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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Berufsverbot in der Schwangerschaft wenn Job zu anstrengend?



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Benztowngirl
25.02.2018, 10:05
Hallo,
Ich bin in der 21. SSW, und habe schon eine rel nette kleine Kugel entwickelt....
Meine Arbeit ist zwar toll, aber ich habe zum Teil Tage, an denen mir die Arbeit echt zu anstrengend wird, ich komme richtig ins pumpen. Noch geht es, aber ich habe noch gute 2 Monate vor mir, und keine Ahnung wie das werden/gehen soll. zt habe ich echt lange Tage (3x die Woche ca 9,5-10 Stunden mit 15 Minuten MIttagspause, ich weiß offiziell sollte es anders sein, geht aber nicht...).
Was würdet ihr machen? Nochmal den Chef drauf ansprechen, dass man ja gerne weitermachen würde, aber in einem etwas reduziertem Tempo? (Arbeitszeit verkürzen geht nicht) Oder sobald man merkt es geht nicht mehr mit der Gynäkologin ein Berufsverbot vereinbaren? Geht das überhaupt?
Was würdet ihr machen? Habt ihr mal in einer ähnlichen Lage gesteckt?
Liebe Grüße, und danke für eure Antworten.

WackenDoc
25.02.2018, 10:37
Was für ein Fachgebiet machst du?
Und ja, 15min Mittagspause ist zu wenig. Bei solchen Arbeitszeiten stehen dir sogar 45min zu. Die bekommst du übrigens nicht bezahlt. Du arbeitest also 30min für umme.
Du hast auch ein Anrecht auf einen Ruheraum.

Dann wäre auch die Frage, ob du überhaupt alle Tätigkeiten ausüben darfst- dafür ist inzwischen eine Gefährdungsanalyse gesetzlich PFLICHT. Und zwar unabhängig davon ob aktuell eine Schwangere den Job ausübt oder nicht (bisher wurde die Analyse gemacht, wenn eine Mitarbeiterin schwanger wurde.).
Arbeitstempo verringern, Mittagspause machen und gehen wenn die Arbeitszeit rum ist, solltest du von dir aus machen.

Und ja, es gibt die Möglichkeit des Berufsverbotes wenn die Arbeit eine Gefährdung für dich und dein ungeborenes Kind darstrellt.

Guggst du mal im Mutterschutzgesetz- gibbet (neben weiteren Infobroschüren) kostenfrei über das Bundesfamilienministerium.

vanilleeis
25.02.2018, 10:39
Ein Beschäftigungs- (nicht Berufs-)Verbot gibt es, wenn durch die Beschäftigung die Gesundheit von Mutter und/oder Kind gefährdet sind. Eine zu anstrengende Arbeit zählt da meines Erachtens nicht zu; das mag je nach Gynäkologe aber so oder so ausgelegt werden.
Dabei gibt es vollständige BV oder teilweise, bei denen nur eine Beschäftigung über x Std. am Tag erlaubt ist.
Welche Fachrichtung machst Du denn? Was macht es Dir denn so anstrengend?
Der erste Weg sollte in meinem Augen schon das Gespräch mit dem Chef sein.

Sait
25.02.2018, 10:56
Der Threadtitel ist echt böse :-))

annekii
25.02.2018, 11:02
Der Threadtitel ist echt böse :-))

Aber wirklich! Ich weiß schon, warum ich Schwangerschaft nie so abkürze, aber in Verbindung mit dem falsch gewählten Begriff, der ja gerade in der NS-Zeit starken Gebrauch erfahren hat, ist es einfach heftig.

On topic: Wenn der Job so anstrengend ist, dass es zu verfrühten Wehen oder anderen Sachen kommt, die das Kind oder die Mutter gefährden, dann wäre ein Beschäftigungsverbot teilweise oder voll möglich. Ich habe damals nach eins bekommen, nachdem ich ab der 20. Woche jede Woche einen anderen Infekt von Kinderstation mitgenommen habe. Nach 4 Wochen dauerkrank hat mich der Gyn dann rausgenommen.

Lava
25.02.2018, 13:15
Ein Beschäftigungs- (nicht Berufs-)Verbot gibt es, wenn durch die Beschäftigung die Gesundheit von Mutter und/oder Kind gefährdet sind. