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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : (Un)befristete Verträge?



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Lava
23.01.2018, 11:34
Da die SPD ja derzeit die sachgrundlose Befristung von Arbeitsverträgen diskutiert und abschaffen will, interessiert mich der Stand bei uns Ärzten. Ich hatte in meinen 9 Jahren Berufsleben noch nie einen unbefristeten Vertrag. Bisher war das für mich kein Problem, aber inzwischen würde ich mir doch etwas mehr Vertrauen wünschen. Selbst jetzt als Facharzt habe ich erstmal nur einen 3 Jahresvertrag bekommen und der wird auch nur verlängert oder entfristet unter bestimmten Voraussetzungen. Was bildet denn in unserem Beruf überhaupt eine Sachgrundlage? Ist z.B. mein Wunsch, die Weiterbildung spezielle Unfallchirurgie zu machen, ein Grund für eine Befristung?

Feuerblick
23.01.2018, 11:41
Seit der Facharztprüfung hatte ich ausschließlich unbefristete Verträge...

McBeal
23.01.2018, 11:50
Befristet bis zum Ende der Weiterbildung gilt als befristet, oder? Meiner ist so befristet, aber eben nicht bis zu einem bestimmten Datum, sondern wegen der Weiterbildung schon mehrfach verlängert worden.

LG
Ally

vanilleeis
23.01.2018, 12:05
Ich kenne Assitenzarztverträge- befristet mit dem Grund bis Ende der Weiterbildung. Facharzt - unbefristet.
Andere Gründe wären Vertretungsverträge (Krankheit, Elternzeit...)
Bei Behörden gibts oft auch ohne FA unbefristete Verträge, weil es dann oft auch keine Weiterbildungsermächtigung, damit keinen Sachgrund, gibt.
SachgrundLOSE Verträge in unserem Bereich kenne ich nicht. Ohnehin hat sich das TZ- und Befristungsgesetz im letzten Jahr arbeitnehmerfreundlich gebessert.
Der große Wurf seitens der SPD ist das also nicht und für uns vermutlich nicht wirklich von Belang

tarumo
23.01.2018, 12:17
Bereits als WBA unbefristet (2.Stelle, Semimaximalversorger, kommunales Haus)
Alle folgenden Stellen als FA/OA ebenfalls unbefristet, es sei denn, von vorherherein als Vertretung angelegt

Leider sind Ärzte mit der SPD-Initiative nicht gemeint, zum einen liegt ja ein Sachgrund (60 Monate Weiterbildung) vor und zum anderen wird Schulz eher BK, als daß die SPD was für Ärzte tut. Worin aber der Sachgrund für 24monatige (oder kürzer) Verträge an Unikliniken bestehen soll, habe ich nie so recht verstanden. Da die Unikliniken sich überwiegend in Landeshand befinden, hätte die betreffende Partei dann auch schon mal vorab zeigen können, wie ernst der Vorschlag ist. Gibt ja auch noch SPD-regierte Bundesländer...

Fr.Pelz
23.01.2018, 12:35
Also meiner ist befristet zur Weiterbildung, der nächste wird befristet sein bis zur Speziellen Weiterbildung. Mein Kollege hat jetzt kurz vorm FA schon einen unbefristeten bekommen, vorbehaltlich er schafft den FA.

querfeldein
23.01.2018, 13:18
Mein erster Vertrag war auch für die Dauer der Weiterbildung befristet. Fand ich ganz sinnig, 5 Jahre sind auch erstmal eine lange Perspektive als Berufseinsteiger. Was ich jedoch nicht bedacht hatte: Wie habt ihr denn den Übergang AA - FA erlebt? Ist es üblicherweise einfach(?) dann noch ein bisschen Verlängerung zu bekommen, sodass man eine neue Stelle als FA finden kann?

