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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schnupperpraktikum - macht es Sinn?



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lalelu456
11.09.2017, 10:25
Hallo Leute,

überlege, wie in einem anderen Thread dargelegt, nächstes Jahr mit 30 noch ein Medizinstudium zu beginnen.

Ich habe vor ein paar Monaten mal an ein paar Krankenhäuser geschrieben, ob ein Schnupperpraktikum für eine Woche möglich wäre, und vor ein paar Tagen überraschend noch eine Zusage bekommen, dass ich das Praktikum in meinem Urlaub im Oktober absolvieren könnte.

Glaubt ihr, dass so ein Praktikum Sinn macht, um zu sehen, ob der Arztberuf wirklich was für einen sein könnte?

Es handelt sich dabei nicht um das KPP, sondern um ein Schnupperpraktikum im ärztlichen Bereich, da ich in Österreich studieren möchte, und wir hier kein KPP benötigen.

Was mir auch noch ein bisschen Sorgen macht ist, dass ich schief angeschaut werde und viele Fragen beantworten muss, warum ich denn jetzt noch ein Medizinstudium beginnen möchte...

Habt ihr das Erfahrungen? :)

Philip_MHH
11.09.2017, 10:31
ob dir eine Woche reicht um zu entscheiden, ob Medizin etwas für dich ist kann dir natürlich keiner sagen...ich finde eine Woche relativ knapp, vor allem falls du bisher nicht beruflich mit Medizin zu tun hattest...aber schaden wird es sicherlich nicht.
Zum Thema spätberufene im Studium. In meinem Semester waren auch einige, auch deutlich älter als 30. Die wurden nicht schief angesehen, im Gegenteil. Sie wurden wie jeder andere akzeptiert und waren genauso geschätzte Kommilitonen. Natürlich spricht man darüber warum jemand sich "so spät" dafür entscheidet, aber diese Fragen stellt man doch jedem, warum er denn Medizin macht ;)
Und nicht zuletzt kann Lebenserfahrung nie schaden, auch wenn man in anderen Bereichen tätig war.

Solara
11.09.2017, 10:36
Was reizt dich denn am Arztdasein? Nächte/Wochenende/Feiertage zu arbeiten ist nervig - alle anderen haben frei nur du nicht.
Bist du bereit, nochmal auf studentisch niedrig finanzielles Niveau runter zu gehen, wenn der Freundeskreis voll verdienend ist?

Ich mag den Job, würde es auch nochmal machen, vermutlich. Aber trotzdem: es gibt bessere Arbeitszeiten und weniger belastende Jobs.

lalelu456
11.09.2017, 10:44
meine Frage bezog sich eher auf das Schnupperpraktikum, und ob ich da schief angeschaut würde, dass ich mit fast 30 ein Schnupperpraktikum im Krankenhaus mache, um womöglich noch ein Medizinstudium zu beginnen.

Wie seht ihr das?

Aber um deine Frage zu beantworten Solara, ich interessiere mich einfach für Medizin an sich, für Krankheiten und deren Therapie, man hat als Arzt viel mit Menschen zu tun, es ist abwechslungsreich, kein reiner Schreibtischjob, man kann viel Sinnvolles tun, und ich glaube einfach, dass mich der Beruf erfüllen würde.

Sicher, andere Berufe haben sicher angenehmere Arbeitszeiten, aber wenn dich die Tätigkeit ankotzt, können dich gute Arbeitszeiten glaub ich auch nicht darüber hinwegtrösten.

xenopus laevis
11.09.2017, 11:04
Also ich würde mein Urlaub genießen. Eine Woche sagt gar nichts aus.

Schief angeschaut wird man bestimmt nicht. Nervige Kommentare ("Sind sie überhaupt schon alt genug? Ich dachte sie wären von der Technik-Abteilung! Sag mal wie Alt bist du überhaupt?") habe ich vor allem mit Anfang 20 gehört. Sie lassen gerade nach. :D

Solara
11.09.2017, 11:43
Zum schnupperpraktikum: ich würde es lassen, bringt nichts.

Zum Rest: auch der Job als Arzt ist sehr viel Schreibtischarbeit. Viel, viel Dokumentation. Und nach der Anfangszeit auch Routine.
Ich Warne auch hier, die Erfüllung im Beruf finden zu wollen. Er sollte dich interessieren, du solltest dich nicht hinquälen müssen. Aber mehr Macht und Verantwortung fürs Lebensglück würde ich dem Beruf nicht zumessen wollen.

Das Alter an sich ist kein Problem, außer du schaust aus wie fünfzig ;-), wovon ich jetzt mal nicht ausgehe.

lalelu456
11.09.2017, 12:56
solara, warum glaubst du, dass es nichts bringt?

