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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ausländische "Dr. Titel"



Knugs
30.01.2018, 15:08
Das Thema wurde in 2012 schon mal diskutiert, aber ich möchte spezifisch zu meiner Situation eine Frage stellen.

Ich habe in UK studiert und eine Dissertation/Diplomarbeit geschrieben (Teil des Studiums). Ich glaube, das ähnelt an dem System von den Österreichern?

Vor kurzem habe ich meine Approbation bekommen und bewerbe mich jetzt für eine Stelle an der Uni (NRW). Ein Kollege meinte, ich darf den Dr. Titel nicht führen, weil ich keine Deutsche Doktorarbeit gemacht habe. Diese Aussage hat mich natürlich verwirrt, weil ich in der UK den Dr. titel geführt habe. (ID, Englische Ärztekammer usw.) Auf der Insel tragen wir alle den Titel ohne weitere Verfahren. Ich verstehe, dass ich den Dr.med nicht führen darf, weil dieser ja nur in Deutschland vergeben wird. Zugleich benutzt der Österreicher ja auch den Dr.med.univ. So wie ich das verstehe, muss man den Titel so führen, wie er vergeben wurde was in meinem Beispiel einfach nur "Dr." ist.

Das Thema würde keine Rolle spielen, wenn ich nicht an der Uni arbeiten möchte und wenn es keine Straftat wäre die mit bis zu einem Jahr Haft verurteilt wird, wenn man einen akademischen Grad nicht richtig führt.

Seit 2007 gibt es auch kein Anerkennungsverfahren für ausländische Doktorgrade und die Ärztekammer hält sich auch davon zurück. Angeblich sind Doktorgrade eigenverantwortlich zu führen.

Ich verstehe auch nicht ganz das Hochschulgesetz und was die eigentliche Regelung bedeuten.
https://www.anwalt24.de/gesetze/hg-1/69

Darf ich den Dr. führen?
Wie beeinflusst das die Uni-Karriere?

PS (Die alte Diskussion aus 2012)
https://www.medi-learn.de/foren/archive/index.php/t-79375-p-4.html

davo
30.01.2018, 15:49
Das Problem dabei: Dir wurde wahrscheinlich gar kein "Dr" verliehen. Denn der britische Abschluss ist ja meines Wissens stets ein Bachelor (BMBCh, BMBS, MBBS, MBChB o.ä.). Der "Dr" bei britischen Ärzten ist nur ein courtesy title, kein akademischer Grad. Deshalb lässt sich die EU-Regelung, dass man einen akademischen Grad im Ausland in derselben Form benutzen kann, wahrscheinlich nicht auf das britische Medizinstudium übertragen. Wenn es ein britischer PhD wäre, wäre alles anders. Da müsstest du dich wahrscheinlich mal sorgfältig einlesen: https://www.kmk.org/zab/zab/allgemeines-zur-anerkennung/anerkennung-im-hochschulbereich/fuehrung-auslaendischer-hochschulgrade.html

bristol
30.01.2018, 17:30
Sehe es wie Davo, insbesondere da die Dissertation dort Teil des Studiums ist. Die klinische Karriere an der Uni beeinflusst es wsl nicht, es könnte aber bei einer Habilitation schwierig werden

Lava
30.01.2018, 17:37
Hast du denn irgendeine Urkunde mit genauer Bezeichnung des Titels?

anignu
30.01.2018, 22:50
Schau doch einfach mal unter http://anabin.kmk.org nach. Das find ich immer eine sehr sehr gute Orientierung bzgl. Abschlüsse.

Da steht dann z.B. bei den Österreichern "Berufsdoktorat" dabei und die Äquivalenz zum Staatsexamen Medizin in Deutschland. Damit ist die Sache geklärt. Ein Österreicher darf sich bei uns "Dr. med. univ." nennen, aber solange er keinen echten Dr-Titel hat niemals "Dr. med.".

Knugs
30.01.2018, 23:14
Auf anabin ist die Abkürzung MBBS vergeben. Ich identifiziere mich also mit MBBS Vorname Nachname was natürlich nur wenige in DE verstehen?

Das doofe ist das ich schon paar Bewerbungen mit den DR abgesendet habe.

Die Rechtsabteilung bei der Ärztekammer meinte das ich den dr führen darf. Gleichzeitig dachte ich dass ich mich als berufsdoktorant identifiziere

anignu
31.01.2018, 00:23
MBBS ist das gleiche Problem das Dipl.-Ing. Leute haben in Ländern die keine Ahnung haben was Dipl.-Ing. heißt. Will sagen: is halt so. Aber MBBS darfst dich jederzeit nennen.
MBBS entspricht einem Berufsdoktorat, also keiner Promotion. Damit darfst du (meiner Meinung nach) nicht einfach den abgekürzten Dr-Titel führen. Denn das wäre ja Titelanmaßung eines Titels den du nicht hast. Du hast ja nicht promoviert.

Ich würds sein lassen. Es kann sonst zu Problemen mit Neidern führen. Oder du lässt es von offizieller Seite her klären. Also du versuchst einfach den Dr-Titel in deinen Personalausweis eintragen zu lassen. Wenn du das geschafft hast, kann dir keiner mehr verwehren, dass du den Titel zu Unrecht führst. Ansonsten...

davo
31.01.2018, 06:20
Meines Wissens musst du genau die Abkürzung verwenden, die auf deinem Abschlusszeugnis verwendet wird. (Die ist ja nicht an jeder britischen Uni MBBS!)