Für meine zweite Stelle bin ich jetzt im Ausland und hangle mich von 6-Mo-Vertrag zu 6-Mo-Vertrag. *Einerseits* sind hier Festanstellungen als AA üblicher als in Deutschland, weil politisch so vorgegeben. Nach einiger Zeit Anstellung beim gleichen Arbeitgeber (ich glaube 3 Jahre) hat man sogar Anspruch auf eine Festanstellung. Was wiederum *andererseits* dazu führt, dass Verträge kurz vor Ablauf eben dieser Frist nicht verlängert werden, weil die Kliniken sich dann doch nicht so festlegen wollen. Ist natürlich total bescheuert für eigentlich alle Beteiligten außer der Finanzabteilung. Daher sind auch Vertretungsstellen und Vertretung-der-Vertretung(-der-Vertretung) auf AA-Niveau sehr üblich, teils mit noch kürzerer Befristung als in meinem Fall. Da ist also eine gute Idee ziemlich nach hinten losgegangen :-/

Moorhühnchen
23.01.2018, 14:23
Hier auch unbefristeter Vertrag seit FA. Zuvor befristete Verträge.
Als ich meine FA-Prüfung gemacht hatte, ging ich mit der Urkunde in die Verwaltung und der Vertrag wurde sofort von "Weiterbildungsassistentin" in "Fachärztin" geändert, bzw. ich bekam ein Zusatzblatt mit der Änderung. Ob er gleichzeitig entfristet wurde, weiß ich gar nicht mehr - habe eh ein paar Wochen später gekündigt. :-nix

Von meiner Gynäkologin, die seinerzeit mal an der Uni tätig war, habe ich mal die Geschichte gehört, daß ein Kollege ab dem Tag arbeitslos war, als er die FA-Urkunde bei der Verwaltung vorlegte. Er hatte mit einer Vertragsverlängerung gerechnet und die Uni hat ihm einfach keinen neuen Vertrag gegeben. Waren aber definitiv noch andere Zeiten (hörte sich eher so nach 90'er Jahre oder frühe 2000'er an...) - jedenfalls wunderte sie sich über meine Sorglosigkeit bezüglich der Weiterbeschäftigung nach der FA-Prüfung. :-))

tarumo
23.01.2018, 15:25
Von meiner Gynäkologin, die seinerzeit mal an der Uni tätig war, habe ich mal die Geschichte gehört, daß ein Kollege ab dem Tag arbeitslos war, als er die FA-Urkunde bei der Verwaltung vorlegte. Er hatte mit einer Vertragsverlängerung gerechnet und die Uni hat ihm einfach keinen neuen Vertrag gegeben. Waren aber definitiv noch andere Zeiten (hörte sich eher so nach 90'er Jahre oder frühe 2000'er an...) - jedenfalls wunderte sie sich über meine Sorglosigkeit bezüglich der Weiterbeschäftigung nach der FA-Prüfung. :-))

Man kann auch den Spieß umdrehen und bei mangelnden Zukunftsschancen dem AG den auslaufenden Vertrag nach der FA-Prüfung als quasi fristlose Kündigung präsentieren. Bei Vorlage des entsprechenden Vertrages gibt es sogar Geld vom Arbeitsamt, und man kann gechillt Urlaub machen, sich in aller Ruhe eine neue Stelle suchen und in der Zwischenzeit auch kurzfristige lukrative Aufträge über eine Leiharztagentur annehmen. Kenne Leute, die das so gemacht haben. Warum soll der AN denn das Risiko der kurzfristigen Nicht-Weiterbeschäftigung (auch wenn es zugegebenermaßen klein ist, aber wer kennt schon die Tiefen der Krankenhaus- und Personalplanung?) denn alleine tragen? Wenn dem AG an einer Weiterbeschäftigung sehr gelegen ist: es gibt kein Verbot, schon vor der FA-Prüfung unbefristete Verträge abzuschließen (siehe oben).

Lava
23.01.2018, 16:07
Mein letzter Vertrag vor FA war nicht an die Weiterbildung gebunden, sondern wirklich rein an Zeit. Ich hatte ja bereits beim Vorstellungsgespräch klar gemacht, dass ich eigentlich nicht lange bleiben will, sondern nur Eingriffe sammeln für den FA. Hab dann erstmal 2 Jahre bekommen und der Vertrag wurde dann nochmal um 1 Jahr verlängert. Hätte sicherlich auch länger bleiben können, aber das wollte ich ja nie.

