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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Arbeiten nach Krankenpflegeausbildung vor Studium



BlackMaggi
08.12.2017, 09:53
Hallo,

Nachdem ich jetzt alle Threads durchgeschaut und zu diesem Thema nichts Konkretes gefunden hab, mach ich mal nen neuen auf :)

Folgendes: Ich hab 2014 mein Abi mit 2,0 gemacht, danach ein FSJ im Krankenhaus, wo sich der Wunsch entwickelt hat, Medizin zu studieren. Da ich kaum Chancen auf einen Platz hatte, fing ich eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin an, die ich zum 31.8.18 hoffentlich abgeschlossen haben werde. Nebenbei hab ich den TMS mit 83 gemacht, nen Sanitäterkurs in meiner Freizeit, das Cambridge-Zertifikat im Falle eines Auslandsstudiums etc. und natürlich jedes Semester bei hochschulstart.de beworben. Jetzt bin ich gerade dabei, Bewerbungen für 2 Privatunis und alternative Arbeitsstellen als Krankenpflegerin zu schreiben. Dummerweise finden die Aufnahmetests dieser Unis und der MedAT in Österreich genau in dem Zeitraum (2-3 Wochen im Juli) meines Examens statt, genaue Termine sind noch nicht bekannt und Anmeldegebühren von bis zu 200€ müssen im Januar bezahlt werden.

Nun endlich zu meinen Fragen:

1. Meint ihr, es ist machbar, sich parallel auf das Examen und die Aufnahmetests (Oberstufenwissen Mathe, Chemie, Physik, Bio plus kognitive Tests) vorzubereiten oder nehme ich mir zu viel vor? Die Kosten sind natürlich auch nicht grad ohne, aber ich möchte eben möglichst viele Möglichkeiten ausschöpfen.

2. Falls das alles nicht klappen sollte, möchte ich wenigstens arbeiten. Die Frage ist nur: Gehe ich auf eine interessante Station, z.B. Intensiv, wo ich viel lerne, aber voll bei der Sache sein muss. Oder arbeite ich evtl. sogar Teilzeit in der Altenpflege, um mich intensiver auf Aufnahmetests vorzubereiten?

Würde mich sehr über ein paar Erfahrungen eurerseits freuen, welchen Weg ihr eingeschlagen habt und was ihr mir raten würdet so rein objektiv.
Schonmal vielen Dank dafür :)

LG Maggi

davo
08.12.2017, 10:19
Ich nehme mal an du meinst Prozentrang 83 und nicht 83 TMS-Punkte? Auf wieviele Punkte kommst du denn in Gießen, Köln oder Mannheim? M.a.W., ist dort eine Aufnahme realistisch?

Die Anmeldegebühren sind peanuts im Vergleich dazu wieviel Geld du durch einen späteren Start des Studiums verlierst. Ich würde also alles daran setzen, so bald wie möglich mit dem Studium starten zu können.

Nachdem du ein gutes TMS-Ergebnis hast, denke ich schon, dass du zumindest einen Test und dein Examen auf hohem Niveau gleichzeitig schaffen solltest. Ob du alle drei und das Examen auf hohem Niveau gleichzeitig schaffen wirst, kann ich leider echt nicht beurteilen. Aber versuchen würde ich es auf jeden Fall. Wie gesagt - dein TMS spricht dafür, dass du in Tests gut abschneidest.

*milkakuh*
08.12.2017, 16:38
In welchem Bundesland schreibst du denn Krankenpflegeexamen? Ich habe ungelogen fürs schriftliche Examen für jede Prüfung gerade mal ein Wochenende investiert und trotzdem gute Noten geschrieben. Bei uns standen fast alle Informationen direkt im Text und die restlichen Fragen waren überwiegend mit Allgemeinwissen und "Ich-bin-nicht-3-Jahre-blind-durch-die-Klinik-gelaufen-Wissen" gut machbar. Als kritisch empfinde ich eher, dass das in der gleichen Woche ist. Alleine die Reise ist ja anstrengend...

Umbie
08.12.2017, 19:21
Ich kann mich Milkakuh anschließen.
Für mein Kinderkrankenpflegeexamen habe ich ca. 3 Wochen gelernt und lernen war bei mir damals so 2-3h täglich in die Unterlagen/Bücher schauen. Habe mit prima Noten abgeschlossen, also denke ich durchaus, dass man parallel noch eine zweite Baustelle schafft.

