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davo
07.12.2017, 17:19
Ein aufmerksamer Leser :-)) :-top

Miss_H
07.12.2017, 17:23
Also das mit medizinischer Indikation und bezahlen stimmt so nicht. Zumindest habe ich Gegenteiliges erlebt. Ein Keloid ist zwar grundsätzlich ein kosmetisches Problem. Bei diesem Patienten hat es aber dazu geführt, dass das Ohr abgeknickt wurde und auch der Gehörgang zumindest zeitweise verlegt war. Kasse wollte es nicht zahlen.
Oder die von dir angesprochenen Schlupflider. Machen halt manchmal Gesichtsfeldeinschränkungen. In dem Fall wollte es die Kasse zahlen. Aber keinen Arzt in der Nähe gefunden, der es für den Preis macht. Stationärer Aufenthalt halt auch nicht indiziert und daher von der Kasse nicht bezahlt.

Feuerblick
07.12.2017, 17:24
@Private: Das ist dann der Vorher-Nachher-Effekt :-))

@Davo: Ich weiß schon, warum ich was gegen Kommunikationskurse und Co habe :-))

Feuerblick
07.12.2017, 17:42
@MissH: Da könnte man jetzt stundenlang philosophieren. Letztlich gibt es Grenz- und Einzelfälle, wo man so oder so entscheiden könnte. Als Kasse, als Arzt... Wenn die Kasse nicht zahlen wollte, war entweder die Dokumentation des eigentlichen Problems schlecht oder das “zeitweise” nicht nachvollziehbar. Man darf aber auch nicht vergessen, dass viele Ärzte einfach mal eine “medizinische” Indikation feststellen und dem Patienten wider besseren Wissens versprechen, dass die Kasse das zahlt.

Und wenn in der Gegend kein Arzt eine OP auf Kassenkosten zu Kassenpreisen machen möchte, dann ist das doof für den Patienten, aber eben auch wieder ein politisches Problem. Gibt auch Untersuchungen, die keiner auf Kassenkosten machen will, weil die zu wenig zahlen und das Gerät dafür zu teuer war. Leider bringen Beschwerden bei der KV da auch nix. Sicherstellung der Versorgung ist eigentlich deren Baustelle. Interessiert die aber nicht, weil die Kassen ja doch meistens auch außervertraglich zahlen, wenn es keinen Vertragsarzt gibt, der es machen kann.

Ansonsten gilt: Wenn die Entscheidung der Kasse nicht passt, Widerspruch einlegen.

davo
07.12.2017, 18:03
Ach, da fallen mir noch ganz andere, viel offensichtlichere Beispiele ein. Polemisch formuliert: Warum zahlt die GKV die medikamentöse Therapie der erektilen Dysfunktion nicht? Ist das keine Erkrankung? Gibt es da keinen Leidensdruck? Die Patienten können bestimmt Widerspruch einlegen, aber Papier ist geduldig :-))

Kandra
07.12.2017, 18:11
Ach das fängt doch schon damit an, dass die GKV keine Brillenversorgung zahlt aber Zuckerkügelchen.

Feuerblick
07.12.2017, 18:17
Joa, man kann über vieles diskutieren (außer über die Zuckerkügelchen, den Marketingquatsch sollten die Kassen ganz schnell abschaffen), aber man muss sich halt auch immer die Frage stellen, wer das dann wie bezahlen soll bzw. ob sich die Kassen nicht die Mehrleistungen dann doch wieder von den Patienten holen. Optimalversorgung ist halt nicht vorgesehen und das ziehen die Kassen auch durch.
Und am Ende fällt immer, bei jedem System, irgendwer durchs Raster. Ideale Systeme existieren nicht.

@Davo: Über die erektile Dysfunktion kann man trefflich streiten. :-)) Hat das ab einem gewissen Alter einen Krankheitswert oder zählt das zum Freizeitspaß? :-))

Aber im Ernst: Leidensdruck verursachen viele Dinge, krankhaft sind die deswegen aber noch lange nicht. Daran kann mans wohl nicht festmachen.

davo
07.12.2017, 18:23
Ach das fängt doch schon damit an, dass die GKV keine Brillenversorgung zahlt aber Zuckerkügelchen.

Ganz genau. Oder die lächerlichen Leistungen im Bereich der Zahnmedizin.


Hat das ab einem gewissen Alter einen Krankheitswert oder zählt das zum Freizeitspaß? :-))

Stell dir einfach mal den Shitstorm vor, wenn die GKV die Behandlung bei Dyspareunie oder bei Vaginalaplasie nicht mehr bezahlen würde...

davo
07.12.2017, 18:25
Doppelpost...

