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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Tipps für das Studium um in der Praxis besser zu sein?



katrina-elisa
29.10.2017, 09:11
Liebe Alle,
meine Frage ist jetzt nicht so "seriös" oder "wichtig" wie eine einige andere hier, ich würde mich aber trotzdem über Tipps freuen! Und zwar werde ich ab nächstem Jahr (hoffentlich) in München (auch hoffentlich) mein Humanmedizin Studium beginnen.

Ich bin Wartezeitler, weswegen ich es natürlich kaum erwarten kann. Ich habe mich natürlich schon sehr viel mit dem Medizinstudium und auch den Inhalten beschäftigt. Ich weiß genau (oder glaube es zumindest jetzt schon zu wissen) wo es für mich hingehen soll: ich möchte nicht die große Karriere machen, ich möchte auch nicht an eine Uniklinik, oder meine Doktorarbeit mit summa summa laude abschließen.
Aber, ich möchte auf jeden Fall meine Doktorarbeit, wenn es geht, schon während des Studiums schreiben. Ich möchte während des Studiums auch nicht unbedingt arbeiten, es soll wirklich die Priorität 1 sein. Ich brauche keine super guten Noten, aber es wäre schon gut, wenn ich keine Zeitverzögerung hätte. Meine Famulatur möchte ich auch auf jeden Fall in Österreich oder Deutschland in einem Fachgebiet machen, dass ich mir später auch vorstellen kann. Es kann (irgendwie leider) auch passieren, dass ich eventuell schwanger werde. Ich weiß noch nicht, ob das gut ist, andererseits denke ich mir es ist vielleicht besser, sich dann voll auf den Berufsstart konzentrieren zu können.

Mein Ziel ist es, in einem Krankenhaus in dem Fachgebiet meiner Wahl zu arbeiten, und vor allem einfach nur gut in dem zu sein, was ich mache. Ich möchte, dass sich meine Patienten (auch wenn ich noch so wenig Zeit habe) bei mir sicher fühlen und vor allem möchte ich schnell die richtigen Diagnosen stellen und natürlich auch wissen, wie man dann am besten behandelt.

Momentan tendiere ich zu Pädiatrie, weil es einfach ein sehr breit gefächertes Fach ist, man muss unheimlich viel wissen, bei Erwachsenen gibt es ja alle möglichen Fachrichtungen, bei der Kinder und Jugendheilkunde ist das Behandlungsspektrum schon sehr umfassend. Mich würde aber auf jeden Fall auch die Innere (Kardiologie, endokrinologie) interessieren.
Einerseits denke ich mir natürlich, die statistische Doktorarbeit steht doch oft in der Kritik, dass sie geschenkt sei und so weiter. Andererseits denke ich mir, die Doktorarbeit macht mich auch nicht zu einer besseren Ärztin, ich möchte sowieso nicht in die Forschung, also schreibe ich einfach in einem Gebiet, das mich interessiert, auch wenn es nur eine statistische ist.

So, lange Rede kurzer Sinn, nun meine Frage: habt ihr irgendwelche Tipps, die ihr mir aus Erfahrung geben könnt, was man von Beginn an im Studium machen kann, um später gut in seinem Fachgebiet zu sein?
Kann man da irgendwie schon vorbauen und zusätzlich zum Studium irgendetwas machen, das einem später hilft, vor allem, sobald man weiß, wohin es einmal gehen soll? Soll man sich zum Beispiel im Fall von Pädiatrie, immer wenn es geht aus Vorlesungen oder Themen den Bezug zu diesem Fachgebiet suchen? Natürlich Famulaturen in dem Bereich machen, die Doktorarbeit darin schreiben, sich selber einlesen... Soll man sich dann zB jeden Fall, mit dem man in Kontakt kommt, aufschreiben, damit man später einmal Symptome schneller zu ordnen kann oder auch abweichende Symptome richtig beurteilen kann?

So, ich denke, er hat verstanden was ich meine… Ich würde mich wirklich sehr über Tipps freuen!

Moorhühnchen
29.10.2017, 09:21
Ganz ehrlich? Erstmal das Studium beginnen und schauen, wie man mit den allgemeinen Anforderungen an Lebensumstellung so zurechtkommt. Und vor allem nicht zu viel auf das "Danach" fokussieren, das baut meiner Meinung nach zuviel Druck auf.
Laß es bitte auf Dich zukommen und verplane nicht die Zukunft für die nächsten 6 Jahre! :-)

Famulaturen in der Päd können sicher hilfreich sein, um herauszufinden, ob Dir das Fach gefällt. Falls nicht, guck Dir die Innere an, schaden kann beides nicht und Du verlierst nichts. Ich habe mein Pflegepraktikum in der Päd gemacht, das war super für mich und es hat mir den Druck erspart, später in dem Fach zu famulieren, da ich gesehen habe, daß es nichts für mich ist.