klump3n
09.12.2017, 17:38
Ich habe mein Abi vertrottelt mit 3,0. Habe mir vor der Krankenpflegeausbildung ähnliche Gedanken gemacht... im Endeffkt habe ich für jede Klausur/Test maximal eine Stunde gearbeitet und alles mit 1,0 abgeschlossen. Für das Examen dann vier Tage durchgelernt. Der Stoff ist ja nicht anspruchsvoll, man muss es nur erstmal überblicken. Mit anderen Worten: man kann nebenbei alles machen. Am meisten Mühe hat eigentlich der praktische Teil gemacht, weil ich das ganze Pflegeding in der Praxis bis zum Examen nicht wirklich durchblickt habe...
Heute bin ich Pfleger in einer Notaufnahme, habe vorher schon kurz eine periphere Station und eine Intensivstation besucht.
Für die Zukunft würde ich dir raten, dass du dir lieber eine Abteilung suchst in der du möglichst viel mitnimmst, anstatt dich auf irgendwelche Tests zu versteifen. Ich habe es Anfangs auch nicht geglaubt und als Strafe angesehen, noch als Pfleger arbeiten zu müssen und werde es auf jeden Fall nicht für den Rest meines Lebens tun, auch wenn der Traum vom Studium zerplatzt, aber es ist in jedem Fall eine lehrreiche Zeit. Gerade in der Notaufnahme hat man meiner Meinung nach einen (wenn nich den größten) Einblick in organisatorische Strukturen eines Krankenhauses. Und nebenbei lernt man noch was in der Praxis wirklich ein Notfall ist oder nicht. In der Freizeit kann man sich dann gerne noch einiges Aneignen wie z.B. EKGs interpretieren.
Darüber hinaus lernt man auch nochmal das Leben der normalen "Arbeiterklasse" ohne akademischen Hintergrund kennen, sofern man es noch nicht kannte.

BlackMaggi
09.12.2017, 17:49
Danke für die Antworten :)
@davo: Hab ich alles schon durchgerechnet, reicht leider nirgends. Mit abgeschlossener Ausbildung evtl, aber die kann ich erst zum WS 2018 mit angeben und bis dahin ist der NC schon wieder höher (falls sie ihn nicht abschaffen).
@milkakuh: Da hast du Recht, für den MedAT muss man ja mindestens 2-3 Tage einrechnen und das in der Examenswoche... Ich werd das wahrscheinlich spontan entscheiden müssen, wenn alle Termine feststehen.

Was mich noch interessieren würde: Habt ihr gleich nach der Ausbildung studieren können oder wartet und arbeitet ihr noch? Wo habt ihr euch denn so beworben?

LG Maggi

BlackMaggi
09.12.2017, 18:14
Achja, natürlich Prozentrang 83 und mein Examen mach ich in Bayern.

@klump3n: Hast du es jetzt aufgegeben, Medizin zu studieren? Mit Wartesemstern müssest du doch bald reinkommen, oder? Aber ich verstehe natürlich, dass man irgendwann keine Lust mehr hat. Das ist eben der Grund, warum ich so viel nebenher mache und auf die Tests lerne, weil ich nicht erst mit 30 anfangen will. Man weiß ja nie, was dazwischenkommt (Familie, Kinder,...)
Die Notaufnahme würde mich wirklich reizen, genauso wie Intensivstation. Ist dir die Arbeit dort direkt nach der Ausbildung schwergefallen?

klump3n
09.12.2017, 23:05
@BlackMaggi

Mein Plan ist es weiterhin Medizin zu studieren. Der Job als Pflegekraft bietet nicht so viele Perspektiven wie einem die Lehrkräfe immer suggerieren wollen. Werde hoffentlich zum WS einen Platz haben, habe zu dem Zeitpunkt 15 Wartesemester.
Es ist frustrierend, dass 90% Ärzte um mich herum kaum ein Wort Deutsch sprechen und dass Bereichsleiter über mich disziplinarisch Verfügen können, die einen niedrigeren Bildungsstand haben. Pflege ist in Deutschland ist meiner Meinung nach Aussichtslos. Die Qualität der Ausbildung sinkt sowie die Qualität des Nachwuchses, der angeworben wird. Man merkt mit der Zeit, dass Leute nur einen Ausweg daraus suchen, weil sie keine Lust mehr haben zu pflegen. Ob Betriebsrat oder höhere Pflegepositionen. Auch ein Aufstieg in der Pflege ist nur etwas für Menschen, die Macht haben wollen. Es gibt keinen finanziellen Anreiz, denn man Verdient immer schlecht zu schlechten Bedingungen. Als Bereichsleiter falls bspw. Schichtzulagen weg, was zur Folge hat, dass ich als Pfleger in der Notaufnahme mit Bereitschaftsdiensten mehr verdiene als mein Bereichsleiter.
Grundsätzlich ist Pflege einfach ein Handwerksberuf, zusätzliches medizinisches Fachwissen wird einem nicht gedankt. Ich behaupte, dass niemand wirklich glücklich als Vollzeitkraft in diesem Beruf bis zur Rente arbeiten kann, besonders wenn alternativ eine akademische Ausbildung möglich gewesen wäre.
Ist natürlich vom eigenen Typ abhängig und ich habe den Weg ins Gesundheitswesen nie aus monetären Gründen gewählt, aber es erschüttert, wenn ein Assistenzarzt der Unfallchirurgie für Kniefüße röntgen und Voltarensalbenverbände verordnen (natürlich überspitzt) mehr als das dreifache Netto hat als man selbst. Das ganze dann auch noch ohne Wochenendarbeit.
Die Notaufnahme bzw. die Arbeit nach dem Examen ist nur unter dem Umstand schwer, dass die Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflege einfach rudimentär ist und man die ersten Monate 80% des Tages damit verbringt es den eingefahrenen Alten recht zu machen. Man braucht erst ein wenig Erfahrung bevor man eigene Schritte geht und merkt bald, dass alles halb so wild ist.

