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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verpflichtung zum (außerdienstlichen) Herzsport?



Freierfall
23.11.2017, 18:06
Hi Leute,
ich habe gerade eine neue Stelle angefangen, und direkt ab Anfang wurde mit von den neuen Kollegen mitgeteilt, dass Herzsport von den Assistenten (insb. den neuen :rolleyes: ) betreut werde und das besetzt werden müsse. In meinen Bewerbungsgesprächen, der Hospitation und auch meinem Arbeitsvertrag war davon keine Rede bisher. Das wird irgendwie zum Teil vom AG, zum Großteil aber irgendwie von einer anderen Quelle (Herzsportverein o.ä.) Bezahlt. Aber Geld ist aktuell mein kleinstes Problem, davon, dass ich zum zeitlichen Beginn der Gruppen oft noch auf Station bin und mit meiner Arbeit (=meinen Überstunden) noch gar nicht fertig bin ganz abgesehen.
Ist sowas üblich, dass es eine Pflicht (Vertraglich durch das Krankenhaus o.ä.) besteht diesen Corosport anzubieten? Kann man mir das als Betriebsvereinbarung o.ä. (habe noch nix dergleichen gesehen, kann ja aber sein dass es das gibt...) auferlegen?
Danke schon mal für eure Einschätzungen! Wenns so ein Thema schon gegeben hat, entschuldigt, ich hab's nicht gefunden.

Feuerblick
23.11.2017, 18:12
Was sagt denn dein Arbeitgeber dazu? Steht es im Vertrag? Gibt es schriftliche Nebenabreden? Irgendwas?
Dass deine Kollegen das als MUSS bezeichnen, könnte ja auch als Versuch angesehen werden, Arbeit von ihren auf andere Schultern zu verteilen...

Freierfall
23.11.2017, 18:35
Im Vertrag stehts wie gesagt nicht (nur was zu Unterricht *in der Dienstzeit* der auch *nicht* gesondert bezahlt wird, also was ganz anderes als das o.g.), und eine schriftliche Nebenabrede muss ja auch mit mir geschlossen worden sein? Ich habs bisher (die paar Tage seitdem das Thema an mich herangetragen wurde) gescheut den Chef darauf anzusprechen, wollte das erstmal so rausfinden, aber wenns sich nicht vermeiden lässt mache ich das nächste Woche wenn der wieder da ist. Mich hat nur diese angebliche Verpflichtung, die man mir nicht zuvor kommuniziert hat sehr verwundert.

Feuerblick
23.11.2017, 18:37
Ich würde da klipp und klar den Chef drauf ansprechen, hören auf welcher vertraglichen Grundlage das seiner Meinung nach basiert und dann ggf. mal beim Marburger Bund nachhaken. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man dich zu irgendwas verdonnern kann, was nirgendwo vertraglich festgehalten wurde.

Kandra
23.11.2017, 18:45
Wenn deine Kollegen dafür deine Stationsarbeit erledigen, würde ich den Koronarsport vorziehen ;)

rettesichwerkann
23.11.2017, 19:29
Coro-Sport-Betreuung ist doch super! Mache ich auch... ich mache auch immer aktiv mit, dann habe ich gleich Sport gemacht und dafür auch noch Geld bekommen! Und die Coro-Sportler freut es auch immer, wenn der Doc aktiv mitmacht... ich finde man lernt einiges beim Coro-Sport über die Patienten bzw. die Erkrankungen, ich bin immer erstaunt wie schlecht Koordinative Übungen von den Coro-Patienten ausgeführt werden können... und wie schnell die dann doch fix und alle sind mit vermeintlich harmlosen Übungen... mach das einfach mit, du wirst es nicht bereuen... es ist eigentlich nur eine Frage der Absprache mit den Kollegen, damit keine Arbeit an dir hängen bleibt, während du Coro-Sport betreust...
und das gute an der Coro-Sport-Bezahlung ist auch noch, dass es steuerfrei ist, also da verdient man auch noch richtig, weil man es in der Steuer als Übungsleiterpauschale geltend machen kann (zumindest bis zu einem gewissen Jahresbetrag, ich meine knapp über 2000 Euro)

davo
23.11.2017, 19:34
Klingt für mich auch stark danach, dass die lieben Kollegen einfach eine Tätigkeit an den ahnungslosen Neuling abwälzen wollen :-))

Pflaume
23.11.2017, 20:19
Wie die anderen schon gesagt haben: Les dir den für dich einschlägigen Tarifvertrag und den Arbeitsvertrag nochmal genau durch und schau, ob da dazu was drin steht.

Dass das "zum Teil von der Klinik, aber zum großen Teil von anderer Stelle" bezahlt wird, klingt merkwürdig. Im allgemeinen läuft das über die Vereine, und mit denen hat man als Arzt einen entsprechenden Vertrag: die bekommen Geld dafür (nicht wenig) und bezahlen aus diesem Topf unter anderem den Arzt und den Übungsleiter. Wie schon richtig gesagt wurde, ist das steuerfrei.