Ich fand im klinischen Abschnitt Neuro viel spannender, nur um letztlich in der Anästhesie zu landen. Läuft meist nicht so, wie man's plant.

WackenDoc
29.10.2017, 09:21
Fang erstmal an zu studieren und übersteh die Vorklinik.
Du hast echt noch eine merkwürdig romantische Vorstellung des Ganzen.

davo
29.10.2017, 09:31
Ich sehe eine gewisse Burnout-Gefahr :-p

Aber grundsätzlich halte ich es schon für ganz sinnvoll, sich bei denen, die das Studium schon hinter sich haben, zu erkundigen worauf man im Studium achten sollte. Ich hab das auch vor dem Studienbeginn eine Schulfreundin gefragt, die Ärztin ist - sie meinte damals, ich sollte darauf achten, den Wald vor lauter Bäumen nicht zu übersehen, mich auf die Zusammenhänge statt auf die Details konzentrieren.

Mein eigener Tipp im Moment (9. Semester): Sei sorgfältig im Erlernen der Untersuchungstechniken. Bei uns wurden und werden die leider großteils etwas halbherzig gelehrt (oft von Studenten, oft von jungen Assistenzärzten, oft in zu großen Gruppen, fast immer ohne individuelle Korrektur/Kontrolle).

Außerdem zur Anamnese: Sich immer vorstellen, sagen wer und was man ist. (Leider auch bei Assistenz- und Fachärzten in der Uniklinik sehr oft nicht der Fall - eigentlich erschreckend.) Nicht zu viel reden. Manchmal werden die Patienten komplett vollgelabert, obwohl man eigentlich klar sieht, dass sie selbst gerne etwas sagen würden. Lieber etwas weniger als etwas mehr reden. Sich in solchen Situationen nicht zu schnell auf den "Standardpfad" einschießen. Auch mal eine Minute Zeit nehmen, damit der Patient irgendetwas irrelevantes sagen kann - er wird sich viel wohler fühlen als wenn man ihn sofort abwürgt und sich nur zu 100% auf das Flußdiagramm im Anamnesebuch konzentriert.

bobo99
29.10.2017, 09:45
Ich würde mich nicht von Anfang an auf ein Fachgebiet festlegen. Es beginnen eine Menge Leute das Studium mit Ideen wie "Oh ich will tolle Neurochirurgin/Herzchirurgin/Onkologin/Kardiologin/Kinderärztin werden". Spätestens zum PJ-Beginn ändert sich das dann aber für viele und der Fokus liegt auf klassischen Work-Life-Balance Fächern wie Radio, Derma, HNO und Auge. Und das nicht zu unrecht.

Chriman
29.10.2017, 09:50
Als erstes:Ich kann natürlich verstehen, dass man ziemlich "heiß" auf das Studium ist ,wenn es dann mal endlich in absehbarer Zeit los geht.
Ich war selbst in der Situation, dass ich als Wartezeitler mit dem richtigen SK ,sehr sicher sein konnte ,dort einen Studienplatz zu bekommen wo ich hin wollte und da macht man sich natürlich auch schon weiterführende Gedanken.
Aber ,deine Gedanken reichen vllt etwas zu weit voraus, denn du solltest eines nicht vergessen: "Um ein guter Arzt zu werden ,muss man erstmal das Studium , vor allem die Vorklinik bewältigen" ;-).
Also zieh dir die Grundlagen ( Chemie, Biologie. etc...) rein ,beschäftige dich mit dem Studienverlauf im Allgemeinen.
Aber um dir dann doch noch einen Ratschlag zu geben: Da du ja "in der Praxis" besser werden möchtest wäre es sicher gut auch etwas praktisches zu machen , vllt. Studienambulanz oder stud. Hilfskraft auf einer päd. Station.
Viel Erfolg :)

Shade
29.10.2017, 11:15
Hallo Katrina :)

Erstmal find ich's super, dass du mit voller Motivation und insbesondere mit dem Ziel, Menschen zu helfen, an das Studium rangehst. Ich hatte zu Beginn des Studiums auch eine Menge Idealismus, der mit der Zeit natürlich etwas abnimmt, wenn man den Alltag kennenlernt, aber eine gewisse Grundmotivation ist bei mir (nach PJ) immer noch vorhanden und macht mir Lust auf den Beruf.

So wie die anderen glaube ich, du solltest dir jetzt noch nicht zu viel vornehmen und dich mit deinen eigenen hohen Selbstansprüchen nicht zu sehr unter Druck setzen. Ich finde es gut, dass dein Ziel primär nicht ist, gute Noten zu haben, sondern eine gute Ärztin zu sein. Das war auch immer mein Ziel und dementsprechend habe ich mein Studium ausgerichtet.

