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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : 10 Kaffee auf 5 Sitzungen aka Die Betriebsmedizin



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WackenDoc
19.01.2018, 17:13
Kommt rein, nehmt nen Brötchen, nehmt nen Kaffee. Gibbet hier nämlich auch ohne nervige Chirurgen.

Ist jemand von euch Arbeits- oder Betriebsmediziner? Oder in der Weiterbildung? Oder will das mal machen?

Das Fach ist gar nicht so doof, wie man denkt (nur die Kurse sind grottig).

Pyrotes
21.01.2018, 08:32
Ich spiele mit dem Gedanken, später in die Arbeitsmedizin zu gehen bzw. dort zumindest erstmal zu hospitieren. Arbeitest Du dort? Kannst Du etwas mehr erzählen? :-)

livingsunday
21.01.2018, 17:35
Same here, aktuell im Bewerbungsmodus. Was darf man denn so an Einstiegsgehalt erwarten nach nur 2 Jahren Berufserfahrung? Gibt es bei den Unternehmen, die Ärzte in den überbetrieblichen Dienst aussenden gravierende Unterschiede?

oktagon
21.01.2018, 18:51
Hier besteht auch reges Interesse. Stecke gerade im internistisch-klinischen Abschnitt. Mich würde interessieren, ob es sinvoll sein kann, das 2. Jahr im ambulanten Bereich beim Allgemeinmediziner zu absolvieren? Evtl. lernt man dort viel Relevantes für die AM, was in der Klinik nicht zum Tragen kommt?

WackenDoc
21.01.2018, 18:51
Ich bin ja ein Mischwerk. Beim Bund ist es so, dass wir einen eigene Betriebsarztgruppen hatten, aber viel auch extern vergeben war. Dazu übernehmen die Truppenärzte einen Teil der Aufgaben, die sonst zum Betriebsarzt gehören. Die rechtlichen Grundlagen sind aber komplett anders.

Jetzt hab ich ja bei einer größeren Landesbehörde angefangen und sollte da eigentlich meine Weiterbildung machen. Es gab aber Komplikationen mit der Ermächtigung. Am Anfang durfte ich aber noch betriebsärztliche Aufgaben übernehmen: G-Untersuchungen, eine Begehung mit Lärmmessung, Eröffnung von Ergebnissen einer Schadstoffmessung etc. Im Schwerpunkt mache ich aber dienstrechtliche Aufgaben.

Ich habe jetzt aber gekündigt und mich bei einer Berufsgenossenschaft beworben. Die Aufgaben sind da wohl genauso wie bei einem normalen Betriebsarzt. Also Betreuung von Firmen der Branche mit allem drum und dran.
Mein Facharzt wird beim Gehalt angerechnet. Ist halt öffentlicher Dienst, da gibt es jetzt nicht soo viel Verhandlungsspielraum.
Überbetriebliche Dienste sind wohl etwas Glückssache. Hatte auf den beiden Lehrgängen Kollegen aus gemischen Bereichen. Die bei BAD und TÜV waren soweit zufrieden, die bei größeren Firmen aber auch. Man hat halt nach der Weiterbildung viele Möglichkeiten.

oktagon
24.01.2018, 16:37
Hallo, ich wollte noch einmal auf meine Frage (post #4) aufmerksam machen, da sie wohl zeitgleich mit Wackens post eingegangen und somit vermutlich etwas untergegangen ist. :)

WackenDoc
24.01.2018, 16:59
Puh- erstmal müsstest du genau in der WBO nachlesen, ob es überhaupt anerkannt wird.
Rein fachlich kann ich es nicht sagen, weil ich Facharzt für Allgemeinmedizin mit einem etwas exotischerem Lebenslauf bin.

Die Innere ist für die Arbeitsmedizin wohl gefordert, damit man mit den apparativen Untersuchungen klar kommt (insbesondere Ergometrien und Lungenfunktionen) und man ausreichend Erfahrung in der Beurteilung von Einschränkungen der beiden großen Organsysteme Herz und Lunge hat. Je nach dem wo man arbeitet deckt man ja auch die Notfallversorgung des Betriebes mit ab.