milz
10.12.2017, 09:20
Ich hatte auch KP gelernt und dann studiert und habe es nicht bereut:
der medizinische Wissensdurst wird besser gestillt,
deutlich mehr Verdienst (ok erst mal 6 Jahre kein Verdienst!), als OA kann ich eine Familie ernähren,
deutlich mehr berufliche Entwicklungs- und Aufstiegsmöglichkeiten (Krankenhaus/OA/CA, Niederlassung, zahlreiche Fachrichtungen, Forschung, Industrie, Ausland...),
man ist weiter oben in Hierarchie,
größere Chance es gesundheitlich bis zur Rente zu schaffen,
mehr Prestige,
in meiner Fachrichtung: keine zehrenden Nachtdienste, kaum Patientenkontakt.

BlackMaggi
10.12.2017, 10:26
@klump3n: Freut mich zu hören, dass du es bald geschafft hast! :)
Du hast Recht, die Ausbildung ist echt ein Witz. Ich bin leider schon in die generalistische Schiene gerutscht, die alle 3 Pflegeausbildungen verbinden soll und ein Großteil unserer schulischen Ausbildung besteht aus Ergotherapie, sprich kognitivem Training oder 10-Minuten-Aktivierung bei Demenz. Auf medizinisches Wissen wird nur oberflächlich Wert gelegt und wenn man mal nachfragt, heißt es "Das müssen Sie nicht wissen." oder die Erklärung ist so unlogisch, dass ich selbst google und es für Lehrer und Klasse nochmal erklären muss... In der Notaufnahme kann ich wahrscheinlich nur vernünftig arbeiten, wenn ich mir einiges selbst aneigne und anlese. Was aber auch nicht schaden würde.
Danke für deine Eindrücke!

*milkakuh*
10.12.2017, 11:53
Ich habe direkt nach der Krankenpflegeexamen mit dem Studium im osteuropäischen Ausland begonnen. Rückblickend war das die aller beste Entscheidung. Mein ursprünglicher Plan war es die Wartezeit abzusitzen. Hätte ich das gemacht, wäre ich jetzt gerade mal im 1. (!!!!!) Semester! Was das für mein Leben bedeutet hätte, war mir nach dem Abi und auch nach der Ausbildung noch nicht wirklich klar. Mich nervt es jetzt schon ziemlich, dass ich erst mit Ende 20 anfangen kann zu arbeiten. Viele meiner Freunde sind schon längst fertig mit dem Studium und haben jetzt einen deutlich höheren Lebensstandard und können ganz anders planen. Ich kann echt nur jedem von der Wartezeit abraten. Mittlerweile kämen für mich auch noch einige andere Berufe/Studiengänge in Frage - leider war ich nach dem Abi zu sehr eingeschossen auf die Medizin.

Sticks
17.12.2017, 20:19
Ich habe direkt nach der Krankenpflegeexamen mit dem Studium im osteuropäischen Ausland begonnen. Rückblickend war das die aller beste Entscheidung. Mein ursprünglicher Plan war es die Wartezeit abzusitzen. Hätte ich das gemacht, wäre ich jetzt gerade mal im 1. (!!!!!) Semester! Was das für mein Leben bedeutet hätte, war mir nach dem Abi und auch nach der Ausbildung noch nicht wirklich klar. Mich nervt es jetzt schon ziemlich, dass ich erst mit Ende 20 anfangen kann zu arbeiten. Viele meiner Freunde sind schon längst fertig mit dem Studium und haben jetzt einen deutlich höheren Lebensstandard und können ganz anders planen. Ich kann echt nur jedem von der Wartezeit abraten. Mittlerweile kämen für mich auch noch einige andere Berufe/Studiengänge in Frage - leider war ich nach dem Abi zu sehr eingeschossen auf die Medizin.

Nicht für jeden kommt das Ausland in Frage. Was bleibt einem anders übrig als zu warten? Wenn man wirklich Medizin machen möchte schaut man sich auch nicht nach etwas anderem um, später mit der Gefahr doch falsch zu liegen und keine Wartezeit zu sammeln.
Ich fang jetzt mit 32 Jahren an. Habe mich oft vor dem Studium geärgert. Mittlerweile nicht mehr. Natürlich hätte ich gerne eher angefangen. In den Famulaturen und Praktika war das Verhältnis mit den Kollegen aber nicht anders als mit jüngeren Studenten auch. Im PJ ebenfalls. Durch meine Berufserfahrung in OP war ich eher sehr beliebt bei den Chirurgen.
Verzichten musste ich auf nichts, dafür hatte ich bereits vor dem Studium gesorgt und etwas Glück kam auch hinzu. Ohne Wartezeit wäre ich natürlich fachlich und privat ein paar Schritte weiter, aber ich bin dankbar das Studium ohne Probleme letzten Monat abgeschlossen zu haben und jetzt endlich in meinem Traumberuf arbeiten zu können.

Mein Rat an alle Wartezeitler. Haltet durch! Es lohnt sich!