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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Falsche Gründe fürs Studium?



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Wilshere
10.10.2017, 23:19
Ich weiß, das ist wahrscheinlich der hunderste Verzweiflungspost hier, aber ich wollte mal die Meinungen von anderen Medizinern aufbeschwören.
Ich steh gerade am Anfang des 3. Semesters, hab also letztes Jahr angefangen. Abi von 1,4 geschrieben und danach stand ich etwas planlos vor der Frage, was als nächstes kommt. Während meiner Schulzeit hab ich mich für Chemie interessiert und da auch in Chemie-Schülerwettbewerben ganz gut mitgemischt. Hab entsprechend auch als erstes geplant, Chemie zu studieren, bis mein Vater Medizin auf den Tisch gebracht hat. Ich hatte große Zweifel wegen meiner Abinote und weil ich mich als ziemlich undisziplinierter und sozial ziemlich unbeholfener Schüler nicht gerade als Arzt sehen konnte. Trotzdem den TMS mitgeschrieben und mit 1,0 überraschend gut abgeschnitten.
Das war irgendwie der Moment, wo ich mir gedacht hab: vielleicht sollte ich doch was aus der Chance machen. Und mit dem TMS und auf Empfehlung von Vater und Schwester hin hab ich mich auf Medizin beworben und einen Platz bekommen.

Das erste Semester war auch kein Problem. Naturwissenschaften haben mir schon in der Schule gelegen und an Psycho und Sozi soll's auch nicht scheitern. Makroanatomie fand ich etwas langweilig, aber da's dazu eh keine Klausur im 1. gab, hab ich das auch mental etwas zur Seite gelegt.

Dann kam das 2. Semester und ich konnte Anatomie nicht mehr so gut ausblenden. Biochemie war ok, der Chemieanteil hat mir ganz gut geholfen. Nur Mikro und Neuro haben mich irgendwie etwas angeödet. Der Stoff allgemein mag zwar ganz nett sein, aber diese endlose Masse von Details... uh. Da fehlte mir irgendwann komplett die Motivation oder Disziplin, mich mal richtig hinzusetzen und selbst wenn ich's gemacht hab, hatte ich das Gefühl, dass das Zeug genauso schnell rein wie auch wieder raus geht. Das hat sich im Semester auch prompt gerecht: knapp durch die mündliche Mikro und um einen Punkt jeweils durch 2 Neuro-Klausuren gerasselt.

Jetzt mach ich mich schon seit Wochen komplett fertig, wie ich weitermachen soll. Chemie hab ich mir von Anfang an als Alternative im Hinterkopf behaltenhalten, aber Medizin aufzugeben ist auch ein großer Schritt. Mein Vater rät mir als Chemiker von der Chemie ab und will lieber, dass ich mir mit einem Medizinabschluss meine Optionen offen halte und einen Abschluss mit sicherer Zukunft ablege. Das Berufsbild des Arztes finde ich halt auch nicht so attraktiv, aber da gibt es ja sicherlich viele Fachrichtungen, die ich noch nicht genau kenne. Aber so weder mit konkreter Jobvorstellung, noch mit richtigem Interesse am Stoff weiterzumachen... ich weiß ja nicht, ob ich das durchhalte und da die Kraft finde, richtig Anatomie zu machen. Andererseits wird sich mit der Klinik der Stoff ja ändern, auch wenn ich nicht weiß, ob sich mein Interesse dann besser. Außerdem bin ich sicherlich auch deswegen demotiviert, weil ich so ein Arbeitsaufwand und das Scheitern nicht gewöhnt bin, was im Chemiestudium genauso passieren könnte.

Studiere ich aus den falschen Gründen? Ist es realistisch einfach weiterustudieren in der Hoffnung, eine passende Spezialisierung zu finden?
Ich weiß nicht genau, inwiefern mir da so ein Ratgesuch helfen kann, aber ich wollte's mal loswerden.

