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morozik
19.11.2017, 17:05
Hallo, Kollegen,
ich habe im Archiv ein altes Thema von 2007 gefunden. Da hat man ziemlich gute Sachen über das Netz geschrieben. Ist aber nicht klar, ob es noch aktuell ist. Wer hatte Erfahrung bei Helios als Assistenzarzt zu arbeiten? Seid ihr mit der Arbeit zufrieden?
Danke im Voraus für Antworten! :-)

Corinna
19.11.2017, 18:39
würde mich auch interessieren! kann jemand vergleichen zwischen öffentlichen und privaten Häusern?

bobo99
19.11.2017, 20:09
War im PJ in einem Helios-Haus.

Personaldichte: Kommt sicherlich aufs Haus an, ich konnte keinen Unterschied zwischen öffentlichem und Helios-Haus feststellen.
Überstunden/Dienste: Da wo ich war, wurden die Überstunden erfasst. Soweit ich mitbekommen habe, konnten die manchmal abgefeiert werden, manchmal wurde ausbezahlt. Hängt aber bestimmt auch vom Haus ab.
Technische Ausstattung: Kein Unterschied bemerkt.
Stimmung: Kommt aufs Haus und auf die Abteilung an. Wenn die Abteilung finanziell gut läuft, bemerkt man keinen Unterschied zum öffentlichen Haus. Wenn nicht, kommt das Thema Geld öfters zur Sprache. Dabei ging es in meiner Zeit vor allem darum, die Station möglichst gut zu füllen. Auf die medizinische Behandlung hatte das Thema Geld aus meiner Sicht keinen Einfluss, der Patient hat bekommen was er gebraucht hat und wurde nicht zu früh nach Hause geschickt oder Ähnliches. Auch wenn der Versicherungsstatus unklar war. Allerdings war unter den Assistenten zum Teil auch Unzufriedenheit über den Helios-Konzern zu hören. Ich habe dann mal nachgefragt, warum die Person nicht an die Uni oder ein städtisches Haus wechselt. Die Antwort war: "Ach da war ich schon und alles war noch schlimmer."


Würde ich in einem Helios-Haus anfangen? Wenn mir die Stelle zusagt, ja.

Jule-Aline
20.11.2017, 07:58
Mein Bekannter war bei Helios.Da wurde alles nur aufgenommen was ging und erhielt fast immer je nach Beschwerden eine Colo,Gastro oder Herzkatheter.Adipösen Pat wurde immer eine Ernährungsberatung verpasst,weil man die abrechnen.konnte.Es kommt immer auf den Chef und das Team an.Uni hat mehr Personal, aber höhere Arbeitsbelastung durch Forschung und Lehre.Weniger Dienste als im kommunalen oder privaten Haus da es sich auf mehr Leute verteilt.

anignu
20.11.2017, 10:16
Ich hätte auch gesagt "kommt aufs Haus an". Die öffentlichen Häuser haben inzwischen auch so einen extremen Kostendruck, dass sie entsprechend wirtschaftlich arbeiten müssen. In einem städtischen Haus der Maximalversorgung wurde wurden vor ca. 4 Jahren einfach mal die Verträge von 4 Unfallchirurgen nicht mehr weiter verlängert um Kosten zu sparen. Dies erfolgte aus heiterem Himmel für die Betroffenen und hat nicht nur die Betroffenen maximal motiviert. Die ganze Abteilung fühlte sich nur noch verarscht.

Bei uns ist das Niveau noch nicht so tief aber auch ständig "Leistungen sind zu schlecht", "Kosten zu hoch" und wenn die Assistentensprecher bei extremem Personalmangel zum Vorstand gehen und sagen "mehr als 3 Wochenenden im Monat arbeiten geht nicht" dann kommt als Antwort "von Ärzten hätte ich mehr Engagement erwartet". Kommunales Haus.

