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Plastik
26.08.2017, 09:00
Hallo zusammen,

ich habe gerade mein 1. Tertial in der Inneren beendet und wollte immer Internist werden, bzw. Allgemeinmediziner. Das Problem ist, dass ich meinem Tertial so gut wie nichts gelernt habe. Ich habe letztlich nur Aufnahmen, Aufklärungen, Untersuchungsanmeldungen und massig Flexülen und Blutentnahmen gemacht. Noch nicht einmal Briefe schreiben, Visite mitmachen, geschweige den irgendwelche Punktionen konnte ich machen. Meine Bemühung das zu ändern wurden ignoriert und nicht befolgt- ich bin wirklich etwas verzweifelt und fühle mich ausgenutzt.

Habe jetzt natürlich große Sorgen vor dem Berufsstart weil ich gefühlt nichts kann.

Wie war das bei euch? Meint ihr ich sollte nach dem Studium sozusagen noch mal irgendwo hospitieren bevor ich mich irgendwo bewerbe?

Grüße

WackenDoc
26.08.2017, 09:05
Warum solltest du irgendwo für kein Geld arbeiten wollen?

Und ja, es gibt jede Menge frischgebackene Ärzte, deren Lehrkrankenhaus es im PJ nicht verstanden hat, was Lehre ist.

Dann lernst es halt als Assistenzarzt.

WackenDoc
26.08.2017, 09:16
Briefeschreiben ist übrigens etwas, das man im Tagesgeschäft lernt. Mal davon abgesehen, dass jede Klinik eigene Vorgaben und jeder Oberarzt eigene Vorlieben hat. In der Regel kann man alte Briefe von Kollegen recyclen.

Rettungshase
26.08.2017, 09:16
Du bist sicher nicht der erste PJler, der demotiviert aus seinem Innere-Tertial kommt.
Über die Aufnahmen dürftest du - auch wenn es dir jetzt nicht so vorkommen mag - viel gelernt haben. Man macht sich ja doch Gedanken, was wie wo wann wichtig ist zu erfragen und zu untersuchen.

Du kannst in der Chirurgie ja immer noch Briefe schreiben üben. Sollte das nicht klappen, guck dir halt an, wie die ärztlichen Kollegen das gemacht haben und versuche das nachzuvollziehen. Oder denk dir einen eigenen Brief zu Patient XY aus und gleiche das mit dem fertigen Brief des erfahrenen Kollegen ab.

Bzgl. der praktischen Fähigkeiten: Statt irgendwo zu hospitieren, würde ich eher schauen, ggf. hier und da noch einen Kurs zu besuchen. Darüberhinaus ist die Weiterbildung auch noch dazu da, dass man gewisse Praktiken lernt - es geht nicht jeder als Facharzt aus dem Studium heraus ;)

Achja... vergiss doch am besten nicht, dein Lehrkrankenhaus z.B. bei pj-ranking entsprechend zu bewerten.

SarahManning
26.08.2017, 09:41
Hallo Plastik,

wie WackenDoc bereits sagte, kann man das Grundgerüst der Briefe häufig kopieren. Und selbst Assistenzärzte lassen erfahrenere Kollegen ihre Briefe nochmal korrekturlesen.

Wobei dies möglicherweise nicht auf die Innere-Horror-Stationen zutrifft, von denen manche hier im Forum berichten.

SineNomine
26.08.2017, 09:57
mal ehrlich, als Berufseinsteiger isses völlig normal, daß Du eben nicht alles kannst. Du bist auch Assistenzarzt, um zu lernen ...

memo
04.09.2017, 21:18
ich glaub die anderen haben dir ausführlich beantwortet. Um dir die Angst wegzunehmen und du dich beruhigen kannst, gibst es genügend Assis, die als Anfänger so gut wie keine Ahnung haben. gerade eben kam zu uns ein Assi der noch nie nen richtigen Arztbrief schrieb und trotzdem hat es mit der Zeit gelernt. ich denk mal deine Aufgabe im Studium ,allgemein gesehen, dass du dir von jedem Fach einen Überblick verschaffst und dann ab dem ersten Tag als Assi kannst wirklich fach orientiert lernen. ja es ist vom Vorteil, wenn du im PJ und Studium viel mitnimmst, damit du dir viel Zeit nachher sparst aber ohne kannst doch anfangen zu arbeiten und nebenbei nachschlagen.

pottmed
05.09.2017, 17:07
Also ich kann dir, als seit 3 Tagen in der Inneren-Berufsanfänger, sagen, dass Du absolut gar nichts können musst.

Such Dir ein ordentliches Haus, mit einer guten Einarbeitung und das wird werden. Pleura- und Aszites zu punktieren ist gar nicht so schwer, Sono-Abdomen lernt man eh erst wenn man da ist und Arztbrief schreiben ist absolut kein Hexenwerk. Die Kunst ist es, sich selber zu organisieren und das muss man eh im kalten Wasser lernen :-meinung

Pflaume
05.09.2017, 20:36
Abgesehen davon hat man auch, wenn man der Meinung ist, sich im PJ zwar mit Blutentnahmen etc. totgearbeitet, aber nichts gelernt zu haben, mehr gelernt als man denkt.

