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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Als Hämatoonkologin in die Strahlentherapie?



tomatensaft123
05.09.2017, 21:58
Hallo zusammen,
seit einigen Tagen komme ich - AÄ im mittlerweile 4. Jahr in der Hämatoonko an einer großen Uniklinik - ins Grübeln, wenn es um mögliche Zukunftsperspektiven geht... Neben dem Ziel Oberärztin im peripheren Haus (Uni scheidet bei akuter Habil-Unlust aus) und der Niederlassung erscheint mir eine Tätigkeit in der Strahlentherapie als interessante Option, nochmal etwas über den Tellerrand hinauszuschauen (Schwerpunkt solide Onkologie statt den ganzen Tag allogene PBSCT... ;D). Auch scheint mir ein Innerefundament als Onkologin in dem Fach nicht verkehrt zu sein, vlt sogar eine Möglichkeit, eine kleine Nische und damit evtl. eine OÄ-Stelle an einem größeren Haus zu besetzen.
Was haltet Ihr davon? Kennt Ihr jemanden, der einen ähnlichen Weg eingeschlagen hat oder ist das gar kompletter Usus in der Radioonkologie? Sind hier vlt Strahlentherapeuten aktiv, die aus ihrer Erfahrung berichten können, ob das ein möglicher Weg ist / man von der Innerenerfahrung auch in der Radioonko profitiert. Oder ist man für potentielle Chefs eh viel zu teuer?
Würde mich über Meinungen, Einschätzungen oder Erfahrungswerte freuen! Schonmal vorab besten Dank und einen schönen Abend Euch! :)

P.s.: Ich habe ein grundsätzliche/grobe Vorstellung vom Fach, habe mein PJ in der Radioonko gemacht

SusiSorgenlos
06.09.2017, 07:42
Hallo,
ich bin auch Assistenzärztin in der Hämatologie/Onkologie und mir ging es ähnlich. Ich habe deswegen auch mal einen "Ausflug" in der Strahlnetherapie gemacht. Dort ist eine gute Kenntnis der internistischen Onkologie sehr von Vorteil. Ich konnte mir aber auf irgendwie nicht vorstellen Strahlentherapeut zu werden. Jetzt bin ich wieder zurück in der internistischen Onkologie. Unsere Nachbarstation ist eine strahlentherapeutische Station und dort arbeiten Internisten als Stationsärzte. Die Strahlentherapeuten haben keine Lust auf die Stationsarbeit und die Kollegen dort sagen, dass es eine schöne Nische für sie ist, da sie wenige und recht entspannte Dienste haben. Dafür sollte man natürlich vorher den Internisten fertig haben, da ich keinen Strahlentherapeuten kenne, der eine Weiterbildungsermächtigung für Innere Medizin hat. Man muss dann halt wissen, ob am auf die ewige Stationsarbeit lust hat.

Kaas
06.09.2017, 10:41
Als Fachärztin für Hämato/Onko wirst Du auf jeden Fall heißbegehrt sein in der Strahlentherapie. Den größten Vorteil hätte es dann natürlich, wenn Du die Station fach-/oberärztlich betreuen würdest. Da haben die Strahlentherapeuten, wie Susi schon sagte, meistens auch nicht die große Lust zu. Eine entsprechende Stelle würde ich mir qualifikations- und nachfragebedingt an deiner Stelle dann auch auf jeden Fall ordentlich versilbern lassen. Kenne einen Oberarzt in der Strahlentherapie, der hat bei ähnlicher Qualifikation und Wechsel von der Uniklinik in ein großes peripheres Haus eine Gehaltsverdopplung hingelegt.

tomatensaft123
06.09.2017, 18:21
Wow, hätte niemals mit so raschen Antworten gerechnet, vielen Dank! :DDD
@Susi: Was hat Dich denn bei Deinem Ausflug in die Radioonko abgeschreckt bzw. wieder in die Hämato zurückgeholt? Wie lange hast Du reingeschnuppert?
@Kaas: Ging bisher nicht davon aus, dass ein strahlentherapeutisch interessierter Hämatoonkologe/-in für einen Strahlentherapiechef so wertvoll ist! Vor allem, dass es evtl. möglich wäre, dort auf Facharztebene (u.U. ja sogar OA/OÄ) einzusteigen! Dachte, ich müsste da quasi als Assistentin im ersten Jahr von vorne anfangen...

OhDaeSu
06.09.2017, 19:35
Dachte, ich müsste da quasi als Assistentin im ersten Jahr von vorne anfangen...

