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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : "Alles oder nicht Prinzip" zu Beginn der Schwangerschaft



GelbeKlamotten
20.02.2018, 22:39
Verzeiht mit diese vielleicht naive Frage, aber ich habe in meiner Fachrichtung sehr wenig mit Schwangeren zu tun.

Man liest immer wieder von "Alles oder nichts Prinzip" zu Beginn der Schwangerschaft, also der Annahme, dass Noxen in den ersten Wochen der Schwangerschaft bevor die Organogenese begonnen hat entweder zu einem Schwangerschaftsabbruch oder zu gar keiner Schädigung führt.

Aus einer zuverlässigen Quelle habe ich das allerdings noch nie gehört/gelesen. Ist diese Annahme wirklich ausnahmslos so haltbar und bis zu welcher SSW gilt dieses Prinzip? Habt ihr Literaturtipps zu diesem Thema?

bremer
21.02.2018, 14:27
Klingt wie eine alte Bauernregel. Schwer vorstellbar, wie so eine These wissenschaftlich haltbar aufgestellt werden kann. Fetales Alkoholsyndrom würde mit spontan als Gegenbeispiel einfallen.

epeline
21.02.2018, 14:32
Ich dachte es bezieht sich auf sie Phase vor abgeschlossener implantation. Bevor sie Frau von der Schwangerschaft wissen kann.
Hat vor allem doch was mit der Genetik zu tun.

Gesocks
21.02.2018, 14:54
Stimmt doch: Alles-oder-Nichts bezieht sich sich auf die Zeitspanne vor der Organogenese. In der Regel tötet Teratogen-Exposition bis zur Implantation oder bleibt ohne Auswirkung.
Das ist unter anderem auch fürs fetale Alkoholsyndrom beschrieben.

Lava
21.02.2018, 15:15
Der Threadsteller wollte halt wissen, ob das irgendwie bewiesen ist. Ich meine, wenn es vor der Einnistung zu einem Verlust der Frucht kommt, kriegt das ja kein Mensch mit. Diese Behauptung muss also rein statistisch entstanden sein.

WackenDoc
21.02.2018, 16:41
Man kann aber bei vielen Behinderungen sagen, wann sie in der Embryonalgeschichte entstanden sind. Und man weiss grob, wie viele Schwangerschaften sehr früh abgehen.
Von demher müsste ich jetzt nach einem wissenschaftlichen Beleg suche, aber macht schon irgendwie Sinn.
Ich glaub, das bezieht sich auch noch auf die Zeit nach der Einnistung. Fehlbildungen in der Zeit sind oft so schwer, dass sie zum Verlust der Frucht führen.

GelbeKlamotten
21.02.2018, 16:56
Ja, das gilt angeblich auch noch für einige Zeit (ca 2 wochen?) nach der Einnistung. Da kommt es ja erstmal nur zu Zellteilungen, erstmal braucht man ja auch ein häufchen an ausgangszellen, bevor sich einige davon dann jeweils zu spezifischen geweben weiterdifferenzieren können. Dass eine Noxe in dieser Zeit „meistens“ zu einem Schwangerschaftsabbruch führt, glaube ich gern. Mich interessiert halt, ob das wirklich (so gut wie) immer der fall ist.

roxolana
21.02.2018, 17:05
Also ich habe diese Aussage vom Leiter des Instituts für Embryonaltoxikologie in einer Vorlesung gehört. Er hat zwar keine Studien zitiert, aber ich fand seine Argumentation recht überzeugend: Wenn wenig Zellen untergehen, dann kann deren Funktion durch die restlichen pluripotenten Zellen aufgefangen werden. Wenn das nicht mehr gelingt, dann ist der entstehende Schaden auch nicht mehr mit dem Leben vereinbar.