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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Studium mit 32 als Papa



jan_mimue
23.08.2017, 10:37
Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier und habe thematisch ähnliche schon Beiträge gelesen, die sich auch teilweise mit meinen Fragen überschneiden werden. Oftmals waren es ja eher die "Mamas", die sich für ein Studium entschlossen haben. Daher bitte ich dennoch um Verständnis, da ich hier erstmal richtig ankommen muss.

Die Situation:
- Ich bin (noch) 30 Jahre jung, bin Sportwissenschaftler (M.Sc.), verheiratet und habe einen Sohn (1)
- Ich habe trotz der geringen Chance (3%) einen Zweitstudienplatz in Heidelberg ergattert (ca. 50 km von meinem Wohnort entfernt)
- Gestern habe ich mich eingeschrieben
- ich fühle mich altersbedingt gehetzt und will eigentlichen nicht mehr warten
- die Alternative wären 2 Urlaubssemester (im 1. Semester nur unter bestimmten Gründen möglich, die ich aber erfülle)

Hätte für mich subjektiv Vorteile:
- kann noch etwas ansparen
- meine Frau steigt im Oktober wieder in Teilzeit ein (Kulanz des Unternehmens, Elternzeit dauert noch 2 Jahre)
- ich kann meinen zugegebenermaßen desolaten Gesundheitszustand (Versagensängste und Prüfungsängste) in den Griff bekommen

Hier meine eigentlichen Fragen:
- haben sich die ebenfalls Spätberufenen unter euch auch solchen Druck gemacht? So auf die Art...Mit Anfang 30 darf das nicht mehr schiefgehen (es muss alles auf Anhieb klappen), sonst enttäusche ich meine Familie und die Rückkehr in den Beruf ist möglicherweise versperrt!?

- Werde ich als Arzt noch akzeptiert...von Kollegen...Patienten?

- Habe ich trotz Alter noch Aufstiegschancen? Ich möchte nicht Chefarzt werden, aber zumindest noch die Chance haben, evtl. Oberarzt zu werden. Auf Arbeit in der Uniklinik bin ich nicht scharf, von meiner Zeit als Assistent hab ich noch genug in Erinnerung, was mich abschreckt.

Über die jüngeren Kommilitonen mach ich mir keine Sorgen. Die sollen erstmal was leisten ;)

Jan

Echinococcus
23.08.2017, 11:02
Unter Wartezeitlern, anderen Zweitstudenten etc. wirst du mit Anfang 30 gar nicht auffallen, wirklich. Es wird einen nicht unbeträchtlichen Anteil von Studenten in deinem Alter geben, dementsprechend gibt es dann auch genug ältere Assistenzärzte, Akzeptanz und Karrierechancen sind also durchaus vorhanden.
MAch dir auch nicht zuviel Druck, in Medizin darf man auch mal durch eine Prüfung rasseln und ich kenne so einige, die deshalb auch 1-2 Semester Ehrenrunde drehen durften. Hat keinen umgebracht.



Über die jüngeren Kommilitonen mach ich mir keine Sorgen. Die sollen erstmal was leisten ;)


Ist echt nur ein lieb gemeinter Rat: Diese Einstellung solltest du schleunigst fallen lassen. Ihr seid ALLE im gleichen Boot und wenn du dich gut integrieren möchtest solltest du nicht so über deine jungen Kommilitonen urteilen, die haben nämlich mit der Zulassung auch schon eine schwere Hürde überwunden.

roxolana
23.08.2017, 11:55
Ich denke, du solltest dir selbst einen Gefallen tun und das Ganze etwas gelassener angehen lassen. Wie Echinococcus schon sagte: Als Medizinstudent darft du auch mal durchfällen und länger studieren und mit Kind sowieso. Reiche die Geburtsurkunde beim Referat für Studienangelegenheiten ein, oft kriegt man dann Extrawürste à la Stundenplan individuell zusammenstellen usw.

