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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Eure Tipps und tricks für die Organisation auf Station (für Anfänger)



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Madame Bouvier
18.02.2018, 12:47
Hallo,

Für viele steht bald der 1. Arbeitstag vor der Tür und trotz 6 Jahren Studiums sind viele nicht auf die Informationsflut und eigenverantwortlich zu regelnden Abläufe auf stationärer Ebene vorbereitet.

Deswegen an die "alten Hasen" was sind eure kleinen Tipps und Tricks in der Organisation und "Priritätensetztung" auf Station?
-Von unübersichtlichen Patientenzetteln, To-Do-Listen, Visite vor und nachbereiten, Briefe, Anmeldung, Aufnahmen, Umschieben von Pat. etc. etc.

--> Welche Überlegungen oder kleinen Kniffe haben euch viel "erleichtert" :-)):-lesen

16matti
18.02.2018, 18:01
Hallo,
Ich habe mir ein kleines Notizbuch zugelegt vor allem für die Dienste und alle Aufgaben,die da zugeflogen kommen.Spätestens wenn 5 x nacheinander die Notaufnahme anruft und neue Patienten ankündigt und genauso oft die Station mit irgendwelchen Anliegen (Nadeln,Thromboseprophylaxe, Bauchweh,ect.)weisst du nicht mehr,wo oben und unten ist und was als nächstes zu erledigen ist. Ausserdem hat das den Vorteil gegenüber einer Zettelwirtschaft,dass man für sich selbst noch ein bisschen dokumentieren kann und Gedankenstützen hat,wenn später noch Nachfragen zu Patienten kommen.
Das externe Hirn hat mir den Alltag und vor allem die Dienste sehr vereinfacht.
lg

oktagon
18.02.2018, 18:42
http://www.medi-learn.de/foren/showthread.php?86056-Wie-organisiert-man-sich-gut-als-Assistenzarzt-auf-Station

Feuerblick
18.02.2018, 18:47
Klemmbrett mit Tabelle als To-do-Liste. Spalten: Name, Plan für den Patienten, wichtige Dinge, die gemacht werden müssen (bestimmte Untersuchungen anmelden, OP anmelden/eintragen, Aufklärung, bestimmte Dinge klären, OA oder Chef vorstellen etc.) und eine Spalte für Dinge, die man bis zur Entlassung gemacht haben sollte (Arztbrief fertigstellen, Pflegeplatz, Sozialdienst etc.). Evlt. noch eine Spalte für Sonstiges (z.B. geplante Angehörigengespräche). Kann man mit Zettel und Stift machen oder täglich einmal im Computer zusammenstellen und dann ausdrucken (damit man das, was getan wurde, rausstreichen und bei Visite was notieren kann).
Vor Chefvisite ähnliche Tabelle mit den wichtigsten Fakten und der Planung für den Patienten zusammenstellen.

Klingt nach viel Arbeit, ist aber sehr schnell Routine und kann einen schon mal retten. Übrigens auch dann gut, wenn man eine Station mit mehreren Ärzten „bedient“. So macht man nix doppelt.

Ansonsten: Kleines Notizbuch, in dem man die Standards der jeweiligen Station oder die Eigenheiten des jeweiligen Hauses einträgt. Wen erreicht man wo. Wie wird was angemeldet. Wer ist für was zuständig. SOPs oder selbst erarbeitete Ablaufpläne. Ich hatte ein Notizbuch, das wie ein kleiner Ordner angelegt war. Mit austauschbaren Seiten. Hat mir wertvolle Dienste geleistet.

Fr.Pelz
18.02.2018, 18:49
Ich hatte am Anfang auch ein kleines Notizbuch. Da standen drin
1. Telefonnummern und Türcodes
2. Standardanordnungen und Medikamentendosierungen
3. Standardprozeduren (zb bei Bauchschmerzen: Urinbefund? Gyn-Konsil?...)
4. Fragen, die ich später recherchieren wollte

Außerdem gibts hier auf den meisten Stationen ein "Visitenbuch". Das wird mitgenommen und bei der Visite notiert "Patient Müller - CT anmelden" "Patient Meier- OA wegen Antibiose fragen""Patient Schmidt - für OP aufklären". Nach der Visite werden dann die Aufgaben aufgeteilt und durchgestrichen, was fertig ist.

Briefe: Ich hab am Anfang doofe Briefe geschrieben. Der OA hat die dann korrigiert und ich hab mir aus den Korrekturen ein paar Standardsätze übernommen und die in meine Briefe eingeführt. Mittlerweile hab ich als Textbausteine viele "Standardbriefe", die ich nur noch auf den Patienten anpassen muss. Das kann man entweder im KISS hinterlegen oder man speichert es sich auf einem Word-Dokument und macht dann immer "Copy&Paste". Das Gleiche gilt für OP-Berichte, Untersuchungsbefunde etc..

