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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Urteil Bundesverfassungsgericht zum Vergabesystem 19.12.17



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davo
19.12.2017, 19:47
Freie Berufswahl heißt nicht, dass jeder auf Staatskosten alles studieren können muss, was er will. Das heißt, überspitzt formuliert, nur, dass dir die Approbation nicht versagt werden darf weil du, say, rote Haare hast. Das war IMHO nur eine irreführende Gleichsetzung, die Befürworter der Wartezeitquote ohne guten Grund gerne benutzt haben. Durch die ganzen Privatunis wurde diese Gleichsetzung noch unrichtiger als sie immer schon war. Ich habe schon des öfteren darauf hingewiesen, dass diese Gleichsetzung Unfug ist - und so sieht es wohl auch das Bundesverfassungsgericht.

Die "strengen Eignungskriterien" gibt es ja bereits jetzt. In Form von NC und AdH. Aber auch hier gilt - Studium an einer staatlichen Uni ist nicht dasselbe wie Beruf.

Belsoe
19.12.2017, 19:54
Das vielleicht nicht, aber ein Verfahren das Leute irgendwann aus dem Rennen nimmt obwohl andere im Folgesemester mit ähnlichen Ergebnissen zum Zugr kommen, dürfte sehr wohl schwierig zu begründen sein. Der Zugang zur Bewerbung dürfte ein relativ hohes Gut darstellen.

davo
19.12.2017, 19:56
Wieso das? Das ist bei jedem Aufnahmeverfahren so. Das ist genauso wenn du Polizist oder Fluglotse werden willst. Da die Zahl der Ausbildungsplätze fix ist, aber weder die Zahl noch die Qualifikation der Bewerber, ist völlig logisch, dass die Auswahlgrenzen je nach Auswahlzeitpunkt variieren.

Sticks
19.12.2017, 20:13
Also ich habe hier die letzten Tage gelernt, dass es ohnehin viel leichter ohne Abi geht. Weil das Abi in den Bundesländern nicht vergleichbar ist, reicht eine Ausbildung mit Vorraussetzung HA nach Klasse neun mit guten Noten durch erheblich weniger Aufwand vollkommen legitim aus. Anschließend arbeitet man etwas vor sich her und bekommt so geschmeidig seinen Platz.

seefahrer93
19.12.2017, 20:16
ich hoffe ja noch, dass es eine gute Übergangslösung für Leute gibt, die zu dem Zeitpunkt 14+ WS haben und nicht einfach ihre gesamte Lebensplanung über den Haufen werfen müssen, nur weil sie nicht mehr studieren dürfen.

Kandra
19.12.2017, 20:17
Also ich habe hier die letzten Tage gelernt, dass es ohnehin viel leichter ohne Abi geht. Weil das Abi in den Bundesländern nicht vergleichbar ist, reicht eine Ausbildung mit Vorraussetzung HA nach Klasse neun mit guten Noten durch erheblich weniger Aufwand vollkommen legitim aus. Anschließend arbeitet man etwas vor sich her und bekommt so geschmeidig seinen Platz.

Wow bist du neidisch.

Sticks
19.12.2017, 20:21
Wow bist du neidisch.

Richtig. Jeder der etwas schlecht findet ist automatisch neidisch darauf. Das wird vom Gesetz gleich morgen verabschiedet.

davo
19.12.2017, 20:25
Also ich habe hier die letzten Tage gelernt, dass es ohnehin viel leichter ohne Abi geht. Weil das Abi in den Bundesländern nicht vergleichbar ist, reicht eine Ausbildung mit Vorraussetzung HA nach Klasse neun mit guten Noten durch erheblich weniger Aufwand vollkommen legitim aus. Anschließend arbeitet man etwas vor sich her und bekommt so geschmeidig seinen Platz.

Es ist wirklich seltsam, wie sehr du dich in dieses Thema verbeißt. Du hast einen Platz bekommen, sei froh darüber.

Sticks
19.12.2017, 20:30
Ja, irgendwann habe ich einen Platz bekommen.
Trotzdem muss ich mir �� nicht schönreden.
Stellt euch vor die Wartezeit liegt bei 20 Semestern, oder sagen wir 20 Jahre. Ist halb so wild, am Ende hat man einen Platz bekommen.
PS. Natürlich habe ich einen Platz bekommen. Dafür sollte das Abi ja gut sein.

Feuerblick
19.12.2017, 20:36
Genau DAS hat sich ja demnächst dann erledigt :-))

davo
19.12.2017, 20:36
Stellt euch vor die Wartezeit liegt bei 20 Semestern, oder sagen wir 20 Jahre.

Genau dieses Problem wird es ja in Zukunft nicht mehr geben.

Und du hättest ja genauso den Weg mit der Ausbildungsnote gehen können. Hast du halt nicht gemacht.

Sticks
19.12.2017, 20:44
Oh. Da habe ich wohl am Wandertag zur Berufsinformationsbörse geschlafen. Jetzt habe ich gerade die Power Point Präsentation noch einmal durchgelesen. Stimmt. Ihr habt recht. Da steht doch tatsächlich auf Seite drei: „Für alle Schüler unter euch die einmal einen Beruf ausüben möchten bei dem man studiert haben muss, ist der Abgang von der Schule nach der 10 Klasse angeraten. Ihr macht eine spannende Ausbildung und könnt anschließend studieren war ihr wollt. „
Sorry. Mein Fehler. Ganz klar. Allgemeine Hochschulreife erlangt man durch die Schule des Lebens. Das weiß doch jeder.

Sebastian1
19.12.2017, 20:48
So what? Fakt ist: Es gibt sehr, sehr viel mehr Bewerber als verfügbare Studienplätze. Da die Zahl der Plätze nicht beliebig zu erhöhen ist (und nach der Wiedervereinigung in den 90er Jahren sogar gesenkt wurde), muss es eine Selektion geben. Es wird Leute geben, die mit dem Verfahren nicht einverstanden sind, weil es sie - subjektiv oder objektiv - benachteiligt. Life's not fair. Deal with it.

Anders: Ich habe in meiner Studienzeit (damals (tm)) als Fachschaftsratmitglied auch relativ viel Schülerberatung gemacht. Oft waren es die interssierteren Lehrer, die ihren Oberstufenschülern aktiv zu Infotagen an Unis verholfen haben, grade in den beliebteren Studiengängen. So hatte ich häufig ein Grüppchen von 10-20 Leuten vor mir sitzen, die gern etwas über den Weg ins Medizinstudium erfahren wollten. Um mich hier nicht in Details zu verlieren: Es war oft bei allem Enthusiasmus der Schüler und angehenden Abiturienten schon erstaunlich, wie wenig Wissen vorhanden war rund um das Thema "was muss ich eigentlich tun, um meinen Studiengang machen zu können"? Und wie gesagt, das waren im Schnitt eher engagiertere Lehrer und Schüler. Da lag es einfach daran, das ihr bisheriger Werdegang an der Schule sie nicht daran hat denken lassen, das die Zulassung zum Studium kein Selbstläufer ist. Das Verfahren hat sich durch das AdH und die Wandlung der ZVS zu Stiftung Hochschulstart geändert, aber ich fürchte, viele bekommen nach wie vor die Spielregeln erst mit, wenn der Drops gelutscht ist. Ja, das ist alles verfügbar, das kann man alles wissen - aber guckt doch mal hier in den Vorstudienbereich, was da so alles an Fragen zusammengekommen ist in der ganzen Zeit.

Da sähe ich durchaus Nachholbedarf. Und ich glaube, das machen viele Realschulen, deren Absolventen zu großen Teilen in Lehrberufe gehen, durchaus besser: Berufsvorbereitung/Studienvorbereitung an den Schulen ist durchaus ausbaufähig. Und man profitiert durchaus mehr davon, etwas darüber zu wissen als von einem Schülerpraktikum in Betrieb xyz.

Ich kenne - ausser der Abinote mit all ihren Bedenken - kein vergleichbar objektivierbares Kriterium, welches geeignet wäre, die Studienplatzvergabe gerechter zu organisieren. Und egal, wie gerecht es wird: am Ende bekommen aktuell mehrere Zehntausend Bewerber dennoch eine Absage.

petariel
19.12.2017, 21:03
"Ironisch" in dem Fall ist tatsächlich,dass die Kläger wohl mit einem komplett anderen Ziel an die Sache rangegangen sind.
Dass der eigene Anwalt dann so gegen die "eigenen" Interessen argumentiert ,ist auch komisch.

Prinzipiell finde ich die Wartezeitregelung als strukturelle Kompensation durchaus vernünftig,wie es auch in der mündlichen Verhandlung vom Gericht angeführt und dann beschlossen worden ist.
Gerade auch,wenn man nicht mit Knackpo am Tag x überzeugen kann, aus welchem Grund auch immer, also den Rest der Vergabe auf eine einzige Tagesform reduziert.
Im AdH geht es an manchen Orten ja schon seit 10 Jahren um einen Mix. Mal sehen, ob sich zukünftig 99 Prozent der Schüler nach 6 Monaten auf die faule Haut legen werden,da Quote 1 außen vor ist. Die Lehrerverbände inkl. Länder freuts :)

Sticks
19.12.2017, 21:12
So what? Fakt ist: Es gibt sehr, sehr viel mehr Bewerber als verfügbare Studienplätze. Da die Zahl der Plätze nicht beliebig zu erhöhen ist (und nach der Wiedervereinigung in den 90er Jahren sogar gesenkt wurde), muss es eine Selektion geben. Es wird Leute geben, die mit dem Verfahren nicht einverstanden sind, weil es sie - subjektiv oder objektiv - benachteiligt. Life's not fair. Deal with it.