Ich weiß nicht was besser ist. Ich hatte/hab bissl Glück dass trotz besch... Diensten, zu vielen Diensten, viel anderem Schwachsinn etc. wenigstens Oberärzte und Chef sich sehr um eine sinnvolle Weiterbildung mit maximaler Unterstützung bzgl. operieren lassen bemühen. Es steht eigentlich nicht zur Debatte dass Nicht-Privat-Patienten grundsätzlich von mir operiert werden und mir der OA assistiert, wenige Ausnahme abgesehen. Und das ist schon gut. Hängt aber meiner Meinung nach nicht mit der Organisationsform sondern mit der Einstellung von OA und CA zusammen.

Ich weiß es nicht. Ich hab auch Vorteile von privaten Häusern kennen gelernt. Bei denen wird halt strenger drauf geschaut, dass nicht ärztliche Tätigkeit auch von Nicht-Ärzten gemacht wird. Da gibts keine Sekretärin die einem erklärt man solle statt zu diktieren sein Zeug lieber selber in den PC tippen, oder die einem sagt dass sie heute keine Zeit hat die Patientenanmeldung für elektive Einbestellungen zu machen. Oder Blutabnahmen / Viggos legen. Oder Harmonisierung von Computersystemen. Oder oder oder. Private Kliniken achten meiner Meinung nach stärker drauf, dass es nicht zu sinnlosen Mehrfachdokumentationen kommt. Auf der anderen Seite hab ich mal eine Auswertungstabelle von Leistungszahlen einer Helios-Abteilung gesehen und hatte ein längeres Gespräch mit einem Chefarzt. Da wird einem schlecht wir akribisch da die Leistungszahlen aufbereitet werden und wehe irgendwo gibts keine Verbesserung.

Lava
20.11.2017, 14:22
Hab vor ein, zwei Jahren mal zwei bekannte Ärzte von mir gefragt, die ein Haus kennen, das von Helios übernommen wurde. Der eine meinte, er würde da nie und nimmer hingehen, das sei das Schlimmste überhaupt. Die andere meinte, für die Ärzte sei es ganz OK, aber bei der Pflege würde kräftig gespart und anderen Bereichen, wie Reinigungsdienst und so. Das würde man schon merken.

Pflaume
21.11.2017, 15:49
Ich habe nie für Helios gearbeitet, sondern kenne nur einige Leute, die für Helios gearbeitet haben. Ich würde auch grundsätzlich sagen, dass es sehr aufs Haus ankommt. Ich habe auch schon von einem kommunalen Haus gehört, das zum Beispiel letztes oder vorletztes Jahr einfach eine Weile lang Dienste grundsätzlich nicht bezahlt hat (und hinterher mit einem Artikel in der Zeitung stand als vorbildlich geführtes kommunales Haus mit schwarzen Zahlen). Eine Freundin von mir arbeitet noch in einem Helios-Haus im Osten und ist da insgesamt recht zufrieden, insbesondere mit ihrer Weiterbildung. Ich hatte ihr abgeraten, dort anzufangen, da ich bisher zwar schon Leute getroffen hatte, die in Helios-Häusern zufrieden waren, aber das immer nur sehr kurzfristig, bis sich die Situation wahnsinnig verschlechterte.

Die privaten Häuser (und auch die öffentlichen) machen alle Kostendruck, der auf die Ärzte weitergegeben wird. Mein persönlicher Eindruck aus dem kleinen persönlichen Ausschnitt, den ich aus dem Freundes- und Bekanntenkreis kenne, deutet klar darauf hin, dass bei Helios dieser Druck und der gesamte Umgang mit dem ärztlichen Personal bösartiger und vor allem planvoller bösartig ist als in anderen privaten Klinikgruppen und als in den meisten kommunalen Häusern. Die Erfahrungen mit Sana aus meinem Bekanntenkreis dagegen wirken manchmal so, als wäre der Konzern auch gern fieser und ausbeuterischer zu seinen Mitarbeitern, aber die zuständigen Verwaltungs-Mitarbeiter stellen sich dabei gelegentlich so unbeholfen an, dass sie sich dabei auch immer wieder selbst ein Bein stellen und man das ausnutzen kann. Auch der Umgangston scheint da meistens noch recht freundlich zu sein. Die richtig richtig miesen Nummern habe ich bisher fast alle aus Helios-Kliniken gehört. und trotzdem gibt es wohl einzelne, in denen man es ganz gut aushalten kann. Das kommt ja auch immer auf die eigenen Prioritäten an.