Ich frage mich, inwiefern ich das bei einem erneuten Bewerbungsgespräch fordern kann, gleich einen unbefristeten Vertrag zu bekommen. Pokern und Handeln ist einfach nicht mein Ding :-?

Lakemond
23.01.2018, 17:49
Ich frage mich, inwiefern ich das bei einem erneuten Bewerbungsgespräch fordern kann, gleich einen unbefristeten Vertrag zu bekommen. Pokern und Handeln ist einfach nicht mein Ding :-?

Ich würde einfach ganz klar sagen, dass ich einen befristeten Vertrag nicht unterschreibe. Ich würde es auch nicht "pokern" nennen.

vanilleeis
23.01.2018, 17:59
Genau. Wenn ich irgendwann in ferner, ferner Zukunft mal FA bin, werde ich einen befristeten Vertrag definitiv nciht unterschreiben
Man muss sich da auch mal klar machen, dass in anderen akademischen Berufen unbefristete Verträge durchaus üblich sind, insbesondere nach mehrjähriger Tätigkeit

FirebirdUSA
23.01.2018, 19:14
An der Uni wird mir WissZeitG befristet. Leider legal... hier unbefristeter Vertrag seit OA Stelle

Pflaume
23.01.2018, 20:00
Pokern geht meiner Erfahrung nach nur dann, wenn man auch wirklich entspannt mit der Alternative (kein Vertrag) leben kann. Dann allerdings funktioniert es in den meisten Fällen doch erstaunlich gut (meiner Erfahrung nach). Sowohl was Gehalt als auch was andere Vertragsinhalte angeht.

Ich finde ehrlich gesagt andere Probleme im Bereich Arbeitsrecht von Ärzten sehr viel drängender als unbefristete Verträge. auch wenn es grundsätzlich natürlich schon krass ist, dass selbst in einer angeblichen Ärztemangel-Zeit befristete Verträge zumindest für Nicht-Fachärzte noch absolut üblich sind.

erdbeertoertchen
23.01.2018, 20:41
Erster Vertrag befristet bis zum Facharzt.
Zweiter nun unbefristet, auch als Facharzt. Gilt allerdings nicht für den Oberarztposten.

Nessiemoo
24.01.2018, 07:51
Ich glaube in der Tat dass der politische Einwand sich eher gegen die 3-9 Monatsverträge gerichtet hat, die viele meiner Freunde, die irgendwie was "mit Medien" gemacht haben, Geistes/Gesellschaftswissenschaftler. Da wird sehr selten ein Vertrag über einen Jahr vergeben. Da wird es noch viel passieren müssen bis sich die Politik mit Arztverträgen sich beschäftigen wird.

freak1
24.01.2018, 09:34
Vor allem die SPD. Als Grundlage ihres gesamten Wahlkampfes bedient man sich der Neiddebatte und der Idee wie man mehr umverteilen kann, als ob die da irgendwas für die steinreichen Ärzte tun würden...

Lava
24.01.2018, 09:51
Es geht doch allgemein um sachgrundlose Befristung? Was hat das denn jetzt mit Branchen zu tun?? Meine Frage war ja, ob eine Weiterbildung einen Sachgrund für eine Befristung darstellt. :-nix

freak1
24.01.2018, 14:06
Soweit ich das verstehe ja.

Im aktuellen Ärzteblatt ist auch ein Artikel zum Thema Befristung von WB-Verträgen, bzgl eines Urteils des Bundesarbeitsgerichts.

Aus meiner Sicht ist so eine Befristung auf die WB auch verständlich, man muss ja das Verhältnis von FA zu WBA halten können.

Beknackt finde ich diese Verträge die an den Unis auch bei WBA erstmal für 2 Jahre sind...

bristol
24.01.2018, 16:33
Hat jemand Erfahrungen damit, ob/wie man in fortgeschritter WB an einer Uniklinik einen unbefristeten Vertrag bekommen kann?