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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie groß muss das Interesse bei Naturwiss sein?



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1manuel1
31.01.2018, 21:39
Hallo!
Ich gehe in Tirol in ein Gymnasium und wir Schüler wurden unter anderem in die Meduni Innsbruck eingeladen. Dort hat ein Professor gemeint, dass man wenn man Medizin studieren will für alle Naturwissenschaften brennen muss. Jetzt meine Frage an euch, würdet ihr dem Prof Recht geben? Wie war es bei euch? Freu mich auf eure Antworten

nie
31.01.2018, 21:50
Das Leben ist einfacher, wenn man Naturwissenschaften nicht gänzlich ätzend findet. Sie sind halt Bestandteil des Studiums und je mehr man damit anfangen kann desto weniger muss man sich durchquälen.

Aber wirklich "brennen" muss man dafür sicher nicht. Ich hatte von Physik und Chemie vor dem Studium relativ wenig Ahnung und hab mich dafür auch nicht interessiert. Bio fand ich ok, mehr aber nicht.

davo
31.01.2018, 22:51
Die Naturwissenschaften sind nur ein sehr kleiner Teil des Studiums. Man sollte sie nicht entsetzlich finden, aber man muss sie auch nicht lieben.

HappySisyphos
31.01.2018, 23:10
Naja, medizinische Inhalte sind doch quasi Biologie.

Lava
01.02.2018, 10:27
Dort hat ein Professor gemeint, dass man wenn man Medizin studieren will für alle Naturwissenschaften brennen muss.

Wenn wir das tun würden, wären wir doch Physiker/Chemiker/Biologen geworden und nicht Ärzte :-nix

ehem-user-11022019-1151
01.02.2018, 10:57
Naja, medizinische Inhalte sind doch quasi Biologie.

Radiologie=Biologie?
Kardiologe=Biologie?
Chirurgie=Biologie?

Nur weil Biologie ein Grundlagenfach ist, heißt es nicht, dass medizinische Inhalte Biologie sind.

HappySisyphos
01.02.2018, 11:25
Radiologie=Biologie?
Kardiologe=Biologie?
Chirurgie=Biologie?

Nur weil Biologie ein Grundlagenfach ist, heißt es nicht, dass medizinische Inhalte Biologie sind.

Natürlich nicht alles, aber ist die Anatomie des Herzens denn nicht Biologie? Was ich meinte ist auch nur, dass es oft weite Überschneidungen gibt. Deshalb arbeiten ja auch viele Naturwissenschaftler in der medizinischen Grundlagenforschung.

Gesocks
01.02.2018, 18:10
Natürlich nicht alles, aber ist die Anatomie des Herzens denn nicht Biologie? Was ich meinte ist auch nur, dass es oft weite Überschneidungen gibt. [...]
Keine einzige seriöse Wissenschaft hat ausschließlich Alleinstellungsmerkmale. Anatomie, inklusive der menschlichen, ist eben eine Teildisziplin "der" Biologie und "der" Medizin. Zufällig heißen die Inhalte hier auch mal genau identisch (z.B. Anatomie des menschlichen Herz), Stellenwert und wissenschaftlicher Kontext sowohl in der jeweiligen Ausbildung als auch für fertige Durchschnittsbiologen und Durchschnittsärzte unterscheiden sich aber. Und insgesamt sind die Überschneidungen eben so überschaubar, dass die Vorposts zutreffen (bei Mathe-Hass und Physik-Studienwunsch würde es anders aussehen).

[...] Deshalb arbeiten ja auch viele Naturwissenschaftler in der medizinischen Grundlagenforschung.Nein, die ist inhaltlich überwiegend naturwissenschaftlich dominiert und die entsprechenden Naturwissenschaftler sind dafür von Haus gut qualifiziert.

belanglosigkeiten
01.02.2018, 18:23
Natürlich nicht alles, aber ist die Anatomie des Herzens denn nicht Biologie?

Mein Studium hat bisher summa summarum deutlich mehr Verwandtschaft mit Vokabellernen.

(Klar ist Medizin irgendwo eine "Lehre des Lebenden" - das meinst du wahrscheinlich? - aber eben eine ganz spezielle. Wirklich lebendig wird dadurch weder Chemie noch Physik noch Neuroanatomie. Ich kann mir gut vorstellen, dass jemand, der richtig Lust auf Naturwissenschaften mitbringt, sogar frustriert wäre anbetrachts der Stumpfheit des vorklinischen Stoffs...)

WackenDoc
01.02.2018, 19:31
Ich hab damals Biologie in der Oberstufe abgewählt. Schlichtweg weil die Lehrerin schrecklich war und ich schon genug andere Kurse hatte. Da kam natürlich auch jede Menge Kram dran, der nichts mit Medizin zu tun hatte. Im Studium war das kein Problem- der Kurs war in Aachen sehr einfach.

Dafür hatte ich Chemieleistungskurs- Lehrer war nett, man konnte mit ein bisschen Interesse und Talent gut Punkte einheimsen. War super wertvoll im Studium- in Chemie sind sehr viele durchgefallen. Ich kannte das meiste schon. Also wenig Aufwand für nen ziemlich schweren Schein.