Wegen Versagens- und Prüfungsängste: Nutze die psychologischen Beratungsangebote der Uni und/oder einen externen Therapeuten.

Ich habe mein Kind im 2. Semester bekommen und befinde mich jetzt im PJ. Rückblickend kann ich sagen: Man hat nie wieder so viel Zeit für sein Kind wie im Studium. Im Übrigen haben sich meine älteren, "erfahreneren" Kommilitonen mit Kind mitnichten so einen Druck gemacht, sondern sind das ganze eher entspannt angegangen. Und das solltest du auch.

jan_mimue
23.08.2017, 12:15
Ist echt nur ein lieb gemeinter Rat: Diese Einstellung solltest du schleunigst fallen lassen. Ihr seid ALLE im gleichen Boot und wenn du dich gut integrieren möchtest solltest du nicht so über deine jungen Kommilitonen urteilen, die haben nämlich mit der Zulassung auch schon eine schwere Hürde überwunden.

War ja auch nicht wirklich ernst gemeint. Bin sowieso auf Harmonie unabhängig vom Alter. Wolltenur mal altklug sein :)

davo
23.08.2017, 12:19
Du hast bis zum Vorlesungsbeginn 7,5 Wochen Zeit, um dich um deine Gesundheitsprobleme zu kümmern. Das ist viel Zeit. Nutze sie.

Dass man Druck hat, ist logisch. Ich habe einen sehr guten Job gekündigt - ein Abbruch hätte höchstwahrscheinlich enorme finanzielle und Karriereeinbußen bedeutet. Diesen Druck habe ich v.a. im 1. Semester gespürt - sobald ich mal drin war, und wusste, dass man einfach nur viel tun muss, um zu bestehen, war er verflogen.

Bzgl. Akzeptanz und Karriere musst du dir keine Sorgen machen.

Wenn es finanziell machbar ist, würde ich sofort anfangen. Urlaubssemester zu verschwenden halte ich für potenziell gefährlich.

Auch das Altklugsein würde ich lassen. Sonst wirst du dir gleich mal ein paar Feinde machen, und das kann das Studium deutlich unangenehmer machen. Sei offen für andere Lebensgeschichten, dann wird man auch dir offen begegnen.

jan_mimue
23.08.2017, 14:34
Wäre schön, wenns so schnell ginge. Die Realität sieht mit Wartezeit auf einen Therapieplatz etwas anders aus.
Ich sehe es nicht als Verschwendung, ich leg mich ja nicht auf die faule Haut.
Finanziell wird's mit den Zweitstudiengebühren eng...

Miss_H
23.08.2017, 15:57
Ich hatte mich gerade gewundert warum ich dort keine Studiengebühren zahle. Das ist eine Neuerung zum Wintersemester. Das ist ja megaätzend. Ich drück dir die Daumen, ansonsten wurde schon alles geschrieben.

Feuerblick
23.08.2017, 16:42
Ich würde an deiner Stelle nicht warten und Urlaubssemester und viel Geld verschwenden sondern anfangen. Prüfungs- und Versagensängste kannst du während des Semesters auch bearbeiten (es gibt an den Unis extra Beratungsstellen dafür), wobei du ja doch schon ein Studium hinter dir hast. Wie hast du das denn da geschafft? Und falls du im ersten Semester durch Prüfungen durchrasselst... so what? Da wirst du sicher eine Menge Leute finden, die genauso dastehen.
Wirf die Chance nicht weg, weil du glaubst, dass irgendwelche Ängste dich aufhalten. Diese Ausrede wirst du auch in zwei Jahren noch finden. Ich meine, du hast dich doch offensichtlich beworben und dir ganz sicher dabei auch Gedanken gemacht, oder?

jan_mimue
24.08.2017, 08:40
D.h. du zahlst nur den Semesterbeitrag?