WTF???

SusiSorgenlos
06.09.2017, 20:12
Ne, als Assistenzarzt musst du da nicht einsteigen. Wenn du deinen Facharzt hast, dann kannst du da als Facharzt oder Oberarzt einsteigen.
Ich war ein gutes Jahr in der Strahelntherapie. Es wird dort schon eine andere Onkologie betrieben, als in der internistischen Onkologie. Die Strahlentherapeuten stellen oft die Bestrahlung vor die Systemtherapie, das finde ich etwas schwierig. Und mir fiel es schwer, dass ich s Dinge wie Ultraschall, Aszitespunktionen etc. dort nicht mehr machen konnte. Dafür musste ich immer Konsile stellen und habe ewig auf die Untersuchungen gewartet. Aber von den Arbeitsbedingungen war es dort um einiges Besser.

tomatensaft123
07.09.2017, 19:56
Nochmals besten Dank für Eure Antworten! Vielleicht muss ich da tatsächlich auch einfach nochmal reinschnuppern, wenn der FA greifbar ist... Denkt Ihr, dass es dann sinnvoll ist, einfach mal frech entsprechende Chefärzte anzuschreiben? Solche Stellen werden ja eher nicht ausgeschrieben... Habt mir auf jeden Fall Mut gemacht, das vielleicht in der Zukunft mal auszuprobieren! Stelle mir es wirklich gewinnbringend für alle vor, wenn da auch der internistische Blickwinkel vertreten ist... Vielleicht überschätze ich ja aber auch mich bzw. unterschätze die strahlentherapeutischen Kollegen... ;-)

Loreleye
12.09.2017, 22:05
In der Strahlentherapie werden bei den soliden Tumoren systemische Therapie und Strahlentherapie oft kombiniert. In einer Uniklinik ist es gefüllt bei der Hälfte der Patienten der Fall, insbesondere die Ansätzte mit den Antikörpern bei Z. b. malignem Melanom oder Lungenkarzinom sind manchmal beeindrückend. Auf der Station wird die Chemo- oder Antikörpertherapie, supportive Therapie, Schmerztherapie, Palliativmedizin durchgeführt. Also sind die onkologisch-internistische Kenntnisse von großem Vorteil und man kann auch ohne Habil Stationsoberarzt an der Uni werden.

Du kannst einfach an die Kliniken in der Wunschregion Initiativbewerbungen per Mail schicken, es sind ja nicht so viele in der Regel.

noname2
05.10.2017, 19:54
Ich habe erst vier Jahre Innere gemacht und bin dann in die Strahlentherapie gewechselt. Und das habe ich keine Minute bereut.
Ich mache keine Präsenzdienste und arbeite wochentags meine 8 Stunden. Wenn doch mal Überstunden anfallen sollten (sehr selten), geh ich an einem anderen Tag eher. Die Zeit wird digital erfasst. Ich habe keinen Facharzt, wurde aber gehaltstechnisch direkt ins 5. Jahr eingestuft, also meine Vorerfahrung voll angerechnet. Finanziell habe ich so nichts eingebüsst. Das beste ist, ich habe mehr Zeit für die Patienten. Alles geht sehr geordnet ab und man kann auch mal in Ruhe mit den Patienten und Angehörigen reden und sich Zeit für sie nehmen. Das macht mich sehr zufrieden und ich gehe mit einem guten Gefühl nach Hause. In der Inneren war daran nicht zu denken.
Mindestens die Hälfte der Patienten auf Station bekommen simultan zur Bestrahlung Chemo oder Immuntherapie. Und so ziemlich alle haben die typischen Probleme wie Schmerzen etc. Da kannst du dein Vorwissen gut anbringen, nur die strahlenspezifischen Nebenwirkungen sind neu.
Mein Chef war damals bei der Bewerbung begeistert über mein internistisches Vorwissen. Und auch jetzt ist man dort manchmal recht froh, wenn einer mal ein anspruchsvolleres EKG auswerten oder mit einer Elektrolytentgleisung umgehen kann ;)
Die Strahlentherapie sind sehr unterschiedlich organisiert. Teilweise gibt es feste Stationsärzte, teilweise wird durch die Arbeitsbereiche rotiert. Da muss man sich einfach vorher informieren. Bei uns gibt es ganz unterschiedliche Arbeitszeitmodelle (insbesondere verschiedene Teilzeitmodelle). Ich kann nur empfehlen, die Strahlentherapie mal zu testen. Nach dem Wahnsinn in der Inneren eine echte Alternative!!!