Als Nebentätigkeit kann man dir das rechtlich natürlich nicht aufdrücken, wenn es nicht im Vertrag steht, läuft dann so wie vieles anderes in der Klinik einfach auf der Basis, dass man als Weiterbildungsassistent als ausgelieferter Leibeigener betrachtet wird und dem Arbeitgeber klar ist, dass ein Stellenwechsel auch wieder Aufwand für den Angestellten wäre.

Wenn der Arbeitgeber dagegen das nicht als Nebentätigkeit, sondern als allgemeine ärztliche Tätigkeit dir aufdrückt, so dürfte das vermutlich schon gehen. Je nach Klinik kann man sogar argumentieren, dass man Rehasport auch als Weiterbildungsinhalt betrachten kann. Natürlich wird bei einer Anordnung durch die Klinik dafür aber auch schön das reguläre Tarifgehalt fällig. Und mit dem Arbeitszeitgesetz muß es auch vereinbar sein...

Übrigens läßt sich die Betreuung einer Herzgruppe für die Weiterbildung zur Zusatzbezeichnung Sportmedizin anrechnen.

In meiner ehemaligen Klinik, in deren Räumen es auch eine wöchentliche Herzgruppe gab, haben sich die Assistenten darum gerissen, die betreuen zu dürfen. War da auch finanziell interessant, ich glaube 60 oder 70 Euro steuerfrei für knapp 2 Stunden Aufwand.

tarumo
24.11.2017, 11:31
der AG darf Dir den Herzsport nur "überhelfen", wenn es im Dienstvertrag geregelt ist. Als "Unterrichtstätigkeit" sehe ich das jetzt nämlich nicht. Außerdem solltest Du noch mal Deine Haftpflichtversicherung überprüfen, manche Verträge schließen das nämlich aus. Oder es kostet extra. Das Riskio, daß ein Patient Schaden erleidet, ist ja durchaus gegeben, sonst würde ja auch der Sportlehrer reichen.

Brutus
24.11.2017, 12:12
In meiner ehemaligen Klinik, in deren Räumen es auch eine wöchentliche Herzgruppe gab, haben sich die Assistenten darum gerissen, die betreuen zu dürfen. War da auch finanziell interessant, ich glaube 60 oder 70 Euro steuerfrei für knapp 2 Stunden Aufwand.
Naja, drum gerissen? Für 30-35€/h? Und steuerfrei sei mal dahingestellt. Wenn die Übungsleiterpauschale voll ist, dann ist das auch zu versteuern. Und ganz ehrlich? MIR ist meine Couch nach Feierabend deutlich lieber als die Herzsportgruppe...

][truba][
19.05.2019, 06:15
Wollte keinen neuen Thread eröffnen.

Aber, was beinhaltet die Betreuung einer Herzsportgruppe?

Sprich: was sind die Aufgaben eines betreuenden Arztes? Was muss/sollte man können? (BLS/ACLS ist verständlich)

Corinna
21.05.2019, 22:51
Blutdruck messen. Smalltalk über die erhobenen Werte und sonstige Patientenfragen ohne sich in Therapiestrategien der eigentlich behandelnden kOllegen einzumischen (ein Eiertanz!). 2h in ner miefigen Turnhalle rumsitzen.

hebdo
22.05.2019, 13:36
die Einweisung auf den Defi sollte vorhanden sein. Man kann gerne auch mitmachen...

tarumo
23.05.2019, 12:06
Na ja, ein paar mehr Aufgaben sind es schon, um es lege artis zu machen:

https://www.brsnw.de/fileadmin/dokumente/Rehasport/brsnw-rehasport-vereinsarzt-aufgaben_auszug-rahmenvereinbarung-2016-06.pdf

Wer stellt die Ausrüstung?

Die Haftpflichtversicherung sollte auch geregelt sein:
https://rehasupport.nrw/api/downloadPageContents/49/downloadItems/57/download

Wenn es über das KH läuft, würde ich mir die Deckungszusage schriftlich geben lassen. Ob es wert ist, daß die Leitung einer Herzsportgruppe nach einem hoffentlich nie eintretenden Haftpflichtschaden eine spätestens als FA abzuschließende Arzthaftpflicht verteuert bzw. sogar unmöglich macht, muß jeder mit sich selbst ausmachen...

Christoph_A
23.05.2019, 14:15
Blutdruckmessung und Pulsmessung durch Patienten vor und nach Training überwachen, wenn keine Eigenmessung vorhanden im worst case selber messen. Ansonsten rumsitzen und auf den unwahrscheinlichen fall warten, daß etwas passiert. Mit dem obligatorischen Defi sollte man umgehen können, ansonsten wären BLS skills auf PJ Niveau nicht schlecht.
Ansonsten gilt, was hebdo bereits gesagt hat, entweder mitmachen, da geht die Zeit schneller vorbei, oder halt einfach irgendwas zum diktieren etc. mitnehmen. Hab das eigtl immer ganz gern gemacht, einerseits hatte man schnell nen Bezug zu vielen Patienten aufgebaut, andererseits gabs da immer was zu essen (mitgebrachter Kuchen, selbstgeräucherter Schinken etc.). Wichtig ist nur, daß die Tätigkeit durch die Haftpflicht des Arbeitgebers respektive die eigene abgedeckt ist.