Zur Info: das sind 650,- € pro Semester (im Urlaubssemester fallen sie soweit ich weiß nicht an...)

jan_mimue
24.08.2017, 08:43
Das erste Studium hab ich nie als besonders anspruchsvoll empfunden. Denke, den Druck mach ich mir hauptsächlich der Familie wegen und weil ich vielleicht einen falschen Eindruck vom Medizinstudium habe.

Ich werde nochmal in mich gehen und mich zeitnah entscheiden...nochmals Danke!

Miss_H
24.08.2017, 11:02
Ja, nur normalen Semesterbeitrag. Ansonsten wäre es auch schwierig mit der Finanzierung gewesen. Ich hätte mich für eine andere Uni entschieden.

jan_mimue
24.08.2017, 13:59
Wenn es finanziell machbar ist, würde ich sofort anfangen. Urlaubssemester zu verschwenden halte ich für potenziell gefährlich.


Worin siehst du die Gefahr? Gibt's in späteren Semestern eher Bedarf oder meinst du, weil man immer mal krank werden kann?

152 und 650 € pro Semester sind echt ne Kante, die ich so momentan nicht stemmen kann :(

Feuerblick
24.08.2017, 16:09
Wieso hast du dich beworben, wenn du wusstest, dass du es finanziell nicht stemmen kannst und eigentlich auch erst deine psychischen Probleme bearbeiten möchtest. Dir ist schon klar, dass du unter Umständen einen Studienplatz vergibst? Urlaubssemester im ersten Semester sind an vielen Unis nämlich nicht drin... und ob deine Begründung ausreicht, ist auch zweifelhaft. Urlaubssemester sind nicht gleichbedeutend mit "Urlaub" nehmen sondern bedürfen einer Begründung.

Miss_H
24.08.2017, 16:13
Und wie willst du das später finanzieren? Du müsstest dann ja im nächsten Jahr alleine jeden Monat 650 € sparen nur um die Studiengebühren zahlen zu können. Dann hast du noch nichts für die Lebenshaltungskosten gespart.

jan_mimue
24.08.2017, 19:50
Ein Jahr mit vollem Verdienst macht nen ziemlichen Unterschied.

jan_mimue
24.08.2017, 20:00
Urlaubssemester im ersten Semester sind an vielen Unis nämlich nicht drin..und ob deine Begründung ausreicht, ist auch zweifelhaft. Urlaubssemester sind nicht gleichbedeutend mit "Urlaub" nehmen sondern bedürfen einer Begründung.
Also bevor ich mich hier rechtfertige...danke für deine Belehrung, die mir Nichtwissen und Unüberlegtheit unterstellen. 2/3 davon treffen auf mich nicht zu.

Solara
24.08.2017, 20:10
Interessant wäre aber schon, warum du trotz der bestehenden Probleme eine Bewerbung zum jetzigen Zeitpunkt durchgeführt hast. Wenns blöd läuft, klappt das mit dem Urlaubssemester nicht - dies wirst du durch probieren rausfinden müssen.
Und zur Finanzierung: das kommt ja auch nicht plötzlich, da wirst du dich doch auch vorher informiert haben. Da verstehe ich nicht, wie das jetzt schon zum Problem werden kann.

Prüfungsangst: wie äußert sich die? Du hast x Prüfungen, schriftlich und mündlich - mit Prüfungsangst sehe ich da immense Schwierigkeiten, ebenso mit der Verantwortung als Arzt. Bist du dir sicher, dass du das packst, seelisch?
Medizin ist ein nettes Fach, ein schöner Beruf aber immense Verantwortung und viele Dienste. Traust du dir das zu?

Klar wäre es schade, einen schwer erkämpften Platz in den Wind zu schießen, aber zwischen den Zeilen lese ich schon einiges Zweifelnde in deinem Text.