Ich finde, dass in der Marburger-Bund-Zeitung auch am meisten gegen Helios gewettert wird, kann aber ein rein subjektiv gefilterter Eindruck sein. Mein eigener Landesverband erlebt auf jeden Fall mit Helios die meisten Probleme. Die aktuelle Geschichte aus Helios Helmstedt in der aktuellen MB-Zeitung fand ich recht amüsant und typisch.

Quintessenz: Kommt immer auf den Einzelfall an. Ich persönlich habe meine von der Personalführung und den Abläufen her bei weitem besten Erfahrungen in einem großen kommunalen Haus gemacht.

tarumo
22.11.2017, 12:14
Bei Helios sollen jetzt noch mehr Patienten noch schneller durchgeschleust werden
http://www.finanzen.net/nachricht/aktien/34-auf-kurs-34-fresenius-chef-will-kliniken-profitaler-machen-sieht-preisdruck-gelassen-5826391
Was die Arbeitsbedingungen angeht: die DRG-Kalkulation durch das InEK sieht ja ausdrücklich keine Gewinnerzielung vor. Die Umsatzrendite zwischen 10-15% (in anderen Branchen ist man auf 5% schon stolz) wird ganz sicher nicht durch den Sammeleinkauf von Klopapier und Behandlung von Ölscheichs realisiert. Leider müssen dann auch kommunale, kirchliche und universitäre Häuser mitziehen oder es zumindest versuchen. Race to the bottom, betrifft leider auch die Pflege und nachgeordnete Dienste wie Reinigung etc. Wenn man sich über konkrete Häuser informieren will, gebe man einfach bei google news den Namen Helios plus Stadt, also z.B. Schleswig, Wiesbaden, Kronach usw. ein und schaue, mit was man es mal wieder in die Zeitung geschafft hat:-(

dmtec
27.11.2017, 18:03
Habe für Helios gearbeitet, jetzt für ein kirchliches Haus.
Kein Himmelweiter Unterschied, aber deutlicher. Wünschte ich hätte direkt in meiner jetzigen Abteilung angefangen. Es ist jetzt nicht unbedingt so, dass extrem gespart wird und man das merkt, aber die Ausrichtung auf Erlös ist schon gegeben. Sinnlose aber ertragreiche Eingriffe, Verzögerung von Eingriffen aus Abrechnungsgründen, minimale Besetzung des Personals. Gute Ausstattung jedoch, auch gute Pflege , gute Koordination.
Im Grunde Sache des Chefarztes, wie der sein Personal aufsteht, aber in meinem Jahr Helios habe ich bisher keinen einzigen Monat Dienstplan gehabt, der mit dem Arbeitszeitgesetz vereinbar wäre.. ich würde jetzt einem Freund davon abraten bei Helios zu arbeiten. Schlimmer geht's immer. Wenn man 12h-Tage haben will, dann kann man ja gleich an die Uniklinik gehen.
Nur meine begrenzte auf 1 Stadt/Landkreis und Klinik anwendbare Meinung

firstdayofwinter
01.01.2018, 23:04
Ich glaube, dass die Helioshäuser sehr unterschiedlich voneinander sein können trotz gemeinsamem Träger. Ich persönlich kann nichts gutes von Helios berichten. Sparen sparen sparen, es ist schmutzig, Patienten warten stundenlang auf den Transport, totaler Pflegenotstand, kein Blutabnahmedienst, schreckliches Computersystem. Kann einem auch woanders passieren, klar, aber ich würde mal einen Wechsel wagen und wenn es möglich ist, nie wieder bei Helios arbeiten.

mbs
25.06.2021, 22:11
Würde das Thema gerne reaktivieren.
Damals schien es noch so, als sei vor allem das nichtärztliche Personal negativ von der Konzernpolitik betroffen. Mittlerweile hat sich da ja einiges getan, vor allem seit Einführung von Pflegeuntergrenzen; mittlerweile werden Pflegekosten wohl aus separaten Mitteln bezahlt.