1) Die Blutentnahmen und was man als PJler sonst noch so gemacht hat, nutzen einem später mehr als man denkt, weil man als Anfänger-Assistenzarzt nämlich genau dann ins Schwimmen kommt, wenn einen solche Routinearbeiten mehr aufhalten als unbedingt nötig. Die Routine aus dem PJ nutzt einem da auf jeden Fall, wenn es hektisch wird.

2) Die Hauptsache ist, daß man eine Menge Patienten dabei gesehen hat. Auch das nutzt einem mehr als man denkt, sowohl wenn man später aufs Examen lernt als auch in der ersten Assistenzarztstelle.

Nach dem Examen noch irgendwo kostenlos zu hospitieren, weil man angeblich noch nicht genug kann, ist natürlich völliger Blödsinn.

Rettungshase
05.09.2017, 20:49
Ich bin der Meinung, dass ein PJler zu schade ist, um mehr als eine Stunde am Tag Blut abzunehmen (sogar das wäre mir noch zuviel gewesen).
Wenn man es noch nicht kann, wäre eine Famulatur der richtige Zeitpunkt dafür, wenn man sonst noch nicht so viel weiß und kann.

Pflaume
05.09.2017, 21:16
Ich bin der Meinung, dass ein PJler zu schade ist, um mehr als eine Stunde am Tag Blut abzunehmen (sogar das wäre mir noch zuviel gewesen).
Das sehe ich genauso :D

anignu
06.09.2017, 12:57
Viel zu schade. Das sollen gefälligst die Assistenzärzte machen. Und nebenbei dafür die PJler auf Station zur Selbstständigkeit anlernen und regelmäßige Teachings abhalten etc... Quasi genauso umsorgen wie man es später als Assistenzarzt erlebt.

Philip_MHH
06.09.2017, 16:04
Ja denn genau das ist der Job von pjlern. Lernen. Und somit auch (unsere) Assistenzarzt ( oder auch Fach und Oberarzt ) Aufgabe sie zu unterrichten.
Und ich habe das so erlebt als Student und so gebe ich das auch weiter. Weil es wichtig ist neue Ärzte auszubilden.

bremer
06.09.2017, 16:24
Viel zu schade. Das sollen gefälligst die Assistenzärzte machen. Und nebenbei dafür die PJler auf Station zur Selbstständigkeit anlernen und regelmäßige Teachings abhalten etc... Quasi genauso umsorgen wie man es später als Assistenzarzt erlebt.

Ich verstehe deinen Sarkasmus. Fair wäre es, so habe ich es manchmal erlebt, wenn Assistenzärzte und PJler Blut abnehmen würden.

Miss_H
06.09.2017, 16:30
Fair wäre es, so habe ich es manchmal erlebt, wenn Assistenzärzte und PJler Blut abnehmen würden.
Fair wäre es Menschen dafür zu bezahlen. So in zwei PJ Häusern erlebt.

Solara
06.09.2017, 17:17
Ist es so schlimm geworden mit den BE? Sogar damals war das so, dass das alle gemacht haben. Als dann zwei Ärztinnen schwanger worden, wurde vorsichtig gefragt, ob ich unter Umständen das auch machen könnte in der Tagesklinik - und wurde dafür extra bestochen ;-). PVK legen halte ich aber für immens wichtig. Das machte einem die Anfangszeit sonst unnötig schwer.

anignu
06.09.2017, 20:28
Ich bin der Meinung: die Summe muss passen.

von mir aus mach ich als PJ oder Assistenzarzt 3 Stunden lang pro Tag Blutentnahmen, wenn der Rest des Tages super ist. Und genau das ist in der Regel nicht der Fall. Es wird sich über Blutabnahmen oder Viggos beschwert, statt dass man auf die Summe schaut. Auch die PJler: wollen immer in den OP. Von mir aus sollen sie, hab ich keine Arbeit mit Ihnen. Wirklich lernen würden sie wenn sie auf Station alles mitmachen würden. OP lernt man immer noch wenns soweit ist. Für die eigentliche Arbeit lernt man viel wenn man auf ein paar strukturierte Menschen trifft und sich deren Prinzipien anschaut und übernimmt.
Bei mir sind es immer noch ein paar Sätze von ein paar Assistenz- und Oberärzten die sich für immer eingeprägt haben. Und immer wenns mal wieder hart wird sind diese Sätze da die mir bei Entscheidungen weiter helfen. Das hat mir das PJ gebracht und die ersten Jahre der Assistenzarztzeit.

Lava
06.09.2017, 21:00
PJler, die in den OP wollen? Hab ich noch nicht so viele getroffen bisher.

Autolyse
06.09.2017, 22:14
Das ist ja auch erste PJler-Pflicht in der Chirurgie sich davor zu drücken. Man kann in der Zeit auch was sinnvolles machen, was einem tatsächlich was bringt.

Kackbratze
06.09.2017, 22:39
Das ist ja auch erste PJler-Pflicht in der Chirurgie sich davor zu drücken. Man kann in der Zeit auch was sinnvolles machen, was einem tatsächlich was bringt.

Spätestens nach der ersten Woche in der Chirurgie sollte man verstanden haben, dass das im OP nur die Kür ist und die eigentliche Pflicht, bzw. die Hauptarbeit in der Ambulanz und auf Station vorliegt. Was nützt einem die geilste OP-Technik, wenn der Patient danach auf Station an einer unerkannten Urosepsis verstirbt?
Gibt leider immer noch genug Leute, die denken, dass goldene Hände ohne Hirn besser sind....