Hier ein paar kleine Beispiele, wie ich für mich Schwerpunkte gesetzt habe:
Für mich war immer klar, dass ich ein internistisches Fach oder ein anderes Fach mit "System", wie z.B. Neurologie und nicht ein chirurgisches Fach machen möchte. Dementsprechend habe ich bpsw. schon in der Vorklinik Anatomie schlechter gelernt (mehr die Basics) und mich auf die Physiologie gestürzt, die ich heute noch gut kann. Ebenso hab ich Histo nur so gelernt, wie man's zum Bestehen braucht, da ich das aber später nie wieder anwenden werde, nicht auf Dauer gemerkt.
In der Klinik bin ich in den Fächern, die für mich in Frage kommen (Neuro, Innere) oder die mich bereichern (Palliativmedizin, Anästhesie) in die Vorlesungen gegangen, zu den anderen nur selten. Ich hab als Hiwi jahrelang in der Physio gearbeitet und dabei auch in der Klinik das Physio-Wissen behalten können.
Ebenso würde ich empfehlen, die Famulaturen nicht nur zu nutzen, dein späteres Fach kennenzulernen, sondern auch praktische Skills zu erlernen und viel zu sehen. So habe ich extra in der Anästhesie famuliert oder auf der Intensivstation, obwohl ich da eher nicht arbeiten möchte.
Im PJ in der Chirurgie habe ich z.B. versucht, viel in der Ambulanz oder in der Prämedizin zu sein und dort chirurgische Techniken wie Gelenkuntersuchung oder Wunden nähen zu lernen, was wie ich finde jeder Arzt zumindest in den Grundzügen beherrschen sollte.
Alles in allem: nix komplett weglassen, aber sich immer das anschauen, was einen interessiert und bereichert. :-top

Solara
29.10.2017, 11:21
Ja, Famulaturen in unterschiedlichen Fächern machen - sonst wirst du später ein Arzt, der zwar das eigene Fach kennt, aber sobald es über den Tellerrand geht, sonst nicht viel gesehen hat. Kliniken für PJ und Famulaturen danach aussuchen, wo du viel lernst, nicht danach, wo die Stadt oder die Klinik toll klingen.

h3nni
01.11.2017, 22:16
Wie weiß man denn, wo man viel lernt, ohne auf den Ruf der Klinik zu achten? Gibts Hinweise auf den Webseiten der Kliniken?
Welche Rating-Seiten taugen?
Danke!

Anne1970
02.11.2017, 03:25
Hallo H3nni,
überleg Dir, was genau du jeweils lernen möchtest. Unabhängig vom "Ruf"kann man überall lernen; wenn du das aktiv in die Hand nimmst und nicht wartest, dass man dir was
beibringt.

Z.B. hab ich - um das "Handwerk" zu lernen- meine erste Famulatur in einer Anästhesie gemacht: hatte mir überlegt, dass ich dort an sedierten oder narkotisierten Pat Zugänge legen lernen könnte; das war auch so. Vor allem weil dort die Profis waren, die mir das Verfahren richtig beibringen wollten ( und konnten :grins: ).
In anderen Famulaturen hab ich das Ziel"Blutentnahme", "körperliche Untersuchung " und "EKG" -Lernen gehabt... es ist gut, sich vorher zu überlegen, welchen Schwerpunkt man setzen möchte und dies auch zu Beginn der Zeit mitzuteilen. In der Abteilung weiß man ja nicht, wie weit du bist: es hilft ein Ziel zu formulieren, dann kann man dir auch gezielt etwas beibringen. Hat sich bei unseren Famulanten auch bewährt.

Anne1970
02.11.2017, 03:25
Hallo H3nni,
überleg Dir, was genau du jeweils lernen möchtest. Unabhängig vom "Ruf"kann man überall lernen; wenn du das aktiv in die Hand nimmst und nicht wartest, dass man dir was
beibringt.

Z.B. hab ich - um das "Handwerk" zu lernen- meine erste Famulatur in einer Anästhesie gemacht: hatte mir überlegt, dass ich dort an sedierten oder narkotisierten Pat Zugänge legen lernen könnte; das war auch so. Vor allem weil dort die Profis waren, die mir das Verfahren richtig beibringen wollten ( und konnten :grins: ).
In anderen Famulaturen hab ich das Ziel"Blutentnahme", "körperliche Untersuchung " und "EKG" -Lernen gehabt... es ist gut, sich vorher zu überlegen, welchen Schwerpunkt man setzen möchte und dies auch zu Beginn der Zeit mitzuteilen. In der Abteilung weiß man ja nicht, wie weit du bist: es hilft ein Ziel zu formulieren, dann kann man dir auch gezielt etwas beibringen. Hat sich bei unseren Famulanten auch bewährt.