Physik hatte ich als freiwilligen Grundkurs. Der Lehrer war echt cool. Mit etwas Interesse eine gute Punktequelle für wenig Aufwand. Für´s Studium hat es insofern was gebracht, dass wir extrem viel mit Formeln und Berechnungen gearbeitet haben. Der Kurs war nicht besonders schwer, das Jonglieren mit den Formeln für die Klausuren und auch im Physikum hilfreich.

Für die Medizin "gebrannt" hab ich auch nicht. Wollte eigentlich aufhören. Naja- gerüchteweise soll ein ganz brauchbarer Arzt aus mir geworden sein.

Die Lernerei war aber echt ätzend.

WackenDoc
01.02.2018, 19:32
Achso- Englischkenntnisse sind extrem sinnvoll!

HappySisyphos
01.02.2018, 20:38
Nein, die ist inhaltlich überwiegend naturwissenschaftlich dominiert und die entsprechenden Naturwissenschaftler sind dafür von Haus gut qualifiziert.
Genau das hab ich doch gesagt oder hab ich was falsch verstanden? :-notify

jktz90
02.02.2018, 00:02
Medizin Physik Vorklinik ist ungefähr 9.- 10. Klasse Niveau. Vielleicht sogar noch schlimmer, weil man beim Physikum wieder nur Formeln auswendig lernt statt eine einzige Formel herzuleiten. Und wehe es kommt eine Physikumfrage, wo man ein wenig um die Ecke denken muss. Entsprechend schlecht sind dann die Antworthäufigkeiten mit 20% 20% 20% 20% 20% :D . Da können viele besser den Würfel werfen als nachzudenken.

Man muss also nicht unbedingt für die klassischen Naturwissenschaften brennen, um Medizin spannend zu finden. Man muss eher an allem ein wenig Interesse haben. Immer schön an der Oberfläche kratzen :-meinung

CYP21B
02.02.2018, 08:58
Ich sehe das etwas anders als die Vorposter hier. Man braucht naturwissenschaftliches Interesse nicht für die drei Scheine in der Vorklinik. Aber naturwissenschaftliches Interesse hilft ungemein um sich Sachverhalte selbst herleiten und verstehen zu können. Damit muss man viel weniger auswendig lernen. Man kann das Studium sicher auch mit auswendig lernen bestehen, aber ich kann mir nicht vorstellen dass das dann viel Spaß macht. Und es wäre dann ein irrsinnig höher Zeitaufwand. Und später im Arbeitsleben bleiben nunmal die Dinge hängen die man wirklich mal durchdacht und verstanden hat. Sachen die ich nur mal für eine Prüfung auswendig gelernt habe hatten eine viel geringere Halbwertszeit.
Es ist ja trotzdem noch genug auswendig Lernangebote dabei :)

davo
02.02.2018, 09:04
Gerade Schul-Bio ist doch auswendiglernen pur. Gute Logikkenntnisse kann man eher aus guten Mathe- oder Physik-Noten ableiten...

Feuerblick
02.02.2018, 09:49
Naja... ich möchte mal meinen, dass aus mir eine ganz passable Ärztin geworden ist, obwohl ich in Chemie ne Niete war (in der Schule nach der 11 abgewählt habe, weil ich selbst fürs Spicken zu blöd war in diesem Fach, im Studium mit Auswendiglernen überlebt - Altklausuren sei Dank!), Biochemie nur seeeehr mühsam halbwegs begriffen, Physik gehasst (okay, aber zumindest Mechanik und Optik draufhatte, weil meine Ausbildung damit zu tun hatte) und Physiologie nie in die Tiefe gelernt habe. Einzig Biologie fand ich super. Aber das braucht man für ein Medizinstudium nur am Rande.

Will sagen: Man muss mitnichten für irgendeine Naturwissenschaft brennen. Man muss nur die Bereitschaft haben, sich mit dem Kram zu beschäftigen und für die entsprechenden Scheine ranzuklotzen. Je nach Wunschfach (!) für später wage ich zu behaupten, dass man auch ohne tiefergehendes Herleiten von Zusammenhängen klarkommt. Wenn mans kann - hübsch. Wenn nicht - auch gut. Ich kenne Kollegen meines Fachs, die komplett keine Ahnung von den physikalischen Zusammenhängen haben und trotzdem einen guten Job machen.

1manuel1
02.02.2018, 21:01
Danke für die Antworten :)

HappySisyphos
03.02.2018, 13:00
Und was ist, wenn es dann an eine experimentelle Dissertation rangeht? Das ist dann doch Naturwissenschaft pur, oder?

nie
03.02.2018, 13:18
Es ist ja nicht so, dass man Naturwissenschaften als Mediziner gänzlich scheiße finden muss. Man kann sie ja trotzdem gut finden.

Aber man kann eben auch Arzt werden ohne für Naturwissenschaften zu brennen. Wenn man sie eben nicht so geil findet, macht man halt keine experimentelle Dissertation. Und wenn man ein gesteigertes Interesse an Naturwissenschaften hat, macht man halt eine experimentelle Arbeit.

davo
03.02.2018, 13:22
Was ich so von meinen Kommilitonen mitbekomme, muss man auch für eine experimentelle Doktorarbeit nicht besonders naturwissenschaftlich interessiert sein. Viel wichtiger ist, dass man viel Geduld für monatelanges trial and error hat, und bereit ist, sich Statistikkenntnisse anzueignen.