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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Unterricht am Krankenbett



Atropin
04.01.2018, 13:10
Hallo!
Ich muss mich nun als Dozent am „UAK (Hypertonus)„ beteiligen und frage mich ein wenig wie ich die 45 Minuten gestalten soll. Allgemeine körperliche Untersuchung okay...und dann? Wie setzt ihr den praktischen Studentenunterricht um? Ich finde das Thema Hypertonus irgendwie schwer greifbar. Finde auch keine Literatur zum Thema. Hätte gerne einen roten Faden aber irgendwie fehlen mir die Ideen, erscheint mir alles langweilig. Habe bisher noch nie Studenten unterrichtet und bin da sowieso generell eher nicht der Typ für.
*aufdersuchenachinspiration*

Arrhythmie
04.01.2018, 13:46
Also ich kann Dir mal erzählen was ich unter Negativbeispiel verstehe und wo ich mittlerweile echt genervt bin:

-Man kommt auf Station mit den anderen Studenten und steht erstmal `ne ganze Weile blöd rum, keiner weiß was, keiner ist informiert. (Bis hierhin ok... Kommt halt vor, kein Ding - es gibt ja auch noch andere Dinge zu tun als Studenten zu unterrichten)
-Dann nach 20 Minuten warten, rumfragen und genervten Pflegern (die einen mit Blicken töten) kommt ein gestresster Assistent/Facharzt/OA angerannt "Ach, hier ist mein Kurs", um dann nach 1 Minute wieder zu verschwinden, weil er entweder a.) einen freien Raum/Patienten organisieren muss, oder b.) gar nicht weiß was er mit uns machen soll oder c.) kein Bock hat oder d.) in den Schockraum muss oder sowas
-Dann ==> Meist ist es zu dem Zeitpunkt schon echt gelaufen und man hat eh keine Lust mehr... Dann hat man also `nen Raum ergattert oder Patienten gefunden und im Idealfall ist der Dozent auch wieder anwesend - Wird man in Gruppen aufgeteilt und losgeschickt "Erhebt mal `ne Anamnese und untersucht" (oder so ähnlich) Man dackelt los und findet hoffentlich den passenden Patienten
-Nach weiteren 30 Minuten trifft man sich dann wieder in dem Raum, wartet auf die anderen Gruppen/auf den Dozenten... Und bespricht unvollständig 2-5 Minuten was Sache ist (am Besten ist es, wenn man den Raum nichtmal hat und dann 1 Minute auf dem Krankenhausgang eine Pseudo-Besprechung abhält....)
-Kurs zuende (und meinerseits Ärger, dass ich dafür zur Uni gefahren bin)

:-blush

Das war ein Negativbeispiel. Genauso wie sinnlose Seminare/Wahlfächer in denen am ersten Tag Referatsthemen verteilt werden und der Dozent irgendwie gar nix beiträgt & man sich dann 7 Tage lang 5 Referate pro Tag anhört (ohne jegliche sinnvolle Diskussion)

Gut finde ich es, wenn es einen kurzen Theorie-/Auffrischungsteil gibt bzw. die wichtigen Dinge besprochen werden und je nach Kurs dann praktische Übungen erfolgen. Am besten am Patienten. Und danach eine ordentliche Nachbesprechung, bevorzugt nicht auf dem Gang in 2 Minuten. Und am besten auch wenn der Dozent nicht alle 3 Sekunden angefunkt wird.
Das wäre so die Idealvorstellung von meiner Seite aus.

nie
04.01.2018, 15:35
Studenten wirklich alle (!!) mal (eine Untersuchung) üben lassen. Nacheinander. Und danach auch konstruktives Feedback geben. Selbst bei so vermeintlich einfachen Sachen wie Blutdruck messen.

Der beste UAK, den ich hatte, war der in Neuro. Eben weil man sich da nicht unauffällig nach hinten verkrümeln konnte sondern wirklich jeder ranmusste und dann doch auffällt, dass man vieles was man vermeintlich kann, irgendwie doch eher suboptimal macht.

Ich fand nix ätzender als allein (bzw. in der Gruppe) ins Krankenzimmer zu Patienten geschickt zu werden mit der Kommando "Macht mal" und dann hinterher bestenfalls im Flur 2-3 Sätze zum Thema zu hören. Bringt halt nix wenn man einfach so mit seinem Halbwissen rumwerkelt ohne wirklich mal Feedback zu kriegen weil die Ärzte nie dabei sind.

roxolana
04.01.2018, 16:35
Ich fand nix ätzender als allein (bzw. in der Gruppe) ins Krankenzimmer zu Patienten geschickt zu werden mit der Kommando "Macht mal" und dann hinterher bestenfalls im Flur 2-3 Sätze zum Thema zu hören. Bringt halt nix wenn man einfach so mit seinem Halbwissen rumwerkelt ohne wirklich mal Feedback zu kriegen weil die Ärzte nie dabei sind.