Feuerblick
24.08.2017, 20:14
Also bevor ich mich hier rechtfertige...danke für deine Belehrung, die mir Nichtwissen und Unüberlegtheit unterstellen. 2/3 davon treffen auf mich nicht zu.
Soso, du weißt also sicher, dass an deiner Uni ein Urlaubssemester im ersten Semester möglich ist und bist auch sicher, dass deine Begründung (kein Geld, Prüfungsangst, Papa geworden) ausreicht. Wenn das so ist - prima. Aber mir gehts wie Solara. Ich verstehe es einfach nicht. :-nix
Und ich verstehe auch nicht, wieso du mich jetzt persönlich angreifst. Du hast nach Meinungen gefragt. Ich hab dir meine in einem freundlichen Ton mitgeteilt.

EVT
24.08.2017, 22:32
Er schreibt ja, er würde die Bedingungen für ein Urlaubssemester erfüllen. Vielleicht wollte er nur einfach nicht alles hier öffentlich schreiben.

Ich sehe eher die Gefahr, dass du das Studium immer weiter aufschiebst. Noch ein Jahr vorher arbeiten gehen, noch mehr um die Prüfungsangst kümmern... Wie bei Klausuren, die man immer aufschiebt und doch nicht mehr lernt und besser abschneidet.
Hast du das Pflegepraktikum schon absolviert?

Arrhythmie
25.08.2017, 14:44
Ich wollt noch was anderes erwähnen:

Auch ich habe in meinem Erststudium (Wirtschaft/BWL) keinerlei Probleme gehabt und mit einer glatten 1,0 abgeschlossen. Auch ich dachte "Hm ja... passt schon mit Vorklinik, ich bin ja richtig gut und gechillt und überhaupt weiß ich wie der Hase läuft" ==> Damit bin ich dann im 1. Semester mit 180 km/h gegen die Wand gefahren. Ich bin zwar bis heute in Regelstudienzeit aber einmal war es da schon recht knapp und ich hab auch genug geheult anfangs (1./2.Semester). Mit einer anderen Einstellung wäre das nicht passiert. Soviel nur kurz dazu.

Die meisten jungen Erstis sind supernett und aufgeschlossen und wenn man sich nicht gerade so verhält "Achja hab ja schon 10 Jahre Berufserfahrung und 5 Abschlüsse und deshalb weiß ich genau wie alles läuft und leistet IHR erstmal was" (unabhängig davon ob man es denkt oder nicht) dann findet man echt interessante Menschen (auch unter den jüngeren Studis). Wenn einem das nicht gefällt, dann gibt es genug Zweitstudenten, Wartezeitler, anderweitig Spätberufene....

Ansonsten - Prüfungsängste würd ich mal direkt angehen. Das wird sonst ein Höllenritt. Will Dir ja keine Angst machen aber es erwarten Dich mehr als Dir lieb ist. Die sind auch nicht schlimm, aber mit Prüfungsangst wird es gerade hier anstrengend und die Gefahr der Aufschieberitis besteht dann auch noch ganz extrem. (Kenne so einen Fall - live bei demjenigen miterlebt)

Zu guter Letzt:
Dein "Aber" vor Belehrungen.... Ich kann es verstehen, wenn man schonmal studiert hat & etwas älter ist, dann fällt es manchmal schwer sich was sagen zu lassen. Oder einen Rat anzunehmen. Oder einfach mal nur zuzuhören oder im Zweifel zu denken "Ja, wusste ich - danke..."
Man muss nicht immer alles kommentieren um dann in Ungnade zu fallen ;-) Gedanken sind ja frei. Nur sollte man halt nicht immer zu allem was wissen/sagen etc... Das kommt grad auch im KH ganz ganz schlecht bei bestimmten Personen (von denen man auch nicht allzu selten in irgendeiner Art und Weise abhängig ist.)
Was glaubst Du wie oft ich schon dachte "Ja, danke ich weiß nach gefühlt 1000x wie man sich steril anzieht, aber danke dass Du mir nichtmal zutraust Handschuhe selber anzuziehen". (In neuen Häusern...)
Klar, man muss & darf sich nicht alles gefallen lassen aber grad in der Medizin muss man auch mal die Klappe halten können ;-)
Nur ein gut gemeinter Ratschlag.