Medizin interessiert mich definitiv, und ich würde ein Medizinstudium einfach als persönliche Bereicherung ansehen. Da ich freiberuflich tätig bin, würd ich dies (in reduziertem Umfang) auch während eines Medizinstudiums weiterbetreiben, und falls mir der Arztberuf dann doch nicht gefallen sollte, könnte ich immer noch in den alten Beruf zurück. Natürlich ist aber die Tätigkeit als Arzt schon mein Ziel.
Nicht zu vernachlässigen ist natürlich auch die Jobsicherheit und die Bezahlung (ja ich weiß, auf den Stundenlohn runtergerechnet, ist es wieder nicht ganz so viel) - als Arzt muss man sich de facto keine Sorgen machen, arbeitslos zu werden, was schon auch ein Pluspunkt ist.

Hast du auch erst später mit Medizin angefangen?

Feuerblick
11.09.2017, 13:14
Auch wenn ich eine Woche für zu kurz halte: Ich würde auf jeden Fall ein Praktikum machen...

Solara
11.09.2017, 13:23
Ja, ich habe auch erst spät angefangen, das interessiert keinen.

Schnupperpraktikum von einer Woche halte ich zu kurz, zudem entzieht sich mir der Nutzen dieses kurzpraktikums. Ich würde die Zeit besser mit Reisen verbringen.

Und du hast recht, rechne nicht auf den Stundenlohn runter, das zieht einen nur runter!

lalelu456
11.09.2017, 13:35
ja ich bin eh im zwiespalt, irgendwie würde ich diesen urlaub auch gern für reisen nutzen :-D

Mit welchem Alter hast du denn angefangen, wenn ich fragen darf? Hattest du danach Probleme bei der Stellensuche oder war das gar kein Problem?

Auf den Stundenlohn runterrechnen darf man aber in vielen akademischen Berufen nicht... meine Schwester ist zb Rechtsanwältin - regelmäßig 60-70 Wochenstunden, und das ganze aber mit All in Vertrag, also nicht eine einzige Überstunden wird ausbezahlt!

davo
11.09.2017, 20:27
Ja, es zahlt sich auf jeden Fall aus. Selbst wenn es nur zwei, drei Tage sind. Mach am besten mehrere solcher Schnupperpraktika um auch sehen zu können wie unterschiedlich der Alltag als Arzt je nach Stelle ist.

minifussel
12.09.2017, 11:16
Ich würde an deiner Stelle, wie Davo sagt, mir mehrere Bereiche anschauen, da du (oder doch?) noch nichts mit Medizin zu tun hattest. Es sieht anders aus für einen Radiologen und anders für einen Unfallchirurgen bei einem Maximalversorger.

Was den späten Anfang betrifft, ich fange jetzt mit 30 an und das Geld wird ebenfalls freiberuflich verdient (von meinem Mann und mir). Klar, es wird bestimmt welche geben, die damit ein Problem haben, dass man älter ist (gab es hier im Forum auch), aber ganz ehrlich - das ist dein Leben und nicht das von Müllermeierschmitz. Da wir (du und ich) schon was ausgelernt haben, gibt es ja noch einen Ausweg, falls es dir doch nicht zusagen soll. Abbrechen kannst du immer, aber wenn es dein Wunsch ist, nur zu.

dekubaum
12.09.2017, 13:54
In unbezahlten Praktika lernst du höchstens wie es ist nicht bezahlt zu werden und sinnlos rumzustehen und dann auch noch den Unterlaufburschen zu spielen. Lies lieber ein paar Bücher oder mach ein bisschen Fitness, dann hast du wenigstens auch was davon.

davo
12.09.2017, 16:51
Unsinn. Man läuft mit dem Arzt mit und erlebt so 100% authentisch den Arztalltag. Das kann einem kein Buch geben. So hilfreich wie eine Famulatur, nur viel effizienter.

dekubaum
12.09.2017, 18:02
Bin jetzt schon eine Weile fertiger FA und kein einziges Mal hatte ich ein unbezahltes Praktikum wo es sich nicht mehr gelohnt hätte, direkt in mich selber zu investieren, als mich für umsonst zu verdingen, wo ich dachte : "wow das war aber eine neue Erfahrung, darauf wäre ich niemals von selber gekommen dass man eigentlich nur das den ganzen Tag macht". Und man soll sich ja auch kein Buch darüber reinziehen, sondern ganz einfach was sinnvolleres mit seiner Zeit machen.
Wer viele Praktika macht, der tut das eher damit er einfach das Gefühl hat, etwas getan zu haben, nicht weil er wirklich etwas dabei lernt.