Feuerblick
11.10.2017, 04:38
Wenn dich Medizin eigentlich nicht interessiert, du schon für Anatomie kein Interesse und keinen Lerneifer aufbringen kannst und dich auch der Job des Arztes nicht reizt - warum zum Geier studierst du Medizin? Dein Vater hat sicher recht, dass du als Arzt nen sicheren Job hast. Aber ein bisschen Interesse muss halt auch da sein...
Es ist DEIN Leben, nicht das deines Vaters!

roxolana
11.10.2017, 08:55
Lustig, meine Eltern sind auch Chemiker und haben mir von Chemie abgeraten. Rückblickend gesehen wäre ich mit Chemie wahrscheinlich besser gefahren, auch wenn mir das Medizinstudium wirklich Spaß gemacht hat - auch und gerade Anatomie fand ich eigentlich ziemlich spannend.

Schau mal, ob du Chemie irgendwo in der Nähe NC-frei parallel studieren kannst. Wenn das geht, dann kannst du dein Medizinstudium erstmal für ein paar Semester pausieren und schauen, ob dir Chemie besser gefällt. Wenn nicht, dann studierst du halt weiter Medizin und hast deinen Studienplatz noch.

Arrhythmie
11.10.2017, 09:55
Finde den Rat von roxolana Gold Wert.

Und wenn Dir Chemie eh leicht fällt (sieht ja so aus, bzw. kommt so rüber), dann kannst Du das evtl. als Parallelstudium machen. Muss man halt mal abklären ob das ginge... Weiß nicht wieviel Chemiestudenten im Labor stehen und wie es dort mit Anwesenheit etc ist.
Aber zB machst Du dann in Medizin bisschen langsamer (hier kann man Semester splitten und nur `nen Teil absolvieren, wenn man entsprechende Gründe vorlegt, dies wäre in Deinem Fall mit Parallelstudium ja gegeben) oder wenn das die Uni nicht mitmacht, dann machst Du erstmal Chemie und pausierst mit Medizin. Den Platz aufgeben würde ich allerdings nicht.

Migole
11.10.2017, 12:07
Ob du Medizin weiter studieren solltest, wenn dir völlig die Motivation fehlt kann ich dir nicht sagen, aber ob Chemie dann die bessere Alternative ist? 8-10 Jahre viel viel Arbeit (das Studium ist sehr Präsenzlastig plus Protokolle u.ä.) und dann je nach Vertiefung noch nicht mal eine sichere Stelle? Unter Umständen am anderen Ende von Deutschland? Befristet? Wäre Pharmazie eventuell ein Kompromiss? Da hättest du die deutlich naturwissenschaftlichere Ausbildung, einen sicheren Arbeitsplatz (Approbation!) und noch dazu bessere Chancen gegenüber Chemikern auf den selben Stellen in der Industrie (Approbation!).

milz
11.10.2017, 15:45
Man kann auch Facharzt für Biochemie werden, wäre das nichts?

ehem-user-31012019-1024
11.10.2017, 16:18
Die Berufschancen eines Chemikers sind schlecht. In der Industrie oder Forschung konkurrierst Du zum größten Teil mit Pharmazeuten und Medizinern, die durch ihre Approbation bevorzugt werden.
Allgemein würde ich von einem naturwissenschaftlichen Studium abraten.
Wenn Du Lust auf Forschung haben solltest, würde ich es, an Deiner Stelle, lieber vergessen. Einmal eingetreten will man sofort wieder raus. Schlechte Bezahlung, schlechte Arbeitsbedingungen, befristete Verträge, keine Familienplanung möglich, ständiges Umziehen.
Selbst die sehr guten Absolventen schaffen es nicht, eine unbefristete Tätigkeit in der Forschung zu bekommen. Nach zwölf Jahren ist dann Schluss, siehe WissZeitVG.
Auch einen Platz in der Industrie zu bekommen ist eine Sache der Unmöglichkeit, da es einfach sehr viele 0,7er Abiturienten gibt, die Auslandsaufenthalte in Oxford nachweisen können, sehr jung sind, Promotionen mit summa cum laude an international berühmten Universitäten besitzen und viele hervorragende Papers veröffentlicht haben.