Auf der anderen Seite finde ich es nicht schlecht den Patienten mit seinen "normalen" Beschwerden und Problemen mit dem Arbeitsplatz in "freier" Wildbahn zu erleben. Und in der Allgemeinmedizin nimmt man ja auch einiges an Psychosomatik und konservativer Orthopädie/Unfallchirurgie mit. Das sollte man in der Arbeitsmedizin nicht unterschätzen.

Ich finde gerade in dem Fachgebiet ist eine breite Ausbildung und Lebenserfahrung wichtig. Ich weiss nicht, wie viel man davon in der eigentlichen arbeitsmedizinischen Weiterbildung mitbekommt. Gerade wenn man bei einem größeren überbetrieblichen Anbieter arbeitet.

oktagon
25.01.2018, 18:35
In den Bundesländern, die für mich infrage kommen, ist es so geregelt:

"60 Monate bei einem Weiterbildungsbefugten an einer Weiterbildungsstätte gemäß § 5 Abs. 1 Satz 1, davon
-24 Monate Innere Medizin oder in Allgemeinmedizin"

Bedeutet das, es ist egal ob in der Klinik oder im ambulanten Bereich - Hauptsache Weiterbildungsermächtigung vorhanden?

WackenDoc
25.01.2018, 20:23
Das müsstest du nochmal in den Details nachlesen oder direkt bei der ÄK fragen. Der Teufel liegt oft im Details.

WackenDoc
28.01.2018, 11:56
Macht jemand die beiden B-Kurse in Hamburg im Sommer?

oktagon
29.01.2018, 18:59
Bin noch nicht so weit.
Hast du die A-Kurse schon absolviert?
Zahlt sicherlich der AG, oder?!

WackenDoc
29.01.2018, 19:10
Die Kurse kann man in beliebiger Reihenfolge machen. Man soll aber nach Möglichkeit die jeweils beiden zusammengehörenden beim gleichen Anbieter machen.

Ich hab schon die beiden C-Kurse hinter mir. Und ja, mein Arbeitgeber zahlt die. Obacht: Wenn man seine Weiterbildung über eine Praxis macht, kann es sein, dass die die Kurse nicht zahlt. Die Praxen können sich das oft nicht leisten.

gwb83
15.02.2018, 14:27
Hallo, ich möchte später auch die Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin machen. FA soll der Allgemeinmediziner werden.
Bundesland ist Niedersachsen. Die Weiterbildungszeit umfasst:
- 24 Monate bei einem Weiterbildungsermächtigten gem. § 6 Abs. 1 S. 2, davon
- 12 Monate im Gebiet Innere Medizin oder in Allgemeinmedizin
- 12 Monate Betriebsmedizin oder Arbeitsmedizin
- 360 Stunden Kurs-Weiterbildung gemäß § 5 Abs. 9, die während der 12 Monate in betriebs-
medizinischer oder arbeitsmedizinischer Weiterbildung erfolgen sollen

Ich hab zwei Verständnisfragen zum Ausbildungsgang:
1. Darf ich die Kurse A-C erst NACH dem Facharzt beginnen, also quasi während meiner 12 Monate beim Arbeitsmediziner? Oder darf man solche Kurse auch schon vor dem Facharzt machen? Bin zurzeit erst Anfang des 3. Weiterbildungsjahres (Innere) und möchte das so langsam planen.
2. Also grundsätzlich müssen die 12 Monate Arbeitsmedizin auch NACH dem Facharzt gemacht werden, richtig? Kann man nicht quasi gleichzeitig als ambulantes Jahr für den Allgemeinmediziner anrechen lassen, richtig?

Hieße das in letzter Konsequenz, die Zusatzbezeichnung darf ich erst tragen, wenn ich: 1. die 12 Monate beim Arbeitsmediziner gemacht habe, die Kurse habe, UND DANN noch ein Jahr als Allgemeinmediziner gearbeitet habe? (Also 2 jahre nach dem Facharzt?)

