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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ist das deutsche oder das englische Gesundheitssystem qualitativ hochwertiger?



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Champagnersozialist
31.10.2017, 19:49
Welches Gesundheitssystem bietet die bessere Gesundheitsversorgung bzw. ist finanziell besser ausgestattet? Das deutsche System oder das englische mit der NHS? Die NHS ist ja komplett steuerfinanziert und für den englischen Bürger völlig kostenlos. In Amerika, wo die Gesundheitsversorgung schweineteuer ist hat man natürlich mehr Geld zur Verfügung für die neuste Hightech-Ausstattung als hier in Europa. Ich frage mich aber wie es im Vergleich zwischen DE und GB aussieht.

Solara
31.10.2017, 19:51
Google ein bisschen, dann findest du es leicht heraus.

Champagnersozialist
31.10.2017, 20:19
Ok, anscheinend scheint im englischen System etwas weniger Geld zu stecken, Qualität der Versorgung scheint aber sowohl hier als auch dort im internationalen Vergleich relativ hoch sein. Wie sieht es mit der Qualität der Lehre aus? So weit ich weiß beschweren sich deutsche Assistenzärzte oft über die miese Weiterbildungsqualität und in England gibt es wohl eher eine "teaching culture", wo auch auf das Lehren sehr viel Wert gelegt wird. Und wie sieht es mit der Weiterbildungsqualität in der Schweiz aus?

Feuerblick
31.10.2017, 20:26
Wenn du mal zum Äußersten schreiten würdest, dann könntest du die Suchfunktion des Forums nutzen und würdest auf all deine Fragen eine Antwort finden. Ehrlich!

davo
31.10.2017, 20:30
So leicht ist das gar nicht zu beantworten, da die meisten Aussagen über das NHS extrem stark politisch aufgeladen sind. Sowohl was die einheimischen politischen Parteien anbelangt, als auch was die ewige Konkurrenz Kontinentaleuropa vs. Großbritannien anbelangt.

Es gibt ein paar Bereiche, in denen das englische Gesundheitssystem wirklich sehr schlecht ist (z.B. bei der Rehabilitation), aber in der hausärztlichen und der Akutversorgung konnte ich im persönlichen Kontakt keine nennenswerten Unterschiede erkennen. Das NHS ist halt sehr stark zentralistisch, sehr direktiv. (Und deshalb natürlich auch der Alptraum jedes Amerikaners.) Ärzte und Patienten sind in ihrer Entscheidungsfreiheit oft stärker eingeschränkt als in Deutschland. Das schlägt sich dann auch in Prüfungen und Lehrbüchern nieder, so findet man z.B. in den Oxford Handbooks ungewöhnlich oft Verweise auf eine kosteneffiziente Behandlung. Wenn man die viel niedrigeren Kosten des englischen Systems bedenkt, ist der Output sehr hoch. Es gibt diverse praktische Vorteile für die Patienten, z.B. keinerlei Rezeptgebühren für chronisch Kranke.

Zur Weiterbildungsqualität: Es gibt auch in Deutschland genug Abteilungen mit hoher Weiterbildungsqualität. Selbst in der Lehre an ein und derselben Uniklinik kann man von Klinik zu Klinik enorme Unterschiede sehen.

Champagnersozialist
31.10.2017, 20:45
Aber grundsätzlich profitiert man als Assistenzarzt doch von einer sehr strukturierten Ausbildung, wo sichergestellt wird das bestimmte Ausbildungsziele auch adäquat eingehalten werden? In Deutschland klingt es eher so, dass man da schnell durchs Raster fallen kann. Das amerikanische Ausbildungssystem ist zB sehr durchstrukturiert und produziert fortlaufend gute Ärzte, während ich hier im Forum oft gelesen habe, dass einige keine Lust auf speziellere Fachrichtungen haben, weil die Weiterbildungsqualität zu miserabel sei.

Solara
31.10.2017, 20:47
Ah, das amerikanische System. Am besten studierst du auch gleich dort.

Champagnersozialist
31.10.2017, 20:54
Nö, ich bin beileibe kein Amerikafan, aber das mit der FA-Ausbildung stimmt nunmal. Den Sarkasmus kannst du dir sparen. Ansonsten wäre es natürlich ein brillanter Schachzug auf das steuerfinanzierte Deutschlandstudium zu verzichten, um sich mit 200.000$ zu verschulden :-slap

ehem-user-11022019-1151
31.10.2017, 20:57
Ha! Wenn es so gut ist, warum nicht? Gute Dinge wollen Geld kosten ;-)

Feuerblick
31.10.2017, 20:58
Das mit der Facharztausbildung stimmt halt nicht unbedingt. Das ist von Fach zu Fach und fachintern von Klinik zu Klinik unterschiedlich. Man muss sich halt (wie in allen anderen Ländern auch) umschauen, wo man hingeht. Und nein, große Namen garantieren ganz sicher keine tolle Facharztausbildung.
Aber studier du erstmal, mach deine Famulaturen, deine Doktorarbeit und dein PJ und dann wirst du sehen, worauf es ankommt. Momentan hat man bei dir das Gefühl mit einem Kleinkind zu reden, das Feuerwehrmann oder Dinoforscher werden will, aber eigentlich keine Ahnung von der Realität hat...und sie auch nicht verstehen kann.

