PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neues von "the dark side of medicine": Notaufnahmen bei weitem nicht ausgelastet



Seiten : [1] 2 3 4

tarumo
01.12.2017, 13:49
Quelle (bevor jemand fragt);-) :
https://www.zi.de/cms/presse/2017/29-november-2017/

Also Jungs und Mädels, Ihr seid nur zu 10-20% ausgelastet im Vergleich zu anderen Ländern, da geht noch was...
Die Kassenseite wird mit Verweis auf diese Studie dann in der nächsten Runde dann die Vergütung der ZNAs weiter drücken, sagt meine Glaskugel.

Evil
01.12.2017, 14:57
Da sieht man tatsächlich, daß das Zi für die Niedergelassenen arbeitet. Das ist eine Breitseite, weil die Kliniken sich einen Teil der ambulanten Vergütung holen wollen.
Die Zahlen stimmen aber unter anderem deswegen nicht, weil viele ambulante Leistungen mit Einweisung statt mit Überweisung erbracht werden.

Ich hasse Verbandspolitik :-kotz

Kackbratze
01.12.2017, 17:38
„Gemessen an Referenzwerten aus internationalen Studien, behandeln die meisten Notaufnahmen im Schnitt so wenige Patienten, dass hierdurch erhöhte Risiken für Patienten bestehen. So führen geringere Erfahrung sowie schlechtere Personal- und Technikausstattung in kleinen Notaufnahmen oftmals zu höheren Komplikationsraten, längeren Krankenhausaufenthalten und zu höherer Sterblichkeit für Patienten. Wenn es um Leben und Tod geht, ist die Versorgung in den großen Notaufnahmen erheblich besser“,

Weswegen gibt es dann noch diese einzelnen Praxen? In einem grossen MVZ mit vielen angestellten Ärzten ist die technische Ausstattung besser, die Erfahrung größer und somit die Komplikations- und Fehlbehandlungsrate niedriger. Dementsprechend plädiere ich definitiv für die Abschaffung von Praxen, insbesondere in niedrig besiedelten Gebieten oder eigentlich überall.
Sollen die Patienten doch 50km und mehr bis zum nächsten Ärztezentrum fahren, bevor sie der Landarzt noch mit einer Komplikation versieht...dann lieber auf dem Weg zum Zentrum sterben, da kommt es wenigstens nicht zu einer Komplikation der Behandlung!

Anne1970
01.12.2017, 17:40
:grins:

anignu
01.12.2017, 23:12
Spannende Pressemitteilung.
Ich hätte da einen grundsätzlichen Lösungsvorschlag: NIEMAND darf mehr einfach in die Notaufnahme, außer direkt durch den Rettungsdienst oder per stationärer Einweisung durch den KV-Arzt. Obwohl, verdammt, in unserer Notaufnahme bin ICH ja der KVB-Arzt zu manchen Uhrzeiten. Aber ok, dann weise ich mir die Patienten selbst ein.

Das wäre revolutionär. Die Notaufnahmen wären nicht mehr überlastet mich Schwachsinn "ich wollte das jetzt mal grundsätzlich klären" / "ich hab die Beschwerden seit 4 Wochen aber erst morgen einen Termin beim niedergelassenen Arzt und es geht nun heute einfach nicht mehr" / "wieso sollte ich mir einen niedergelassenen Arzt suchen, sie sind ja eh da" etc. Und dieses ZI kann sich nicht mehr beschweren, weil: ausschließlich die KVB-Ärzte entscheiden wer kommt.

@Kackbratze: auch die Expertise ist besser. Man wird von Fachärzten behandelt. In die Notaufnahmen werden die niedrigsten Assistenzärzte gestopft die sich noch nicht dagegen wehren können. Fachärzte werden bei uns teils schon von den Chefs gedeckt im Sinne von eher herausgenommen um die Jüngeren zu mehr Diensten zu verpflichten weil Fachärzte in der eigentlichen Arbeit wertvoller sind.

Kackbratze
01.12.2017, 23:40
@anignu

Bist Du auch auf der Gehaltsliste der BigPharm..äh BigNiedergelassenen? Ich wusste es!
Diese Kartelle zerstören die echte Medizin, die sich noch mit der Heilung beschäftigt! Helios wäre so viel besser dran ohne euch!!!

Anne1970
02.12.2017, 16:05
:grins:

anignu
03.12.2017, 03:34
@Kackbratze: hast was falsches gegessen?