Vielen Dank für eure Antworten!!!

WackenDoc
15.02.2018, 16:56
Du kannst die Kurse auf jeden Fall schon vor Beginn der betriebsmedizinischen Weiterbildung machen- die Kurse sollen während der Weiterbildung absolviert werden, sieht aber die LÄK NDS nicht so eng.
Die meisten machen den Facharzt und DANN die Weiterbildung. Ich finde das macht auch lerntechnisch Sinn. Sonst mal beim Zuständigen für die Weiterbildung in der ÄK nachfragen.
Rechnet die Arbeitsmedizin überhaupt für die Allgemeinmedizin an? Richtig Sinn macht das auch nicht wirklich. Für die Facharztprüfung Allgemeinmedizin bringt es an sich nichts.

Du kannst die Weiterbildung erst mit einer Facharztanerkennung abschließen (ist ziemlich genau so der Wortlaut der WBO). Das ist anders als z.B. beim Notarzt. Du wirst vorher nicht zur Prüfung zugelassen.

Du kannst die Zusatzbezeichnung EIN JAHR nach dem Facharzt bekommen. Innere/Allgemeinmedizin rechnet aus dem Facharzt an (wenn du den passenden Facharzt gemacht hast.)

Warum machst du nicht gleich den Facharzt für Arbeitsmedizin?

gwb83
17.02.2018, 14:05
Hi, danke fürs antworten.
Ne ich will schon Landarzt werden ;-) Will mich einfach thematisch breit aufstellen und finde da Betriebsmedizin einfach sehr interessant, deswegen werd ich auch kein reiner Internist.

Ok, dann werde ich mal mit der BÄK/ÄKN telefonieren. So richtig viele Ausbildungsstätten gibt es ja nicht für die Schulungen, wo hast du die Kurse bislang absolviert?
Wenn die 360 Stunden innerhalb der 12 Monate gemacht werden sollen, hiesse es ja dass man verdammt lange freigestellt wird, realistich ist das ja nicht gerade oder?

Gruß

WackenDoc
17.02.2018, 14:25
Achso- dann ist für dich wohl am sinnvollsten, erst den Facharzt für Allgemeinmedizin fertig zu machen und dann entweder mit einem extra Jahr oder mit einer 1/4 Stelle berufbegleitend die Weiterbildung zum Betriebsarzt zu machen. Dann könntest du über die Praxis sowohl Betriebsmedizin als auch normale Allgemeinmedizin anbieten. Musst aber schauen, ob sich das überhaupt lohnt. Als Landarzt ist man mit seinen normalen Patienten eigentlich schon gut ausgelastet.

Die Kurse sollen innerhalb der 12 Monate gemacht werden. Im Gegensatz zu anderen Weiterbildungen sind die Kursinhalte ein entscheidender Teil der Weiterbildung. Liegt dran, dass es so viele Branchen gibt und man in der Regel nur einen begrenzten Ausschnitt in der Weiterbildung zu sehen bekommen. Die Qualität der Kurse passt oft aber nicht.
Ja, das ist vorgesehen, dass man die 6x1,5 Wochen für die Kurse freigestellt wird.

Meine aktuelle Weiterbildungsstelle hab ich über die Liste der Ermächtigten der LÄK gefunden. Die Praxen splitten ihre Weiterbildung wohl üblicherweise auf mehrere Assistenten. So ein Angebot habe ich auch bekommen: 10h/Woche über 4 Jahre. War aber nicht attraktiv für mich.
Soo viele Stellen gibt es auch nicht und man muss etwas suchen.

Die Kurse kann man in Hamburg (neu), Berlin, Dresden, Bochum, Düsseldorf, Bad Nauheim und Ulm machen. Meist ein Durchgang pro Jahr, beginnend mit den A-Kursen im Frühjahr. Pro Veranstaltungsort gibt es ca. 30-40 Plätze. Ich hab mit den beiden C-Kursen in Düsseldorf angefangen und mach mit B im Frühjahr und Winter in Hamburg weiter. Und dann wohl die A-Kurse Anfang 2019.