davo
31.10.2017, 21:00
Das amerikanische System erfordert halt extremen Einsatz. Extremen Einsatz um einen Studienplatz zu bekommen, extremen Einsatz um zu bestehen, extremen Einsatz um FA zu werden. Als kleines Beispiel: In einem deutschen Blockpraktikum geht man um 8.00-8.30 unvorbereitet hin, es werden ein paar Fragen in die Gruppe gestellt, wenn man nichts weiß oder einen völligen Unsinn sagt ist es auch egal. In einer US-Rotation macht man um 6.45 die Vorvisite für die AÄ, dann um 7.30 die Visite der AÄ für die FÄ, und wer nicht vorbereitet ist, wird fertiggemacht. Der durchschnittliche Innere-AA in den USA arbeitet 64h pro Woche, hat 1,3 Tage pro Woche frei, hat 3,4 Wochen im Jahr frei. Der durchschnittliche ACH-AA in den USA arbeitet 75h pro Woche, hat 1,1 Tage pro Woche frei, hat 3,1 Wochen im Jahr frei. Natürlich lernt man so mehr. Aber es ist erfordert halt große Opfer.

Was sicher sinnvoll ist, ist die extreme Strukturierung der FA-Weiterbildung mit Pflichtrotationen, Pflichtlehre (inkl. Vorlesungen, Seminaren usw.), usw. Aber das funktioniert halt auch nur, weil dort nur große Zentren weiterbilden dürfen, weil jedes Jahr am gleichen Tag eine Kohorte abschließt und eine Kohorte neu anfängt.

Ob der durchschnittliche Arzt in den USA besser ist? Keine Ahnung. Am Karriereanfang wahrscheinlich schon, im Karrieredurchschnitt vielleicht nicht. Es gibt eine Studie, die zeigt, dass ausländische Ärzte etwas bessere Statistiken haben, aber das ist natürlich wenig aussagekräftig, da ausländische Ärzte in den USA viel eher aus dem rechten Teil der Verteilung kommen.

Solara
31.10.2017, 21:12
Nö, ich bin beileibe kein Amerikafan, aber das mit der FA-Ausbildung stimmt nunmal. Den Sarkasmus kannst du dir sparen. Ansonsten wäre es natürlich ein brillanter Schachzug auf das steuerfinanzierte Deutschlandstudium zu verzichten, um sich mit 200.000$ zu verschulden

Sarkasmus verwende ich wie es mir passt.

Coxy-Baby
31.10.2017, 21:22
Also jetzt mal unter uns, wer hat das Glas mit den Bescheuerten offen gelassen?

davo
31.10.2017, 21:26
Sieh's als kostenlose Unterhaltung an ;-)

Feuerblick
31.10.2017, 21:27
Also jetzt mal unter uns, wer hat das Glas mit den Bescheuerten offen gelassen?Da bieten wir dir Spannung, Spaß und Spiel und du moserst :-))

Coxy-Baby
31.10.2017, 21:55
Ach Funkel jetzt kapier ich es erst..... spannung, spass und spiel....... das sind schief gelaufene Ü Ei Experimente die hier rumstrommern.....

nie
01.11.2017, 08:35
Ich habe in diesem Thread tatsächlich schon was gelernt. Die US-Amerikanische Facharztausbildung scheint wirklich so abzulaufen wie in Grey's Anatomy :-)) Ok, die Quote der abgefahrenen Fälle dürfte geringer sein ;-) aber vom organisatorischen Ablauf ist es ziemlich so dargestellt wie von davo beschrieben.

Gut, dass ich aufmerksam sämtliche Staffeln geschaut habe :D

Brutus
01.11.2017, 09:09
^^ Die können auch ruhig 64-75 h/Woche arbeiten und einen Tag frei haben. Dafür kriegen die Sex auf der Arbeit! :D :D :D

Nee, lass mal. Mir ist das deutsche System lieber. Und verstecken müssen wir uns auch nicht.

Champagnersozialist
01.11.2017, 11:16
In England regeln die das auch zentral mit der FA-Ausbildung, aber dort wird die 45h-Woche idR, sehr zum Ärger der Ausbilder, recht rigoros eingehalten. In der Praxis werden die aber wohl auch versuchen die Arbeitszeitbeschränkung irgendwie zu umgehen.

Kackbratze
01.11.2017, 11:51
Und verstecken müssen wir uns auch nicht.

Mit dem Sex am Arbeitsplatz? Absolut nicht...


In England regeln die das auch zentral mit der FA-Ausbildung, aber dort wird die 45h-Woche idR, sehr zum Ärger der Ausbilder, recht rigoros eingehalten. In der Praxis werden die aber wohl auch versuchen die Arbeitszeitbeschränkung irgendwie zu umgehen.

Warum gehst Du nicht einfach dorthin und checkst mal die Lage? Bislang stehen in deinem Posting nur unreflektierte Spekulationen.