Feuerblick
07.12.2017, 18:30
Ich sehe bei diesen ganzen Dingen ein Problem: Die GKV ist ein System mit einer Reaktionszeit wie weiland die Titanic. Der Eisberg ist schon lange knapp voraus, aber bis irgendwer mal ins Ruder greift oder das Schiff darauf anspricht... Irgendwann schepperts und dann “Gluck gluck gluck” :-))

Aber irgendwie sind wir gerade ab vom Thema, scheint mir...

davo
07.12.2017, 18:34
Ja, auf jeden Fall. Ich wollte damit nur verdeutlichen, dass man die Grundannahme, dass die GKV alles medizinisch notwendige bezahlen würde, sehr kritisch hinterfragen sollte. Und sobald man diese Grundannahme hinterfragt, stellt sich dann auch die Frage, wo das Problem ist, wenn zwei erwachsene Menschen einen Vertrag über eine medizinische Dienstleistung abschließen, selbst wenn diese für Außenstehende vielleicht sinnlos oder unsinnig erscheinen mag. Solange der Patient ehrlich und umfassend aufgeklärt wird, nimmt ja niemand Schaden dadurch - aber zwei Personen geht es durch diesen Vertrag besser als ohne ihn.

Ich fand es einfach seltsam, dass da ausgerechnet Schönheitsoperationen als so negatives Beispiel genannt wurden (auch wenn ich mir glaube ich keine machen lassen würde :-p), und das ausgerechnet von einem Chirurgen :-p Gibt doch so viele absurde Dinge, die von der GKV bezahlt werden - und viele andere nach meinem persönlichen Verständnis eigentlich völlig selbstverständliche Leistungen, die sie einem verweigert.

Bzw. wollte ich auch einfach wissen, ob z.B. Bratze eine Schönheitsoperation nur dann negativ sieht, wenn dafür GKV-Gelder verwendet werden, oder auch ganz grundsätzlich - und wenn ja, warum. (Und außerdem zeigt die Tatsache, dass die GKV manche Schönheitsoperationen sehr wohl zahlt, und andere eben nicht, halt wieder einmal, dass manche Patienten einfach eine bessere Lobby als andere haben.)

Feuerblick
07.12.2017, 18:44
Ich sehe bei vielen (insbesondere bei plastischen und ähnlichen) Operationen zumindest in meinem Fachgebiet (ich nenne da mal als Beispiel die Lidkorrektur durch den Plastiker, sämtliche refraktive Eingriffe) sehr wenig ehrliche und umfassende Aufklärung und sehr viel “machen wir mal, wird dann toll, bitte unterschreiben Sie hier”... Kontraindikationen? Risiken? Überhaupt vorhandene Indikation? Überbewertet! Insofern stehe ich dem Sektor Privatleistungen fast noch kritischer gegenüber ;-)

davo
07.12.2017, 18:50
Ist das z.B. bei niedergelassenen interventionellen Kardiologen oder Gastroenterologen anders?

(Ist eine ernst gemeint Frage, ich kenne die Antwort nicht...)

Kackbratze
07.12.2017, 19:22
Ich habe in der PCH gearbeitet, ich weiss wie es da läuft. ;-)

Feuerblick
07.12.2017, 20:56
Davo, es gibt in jedem Fach Privat- und IGe-Leistungen und in jedem Fach Ärzte, die diese Möglichkeiten ausreizen ;-)

petariel
19.12.2017, 21:46
Wundert mich,dass TS noch in einer Welt lebt,wo bestimmte Berufe Ansehen haben. Das schleicht sich doch durch die ganzen medial berichteten Ereignisse langsam aus.

Was mich als bisheriges PKV-Mitglied freut:
Die PKV bezahlt ja im Prinzip nach medizinischer Notwendigkeit, die nicht (mehr) im Binnenverhältnis zwischen Arzt und Patient festzulegen ist.
Parasitentum ist ein Problem für Solidargemeinschaften,wie die PKV. Beihilfe ist noch mal ein anderes Ding zwischen GKV und PKV.

Haben die erst seit ein paar Jahren entdeckt, dass der Onkel Doktor nicht immer nach "Notwendigkeit" codiert und dann plötzlich Klein-Albert für 300 Euro Jahresbeitrag Biologicals und Hormontherapien für 30 000 Euro will. Und zwar zwischen 12 und 18. Die Beihilfe vulgo Steuerzahler solls dann zu 80 % queralimentieren.
Das kann nicht besonders lange funktionieren, sodass hier kontrolliert werden muss.

Kackbratze
19.12.2017, 22:39
Bzw. wollte ich auch einfach wissen, ob z.B. Bratze eine Schönheitsoperation nur dann negativ sieht, wenn dafür GKV-Gelder verwendet werden, oder auch ganz grundsätzlich - und wenn ja, warum. (Und außerdem zeigt die Tatsache, dass die GKV manche Schönheitsoperationen sehr wohl zahlt, und andere eben nicht, halt wieder einmal, dass manche Patienten einfach eine bessere Lobby als andere haben.)

Ich sehe reine Ästhetik-Eingriffe dann negativ, wenn sie, dank geschicktem Gutachten und mangelnder Prüfung seitens der GKV auf Kosten der Allgemeinheit durchgeführt werden.

Was Menschen im direkten Austausch miteinander ausmachen (UCH, PCH, HNO) und abrechnen ist mir vollkommen egal. Da bin ich liberal veranlagt. Jeder wie er es mag, so langer er selber zahlt.