Pflaume
17.02.2018, 14:40
Ich sehe den Hauptvorteil der Arbeitsmedizin neben dem FA Allgemeinmedizin darin, dass man ein zweites Standbein hat, auf das man sich stützen kann, wenn die KV einem zum Hals raushängt oder die KV-Entgelte zu niedrig sind. Auch in der betriebsmedizinischen Betreuung besteht natürlich eine Unsicherheit bezüglich der in Zukunft zu erzielenden Honorare, je nachdem was sich Politik, Ärztekammern, Unfallversicherer und Unternehmen so ausdenken in den nächsten Jahren. Meinem Eindruck nach nimmt das Interesse daran, Weiterbildung Arbeitsmedizin zu machen, in den letzten Jahren erheblich zu. Im Moment scheint die Situation ja sehr komfortabel, auch angesichts der vielen Arbeitsmediziner, die in absehbarer Zeit ihre Tätigkeit aufgeben. In Bayern braucht man inzwischen nicht mal mehr Innere machen, um den FA Arbeitsmedizin zu bekommen.... solche Aktionen wiederum können die Preise in Zukunft drücken.

Weiterbildung mit einer Viertelstelle anzufangen wäre für mich optimal, aber Weiterbildung mit weniger als 1/2 der regelmäßigen Arbeitszeit wird doch meistens von der Ärztekammer gar nicht anerkannt. Ist die ÄK Niedersachsen da so kulant?

WackenDoc
17.02.2018, 14:53
Der Bedarf ist ja riesig und bisher war das eher so ein Nischenfach, was man als "echter" Arzt nicht macht. Die meisten kennen die Betriebsmedizin vielleicht eher vom lustlosen Hochschularzt, der halt die Impfkontrolle macht. Um ordentliche Betriebsmedizin zu machen braucht´s schon etwas mehr.
Betriebsärzte sind in der Tätigkeit den Fachärzten für Arbeitsmedizin gleich gestellt- einfach weil es so einen großen Mangel gibt. Die Tätigkeit ist rechtlich ordentlich reglementiert- also die Erfordernis für Firmen einen betriebsmedizinische Betreuung zu haben, Stellung, Aufgaben etc.

In Niedersachsen geht das wohl mit der 1/4-Stelle. Vielleicht liegt es daran, dass die Arbeit komplett anders strukturiert ist als in anderen Weiterbildungen.

gwb83
17.02.2018, 17:06
Ja genau wie oben erwähnt, es soll später ne Ergänzung sein, ich denke Bedarf ist hier auf jeden Fall, Honorar hin oder her, ich finde man ist dann einfach auch ne ganze Ecke kompetenter wenn man die Patienten beraten möchte.
Die Weiterbildung würde ich schon gerne in 12 Monaten durchziehen, muss man natürlich alles vorher besprechen.

Was genau war denn am Kurs in Düsseldorf zu bemängeln? Wie ich das sehe werden ja auch Ortsbegehungen in den Abschnitten A-C gemacht, also eigentlich müsste ja ein gutes Stück Praxis dabei sein.
Und bist du bei einer Niederlassung angestellt oder eher betrieblich?

Gruß

WackenDoc
17.02.2018, 17:15
Die Dozenten haben sich nicht abgesprochen. Manche haben völlig am Thema vorbei erzählt. Insgesamt didaktisch grottig.

Die "Begehungen" waren bis auf den Besuch beim Sozialgericht einfach die normalen Besucherführungen. Das hatte mit "Begehung" und Betriebsmedizin nichts zu tun.

Ich bin zur Zeit noch nicht in Weiterbildung, aber da die eigentlich bei meinem aktuellen Arbeitgeber geplant war, durfte ich schon auf die ersten zwei Kurse und hab ein paar betriebsmedizinische Sachen machen dürfen. Hab aber jetzt gekündigt und fange zum 1.4. beim arbeitsmedizinischen Dienst der BG Bau an. Also überbetrieblich.