Rettungshase
18.02.2018, 18:56
Super Algorithmensammlung, die mir in der inneren Notaufnahme hervorragend geholfen hat:
http://www.medstandards.ch/notfallstandards/startseite.php (als Gast anmelden)

Moonchen
18.02.2018, 19:04
Also, es macht zwar sicher erstmal etwas mehr Arbeit und kommt natürlich auch darauf an ob du eher Kurz- oder Langlieger auf der Station hast; aber mir hat ne selbst geschriebene Stationsliste sehr viel gebracht. Hab da ne Excel-Tabelle mit drei Zeilen, darauf Patientenname, weswegen sie aktuell hier sind und relevante Vordiagnosen und dann am Ende noch ne Spalte mit To Do... Haben jetzt auch alle Kollegen die nach mir auf die Station gekommen sind brav übernommen :) Ich hab mir dann auf dem Zettel während Visite immer alles notiert was noch gemacht werden muss, in bunt, und das konnte man dann schön wegstreichen und hat nix vergessen (ok, typisch Frau :-wow )
Ansonsten sehe ich immer zu dass ich die Briefe von den Entlassungen am Vortag schon fertig habe (dann kann man ggf. den Brief schon bei Visite überreichen und das Entlassgespräch machen und muss nicht nochmal extra später hindackeln) und wann immer mal zwischendrin Zeit ist auch die Briefe von den Langliegern aktualisieren - wenn man auf einmal 6 Wochen stationären Verlauf wiedergeben muss ist das sicher nicht so dolle.
Auch sehe ich zu, dass man alle "Aufgaben" für die man ne Schwester braucht, vor deren Übergabe erledigt bzw. generell Sachen für die man die Hilfe anderer braucht möglichst früh abarbeitet...
Aber ist sicherlich auch alles sehr fach- und stationsspezifisch :-nix

CYP21B
19.02.2018, 08:07
Man muss schnell priorisieren lernen. Gerade früh kommen oft zig Leute die am besten gleichzeitig was von dir wollen. Da muss man lernen sich nicht ablenken zu lassen weil alles länger dauert wenn man zigmal unterbrochen wird und dann am Ende doch was vergisst.

Bei uns gibt's am Stützpunkt einige PCs die sind eigentlich super um schnell was anzumelden. Das blöde ist aber das man da nie in Ruhe einen Brief schreiben kann weil dann immer Angehörige oder Schwestern mit irgendwelchen Sachen ankommen. Das lustige ist dass diese Sachen sich zu 90% alleine lösen wenn man im Ärztzimmer oder im Op ist.

Ohne Stationsliste wäre ich auch aufgeschmissen. Ich drucke aber eine aus dem KIS und schreibe da nur Stichwörter zu was für Visite relevant ist und Todo. Extra Tabelle oder so würde sich bei dem hohen Durchsatz bei uns nicht lohnen.

Textbausteine sind totale Zeitersparnis. Es kostet einmal etwas Aufwand spart aber extrem Zeit hintennach. Es wird vermutlich in jedem Fach Erkrankungen geben die mehr oder minder nach Schema F abgehandelt werden.

throni
20.02.2018, 11:56
Das blöde ist aber das man da nie in Ruhe einen Brief schreiben kann weil dann immer Angehörige oder Schwestern mit irgendwelchen Sachen ankommen. Das lustige ist dass diese Sachen sich zu 90% alleine lösen wenn man im Ärztzimmer oder im Op ist.

Und wenn man im Arztzimmer ist: immer die Zür zumachen! Ansonsten sehen einen Patienten oder Angehörige im Vorbeigehen und dann kommen die auf einmal spontan mit Fragen, die sich bei geschlossener Tür gar nicht gestellt hätten.

noname2
21.02.2018, 16:43
Aus dem selben Grund Nachmittags nur ohne Kittel über Station, dann sprechen einen die Angehörigen nicht auf dem Gang an.

CYP21B
21.02.2018, 18:00
Und nach Feierabend nicht mehr ans Telefon gehen :P

anignu
21.02.2018, 21:53
Und nach Feierabend nicht mehr ans Telefon gehen :P
Der Klassiker unter den Fehlern...

freak1
21.02.2018, 22:10
Und nach Feierabend nicht mehr ans Telefon gehen :P

Vor allem wenn ein OA oder der Chef anruft ist das wichtig! Damit zeigt man, dass man sich gut organisiert und voll ausgelastet ist!

