PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Facharztweiterbildung als Klinikstudent + Frage zu Pädiatrie



Ivanca
19.09.2017, 23:13
Guten Abend zusammen,

ich überlege, ob ich als Klinikstudent anfangen soll. Ich würde eine kleine finanzielle Förderung erhalten und könnte in den Semesterferien in dieser Klinik arbeiten.

Dafür muss ich mich für 3 Jahre nach dem Studium in dieser Klinik verpflichten. (was ja nicht unbedingt schlecht ist --> sofort sicherer, ortsnaher Job (habe ein Kind))

Nur frag ich mich, was ich dann für Facharztperspektiven haben würde.

Kann ich mir dann immer noch die Weiterbildung aussuchen, oder muss ich dann die Stelle annehmen, die sie zu diesem Zeitpunkt gerade zur Verfügung haben?

Stand jetzt würden mich besonders interessieren: Psychiatrie, Pathologie, Radiologie, Dermatologie, Anästhesie, Arbeitsmedizin und vielleicht Allgemeinmedizin und vielleicht Pädiatrie

Die Klinik hat keine psychiatrische Abteilung, keine Pathologie und keine Dermatologie - also würde das schon mal rausfallen.

Die Innere Abteilung ist am größten - ich kann mir also vorstellen, dass ich drei Jahre lang Innere machen muss. Innere interessiert mich aber am wenigsten, daher frag ich mich, was ich nach 3 Jahren Innere noch für Möglichkeiten hab.

Wie sind eure Erfahrung als Klinikstudent?

Liebe Grüße und schönen Abend noch
Ivanca


PS: Und was ich mich auch schon dauernd frage, aber nicht extra einen Thread dafür eröffnen will: Wenn Pädiatrie so begehrt ist, weshalb gibt es dann zum Beispiel wo ich wohne im Umkreis von 1 Stunde keinen einzige Kinderarztpraxis? Es heißt ja, Landärzte werden gebraucht - wieso nicht auch Kinderärzte auf dem Land!?

ehem-user-31012019-1024
20.09.2017, 00:04
Stand jetzt würden mich besonders interessieren: Psychiatrie, Pathologie, Radiologie, Dermatologie, Anästhesie, Arbeitsmedizin und vielleicht Allgemeinmedizin und vielleicht Pädiatrie.
Dermatologie und Pädiatrie sind heiß begehrte Fachrichtungen. Gute Leistungen und das Alter spielen also eine sehr wichtige Rolle. Es ist aber in jeder Region unterschiedlich. Man sollte also schon flexibel sein.
Bei der Inneren, Radiologie, (Psychiatrie), Anästhesie und Allgemeinmedizin sehe ich eigentlich keine Probleme.

Feuerblick
20.09.2017, 00:43
Ich würde mich ganz sicher nicht festlegen lassen für eine kleine finanzielle Unterstützung. Zum einen weißt du nie, ob nicht genau die Fächer, die diese Klinik nicht hat, am Ende deine Favoriten sind. Zum anderen weißt du auch nicht, ob du nach dem Studium noch mehrere Jahre ausgerechnet in dieser Gegend bleiben möchtest. Und dann ist ja auch nicht klar, ob die dort gebotenen Stellen familienfreundlich wären...

Wenn du ein wenig flexibel bist, findest du immer eine Stelle. Das dürfte die kleinste Sorge sein. Auch wäre es nach drei Jahren Innere kein Problem, das Fach zu wechseln. Aber willst du wirklich drei Jahre Lebenszeit wegwerfen im schlimmsten Fall?

Das Angebot der Klinik müsste finanziell schon sehr lukrativ sein oder ein sehr, sehr gutes Weiterbildungs-Curriculum im Wunschfach beinhalten, dass ich sowas an deiner Stelle auch nur in Betracht ziehen würde. :-meinung

Ivanca
20.09.2017, 07:05
Ja das schreckt mich auf etwas ab. Vor allem, weil ich die WB soweit wie möglich in Teilzeit machen werde, und dann entsprechend länger hier ortsgebunden sein würde.

Feuerblick
20.09.2017, 08:08
...und ob du in so einer Klinik dann zuverlässig eine Teilzeitstelle bekommen wirst, wage ich mal zu bezweifeln. Die wollen dich für ihr Geld bestimmt in Vollzeit sehen...

Coxy-Baby
20.09.2017, 17:30
Wie weit bist du denn im Studium?