Also wäre es am einfachsten bei den Ärzten zu sparen. Wobei es da diverse Ansichten gibt. Helios selbst behauptet ja, dass die Zahl der Ärzte konstant geblieben sei obwohl die Fallzahlen im Rahmen der Pandemie zurückgegangen seien. Die Presse sieht das anders, laut diversen Medien seien Arztstellen gekürzt bzw. eingespart worden.

Die Arbeit selbst scheint sehr standardisiert zu sein. Einheitliche Pflichtkleidung für alle. Alles wird über Checklisten festgelegt und entschieden. Zu hohes OP-Risiko? Tausend mehr oder weniger "sinnvolle" Konsile ohne Ergebnis, so dass man sich letzten Endes oft sicherheitshalber doch gegen den Eingriff entscheidet - vor allem wenn der Patient so gebrechlich ist dass die Gefahr besteht dass der Verlauf doch nicht so glatt werden könnte. Immerhin gibt es strenge "Qualitätszahlen" zu erfüllen. Nach einem 24h Dienst sammelt man Minusstunden. Beziehungsweise ist das Dienstfrei das "Ausgleichsfrei" für ein Wochendende das man praktisch komplett in der Klinik verbringt, als so genannter "Rufdienst". Überstunden gibt es nicht, auch wenn sie nicht zuletzt deshalb auch anfallen weil man am Assistenzpersonal für Blutabnahmen und so weiter spart. Verträge fortgeschrittener Kollegen werden nicht verlängert weil Fast-Fachärzte und Fachärzte vom Kosten-Nutzen-Verhältnis ab einer gewissen Zahl von Oberärzten einfach nicht kosteneffektiv sind. Wenn es Verlängerungen gibt dann sowieso nur jeweils für ein halbes Jahr - und dass verlängert wird erfährt derjenige frühestens zwei Werktage bevor der Vertrag ausläuft. Aber angeblich sei das alles "normal".

Sind das auch eure Erfahrungen? Ist das regional vielleicht auch unterschiedlich? Und wie sind die unterschiedlichen privaten Träger (Helios, Asklepios, Rhön etc) im Vergleich?

Bonnerin
26.06.2021, 08:12
Die Minusstunden sind überall normal. Das ist auch bei der Uniklinik oder dem kirchlichen Träger genau so. Danke, Marburger Bund. Keine Erfindung von Helios, auch wenn das sicherlich so ins Konzept passen könnte.

Und mit den 1000 Konsilen, das ist bei uns auch so, endet aber irgendwann damit, wenn alle NEIN gesagt haben, dass von Seiten der Operatuere (im Regelfall Ortho) der Patient halt als Notfall auf den Plan gesetzt wird und trotzdem auf den Tisch gezogen wird. Kann mal gutgehen, in der Zeit, in der ich da war, ist es aber meist mit prolongiertem Intensivaufenthalt, Wundheilungstörungen, mehrfachen Revisionen und allem geendet - und insgesamt selten gut für die betreffende Person. Kann man eben drüber streiten, ob die OP-Indikation am Ende korrekt war, aber das geht hier zu weit.

Überstunden kann und muss man aufschreiben. Gibt überall in den Kliniken Abteilungen, wo offiziell keine gemacht werden, aber ein Stockwerk tiefer wird korrekt dokumentiert. Wenn aber alle aus Angst kuschen und sich da weigern, muss man sich nicht wundern, dass nix bei rumkommt.

Die Kurzzeitverträge sind inzwischen auch fast überall Realität, gerne auch an Unikliniken (da gabs vor einiger Zeit auch mal nen schönen Bericht über die Charite). Letzten Endes hat inzwischen kein Klinikträger mehr Interesse an unbefristeten, schlecht kündbaren Mitarbeitenden. Die Unikliniken ziehen in der Regel erstmal die WissZeit-Gesetz-Karte, da hat man dann 13 Jahre Ruhe vor Entfristungen. Als nächsten step kommt dann die Schwangerschaftsvertretung oder projektgebundene Drittmittelstelle. Da kann man auch fröhlich immer weiter befristen. Wie attraktiv das ewige Leben am Krankenhaus ist sei dahingestellt. Kenne aus dem persönlichen Umfeld aus allen Trägerbereichen auch, dass Vertragsverlängerungen teilweise ne Woche vorher kommen.

