suche nach Stellen in Praxen übrigens ziemlich schwierig; wir würdet Ihr das machen, z.B. alle Neuro-Praxen in der Wunschregion raussuchen und durchtelefonieren?

Neurona
29.06.2021, 10:45
Hallo Sealwolf,

ich bin in einer sehr ähnlichen Situation wie du. Zielgerade der Neuro-Facharztweiterbildung erreicht, mache grad noch das Psychiatrie-Jahr fertig. Strebe danach aus deinen genannten Gründen einen Wechsel in die AM an. Mich würden tatsächlich deine Erfahrungen interessieren. Innere in der Klinik kommt für mich tatsächlich nicht mehr in Frage :-/
Hast du Erfahrungen mit diesem Psychosomatik-Grundkurs? Kann man sich da was aus der Psychiatrie anrechnen lassen?

Liebe Grüße

Sealwolf
29.06.2021, 11:34
Hallo Neurona, die Erfahrungen waren positiv! Ich arbeite mittlerweile angestellt in einem MVZ (Allgemeinmedizin). Insbesondere das Thema Work/Life-Balance hat meine Erwartungen übertroffen.
Ich hab in der Zeit möglichst viel Innere / Chirurgie gelernt, es verbleibt aber eine gewisse "Internisten Lücke", d.h. in den Tiefen der intern. Spezialgebiete fehlt da manchmal die Erfahrung. Braucht man aber m.E. auch selten. Dafür bist du als Neurologe der King wenn`s um Schwindel, Kopfschmerz etc. geht und daher auch gerne gesehen in den MVZs.
Psychosomat. Grundversorgung muss komplett gemacht werden wie alle anderen, nix Anrechnung. Das galt sogar für einen befreundeten Psychiater der AM gemacht hat (Stand: 2020, Rheinland-Pfalz).
Melde Dich gerne bei weiteren Fragen!
Gruss, S.

ehem-user-25-04-2022-1131
29.06.2021, 13:07
Hallo Neurona, die Erfahrungen waren positiv! Ich arbeite mittlerweile angestellt in einem MVZ (Allgemeinmedizin). Insbesondere das Thema Work/Life-Balance hat meine Erwartungen übertroffen.
Ich hab in der Zeit möglichst viel Innere / Chirurgie gelernt, es verbleibt aber eine gewisse "Internisten Lücke", d.h. in den Tiefen der intern. Spezialgebiete fehlt da manchmal die Erfahrung. Braucht man aber m.E. auch selten. Dafür bist du als Neurologe der King wenn`s um Schwindel, Kopfschmerz etc. geht und daher auch gerne gesehen in den MVZs.
Psychosomat. Grundversorgung muss komplett gemacht werden wie alle anderen, nix Anrechnung. Das galt sogar für einen befreundeten Psychiater der AM gemacht hat (Stand: 2020, Rheinland-Pfalz).
Melde Dich gerne bei weiteren Fragen!
Gruss, S.

Moin Sealwolf,

ich würde gerne als Radiologe den Schritt in die Allgemeinmedizin gehen - hätte man mit dem Doppelfacharzt irgendwelche Vorteile ?