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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Raus aus der Klinik, aber wie?



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Dr.Oetker
17.10.2017, 08:36
Liebe Kollegen,

nach Jahren der Fortbildung stehe ich jetzt theoretisch kurz vor dem Facharzt. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen überhaupt noch machen möchte, denn... ich will nicht mehr.
Dieser Beruf ist nichts für mich. Nein, auch nicht in einer Praxis, denn auch dort habe ich bereits gearbeitet. Ich habe keine Lust mehr Menschen sterben zu sehen, oder einfach nur dahin siechen. Klar, ich könnte jetzt nochmal auf Pädiatrie umsatteln um der allgemein vorhandenen Geriatrie und Onkologie zu entfliehen, aber ganz ehrlich, auch dazu habe ich keine Lust und ich kann vor allem auch kein Krankenhaus mehr sehen, und was mir in erster Linie fehlt ist KREATIVITÄT. Medizin ist angewandtes Wissen, und man hat nach Jahren im Beruf eher das Gefühl zu verblöden als etwas *neues* zu erreichen.
Stellt sich also die Frage, was die Alternativen sind.
Ansprüche habe ich keine sonderlich großen:
-kein Krankenhaus
-kein Patientenkontakt
-zumindest etwas Kreativität
-Umgang mit Menschen und gerne auch mal Termine abseits vom Schreibtisch oder an der frischen Luft.
Danke.

PS: Und jetzt komm mir niemand mit Pharmaberater oder so nem Scheiß, ich kenne Arzthelferinnen die das machen :-)

Salzi19
17.10.2017, 08:49
Gutachter bei der Rentenversicherung? zum MDK?

ehem-user-31012019-1024
17.10.2017, 09:01
Wie wäre es mit der pharmazeutischen Industrie?

Coxy-Baby
17.10.2017, 09:03
Gutachter beim MDK und der RV dürfte sich ja mit Wunsch nach Kreativität ausschliessen :) .
@ Threadersteller, du schreibst keinen Patientenkontakt und wünschst dir aber Umgang mit Menschen und auch mal Termine im Freien, wie wäre es mit einem neuen Studium zum Sozialarbeiter zum Beispiel?

Kaas
17.10.2017, 09:15
Medizinjournalismus dürfte wohl alle deine Anforderungen erfüllen. Ob man da so einfach ein erträgliches Einkommen erreichen kann bzw. überhaupt einen Einstieg findet ohne entsprechende Vorerfahrung ist allerdings fraglich.

Dr.Oetker
17.10.2017, 09:18
Hallo.
Ja, danke für Eure Antworten.
Gutachterliche Tätigkeit fällt aus, nur hinter dem Schreibtisch, das geht gar nicht. Sozialarbeiter ist aber genau so ein Mist. Viel zu schlecht bezahlt, und man muss sich doch wieder nur die Probleme anderer Leute anhören, mir sonstwelchen abgrundtiefen Schicksalen, da hab ich mittlerweile wirklich genug davon. Ganz abgesehen davon dass die Arbeitszeiten Mist sind. Da verkaufe ich lieber auf dem Weihnachtsmarkt Glühwein :-)
Aber im Ernst: Pharmaindustrie habe ich auch schon überlegt. Oder generell, Industrie. Die machen ja auch Feldstudien, wo man ein bisschen unterwegs sein kann, ein bischen rechnen kann etc...
Was muss man eigentlich als Medizininformatiker können/machen? Programmieren kann ich nicht, aber es gibt ja auch eine Zusatzbezeichnung, die wohl kaum Programmierkenntnisse beinhalten kann?
Ich finde Studien aber generell ganz interessant, auch die ganze Genetik und Grundlagenforschung. Stellenanzeigen scheinen da aber Mangelware, jedenfalls finde ich kein oder schaue ich nur falsch?
Danke.

Dr.Oetker
17.10.2017, 09:20
Ich habe gerne Kontakt zu Menschen, nur habe ich es lieber wenn die Menschen nicht krank sind, um das nochmal zu erklären :-)

milz
17.10.2017, 09:22
Pathologie, Labormedizin, Mikrobiologie, Rechtsmedizin

Kaas
17.10.2017, 09:22
Was ist denn mit Arbeitsmedizin? Oder Hygiene und Umweltmedizin? Da kann man auch an Studien mitarbeiten, erstellt Broschüren und Handlungsleitlinien... . Frag bei Interesse mal Echinococcus, der ist da immer sehr auskunftsfreudig.

Dr.Oetker
17.10.2017, 09:22
Kaas: Danke, darüber habe ich auch gelesen, ist ja gleich der erste Treffer wenn man nach Alternativen googelt.
Ich glaube Journalismus ist so schon nicht so einfach, und dann auch noch fachspezifisch. Netto sollten auch mindestens 3000€ drin sein. Ich denke, das ist im Verhältnis zum aktuellen Tarifvertrag auch nicht zu viel verlangt.

Dr.Oetker
17.10.2017, 09:26
Ja, Umweltmedizin oder Mikrobio, da hab ich auch bereits dran gedacht.
Ich bin mir nur nicht sicher, ob man da noch so einfach rein kommt, wenn man bereits jahrelang in anderen Bereichen unterwegs war. Sind ja nicht gerade die größten Fachrichtungen mit den meisten Stellen. Außerdem bin ich mir auch nicht sicher ob ich wirklich nochmal 5 Jahre als Assistenzarzt den Affen spielen soll. Kann natürlich sein dass das in den kleineren Fächern nicht so ätzend ist, keine Ahnung.