:-meinung

Das Beste ist, dass es 4 Jahre lang (inkl. PJ) keine Sau interessiert, wie man untersucht, und am Ende stehen im Examen 4 Prüfer um einen herum und prüfen mit Argusaugen, ob man die Venenzeichnung an der Zungenunterseite untersucht hat...

WackenDoc
04.01.2018, 17:24
Wenn das Thema Hypertonie ist, bietet sich an, eine leitliniengerechte Blutdruckmessung im Detail auszubilden- das als Schwerpunkt. Kurz auf Langzeit-RR eingehen- habt ihr z.B. einen entsprechenden Ausdruck? Dann die typischen körperliche Symptome einer Hypertonie durchgehen. Auskultation Herz und große Gefäße. Dazu noch, welche Untersuchungen sonst Sinn machen (Niere, Auge).
Mit etwas Glück einen Patienten mit halbwegs passenden Zeichen haben. Ansonsten ein Patient der anschaulich erklären kann, was er so an Symptomen hatte bis die Diagnose gestellt wurde.

Also Ziel ist ja, dass die Studenten 1. die Verdachtsdiagnose Hypertonie anhand der typischen Zeichen stellen können. 2. die Diagnose sichern können und 3. eine fokussierte Untersuchung bei V.a. oder gesicherter Diagnose durchführen und Zusatzuntersuchungen einleiten. Hey- lass die doch mal einen Konsilschein z.B. für den Augenarzt ausfüllen.

RR-Messen können die ne Runde gegenseitig, nicht alle an dem armen Patienten. Und dann sollen sie halt am Patienten untersuchen (je nach Gruppengröße brauchst halt mehr als einen Patienten) incl. RR-Messung, die Hypteronuszeichen suchen und dokumentieren (auch dokumentieren, wenn der Patient keine hat). Hinterher besprechen.

Ggf. Fotos vorbereiten.

Was hilft, die Ausbildung zu strukturieren ist ein sog. Handzettel oder roter Faden.

Also so ein Ding hat einen Kopf: Wann soll ich wen ausbilden. Wie viel Zeit hab ich dafür. Materialliste (in deinem Fall auch Patienten- wer wo liegt der, aufgeklärt?). Ziel der ganzen Stunde.

Dann gliedern:
Einleitung(wer bist du, was ist das Thema, wie ist der Ablauf, was sind die Ziele), Theorieteil, Praxisteil, Nachbesprechung, Zusammenfassung/Schluss.

Jedes Mal einen geplanten Zeitansatz, Inhalte in Stichworten und Feinziele.

Moonchen
04.01.2018, 18:23
Ich mache das immer wie folgt (Pädiatrie):
- Thema erstmal theoretisch durchsprechen; mit möglichst vielen Fragen und Fallbeispielen (also ein Patient kommt mit dem und dem Symptom - was fragt ihr den Patienten, worauf achtet ihr in der Untersuchung besonders und warum)
- 1-2 Patienten untersuchen lassen und Anamnese machen
- Dann gehe ich meistens nochmal die Kurve des Patienten mit den Studenten durch und erzähle warum er welche Medikamente und Anordnungen und Co hat

Tja und dann ist die Zeit auch meistens schon wieder um :)

fallenangel30487
04.01.2018, 19:00
Also ich kann Dir mal erzählen was ich unter Negativbeispiel verstehe und wo ich mittlerweile echt genervt bin:

-Man kommt auf Station mit den anderen Studenten und steht erstmal `ne ganze Weile blöd rum, keiner weiß was, keiner ist informiert. (Bis hierhin ok... Kommt halt vor, kein Ding - es gibt ja auch noch andere Dinge zu tun als Studenten zu unterrichten)
-Dann nach 20 Minuten warten, rumfragen und genervten Pflegern (die einen mit Blicken töten) kommt ein gestresster Assistent/Facharzt/OA angerannt "Ach, hier ist mein Kurs", um dann nach 1 Minute wieder zu verschwinden, weil er entweder a.) einen freien Raum/Patienten organisieren muss, oder b.) gar nicht weiß was er mit uns machen soll oder c.) kein Bock hat oder d.) in den Schockraum muss oder sowas
-Dann ==> Meist ist es zu dem Zeitpunkt schon echt gelaufen und man hat eh keine Lust mehr... Dann hat man also `nen Raum ergattert oder Patienten gefunden und im Idealfall ist der Dozent auch wieder anwesend - Wird man in Gruppen aufgeteilt und losgeschickt "Erhebt mal `ne Anamnese und untersucht" (oder so ähnlich) Man dackelt los und findet hoffentlich den passenden Patienten
-Nach weiteren 30 Minuten trifft man sich dann wieder in dem Raum, wartet auf die anderen Gruppen/auf den Dozenten... Und bespricht unvollständig 2-5 Minuten was Sache ist (am Besten ist es, wenn man den Raum nichtmal hat und dann 1 Minute auf dem Krankenhausgang eine Pseudo-Besprechung abhält....)
-Kurs zuende (und meinerseits Ärger, dass ich dafür zur Uni gefahren bin)