Ist also insgesamt ein Unding, aber vor allem ein generelles Systemproblem.

mbs
26.06.2021, 21:36
An der letzten (städtischen) Klinik waren die Bedingungen etwas besser. Da schienen Ärzte tatsächlich mehr zu sein als ein kostspieliges Ärgernis oder notwendiges Übel um Einnahmen zu generieren. Wenngleich das mit den Minusstunden tatsächlich überall gilt wie es scheint. Je mehr Dienste anfallen, desto mehr fällt so was natürlich ins Gewicht. Und je mehr beim Personal gespart wird, desto mehr Dienste fallen auch an. Man zahlt drauf dafür, dass man nachts durcharbeiten darf. Aber was nachts passiert zählt ja nicht als volle Arbeit. Fragt sich nur mit welcher Begründung. Weil es dunkel ist und man die Arbeit deshalb nicht sieht? Weil das Licht von der Sonne länger bis zur Erde braucht und daraus eine veränderte Zeitskala resultiert? Man weiß es nicht.

Frage mich oft, warum wir das mit uns machen lassen. Wenn man es Freunden aus anderen Branchen erzählt schütteln die nur mit dem Kopf. Ein Ingenieur würde solche Arbeitsbedingungen nie und nimmer akzeptieren.

Thomas24
27.06.2021, 11:20
Die Arbeit selbst scheint sehr standardisiert zu sein. Einheitliche Pflichtkleidung für alle. Alles wird über Checklisten festgelegt und entschieden. Zu hohes OP-Risiko? Tausend mehr oder weniger "sinnvolle" Konsile ohne Ergebnis, so dass man sich letzten Endes oft sicherheitshalber doch gegen den Eingriff entscheidet - vor allem wenn der Patient so gebrechlich ist dass die Gefahr besteht dass der Verlauf doch nicht so glatt werden könnte. Immerhin gibt es strenge "Qualitätszahlen" zu erfüllen. Nach einem 24h Dienst sammelt man Minusstunden. Beziehungsweise ist das Dienstfrei das "Ausgleichsfrei" für ein Wochendende das man praktisch komplett in der Klinik verbringt, als so genannter "Rufdienst". Überstunden gibt es nicht, auch wenn sie nicht zuletzt deshalb auch anfallen weil man am Assistenzpersonal für Blutabnahmen und so weiter spart. Verträge fortgeschrittener Kollegen werden nicht verlängert weil Fast-Fachärzte und Fachärzte vom Kosten-Nutzen-Verhältnis ab einer gewissen Zahl von Oberärzten einfach nicht kosteneffektiv sind. Wenn es Verlängerungen gibt dann sowieso nur jeweils für ein halbes Jahr - und dass verlängert wird erfährt derjenige frühestens zwei Werktage bevor der Vertrag ausläuft. Aber angeblich sei das alles "normal".


Widerspricht diametral meinen persönlichen Erfahrungen beim grünen H. Hatte mit einer sehr zuvorkommenden Geschäftsführung zu tun, die ausgesprochen interessiert war, dass man sich persönlich als ärztlicher Mitarbeiter wohl- und wertgeschätzt fühlte, sowie die Fluktuation möglichst niedrig blieb. Verträge waren ab FA Ebene grundsätzlich unbefristet, Fortbildungen etc. wurden anstandslos übernommen in voller Höhe, inkl. Reisekosten und Unterkunft. Die angebotenen AT Gehälter für einige FÄ (und höher) mit gesuchten Fähigkeiten waren durchaus kompetetiv mit Teilen des Privatsektors.