Jan1705
22.02.2018, 20:43
Bei uns gibt es eine Stationsliste, die täglich aktuell gepflegt wird, mit den wichtigsten Infos zu den Patienten.
Dann sollte man einen Überblick über die klinikinternen Standards haben, das hilft im Alltag
Ach ja, eine Telefonliste ;-)

Und das wichtigste ist sich zu priorisieren. Wichtige Dinge sofort erledigen, andere Dinge auf einer ToDo Liste für später notieren.
Sich nicht jedesmal von unwichtigem ablenken lassen (keine Angehörigengespräche bei der Visite, unwichtige Nachfragen der Pflege auf später Verschieben). Und nein, es ist Visite, da wird von der zuständigen Pflegekraft kein Essen ausgeteilt oder mal schnell der Patient aus dem Nebenzimmer zur Untersuchung gefahren. Oder die Essenstabletts abgeräumt. Nein. Visite ist Visite!

Bei Visite ist es sinnvoll vorher schon die Laborwerte, Befunde, durchegführte Untersuchungen angeschaut zu haben. Und wenn man mit dem Oberarzt auf Visite geht ist es sinnvoll immer schon 3 Worte zu dem Patienten zu wissen ohne auf den Zettel zu schauen.

Und immer die Kollegen auf Station fragen, am Anfang lieber viel zu viel, wenn man sich unsicher ist. Mit der Zeit bekommt man dann den Dreh raus.
Viel Erfolg
:-bee

Anne1970
23.02.2018, 04:38
Ohja, Listen sind das A und O! Und eine Systematik, die du dir nach und nach aneignen wirst :grins:
Z.B.:
- Täglich die aktuelle Stationsliste ausdrucken, to do mit kl. Pfeil markieren (zB->cCT), angemeldetes mit a (z.b.EKG a) und durchgeführte Untersuchung mit Haken versehen, wenn Befund fehlt „B:“
- Jeden Tag in der Akte Patgespräch,Visite, Untersuchung,und Status dokumentieren (bzw. wir diktieren, das kommt in die E-Akte)
- Vor der Visite schauen, welche Untersuchung schon gelaufen ist, sodass man das dem Pat mitteilen kann (EKG war ok, im Röntgenbild war Hinweis auf xy deswegen erhalten sie zusätzlich dieses Medikament oder wir erhöhen jenes ...)
- Jeden Tag Labor ansehen und Konsequenzen ziehen: Kalium erniedrigt? Substituieren und Kontrolle in x Tagen direkt anordnen.
- Von vorn herein planen, wie oft Labor sein muss... rechtzeitig Kontrolle der path. Werte anordnen oder der, die du mit deinen Medikamenten beeinflusst (zB Pregabalin - Nierenwerte)
- Labor, so wenig wie möglich, was gut ist, muss ohne Not nicht kontrolliert werden, wenn möglich,nicht für WE anordnen... lieber freitags noch mal Entzündungswerte kontrollieren...
Systematisch arbeiten: möglichst Unterbrechung vermeiden.
- Pro-aktiv jeden Morgen zuerst die PK fragen, ob es was wichtiges hab, ob etwas fehlt.
Bedarf aufschreiben (was gegen RR, Schmerz, Unruhe, ggf. Übelkeit, für Schlaf bei Bed.) an Flüssigkeit denken! (ggf.s.c. bei ganz alten Pat. spät ohne vernünftige Venen)
-Für Angehörigen-Gespräche Termine ausmachen, bzw. grundsätzlich dafür eine Zeit einplanen und diese den PK auch mitteilen: z.B. nachmittags ab drei/halb vier, dann ist das meiste an Stationsarbeit erledigt. Die PK veranlassen, Telefonanrufe nicht weiterzuleiten sondern Anruf mit Rückruf-Nummer zu notieren (am besten noch Datum und Uhrzeit )
- Pause einplanen und machen! :grins:

Nimm jeden Pat. als ein Projekt: Warum und Wie ist er gekommen, was machen wir mit ihm und wie und wann geht er wieder und wohin. (Das ist übrigens zusammengefasst die OA oder CA-Visite ;-)) )

anignu
23.02.2018, 14:01
Die PK veranlassen, Telefonanrufe nicht weiterzuleiten sondern Anruf mit Rückruf-Nummer zu notieren (am besten noch Datum und Uhrzeit )
Davon würde ich persönlich dringend abraten. Das kann nur schief gehen. Mal wird die falsche Nummer aufgeschrieben, mal ist die Rückrufnummer nicht erreichbar etc... es steht dann ewig auf deiner ToDo-Liste und macht einen extrem unzufrieden weils nicht erledigt ist.
Angehörigen-Telefonate grundsätzlich sehr sehr kurz halten. Wer wirklich was will soll kommen! Und bei uns ist es so, dass die Pflegekräfte erstmal telefonisch rückfragen ob sie durchstellen dürfen. Und wenns grad nicht passt sag ich nein und sag, dass die Angehörigen um die und die Uhrzeit sich wieder melden sollen. Damit ist es nicht auf der eigenen ToDo-Liste, Wenn die es vergessen ist es deren Problem etc.
Verstehst was ich mein?