Du hast ein sehr gutes Abitur, also empfehle ich Dir ein Pharmaziestudium.
Pharmazie ist vielseitig und die perfekte Alternative für jeden Naturwissenschaftler. Die Approbation ist Gold wert (!), auch wenn es nicht die Apotheke sein sollte.
Als Pharmazeut (oder Mediziner) kommt man, nicht zu vergessen, deutlich einfacher in der pharmazeutischen Industrie unter. Der Pharmazeut hat bei guten Noten und räumlicher Flexibilität ziemlich gute Chancen auf einen Industriejob.

Chemie hat keinen Plan B zu bieten. Biologie erst recht nicht.

Ich würde, an Deiner Stelle, den Rat von Migole zu Herzen nehmen. Sie weiß, wovon Sie spricht (schreibt).

Lava
12.10.2017, 08:18
Hm, zwei unserer besten Freunde sind Chemiker (und viele weitere Freunde von denen auch) und die machen beide immer einen recht glücklichen Eindruck :-nix OK, die haben auch beide promoviert. Einer arbeitet jetzt in der Industrie, eine für einen großen Pharmakonzern. Würde mal behaupten, sie verdient genauso viel wie ich als Facharzt. Ich würde die Chemie jetzt nicht total verteufeln. Wenn es dein Fach ist, dann mach es halt.

eny
14.10.2017, 08:52
Da kann man sich im Kreis drehen. Meine Medizinersippschaft hat mir auch abgeraten, Medizin zu studieren, ich tue es jetzt trotzdem und es geht mir gut dabei.
Dein Vater mag für seine Meinung seine Gründe haben, aber du bist ein anderer Mensch und hast (hoffentlich) dein eigenes Leben mit deinen eigenen Entscheidungen.
Den Vorschlag mit Chemie parallel finde ich sehr gut, wenn das möglich ist, so bekommst du einen eigenen Eindruck vom Studium, aber noch nicht vom Beruf später.
Mal eine Klausur verhauen, das kann in jedem Studium passieren, was mir auffällt ist, dass du nicht von dir aus ein Interesse an der Medizin zeigst und selber keinen Antrieb hast.
Man kann ein Studium sicher so durchziehen, bleibt die Frage ob es das sein soll.
Der Arztberuf hat seine Herausforderungen, wenn man da nicht hinter seinem Beruf steht stell ich es mir unangenehm vor.

ehem-user-31012019-1024
14.10.2017, 13:22
Da kann man sich im Kreis drehen. Meine Medizinersippschaft hat mir auch abgeraten, Medizin zu studieren, ich tue es jetzt trotzdem und es geht mir gut dabei.
Humanmedizin hat hervorragende Berufsaussichten. Die Berufsaussichten in Chemie sind, um es mal nett zu formulieren, durchwachsen.
Meistens rät man von einem Humanmedizinstudium ab, weil es sehr zeitintensiv ist und es auch im Berufsleben deutlich angespannt ist.
Meistens rät man von einem naturwissenschaftlichen Studium ab, weil die Berufsaussichten nicht so toll sind.
Merkst Du den Unterschied?

Philip_MHH
14.10.2017, 19:17
Wenn ich mich mit dem Beruf aber von vornherein nicht identifizieren kann ist das doch auch Unsinn... klar kann man zusehen ob man in der Forschung unterkommt, aber ob es da sinnvoll ist so ein Studium durchzuziehen, praktisch 6 jahre motivationslos etwas lernen, von dem man weiß, dass es nicht das richtige ist? da wäre ein klarer schnitt oder wie angeraten, zunächst was anderes parallel doch deutlich schlauer.

ehem-user-31012019-1024
14.10.2017, 19:37
Wenn ich mich mit dem Beruf aber von vornherein nicht identifizieren kann ist das doch auch Unsinn... klar kann man zusehen ob man in der Forschung unterkommt, aber ob es da sinnvoll ist so ein Studium durchzuziehen, praktisch 6 jahre motivationslos etwas lernen, von dem man weiß, dass es nicht das richtige ist? da wäre ein klarer schnitt oder wie angeraten, zunächst was anderes parallel doch deutlich schlauer.
Klar, das Studium sollte einem gefallen.
Forschung sollte man aber, wie bereits erwähnt, lieber gleich vergessen. Das Problem ist, dass sich viele Abiturienten/Absolventen etwas völlig falsches unter dem Begriff "Forschung" vorstellen. Es ist ein Qualifikationsschritt im Studium, und ist somit kein Beruf.

