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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : antibiotische Therapie amb. erworbene Pneumonie



LasseReinböng
14.12.2017, 21:02
Hallo,

mich würde einmal interessieren, wie ihr bei der Behandlung bei V.a. CAP, also ambulant erworbene Therapie verfahrt. Wenn ich den V.a. CAP habe kombiniere ich entweder ein Beta-Laktam-AB oder ein Cephalosporin mit entweder Makrolid oder Fluorchinolon.

Bei uns ist nun gängige Praxis, das Makrolid/Fluorchinolon rauszuschmeissen, sobald ein neg. Legionellen-AG Test im Urin vorliegt...

Gibt es dazu irgendeine Evidenz ? Was ist denn mit Mykoplasmen z.B. als atypische Erreger ?

Sebastian1
14.12.2017, 21:20
Kenne es aus dem intensivstationären Setting auch so, dass Aminopenicillin plus Makrolid kombiniert wurden. Das Testen der Atypiker ist nicht immer ganz einfach, daher haben wir es - wohlgemerkt im intensivstationären Setting, also entsprechend gravierender Symptomatik - so gemacht, dass wir anstelle Legionellen-Ag im Urin eine PCR abgenommen haben (der Antigentest im Urin weist offfenbar nicht alle Legionellenstämme nach, habe ich auch einmal bei einer schweren Legionellenpneumonie so klinisch bestätigt gesehen), daui eine Multiplex-PCR auf Viruspneumonie. Mykoplasmen in Kultur waren raus, weil die offenbar so langsam wachsen, dass ich beim negativen Ergebnis im Zweifelsfall auch meine antibiotische Therapie schon durch habe.
Viruspneumonien, insbesondere CMV-Pneumonien, habe ich auch bei nicht klassisch immunkompromittierten Patienten durchaus mehrfach gesehen (dann wurde entsprechend mit Ganciclovir therapiert).

Bei immunkopromittierten Patienten ging die Diagnostik noch weiter; das habe ich leider grade aus dem Kopf nicht mehr parat.

Fluorchinolone haben wir nicht primär eingesetzt (UAW-Spektrum, lokale Resistenzlage).
Makrolide wurden rausgeworfen, wenn man einen klassischen Erreger nachweisen konnte.

Man muss allerdings auch dazu sagen, dass wir den Luxus eines großen Labors mit Mikrobiologie am Haus hatten und 24/7 solche Diagnostik machen konnten, das war schon ganz nett.

Lava
15.12.2017, 12:08
Im Ärzteblatt 49 gibts dazu einen Artikel. Gelesen hab ich ihn allerdings noch nicht. :-blush

annekii
15.12.2017, 13:43
Wir benutzten bei ambulant erworbener Pneumonie bei Kindern (pCAP) zur ambulanten Behandlung Amoxicillin.

Dazu diese Leitlinie http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/048-013l_S2k_pCAP_ambulant_erworbene_Pneumonie__Kinder _Jugendliche_2017-06.pdf

Darin steht an einer Stelle

5.4.2. Wirkstoff-Auswahl
Beim Entschluss zur Antibiotika-Gabe sind Wirkstoff, Verabreichungsform und –dauer festzulegen. Bei Patienten mit pCAP erfolgt die primäre Behandlung in der Regel ohne Nachweis des auslösenden Erregers. Für die empirische Therapie sind die Prävalenz unterschiedlicher Pathogene in einzelnen Alters- und Patientengruppen, sowie der Resistenzlage in Bezug auf die zu erwartenden Erreger ausschlaggebend. Eine Zusammenfassung der empfohlenen Wirkstoffe und Dosierungen findet sich in Tabelle 2.
In den gegenwärtigen nationalen und internationalen Leitlinien wird einheitlich Amoxicillin als Antibiotikum der ersten Wahl, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene, empfohlen [18, 20, 67, 68]

Milana
15.12.2017, 14:48
Im Ärzteblatt 49 gibts dazu einen Artikel. Gelesen hab ich ihn allerdings noch nicht. :-blush
Hab ihn heute gelesen, die empfehlen auch Amoxi abulant, im stationären Setting Amoxi/Clav oder Cefuroxim, Ceftriaxon, Cefotaxim plus Makrolid (optional für mittelschwer, obligatorisch für schwere CAP). Makrolid für drei Tage bis Erhalt negativer atypischer Erreger.
In der Klinik veschreibe ich Amoxi wenn die ambulant bleiben, stationär kriegen bei uns die einen Ampi, die anderen Erythromycin und die nächsten beides. Wir nehmen allerdings auch nicht sooo häufig Erregerdiagnostik dazu ab.

davo
15.12.2017, 16:39
Hab ihn heute gelesen, die empfehlen auch Amoxi abulant, im stationären Setting Amoxi/Clav...

Dann lernen wir immerhin das Richtige :-)) :-p

LasseReinböng
26.01.2018, 20:29
Danke für die vielen Antworten auf mein mittlerweile schon älteres Posting.

Die Leitlinien/Therapieempfehlungen sind mir natürlich bekannt. Es gingt tatsächlich eher um die Frage, ob Ihr - wenn ihr ein Fluorchinolon bzw. Makrolid als Kombinationspartner verwendet, dieses sofort beendet, wenn ein neg. Legionellen-AG-Test vorliegt. ( wir nehmen i.d.R. 3x Legionellen-AG im Urin ab, um die Sensivität zu steigern, die Spezifität ist an sich sehr hoch, aber eben, wie hier schon erwähnt wurde, auch nur in Bezug auf einen bestimmten Serotyp.)

Sebastian1
26.01.2018, 21:00
Allein nach diesem Parameter - nein. Gibt ja noch mehr Atypiker. Aber wie geschrieben: Bei Nachweis eines anderen Erregers und negativem Test: ja. Sonst bei negativer Testreihe wie oben beschrieben.