Ivanca
20.09.2017, 18:52
Ich befinde mich noch nicht im Studium. Ich mache gerade das KPP.

Limab
20.09.2017, 19:17
Du müsstest das mal direkt mit der Klinik besprechen, denn wir können dir da nicht weiterhelfen, weil wir überhaupt keine Ahnung von den Konditionen haben.

davo
21.09.2017, 09:39
Den Begriff "Klinikstudent" gibt es so nicht. Den würde ich nicht verwenden - sonst verwirrst du nur alle ;-)

Ob sich ein Stipendium auszahlt ist Geschmackssache. Bei manchen Klinikstipendien bekommt man mittlerweile insgesamt über €50k (!) - durchaus verlockend.

Um zu wissen, wie die Fächerwahl funktioniert, musst du den Vertrag lesen. Lass dir einen Mustervertrag geben. Meist ist es jedoch leider so, dass das Fach "gemeinsam" festgelegt wird, und somit der aktuelle Bedarf der Klinik stets eine wichtige Rolle spielt.

Bille11
21.09.2017, 11:37
Und um dem verwirrenden Threadtitel auch etwas zu entgehen: während der Studienzeit bis zur Ärztlichen Prüfung und Approbation wird Wert darauf gelegt, dass der Student seine Praktika im entsprechenden Betrieb (=KH, bei einem Konzern ggf auch andere KH dieses Konzerns) macht. Auch das PJ unterliegt einer sehr eingeschränkten Wahlfreiheit. Dafür gibt es ein Taschengeld jeden Monat. Nach Approbation ist der Arzt dann an das Haus (und ggf je nach Bedarf und Ausbildungswunsch) an eine Abteilung gebunden, die Facharztausbildung beginnt erst nach Approbation, es können keine Zeiten vor dem Studium angerechnet werden.

EVT
21.09.2017, 12:35
Meistens sind solche Stipendien doch erst nach dem Physikum. Ich würde sowas nicht machen. Die gewünschte Fachrichtung ändert sich noch so oft, man findet einen Partner ganz woanders, will doch woanders leben...

Ivanca
21.09.2017, 13:15
Sorry, wenn ich für Verwirrung gesorgt habe. Ich wusste auch echt nicht, ob der Begriff und die Konstellation geläufig sind.

Ihr habt recht - man bekommt monatlich eine finanzielle Unterstützung. Und was ich gut finde: man kann in den vorlesungsfreien Zeiten auf jeden Fall in dieser Klinik arbeiten. Im Gegenzug verpflichtet man sich drei Jahre als Assistenzarzt dort zu arbeiten. Wie es mit dem PJ und den Famulaturen aussieht, weiß ich (noch) nicht.

Dass ich eventuell in Teilzeit einsteigen möchte, wissen sie und stellt für sie kein Problem dar.

Ich bin aber eurer Meinung - meine Flexibilität örtlich und vor allem von den Weiterbildungsfachrichtungen her ist mir wahrscheinlich wichtiger. Wegen den Fachrichtungen werde ich trotzdem nochmal fragen.
Aber ich finde es halt auch wichtig, während des Studiums Einblicke in die Fachrichtungen zu bekommen, die einen interessieren. Das ist auch etwas, was enorm gegen das Angebot spricht, falls man das PJ und die Famulaturen dort machen müsste. Diese Leistung stand aber nicht in dem Angebot drin, nur eben die 3 Jahre Assi-Zeit.

In diesem Fall wird man ab dem 1. Semester an unterstützt.
Insgesamt wären es 23.400€ fürs gesamte Studium.

Solara
21.09.2017, 13:36
Also 162 EUR pro Monat? Hmm. Arbeiten wirst du auch ohne dieses Stipendium bzw diese Bindung dort können.

Alles was nur mündlich vereinbart ist ist null und nichtig.
Kläre, wenn du TZ machst, ob sich dann die Bindung ans das Haus verdoppelt, also du dann sechs Jahre gebunden bist.