Nur bei wissenschaftlichen Doktoraten (sogenannten "großen Doktoraten") aus anderen EU-Ländern darf man wahlweise stattdessen auch "Dr." ohne weitere Angaben verwenden. (Wenn du z.B. einen britischen PhD in Politikwissenschaften hast, kannst du dir aussuchen, ob du in Deutschland "PhD" oder "Dr." verwendest - aber du darfst nicht "Dr. rer. pol." verwenden.) Auf kleine Doktorate (inkl. Berufsdoktoraten) trifft das eben nicht zu - das ist auch der Grund, warum du dich als "Dr. med. univ." in Deutschland nicht einfach "Dr." nennen darfst. (Und "Dr. med." schon gar nicht.)

Du hast übrigens, das nur nebenbei, gar kein Berufsdoktorat - denn Berufsdoktorat bedeutet, dass dein Abschluss "Dr. XYZ" lautet, obwohl du kein großes Doktorat gemacht hast. Ein Berufsdoktorat wäre also z.B. ein US-amerikanischer oder kanadischer MD oder ein österreichischer Dr. med. univ. - aber eben nicht die englischen Abschlüsse. Denn in England steht meines Wissens auf dem Abschlusszeugnis nicht "Dr. XYZ", sondern ein Bachelor, und "Dr" wird nur als traditionell übliche (und rechtlich auch explizit erlaubte) Höflichkeitsform verwendet, eben als courtesy title. Das sieht auch anabin so - der österreichische "Dr. med. univ." wird dort unter Abschlussklasse A5 (grundständiges Studium mit einer Dauer von mehr als vier Jahren), Abschlusstyp "Berufsdoktorat" verbucht, die britischen Abschlüsse hingegen unter Abschlussklasse A5, Abschlusstyp "Bachelor/medizinische Studiengänge".

Außerdem würde ich mir von der Rechtsabteilung der Ärztekammer da kein großes Detailwissen erwarten - zuständig ist soweit ich weiß die von mir schon verlinkte Kultusministerkonferenz, also wirst du nur dort zuverlässige Informationen bekommen.

Was sollst du nun tun?

Nehmen wir an, dass in deinem Abschlusszeugnis "MB BS" als Abkürzung steht. (Die meisten britischen Unis verwenden ja Leerzeichen.) Dann wäre meines Wissens (und ich habe da, in anderem Zusammenhang, schon recht ausgiebig recherchiert :-)) :-p) die einzige legale Variante, dich "Knugs Knugs, MB BS" zu nennen (weil es sich um einen nachgestellten akademischen Grad handelt). Oder halt einfach "Knugs Knugs, Arzt" oder (sobald du deine erste Stelle in Deutschland hast) "Knugs Knugs, Assistenzarzt", wie es ja auch viele deutsche Ärzte ohne Promotion tun.

Die Gefahr, dass dir rechtliche Konsequenzen aufgrund falscher Angaben in ein paar Bewerbungen drohen, ist IMHO gering. Vor allem wenn du von nun an die richtige Form verwendest. Aber das musst natürlich du entscheiden, ob du bereit bist, dieses Restrisiko zu tragen. Die Gefahr, dass dir aufgrund falscher Verwendung eines Doktorgrades im Krankenhaus (also im Kontakt mit Kollegen und Patienten) Konsequenzen drohen, ist IMHO viel, viel größer. Ich an deiner Stelle würde also einfach von nun an die korrekte Form in deinen Bewerbungen verwenden und mich parallel dazu bei der Kultusministerkonferenz erkundigen. Wenn du ganz auf Nummer sicher gehen willst, solltest du noch eine Richtigstellung zu deinen bereits abgeschickten Bewerbungen nachsenden, aber das macht natürlich auch keinen besonders guten Eindruck.

test
03.02.2018, 14:45
KAnn mich Davo nur anschließen.
Außerdem musst du überlegen, dass die meisten Chefärzte an großen Häusern (an Unis sowieso) oft selber Professoren sind und daher recht lange und recht viel sich mit solchen Dingen auseinander gesetzt haben. Da wird es den meisten auffallen, wnn so eine Unstimmigkeit vorliegt. Auch wenn dich die meisten nicht gleich anzeigen werden, wird deine BEwerbung dann eher in der Tonne landen.
Ich habe auch schon oft Bewerbungen mit ausländischem Abschluss gesehen bei denen der Dr. falsch dargestellt bzw. verwendet wurde. Das macht einfach gar keinen guten Eindruck. Und bei nahezu jedem ausländischen Medizinabschluss ist die Verwendung von "Dr. med." oder "Dr." ohne Zusatz falsch. DAs ist einfach so. Daher ist einfach nahezu immer etwas faul, wenn Dr. oder Dr.med. dort steht und der Abschluss im Ausland erworben wurde.

Einfachste Möglichkeit das Problem zu lösen: mach einen "ehrlichen" Dr. med. in Deutschland, das geht ja ohne PRobleme mit ausländischem Abschluss. ;-)