Echinococcus
17.10.2017, 09:53
Du brauchst keine 5 Jahre Assistenzzeit für diese Disziplinen. 1 Jahr einer anderen Labordisziplin wird angerechnet, und generell musst du für beide FÄ 1 Jahr Klinik machen, das du ja schon absolviert hast, du wärst also mit 3-4 Jahren dabei.
Hyg/UM Stellen sind tatsächlich tricky, einfach weil es so wenige Kräfte mit der Weiterbildungserlaubnis gibt, aber es gibt ein paar private Labore, die auch Ermächtigungen haben. Ansonsten einfach in den Instituten aller Universitätskliniken nachschauen oder auf den Landesärztekammern nach Weiterbildungsermächtigungen suchen und direkt nachfragen. Mibi gibt es mehr Stellen und es wird in der Regel auch Nachwuchs gesucht, da hilft es, wenn du ein paar Unikliniken abklapperst und Labore anschreibst. Bei uns war auch bis vor kurzem eine Stelle ausgeschrieben die nur schwer besetzt wurde.
Deine klinische Erfahrung ist von Vor- und nicht Nachteil, glaub mir.
Als Assistenzarztaffe fühle mich mich überhaupt nicht, Fakt ist aber, dass diese Disziplinen mit dem traditionellen Arztberuf wenig zu tun haben und du deshalb die ersten Monate mit vielen neuen Dingen überhäuft wirst.
Wie lange brauchst du noch für den FA? Mach den doch fertig und geh danach in ein Labor, was glaubst du wie die sich um dich reißen werden. Und in der Hygiene ist ein klinischer FA als Grundlage auch eine tolle Voraussetzung.

Kaas
17.10.2017, 09:55
Ich glaube, dass man GERADE wenn man jahrelang in klinischen Fächern gearbeitet hat sehr gute Chance hat, in den Laborfächern eine Stelle zu bekommen. Und da dürfte man schon auch ein besseres Standing haben, als ein blutiger Anfänger.

Dr.Oetker
17.10.2017, 11:33
Danke, das gibt mir ja Hoffnung.
Allerdings bin ich mir auch nicht sicher ob das wirklich die richtige Richtung ist, oder am Ende dann doch wieder nur angewandtes Wissen. Ich fühle mich derzeit konstant unterfordert oder vielmehr gelangweilt, obwohl ich längst nicht alles weiß und natürlich komme ich manchmal auch nicht weiter.
Nur hat der Arztberuf eben doch recht wenig mit simpler Logik zu tun (außer vielleicht, häufiges ist häufig), oder gar Kreativität oder eigenständigem Arbeiten, sondern entspricht vielmehr dem Abarbeiten von Leitlinien (schon aus Haftungsgründen) mit der Zusatzbelastung durch schwere menschliche Schicksale. Wirklich schöne Erlebnisse sind rar gesäht und bei der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft ist die Prognose der meisten Patienten doch ohnehin ähnlich, früher oder (etwas) später.
Wie geht ihr denn damit um? Hab ich gerade eine sarkastische schwarzmalerische Phase oder sollte ich das einfach alles ausblenden? Es gibt eben so viele schöne Dinge im Leben, da bin ich es mittlerweile irgendwo satt, mich mit Tod und Leid auseinanderzusetzen, insbesondere in Verbindung mit schlechten, unflexiblen Arbeitszeiten mit sogar teils vorgegebenem Jahresurlaub und bestenfalls mittelmäßiger Bezahlung. Ich möchte mir halt mal spontan nen Tag frei nehmen können oder auch mal um 9 zur Arbeit statt um 7:00 auf Station. Und Wochenenddienste brauche ich schon gar nicht mehr. Dafür hab ich echt nicht 7 Jahre studiert.
Wie ist das eigentlich mit Consulting oder dem Bankenwesen? Hat jemand Erfahrung damit, kommt man da gut rein oder benötigt man da weitere Voraussetzungen? Forschung und insbesondere Lehre würde mich auch reichen, aber zum Habilitieren bin ich vermutlich auch etwas spät dran und ich wüsste da jetzt auch gar nicht in welcher Fachrichtung ich das machen könnte/sollte.

Milana
17.10.2017, 11:38
Im Consulting kommt man mit Berufserfahrung sicher ganz gut rein, aber da arbeitet man schon auch ganz schön viel. Deutlich mehr als im KH und auch ohne spontane freie Tage, eher mit spontan abgesagtem Urlaub.

Mach doch eine Coaching-Ausbildung und coache gestresste Mediziner, mach Führungskräftefortbildungen für Oberärzte/Chefs etc. :-top

Dr.Oetker
17.10.2017, 12:07
Versteht mich nicht falsch, ich hab kein Problem viel zu arbeiten.
Nur hat man im Krankenhaus immer das Gefühl, dass wenn man um 18h den Stift hin schmeißt und einfach geht gleich ein Patient verstirbt. Ganz abgesehen davon, dass die Kollegen das auch nicht gerade toll finden würden, wenn die Arbeit liegen bleibt.

Evil
17.10.2017, 14:25
Alles eine Frage der Einteilung. Man darf halt den Stift erst hinschmeißen, wenn kein Patient sondern nur der Arztbrief und die Kodierung bedroht sind.

roxolana
17.10.2017, 14:31
Hast du mal darüber nachgedacht, als Honorararzt zu arbeiten? Dann kannst du freier über deine Arbeitszeiten verfügen.

Solara
17.10.2017, 17:59
Mach auf jeden Fall den FA, danach kannst du immer noch Umdenken und Alternativen ausprobieren. TZ in der Tagesklinik und zusätzlich NA fahren?

WackenDoc
17.10.2017, 18:18
Honorararzt kann man zur Zeit vergessen. Gibt unser Sozialversicherungsrecht kaum her.