Ansonsten: Meiner Meinung nach halte ich das Pharmaziestudium für die bessere Variante. Hier hat man nämlich einen Plan B (Apotheke) und man kommt deutlich einfacher in der pharmazeutischen Industrie unter als die Chemiker (Approbation).
Wenn der TE es schaffen sollte, parallel zu studieren, dann habe ich nichts dagegen.

eny
15.10.2017, 11:07
Humanmedizin hat hervorragende Berufsaussichten. Die Berufsaussichten in Chemie sind, um es mal nett zu formulieren, durchwachsen.
Meistens rät man von einem Humanmedizinstudium ab, weil es sehr zeitintensiv ist und es auch im Berufsleben deutlich angespannt ist.
Meistens rät man von einem naturwissenschaftlichen Studium ab, weil die Berufsaussichten nicht so toll sind.
Merkst Du den Unterschied?

Ich denke nicht, dass es so einfach ist, wie du hier meinst........

Relaxometrie
15.10.2017, 12:11
Humanmedizin hat hervorragende Berufsaussichten. Die Berufsaussichten in Chemie sind, um es mal nett zu formulieren, durchwachsen.
Meistens rät man von einem Humanmedizinstudium ab, weil es sehr zeitintensiv ist und es auch im Berufsleben deutlich angespannt ist.
Meistens rät man von einem naturwissenschaftlichen Studium ab, weil die Berufsaussichten nicht so toll sind.
Merkst Du den Unterschied?

Nein, wir verstehen das alle nicht. Du argumentierst auf einem derart hohen intellektuellen Niveau, daß wir nicht mehr mitkommen, aber Deinen IQ beneiden.

Relaxometrie
15.10.2017, 12:12
Wo ist eigentlich der Fragesteller abgeblieben?

Feuerblick
15.10.2017, 12:28
Das habe ich mich auch schon ein paarmal gefragt...

ehem-user-31012019-1024
15.10.2017, 12:31
Nein, wir verstehen das alle nicht. Du argumentierst auf einem derart hohen intellektuellen Niveau, daß wir nicht mehr mitkommen, aber Deinen IQ beneiden.
Ich wollte zwar nicht arrogant wirken, bitte auch um Verzeihung falls das so rüberkommen ist... aber wenigstens weiß ich jetzt, dass ich intelligent bin. :-))

Relaxometrie
15.10.2017, 12:59
Merkst Du den Unterschied?
Diese Aussage kommt mMn schon arrogant daher.





Das habe ich mich auch schon ein paarmal gefragt...
Ich wollte ja auch noch etwas Konstruktives zum Thema schreiben. Aber der Fragesteller scheint sich verflüchtigt zu haben.

Rettungshase
15.10.2017, 13:23
Schade um den verschenkten Studienplatz, auf den andere viele Jahre warten müssen...

Da der jetzt aber ohnehin weg ist, ist es auch egal.

Lava
15.10.2017, 17:40
Schade um den verschenkten Studienplatz, auf den andere viele Jahre warten müssen...
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Meine Güte! Nicht jeder ist von Anfang an zu 100% davon überzeugt, dass er mal Arzt werden will. Irgendwas hat sie trotzdem dazu bewegt, dieses Schritt zu wagen. Dürfen die es dann nicht versuchen? Ich glaube nicht, dass du vorhersehen kannst, wer am Ende wirklich Arzt wird und wer nicht. Ich selbst kenne mehrere Leute, die unterwegs gemerkt haben, dass das Studium doch nichts für sie ist. So what?