querfeldein
23.02.2018, 14:24
Das ist eine super Strategie, anignu! Und ja, Telefonate so kurz wie möglich halten, zumal man ja auch rechtlich einen Spagat macht - woher weiß man schon, wer da wirklich am anderen Ende ist und Pat. muss ja mit der Erteilung der Auskunft einverstanden sein. (Ja, schwierig wenn Tochter/Sohn Betreuer ist und am anderen Ende von Deutschland wohnt...) Außerdem: Angehörige sollten stets EINEN Ansprechpartner für dich auswählen, man kann schlichtweg nicht alles fünfmal erzählen!

anignu
23.02.2018, 14:33
Angehörige sollten stets EINEN Ansprechpartner für dich auswählen, man kann schlichtweg nicht alles fünfmal erzählen!
Hab ich mal gemacht und draus gelernt. Hab mal mit Ehefrau und Sohn jeweils allein gesprochen. Die haben sich dann untereinander besprochen und ungefähr alles falsch verstanden. Das ist mir dann so um die Ohren geflogen. Die Ehefrau hat behauptet ich hätte dieses gesagt, der Sohn jenes, beides war nicht ganz falsch aber auch nicht richtig und jeder hat nur das verstanden was er/sie hören wollte. Und das dann im Beisein von allen wieder auszuräumen. Diese Stunden. Dieser Ärger...
Oder dieses "wir wollen das nicht im Zimmer besprechen, der Patient soll das nicht wissen"... kann ich nur abraten.

CYP21B
23.02.2018, 15:06
Am besten der Pflege generell vermitteln dass telefonische Auskunft eigentlich nicht geht. Dann kriegt man da gar nicht soviele "Anfragen" weil das dann schon durch die Pflege weitergegeben wird. In Ausnahmen, sprich Betreuer oder weit weg ist mir das mit Nummer aufschreiben meist lieber weil es sonst oft während Visite oä ist. Da kann man nicht mal schnell frei telefonieren. Dh lieber ein Punkt auf der Todo-Liste als unpassend. Wichtig ist auch zu vermitteln dass reguläre Angehörigengespräche nicht nach Feierabend oder im Dienst stattfinden. Und so Späße wie die Tochter möchte jeden Tag ein telefonisches Update gibt's nicht. Aja und bei Leuten bei denen absehbar ist dass sie nervig werden lieber mit Stationstelefon statt eigenem Telefon anrufen. Gibt genug die dass sonst als Einladung ansehen da ständig anzurufen.

Anne1970
24.02.2018, 01:01
Davon würde ich persönlich dringend abraten. Das kann nur schief gehen. Mal wird die falsche Nummer aufgeschrieben, mal ist die Rückrufnummer nicht erreichbar etc... es steht dann ewig auf deiner ToDo-Liste und macht einen extrem unzufrieden weils nicht erledigt ist.
Angehörigen-Telefonate grundsätzlich sehr sehr kurz halten. Wer wirklich was will soll kommen! Und bei uns ist es so, dass die Pflegekräfte erstmal telefonisch rückfragen ob sie durchstellen dürfen. Und wenns grad nicht passt sag ich nein und sag, dass die Angehörigen um die und die Uhrzeit sich wieder melden sollen. Damit ist es nicht auf der eigenen ToDo-Liste, Wenn die es vergessen ist es deren Problem etc.
Verstehst was ich mein?

Dann hast du das Problem der Arbeitsunterbrechung. Man darf sich nicht durch Telefonate treiben lassen. Glaub ner Frau die‘s Leben kennt :grins:
Jeder muss seine Systematik finden. Strategisches und strukturelles Arbeiten machen das Leben leichter! ... und by the way: warum sollen die PK die Nummer nicht aufschreiben können?
Ein ausführliches Angehörigen-Gespräch -wenn nötig- trägt zur Zufriedenheit bei. Auch schon zu Beginn einen Termin kurz vor Entlassung oder nach einem Großteil der Diagnostik auszumachen, hilft sinnlose Anrufe und allgemeine Unzufriedenheit zu vermeiden. Stichwort „proaktiv“ handeln. Agieren statt Reagieren.