Kleine Einschränkung: solange die Zahlen der eigenen Abteilung stimmen (und das war während meiner Zeit der Fall), war die Geschäftsleitung sehr entspannt und handzahm. Und was Investitionen in Personal, Gerätetechnischer Ausstattung, Räumlichkeiten/ Renovierung anging: da war H. meilenweit dem öffentlichen Sektor (Uniklinik) überlegen. Bevor in der Uni kein doppelter "Antrag auf Ersatzbeschaffung" etc. einging, passierte gar nichts- vor allem nicht, wenn das Budget für das Jahr schon verplant war. Da war bei H. das Gerät schon dreimal ersetzt. Man kann daher nicht pauschal behaupten, grünes H = alles schlimm. Es wird eher darauf ankommen, ob deine Abteilung auch die gewünschte Performance bringt. Ich kann mir durchaus gut vorstellen, dass das Klima in Abteilungen mit wirtschaftlicher Schieflage unangenehm sein kann.

Hoppla-Daisy
27.06.2021, 12:47
:-winky Letzteres kann ich bestätigen. Aber auch sonst ist bis auf die Tatsache, dass rubbeldiekatz innen alles Helios-konform gemacht und insgesamt technisch aufgerüstet wurde, eigentlich nix wirklich positiv. Hier geht gerade die Kündigungswelle (seitens des AG!) durchs Haus. Zusätzlich noch Kündigungen von AN, die die Schnauze voll haben nach acht Monaten Helios. Zufriedenheit sieht anders aus …

Thomas24
27.06.2021, 13:18
Gut, dass scheint bei Dir aber eher ein Standortspezifisches, denn ein bundesweites Phänomen zu sein. Ich hab (für mein Fachgebiet), ähnliches für den Standort Wuppertal mitbekommen. Die kommen aus der Schieflage nicht mehr raus und liegen jetzt (nach 3 Chefwechseln?) halbtot in der stabilen Seitenlage.

mbs
27.06.2021, 22:48
Die Abteilung an sich steht angeblich nicht so schlecht da - der Trend dass Erfahrene unterhalb des OA-Status eher unerwünscht sind läge wohl daran, dass sie "zu teuer" seien. Solange genug OÄ da sind scheint es so zu sein, dass eine möglichst niedrige Vergütungsgruppe am kosteneffizientesten ist. Auch gibt es wohl immer wieder mal bundesweit geltende Einstellungsstopps - im Rahmen derer auch auslaufende Verträge grundsätzlich enden und nicht verlängert werden. Egal von wem, egal ob derjenige fleißig ist oder nicht, gut ist oder nicht, oder auch "nur" langjähriges geschätztes Teammitglied in seiner Abteilung. Wie das mit Probezeiten in dem Fall ist weiß ich nicht - an sich sind das ja keine klassischen "Verlängerungen", aber sie stellen schon eine Art Zeitmarke dar, einen potenziellen Endpunkt.

Helios scheint nicht allzu ungern immer mal wieder möglichst viel Personal loswerden zu wollen. Auch wenn laut deren Eigendarstellung angeblich trotz geringerer Fallzahlen die Zahl an ärztlichen Mitarbeitern konstant geblieben sei. Auch was den Umsatz angeht gibt es widersprüchliche Darstellungen. Natürlich haben sie was vom Staat bekommen, allerdings gab es auch geringere Fallzahlen - schwer zu sagen was mehr ins Gewicht fiel. Und jetzt müssen die Patienten ja erst wieder im alten Maße in die Kliniken zurückkommen. Möglichst die mit dem "richtigen" Träger. Ob das der Fall ist oder sein wird? Kann ich überhaupt nicht abschätzen.

Chaneira
28.06.2021, 19:48
Vielleicht nutzt es ja jemanden, deshalb meine Meinung zum grünen H im Vergleich zu anderen Häusern. Diese beruht auf einer vorgängigen Tätigkeit an einem Maximalversorger der genannten Kette,

Pro grünes H:
- gutes Gehalt (..ja, wirklich)
- Fortbildungen werden großzügig bezahlt und man wird auch recht großzügig freigestellt
- man kann da auch gut Karriere machen (bis OA-Ebene), wenn man pubmed für die neue Kneipe der Stadt hält, d.h. es wird niemand zum forschen gezwungen
- wenn man kein kompletter Trottel ist, darf man schnell viel eigenständig machen