Philip_MHH
12.09.2017, 18:11
und wie, wenn nicht durch Praktika, soll man in einen anderen Berufszweig einen Einblick bekommen?

dekubaum
12.09.2017, 18:30
Kannst mir ja einen Ort nennen, wo unbezahlter (= völlig unqualifizierter) Praktikant nicht automatisch nur Drecksarbeiten abbekommt (was übrigens auch rechtliche Gründe hat). Wer ein wenig Eier hat, dem empfehle ich einfach unverbindlich hinzugehen, und die Leute direkt fragen ob man zuschauen darf. Im schlimmsten Fall heisst es einfach nein, im Besten darf man mitlatschen so lange man Lust hat. Kann ja auch ein wenig lügen dabei und erzählen man schreibt einen Bericht für die Schule oder so - schadet auch nicht.
Das hat den Vorteil dass man einfach gehen kann, wenn man genug gesehen hat - und wieso sollte es auch anders sein, wenn es völlig unbezahlt ist lol, und ist übrigens auch erfrischend für wen auch immer man als Klette an den Füssen hängt. Hatte schon einige Leute, die das so gemacht haben - lustigerweise nur Männer, dann ist man eher ein Kumpel der Mal reinschauen (und genauso viel machen darf wenn niemand hinschaut) will als ein Unter-Unter-Hündchen.

Diese gehirnlosen Praktikanten, die auch noch so tun als ob es das Beste auf der Welt ist, dass sie endlich für umsonst arbeiten können und es gibt ja nichts besseres, verbinde ich persönlich mit rückgratlosen Idioten; und so wird man als Praktikant meistens übrigens auch behandelt.

Philip_MHH
12.09.2017, 18:35
Fragen ob man zuschauen darf, mitlatschen >> das ist ein unbezahltes Praktikum ?!

dekubaum
12.09.2017, 18:41
Der Unterschied ist, dass man bei einem "offiziellen" Praktikum einen rechtlich gültigen Vertrag eingeht, das gibt sehr schnell Probleme - man kann nicht einfach nicht mehr aufkreuzen ohne möglicherweise ein schlechtes Bild zu hinterlassen weil man meistens "richtig" mit eingeplant wird in den Dienstplan, und in der Regel hat auch jede Klinik ihre Richtlinien für solche Verträge. Und wie gesagt, das Verhältnis, in welchem man sich befindet, ist komplett anders.

Turgor13
12.09.2017, 19:00
Moin,

ich hab im Zuge meiner Berufsorientierung bereits mit 15 angefangen solche Schnupperpraktika zu machen. Ich konnte an zwei Unikliniken jeweils eine Woche (mehr ging nicht aufgrund von minderjährig in anderer Stadt etc.) lang mitlaufen, einmal auf allgemeinchirurgischer Zwischen- und Intensivstation und einmal auf der Pneumologie. Zusätzlich hab ich auch mein Schulpraktikum im Krankenhaus absolviert.
Bei dem chirurgischen Praktikum durfte ich auch bei mehreren OPs zugucken, der operierende Oberarzt hat mir sogar einige Sachen erklärt, also was ich so im Bauchraum sehen konnte, Organe etc. Ich war also nicht nur Luft für die Mitarbeiter. Auf Station durfte ich mit einem PJler Verbände wechseln und selber auch mal Drainagen ziehen.
Die Pneumologie ist natürlich nicht ganz so spektakulär gewesen, dafür hat man mir dort mehr Sachverhalte und Zusammenhänge von Krankheiten erklärt, ich durfte bei Beratungsgesprächen hospitieren und mir auch Bronchoskopien angucken, ausserdem am Ende selber mal den Ultraschallkopf aufsetzen und so. ^^

Diese ganzen Erfahrungen werden mir für den Rest meines Lebens bleiben und haben mir nachhaltig einen Eindruck von der ärztlichen Arbeitswelt in der Klinik beschert und meinen Berufswunsch gefestigt, da ich von jedem Praktikum fasziniert war und unbedingt gerne länger geblieben wäre.
Insbesondere der Haufen an administrativer Arbeit, den Ärzte erledigen müssen kann man sich mMn auch nur auf diese Weise vorstellen!

Ich kann also jedes noch so kurze Praktikum empfehlen, es ist definitv keine Zeitverschwendung (wenn man seine Zeit tatsächlich "optimal" nutzen möchte). Man muss nur Interesse zeigen und die Mitarbeiter in der Klinik freundlich fragen, dann kann man auch zu so gut wie allen Sachen hin die man sehen möchte. ;)

Zu der Sache mit dem gehobenen Alter kann ich nix sagen... Ich denke aber zumindest die Patienten sind ruhiger und denken du seist Student oder so, bei mir waren einige sichtlich kritisch was da so ein kleiner Bubi macht (zu Recht natürlich! :-))).

Hoffe ich konnte helfen