Wir hatten gestern im Tagdienst mal wieder nur im Tagdienst 30 Patienten in der Notaufnahme zu behandeln. Davon 1x Abdomen, das dann urologisch war und ambulant behandelt wurde und eine unfallchirurgische stationäre Aufnahme. Der Rest waren 28 ambulantes unfallchiurgisches Zeug, von Zehenfraktur, über Distorsionen, Schulter-/Rückenschmerzen ohne Trauma, kleine Platzwunden etc. Dafür brauch ich keine Notaufnahme. Dafür hätte ich gerne einen niedergelassenen Orthopäden, der hätte von den 28 Patienten locker mindestens 25 behandeln können. Der hätte dann auch Arzthelferinnen die ihn unterstützen, eine sinnvolle Software für ambulante Behandlung, kann sich die Patienten selbst wieder einbestellen wann er will usw...

Aber so? Schwachsinn. Die Notaufnahme ist Schwachsinn. Hat mit "-aufnahme" nichts zu tun. Nur Arbeit und Arbeit und Arbeit für nichts. Während man gleichzeitig nur schwierig Zeit hat sich um die stationären Patienten zu kümmern.

Nastja8
03.12.2017, 20:36
International???
Werden jetzt deutsche Krankenhäuser mit Versorgung in Afrika, Asien und etc. verglichen? Wie wäre es mit der ärztlichen Versorgung auf dem Mars?

Feuerblick
03.12.2017, 20:38
:grins:
Was lehrt uns das? „Studien“ sind reine Interpretationssache :-))

Choranaptyxis
03.12.2017, 20:44
Ich bin ja für das lettische System, Nummern ziehen :D da kann man dann auch sehen, wie viele am Tag da sehen, ganz ohne viel Technik :D Kollateralschäden muss man dementsrpechend rausrechnen

Philip_MHH
05.12.2017, 06:48
Spannende Pressemitteilung.
Ich hätte da einen grundsätzlichen Lösungsvorschlag: NIEMAND darf mehr einfach in die Notaufnahme, außer direkt durch den Rettungsdienst oder per stationärer Einweisung durch den KV-Arzt.

Das ist ja mal eine super Idee. Gut, dass du nichts zu entscheiden hast....
Schonmal erlebt was heute schon im Rettungsdienst los ist? Was glaubst du passiert wenn es diese Regelung gäbe? Richtig, die Notaufnahmen werden nicht entlastet, dafür bricht der Rettungsdienst komplett zusammen unter Einsätzen, die eines Rettungsmittels nicht bedurft hätten

Lava
05.12.2017, 08:55
Zumal es ja genug Sachen gibt, mit denen ich zwingend in die Notaufnahme muss, aber auf meinen eignenen zwei Beinen dorthin laufen oder fahren kann.

anignu
05.12.2017, 22:35
@Philip_MHH und Lava: dann macht doch sinnvolle Lösungsvorschläge! Ich arbeite in der Notaufnahme und empfinde das System nur noch als schwachsinnig. So kann es doch nicht weiter gehen. Und bzgl. Rettungsdiensteinsätze: ich sag nur "Nackenschmerzen ohne Trauma kommt mit Notarzt". Bleibt Schwachsinn auch wenn mein Vorschlag Gehör fände.

Andersrum: seid ihr der Meinung, dass die aktuelle Entwicklung der Notaufnahmen sinnvoll ist?

Philip_MHH
06.12.2017, 05:19
Damit hast du deinen „Lösungsansatz „ doch gerade mit meiner Argumentation selbst noch einmal ad absurdum geführt. Es wäre eben kein sinnvolles Steuerinstrument. Wenn ich eine Patentlösung hätte wäre ich wohl kein Arzt sondern würde mir von dem Geld das mir das eingebracht hat ein schönes Leben auf den Malediven machen.
Letztlich hat man als Klinik / Notaufnahme eben eine versorgungspflicht, was ich auch richtig finde. Zwei Dinge können da helfen sinnvoll zu steuern und der Zahl der Patienten Herr zu werden. Qualifizierte Sichtung gemäß MTS und mehr Personal.

Lava
06.12.2017, 09:07
Hey, ich arbeite seit 2009 regelmäßig in Notaufnahmen, ich weiß also auch, wie es ist. Meiner Erfahrung nach sind Leute, die nachts um 3 kommen, weil sie da gerade Zeit haben, mit Beschwerden, die sie schon seit Wochen haben, die absolute Ausnahme. Klar gehört nicht jeder Patient, der eine Notaufnahme aufsucht, auch dorthin. Aber wenn wir mal ehrlich sind, haben die allermeisten einen nachvollziehbaren Grund. Kein Mensch geht gerne einfach so ins Krankenhaus, um dann vielleicht auch noch stundenlang zu warten. Entweder die Menschen haben Schmerzen oder machen sich Sorgen oder beides. Dass jeder Mensch genau weiß, wann etwas nicht dramatisch ist und bis zum nächsten Tag warten kann und was sofort abgeklärt gehört, ist halt ein Idealzustand, der schwierig zu erreichen ist.