:-blush

Das war ein Negativbeispiel. Genauso wie sinnlose Seminare/Wahlfächer in denen am ersten Tag Referatsthemen verteilt werden und der Dozent irgendwie gar nix beiträgt & man sich dann 7 Tage lang 5 Referate pro Tag anhört (ohne jegliche sinnvolle Diskussion)

Gut finde ich es, wenn es einen kurzen Theorie-/Auffrischungsteil gibt bzw. die wichtigen Dinge besprochen werden und je nach Kurs dann praktische Übungen erfolgen. Am besten am Patienten. Und danach eine ordentliche Nachbesprechung, bevorzugt nicht auf dem Gang in 2 Minuten. Und am besten auch wenn der Dozent nicht alle 3 Sekunden angefunkt wird.
Das wäre so die Idealvorstellung von meiner Seite aus.

Lol genauso lief das bei uns auch meistens ab. ... schrecklich und unnötig! Ich habe wirklich im Laufe des Studiums gelernt meine Ansprüche an Kurse sehr nach unten zu schrauben. Wenn es einen Dozenten gab, der auch noch wusste was das Thema des Kurses ist und der auch noch einen Raum organisiert hatte, war ich echt schon glücklich!
Ansonsten fand ich eigentlich auch immer ganz gut wenn man vorher einmal schnell alles nochmal durchgesprochen hat. Je nachdem wie viele Studenten im Kurs sind find ich es auch eine gute Idee vorher einen Patienten auszusuchen und dann mit allen dahin zu gehen und jeden mal untersuchen zu lassen.
Vlg Angel

mainzer
04.01.2018, 19:56
[..] prüfen mit Argusaugen, ob man die Venenzeichnung an der Zungenunterseite untersucht hat...

ob da wohl ne G20 reingeht...? *GGGG*

freak1
04.01.2018, 20:01
Eine andere Frage, wie weit sind die Studis denn? So ziemlich erster ukurs oder schon fast vorm PJ?

Atropin
04.01.2018, 21:16
Die sind leider immer aus unterschiedlichen Semestern von bis...

freak1
04.01.2018, 21:40
Hmm hatten die denn schon vorher sowas wie einen allgemeinen u Kurs wo man Auskultation oder so lernt?

Wenn die nicht wissen wie man einen gesunden untersucht brauchst du ihnen ja auch eigentlich nichts zu den Besonderheiten bei Hypertonie zu erzählen.

Lava
04.01.2018, 21:54
Alle Studenten denselben Patienten untersuchen zu lassen ist ja auch irgendwie doof. Vielleicht kannst du mehrere Patienten akquirieren, allerdings müsstet ihr dann auch als Gruppe zu jedem Patienten gehen und die Studenten, die ihn untersucht haben, sollen was von ihren Ergebnissen erzählen und vielleicht mal vormachen. Dafür könnten dann 45 Minuten schon wieder zu weig sein. Allerdings kommt es der Prüfungssiatuation im mündlichen Stex nahe.

Kensington
05.01.2018, 07:43
Ich finde es schwer zu sagen, weil es extrem vom Semester abhängt. Gute Innere Kurse fand ich zbsp im 3. und 6. Studienjahr(in der Schweiz studiert):
- Man bekommt ein Statusblatt und Anamnesebogen und geht zu zweit zum Patienten und hat ewig Zeit für alles (teilweise bis 1h), anschließend kommen alle Studis zurück zum Dozenten und stellen den Patienten vor (super wichtig das gut zu können vor dem PJ/WSJ). Nun werden auch wichtige Befunde diskutiert und die Krankheitsbilder. Anschließend geht die ganze Gruppe nochmals kurz zu den Patienten und schaut sich spannende Befunde ab (bspw. bei einem Klappenvitien dürfen alle nochmals abhören).
-Vorbesprechung des Themas (bspw eben Hypertonie) im Seminarraum, anschließend selbstständige Visite und Besprechung der Befunde.
Bei beiden Kursen kamen die Dozenten während des Untersuchens immer wieder ins Patientenzimmer und haben uns Fragen beantwortet ggf. Untersuchungen vorgezeigt usw..

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05.01.2018, 07:54
RR Messung, LZ-RR, Gefäße bei Pat. auskultieren, Carotis-Duplexen, evtl. RI der Niere messen,U-Status, evtl. Fundus Beispielfoto, Phäochromozytom oder Conn Syndrom für „Knobelstudenten“ mit passendem Laborausdruck in der Hinterhand, zuletzt Therapie-Basics.

Kann man doch soviel machen...