Heerestorte
21.09.2017, 13:45
Ich finde das jetzt auch nicht so viel, alsdass sich das lohnen würde, dafür in Zukunft ein paar Jahre an den Träger gebunden zu sein.

tarumo
22.09.2017, 14:29
Ich würde das keinesfalls machen. Ist ja nicht so, wie z.B. früher bei Lufthansa, wo Dir eine sündteure Ausbildung vorfinanziert wird, wenn Du dort unterschreibst.
Vielmehr verzichtest Du wegen einem Taschengeld (das sind gerade mal 1,5h Honorararzt) auf Dein reguläres Kündigungsrecht, d.h. Du muß dann alles schlucken, was auf Dich zukommen wird, illegale Dienstmodelle, Überlastung, Malrotation in der Weiterbildung etc...
Es hat vermutlich schon seinen Grund, warum man zu solchen Mitteln greifen muß. Und: auch bei den Extrawünschen wie Urlaubsplanung, Teilzeit, Dienstfrei, Fortbildung etc. wird der Chefarzt oder Personaloberarzt zuallererst die bedienen, die bei Unstimmigkeiten jederzeit das Weite suchen können. Da Du ja nun mal nicht kündigen darfst, wirst Du grundsätzlich und bei allem hinten anstehen müssen. "Zwangsarbeit" ist noch nie ein Garant für gute Arbeitsbedingungen gewesen.
Natürlich könnte man auch "zurückschlagen" und gleich nach dem Stellenantritt mehrfach schwanger werden inkl. BV und EZ, bis die Bindefrist rum ist...da kommt es aber aufs Kleingedruckte an

tarumo
22.09.2017, 15:05
Noch was vergessen: derartige Kleckerbeträge lassen sich ohne weiteres später auf Deine Kosten in der Gehaltsabrechnung verstecken, z.B. durch untertarifliche Bezahlung, nichtgezahlte Überstunden, nichtgewährte Fortbildung, keine Poolbeteiligung etc.. so daß Du roundabout für drei Jahre Kündigungsverzicht noch nicht mal eine echte Gegenleistung bekommen hast. Kein Wunder, daß das zunehmend mehr Kliniken probieren.
Wenn es ums Geld geht, kann man ja einen Studienkredit aufnehmen, oder arbeiten gehen, z.B. sollten an einem einzigen WE an einer Klinik Deiner Wahl schon mal >150 EUR als Sitzwache oder Hakenhalter rausspringen, und zwar ganz ohne grenzwertig sittenwidrige Stipendien.

Ivanca
22.09.2017, 21:25
@Solara, ich weiß jetzt nicht, wie du auf den Betrag kommst, aber es sind in den ersten 3 Jahren 250/Monat und in den zweiten 3 Jahren 450/Monat.

Die Nachteile überwiegen für meine Prioritäten und nachdem, was ihr jetzt so genannt habt, erkennt man das erst recht.

Da ich in der Klinik einen Teil des KPP mache, werde ich trotzdem mal meine Fragen stellen... wenn ich schon mal dort bin :)

Solara
22.09.2017, 21:34
@Solara, ich weiß jetzt nicht, wie du auf den Betrag kommst, aber es sind in den ersten 3 Jahren 250/Monat und in den zweiten 3 Jahren 450/Monat.

Die Nachteile überwiegen für meine Prioritäten und nachdem, was ihr jetzt so genannt habt, erkennt man das erst recht.

Da ich in der Klinik einen Teil des KPP mache, werde ich trotzdem mal meine Fragen stellen... wenn ich schon mal dort bin :)

Oh nein, katastrophale Rechenkünste ;-) tun sich da bei mir auf. Habe falsch gerechnet, sorry.

stef1
02.10.2017, 20:45
Kommt immer ganz auf die Klinik an.
Grundsätzlich bieten ja meist die Häuser Stipendien an, die aus welchen Gründen auch immer, Schwierigkeiten haben, ihre Stellen zu besetzen.

Das muss erstmal nichts schlechtes sein, sofern man die Abteilung wirklich gut kennt. Dann müsste auch Teilzeit usw. machbar sein.

Unabhängig davon gebe ich zu bedenken, dass sich im Verlauf des Studiums sehr viel ändern kann.

Ich war nach dem Physikum auch drauf und dran, ein solches Stipendium anzunehmen (allerdings nur Geld ohne Arbeit während des Studiums und PJ+2J Verpflichtung nach Exmane) und bin sehr sehr froh, das nicht gemacht zu haben, da ich mich sowohl örtlich als auch in Sachen Fachrichtung komplett umorientiert habe.

Ich würde mich vor dem PJ auf keinen Fall derart (vertraglich!) binden.
Je nach Curriculum lernst du erst im 4. Jahr ein Gros der Fachabteilungen kennen, und der wahre Realitätsschock kommt dann im PJ.