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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was soll ich studieren Biochemie oder Pharmazie?



Sina4573
20.12.2017, 11:50
Hallo zusammen,
ich bin gerade am Überlegen was ich studieren soll. Eher Biochemie oder eher Pharmazie. Was sind eure Gedanken dazu? Wo hat man später vielleicht die besseren Berufsaussichten?
Im Internet habe ich zumindest für den Biochemie Studiengang bereits einen interessanten Artikel gefunden https://jobtensor.com/Studium/Biochemie, kennt ihr so etwas auch für Pharmazie?
Vielen Dank und Grüße
Sina

ehem-user-31012019-1024
20.12.2017, 12:15
Hallo, Sina4573.

Du bist im falschen Unterforum. Nichtsdestotrotz werde ich auf Deine Frage antworten.

Bevor Du Dir einen Studiengang aussuchst, solltest Du Dich über die Berufsaussichten der vorliegenden Studiengänge informieren.
Frage Dich, wie Du in zukünftig in Lohn und Brot kommen willst.
Frage Dich, wie Du zukünftig eine fachnahe und sozialversicherungspflichtige Dauerstelle ergattern willst.

Kurz gefasst: Die Berufsaussichten eines Biochemiestudiums sind mehr als miserabel. In der Industrie (allgemein formuliert) konkurrierst Du mit den restlichen Naturwissenschaftlern, Medizinern und Pharmazeuten. Die Arbeitsplätze sind jedoch sehr stark begrenzt, um das mal nett zu formulieren. Mit einer Approbation wird man, in den meisten Fällen, bevorzugt.
Pharmazeuten und Mediziner haben aus diesem Grund eine deutlich größere Chance auf einen Industriejob als die Naturwissenschaftler.
Die restlichen Naturwissenschaftler, irrelevant wie gut sie sind, bleiben auf der Strecke und müssen sich mit Postdoc-Stellen, welche nur eine Übergangslösung darstellen, oder fachfremden Berufstätigkeiten zufriedengeben.
Die approbierten Mediziner und Pharmazeuten haben jedoch einen Plan B. Sie können als Ärzte bzw. Apotheker arbeiten.

Viele Naturwissenschaftler träumen von Forschung. Das solltest Du jedoch so schnell wie möglich vergessen. Unbefristete Forschung gibt es nur für die Elite.

Coxy-Baby
20.12.2017, 17:44
Wow Werbung.....

ehem-user-31012019-1024
20.12.2017, 19:19
Frechheit, wie die Internetseite die Berufsperspektive schönredet.

Sina4573
21.12.2017, 10:48
Danke easy-peasy für deine ausführliche Antwort dazu. Meinst du es liegt daran, dass man bei Biochemie schon zu stark spezialisiert ist? Also wäre es mit einem reinen Chemie oder Biologie Studium einfacher? Nach deinen Aussagen muss ich allerdings für mich sagen, werde ich mich dann wohl vorzugsweise auf Pharmazie bewerben.

ehem-user-31012019-1024
21.12.2017, 11:15
Ein Biochemiker unterscheidet sich nicht von einem Biologen. Die Universitäten benennen ihre Studiengänge nur anders und lachen sich dann ins Fäustchen, wenn sich die nächsten Studierenden für diese Studiengänge einschreiben.
Auf die Spezialisierung kommt es nicht an. Tatsächlich gibt es auch in der Biologie gefragte und weniger gefragte Spezialisierungen.
Die Berufaussichten verbessern sich dadurch aber nicht, denn die Anzahl der Arbeitsplätze werden nicht erhöht.
Chemiker haben es zwar einfacher, die Berufsaussichten bleiben dennoch brotlos.
Der Bedarf ist mehr als gedeckt.

davo
21.12.2017, 11:49
Die von dir verlinkte Website ist unrealistisch optimistisch - wie auch die meisten Unis unrealistisch optimistisch in ihrer Beschreibung der Berufsaussichten sind. Ich würde ebenfalls ganz klar Pharmazie nehmen, weil du so den Vorteil hast, dass du in der Apotheke arbeiten kannst. Dir muss bewusst sein, dass das ca. 80% aller Apotheker auch tun. Warum? Eben weil, wie easy-peasy schreibt, es verdammt schwer ist, sich in der Forschung zu etablieren, ganz egal ob man Biologie, Biochemie, Chemie oder eben Pharmazie studiert hat. Bei Pharmazie hast du den Vorteil, dass es die Möglichkeit mit der Apotheke gibt - das macht den Studiengang einzigartig. Von den Studieninhalten her gibts wahrscheinlich große Überlappungen, musst du dich halt mal näher informieren.

h3nni
22.12.2017, 16:17
Welchen Vorteil hat ein approbierter Pharmazeut eigentlich in der Forschung? Blutentnahmen usw darf er ja auch nicht durchführen.

davo
22.12.2017, 17:12
Er hat den Vorteil dass er nicht darauf angewiesen ist in der Forschung zu arbeiten :-))

ehem-user-31012019-1024
22.12.2017, 17:28
Die Approbation ist für die Industrie keine Pficht. Sie wird aber gerne gesehen, da bestimme Aufgaben rein rechtlich nur von approbierten Pharmazeuten und Ärzten übernommen werden dürfen. Diese haben aus diesem Grund größere Aufstiegschancen und bessere Gehälter.
Die Absolventenzahl eines naturwissenschaftlichen Studiums ist nicht überschaubar. Es gibt, alleine in der Biologie, 12.000 Absolventen jährlich. Kein Arbeitsmarkt auf dieser Welt kann diese große Anzahl an Absolventen aufnehmen. Die Absolventenzahl eines Pharmaziestudiums ist dagegen deutlich überschaubarer.

Im Gegensatz zu der Biologie ist die Promotion rein optional und damit (praktisch) nicht obligatorisch. Mit guten Noten und räumlicher Flexibilität hat ein approbierter Pharmazeut gute Chancen auf einen Industriejob im Bereich F&E. Zum Teil sogar ohne Promotion. Dem Ausbildungsgrad angemessen, versteht sich.
Einige Bereiche (bspw. Q und P) sind zum Teil konkurrenzlos, weil die Masse der Pharmazieabsolventen in die Apotheke verschwindet.

Sollte es in der Industrie oder Forschung nicht klappen, so bleibt wenigstens noch die Apotheke. Ein Naturwissenschaftler dagegen hat keinen Plan B zur Verfügung.

Naturwissenschaftler haben hart zu kämpfen. Viele bleiben, trotz exzellenten Leistungen im Abitur und im Studium, auf der Strecke.

Unbefristete akademische Forschung, so wie es viele hier deuten, gibt es nur für die Elite.

Gast09012019
23.12.2017, 11:38
Die Aussagen von easy-peasy decken sich mit den Erzählungen aus dem Bekanntenkreis. Kenne sogar einen Biochemiker, der trotz Promotion auf der Straße ist. Klare Empfehlung also für Pharmazie!

Shade
03.01.2018, 16:24
Muss meinen Vorrednern zustimmen. Habe viele PharmazeutInnen im Bekanntenkreis, alle sind sehr schnell in Lohn und Brot (Apotheke oder Industrie) gekommen. Einige promovieren auch noch und hatten da auch kein Problem, eine Stelle zu finden. Weiter forschen ist dann immer noch eine Option, aber man hat in der Hinterhand immer die (sehr familienfreundliche) Apotheke oder die Arbeit in der Industrie. Gibt auch noch andere Arbeitsplätze, Laborchemiker und was weiß ich, so genau kenn ich mich damit aber nicht mehr aus ;)
Das Studium ist auch sehr chemielastig, falls dich das reizt..

Infected_Mushroom
03.01.2018, 17:09
Einige Bereiche (bspw. Q und P) sind zum Teil konkurrenzlos, weil die Masse der Pharmazieabsolventen in die Apotheke verschwindet.

Noch, ja. Aber die Zahl der Apotheken befindet sich Sinkflug. Meines Wissens sind es schon weniger als 20.000 in Deutschland. Von daher wird das wahrscheinlich nicht mehr so sein bis Sina fertig wäre.



Unbefristete akademische Forschung, so wie es viele hier deuten, gibt es nur für die Elite.
Vielleicht, wenn es um W2- oder W3-Stellen geht. Die Vergabe von unbefristeten Stellen im akademischen Mittelbau hat mehr mit Vitamin B oder einfach mit zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein zu tun als mit "Elite".

Ich würde raten, sowohl von Pharmazie als auch von Biochemie die Finger zu lassen.