Anders: Ich habe in meiner Studienzeit (damals (tm)) als Fachschaftsratmitglied auch relativ viel Schülerberatung gemacht. Oft waren es die interssierteren Lehrer, die ihren Oberstufenschülern aktiv zu Infotagen an Unis verholfen haben, grade in den beliebteren Studiengängen. So hatte ich häufig ein Grüppchen von 10-20 Leuten vor mir sitzen, die gern etwas über den Weg ins Medizinstudium erfahren wollten. Um mich hier nicht in Details zu verlieren: Es war oft bei allem Enthusiasmus der Schüler und angehenden Abiturienten schon erstaunlich, wie wenig Wissen vorhanden war rund um das Thema "was muss ich eigentlich tun, um meinen Studiengang machen zu können"? Und wie gesagt, das waren im Schnitt eher engagiertere Lehrer und Schüler. Da lag es einfach daran, das ihr bisheriger Werdegang an der Schule sie nicht daran hat denken lassen, das die Zulassung zum Studium kein Selbstläufer ist. Das Verfahren hat sich durch das AdH und die Wandlung der ZVS zu Stiftung Hochschulstart geändert, aber ich fürchte, viele bekommen nach wie vor die Spielregeln erst mit, wenn der Drops gelutscht ist. Ja, das ist alles verfügbar, das kann man alles wissen - aber guckt doch mal hier in den Vorstudienbereich, was da so alles an Fragen zusammengekommen ist in der ganzen Zeit.

Da sähe ich durchaus Nachholbedarf. Und ich glaube, das machen viele Realschulen, deren Absolventen zu großen Teilen in Lehrberufe gehen, durchaus besser: Berufsvorbereitung/Studienvorbereitung an den Schulen ist durchaus ausbaufähig. Und man profitiert durchaus mehr davon, etwas darüber zu wissen als von einem Schülerpraktikum in Betrieb xyz.

Ich kenne - ausser der Abinote mit all ihren Bedenken - kein vergleichbar objektivierbares Kriterium, welches geeignet wäre, die Studienplatzvergabe gerechter zu organisieren. Und egal, wie gerecht es wird: am Ende bekommen aktuell mehrere Zehntausend Bewerber dennoch eine Absage.


Das fällt mir bei meiner Arbeit mit Abiturienten auch auf! Oft hören die Abiturienten vorher einen allgemeinen Vortrag zur Uni im allgemeinen. Ich sage Ihnen als erstes, dass sie für unseren Studiengang 50% auch wieder vergessen dürfen! Credit Points, Hausarbeiten oder „wie viel Klausuren schreibe ich dieses Semester einmal“ gehört eben nicht zu uns.
Ich möchte am Ende betonen, dass ich nicht für die Fachschaft gearbeitet habe.

petariel
19.12.2017, 21:20
Nein. Was ich damit meinte: Ich vermute, dass man nicht mehr in einem ersten Schritt nach WZ selektieren wird, und dann in einem zweiten Schritt innerhalb von WZ nach DN, sondern dass man mit Hilfe einer Formel WZ und DN miteinander verrechnen wird. Z.B. Punktezahl = 4-DN + WZ/4.

@Sebastian: Dass die unterschiedlichen Länderabis "korrigiert" werden sollen, steht ja nach meiner Lesart nun fest. Wie das geschieht wird spannend, denn es wäre ja unsinnig, nur die durchschnittlichen Noten und Bestehensquoten miteinander zu vergleichen - man müsste auch miteinander vergleichen, wie schwer die Aufgaben sind, welcher Anteil eines Jahrganges überhaupt Abi macht, usw. Eine Herkulesaufgabe. Vielleicht wird man es einfach nach Perzentilen machen ("die besten x% des gesamten Geburtenjahrganges") - damit würde man viele dieser Probleme auf einfache Art und Weise elegant umgehen.

Malus/Bonusregelung? Gabs schon mal in D. Als Perzentile dann nach Bundesland? Sonst landets ja wieder vor Gericht,da Vorgabe nicht umgesetzt.
Siehe Erbschaftssteuer.

davo
19.12.2017, 21:26
Natürlich nach Bundesland. Sonst wärs ja keine Korrektur der bundeslandabhängigen Unterschiede :-p

Das mit Bonus/Malus ist, nur um das klar zu stellen, lediglich meine eigene Vermutung. Nichts in der Entscheidung deutet explizit darauf hin. Genau wie das mit den Perzentilen nur meine eigene potenzielle Idee ist.

Hausarbeiten schreiben wir übrigens ebenfalls, und credit points braucht man spätestens bei Erasmus. Und auch ganz allgemein kann man sich ruhig auch mal Dinge anhören, die einen selbst nicht betreffen, statt schon mit 16, 17 zum völligen Fachidioten zu werden :-p

petariel
19.12.2017, 21:30
Ein radikaler Schritt wäre nur im eigenen Bundesland studieren zu lassen.
Die Überlegung gibts übrigens wirklich.

davo
19.12.2017, 21:37
Das wäre IMHO wirklich extrem schwachsinnig. Schlecht für das Erwachsenwerden der Studenten, schlecht für den Zusammenhalt des Landes, usw. usf. Und es gibt ja auch ein Bundesland ohne medizinischen Fachbereich :-p

Von wem kommt dieser Vorschlag?

Solara
19.12.2017, 21:41
Das mit dem eigenen Bundesland fände ich ne sinnvolle Idee. Dann konkurrieren wenigstens Leute mit vergleichbarem Abitur miteinander. Welches BL hat denn keine eigene Fakultät? Brandenburg?