Ein paar Ideen habe ich trotzdem:
- bessere "Gesundheitserziehung", vielleicht sollte man schon in der Schule etwas medizinisches Grundwissen vermitteln und genrell die Bevölkerung besser aufklären über ernste Warnzeichen und Lappalien

- mehr Notfallpraxen vom hausärztlichen Bereitschaftsdienst. In Berlin gibt es z.B. GAR KEINE, was eine völlige Katastrophe ist
- am besten sollten die Notfallpraxen sich in direkter Nachbarschaft zu einer Notaufnahme befinden, so dass man die Patienten gleich richtig leiten kann bzw. das Weiterleiten von der einen zur anderen Stelle kurze Wege hat. In Darmstadt war das so und hat ganz gut funktioniert.

- gut geschultes Personal in den Notaufnahmen, die auch wirklich triagieren können und ggf. einen Patienten gleich weiter zur Notfallpraxis schicken, statt einfach ALLE erstmal aufzunehmen, so dass nach 3 Stunden der Arzt sagt "der hätte eigentlich auch woanders hingehen können/müssen"

- schnelle Terminvergabe bei den niedergelassenen Ärzten, am besten wäre sogar eine Vernetzung zwischen Klinik und Praxis, so dass ich in der Notaufnahme jemanden guten Gewissens gleich weiter schicken kann und weiß, dass der da auch in den nächsten 5 Tagen einen Termin bekommt

Hijadelaluna
06.12.2017, 11:31
@Lava: deine Ideen hören sich gut an.
Allerdings muss ich dir widersprechen: die Patienten, die ich so tagtäglich sehe, sind zum überwiegenden Teil so gesund, dass sie einfach weiter schlafen hätten können. Ganz besonders abends/ nachts/ am Wochenende (komme mir manchmal vor wie in der Abendsprechstunde). Und dann regen sich die Leute noch auf, wenn sie bei einer Lappalie (winziges Hyposphagma seit dem Vortag, erhebliche Sprachbarriere) warten müssen- bin ja nur gleichzeitig für 2 Stationen und Kreißsaal zuständig. Neulich hat ich nen 13-jährigen mit fieberhafter Gastroenteritis, der Junge erzählte, sie hätten den RD gerufen, weil seine Eltern sich das Auto nicht versch** lassen wollten. Kann man da nicht eine Gebühr erheben? An der Charité geht das angeblich..
Die Patienten, die ich aufnehme, sind meistens durch den Niedergelassenen eingewiesen..

Lava
06.12.2017, 11:39
Ich bin halt in der Unfallchirurgie, kann schon sein, dass in der Inneren oder so Lappalien häufiger sind ;-)

Nastja8
06.12.2017, 15:05
1. Ich bin nur eine Internistin.
Privat bin ich eine Mama, ich hatte davor Fehlgeburte, habe ehrlich gesagt nicht viel Ahnung von Gyn. Als ich mit meinem kleinen Schatz schwanger war, hatte ich sehr viel ANGST auch dieses Baby zu verlieren. Die Menschen kommen weil Sie sich Sorgen machen.
Ich bin ehrlich. Ich war 7 mal in der gynäkologischen Notaufnahme " umsonst" gewesen. Ich stehe dazu und ich bin froh dass es die kleine Gynäkologie in unserem Ort gibt.
:-dafür:-dafür:-dafür:-dafür:-dafür:-dafür:-dafür:-dafür

Kandra
06.12.2017, 16:40
1. Ich bin nur eine Internistin.
Privat bin ich eine Mama, ich hatte davor Fehlgeburte, habe ehrlich gesagt nicht viel Ahnung von Gyn. Als ich mit meinem kleinen Schatz schwanger war, hatte ich sehr viel ANGST auch dieses Baby zu verlieren. Die Menschen kommen weil Sie sich Sorgen machen.
Ich bin ehrlich. Ich war 7 mal in der gynäkologischen Notaufnahme " umsonst" gewesen. Ich stehe dazu und ich bin froh dass es die kleine Gynäkologie in unserem Ort gibt.

Gegen sowas sagt auch niemand was. Aber Leute, die sich beim putzen an der Tapete die Handknöchel aufschrammen (!) und dann empört sind, wenn man ihnen nur ein bisschen Octenisept auf die "Wunden" klatscht, für die hab ich keinerlei Verständnis. Oder der Physiotherapeut mit Lumbago, wo man sich dann auch fragt, was der jetzt genau von einem hören möchte ^^