Kontra grünes H:
- es wird praktisch jede/r eingestellt: d.h. Menschen mit Sprachbarriere scheinen sogar sehr gerne genommen zu werden, weil da natürlich zunächst nicht so die Affinität zu unbequemen Dingen wie Arbeitsrecht besteht.
- Zeitdruck beziehungsweise Personal herunterfahren bis zur absoluten Schmerzgrenze, was natürlich die medizinische Qualität oftmals sehr negativ beeinflusst
- Chefärzte bleiben gerne für den Zeitraum einer Famulatur oder nutzen die CA-Stelle dort als Sprungbrett für eine CA-Stelle an einer "richtigen" Klinik: D.h. ggf. Probleme mit der Bescheinigung der Weiterbildung sowie aufgrund mangelnder Chefarztaffinität zum Haus nicht wirklich Anregung von Verbesserungen
- Ethisch höchst fragwürdiges Agieren zur Gewinnmaximierung in noch ausgeprägterem Maße als ich (!) es bei anderen AGs erlebte
- so gut wie keine Pflegekräfte mehr und das auch in Relation zu anderen Arbeitgebern (klar, Mangel ist überall) und zumindest mir kamen a echt die Zweifel an der Sinnhaftigkeit meines Tuns, denn ein von mir intraoperativ toll gehaltener MAP wird dem Patienten wohl auch nichts nutzen, wenn er postoperativ in einem dreckigen Bett verschimmelt
- Fachärzte wurden zumindest bei uns definitiv als lästige Leute erlebt, weil sie halt mehr kosten
- für Leute, die noch woanders hinwollen: Helios hat, wie ich es erlebte, an Unikliniken einen furchtbaren Ruf. Aber die praktischen Skillz, die man da ggf. erworben hat, nimmt natürlich auch eine Uniklinik dennoch gerne an..

Nunja, kurzum: Ich würde da nicht mehr arbeiten wollen.

mbs
29.06.2021, 21:54
Ist es nicht auch stark von der jeweiligen Abteilung bzw. dem Ort abhängig wie schnell man wie viel selbstständig machen "darf"? Finde es schwer einzuschätzen wie es an anderen Kliniken ist, ob das wirklich nur deshalb überall gleich ist weil der Träger derselbe ist - meist legt so etwas ja der Chefarzt fest.

Auch ist die Frage danach wie stark Forschung einen Vorteil bringt oder eine Rolle für die Karriere spielt bestimmt nicht so einfach zu beantworten - immerhin ist das ein Kostenfaktor der zu keiner unmittelbaren Erlössteigerung führt. Es scheint zwar eine konzerninterne Forschungsförderung zu geben, allerdings ist die vom Umfang her sicher nicht mit anderen Finanzierungsquellen vergleichbar.

Das mit den erfahrenen Assistenten oder Fachärzten die ungern gesehen da "zu teuer" sind habe ich schon öfter gehört. Nicht jeder FA wird auch als ein solcher eingesetzt - vor allem dann nicht, wenn es vergleichsweise viele Oberärzte in einer Abteilung gibt. Und da scheint man bei Helios doch überraschend großzügig zu sein.

Hat eigentlich jemand von euch schon für mehrere Helioskliniken gearbeitet und einen Vergleich wie heterogen die einzelnen Abteilungen/Häuser sind? Höchstwahrscheinlich wird ja nicht alles zentral vorgegeben. Was genau zentral und was lokal festgelegt wird habe ich nach wie vor nicht ganz durchschaut.

Thomas24
30.06.2021, 21:09
Ist es nicht auch stark von der jeweiligen Abteilung bzw. dem Ort abhängig wie schnell man wie viel selbstständig machen "darf"? Finde es schwer einzuschätzen wie es an anderen Kliniken ist, ob das wirklich nur deshalb überall gleich ist weil der Träger derselbe ist - meist legt so etwas ja der Chefarzt fest.

Was spielt das denn für deine weitere Zukunft eine Rolle? Bist du überhaupt räumlich flexibel?
Möchtest du überhaupt in der klinischen Tätigkeit bleiben? Oder ist der Absprung aus der kurativen Medizin doch deine Exit Strategie? Zäum das Pferd doch nicht immer von hinten auf.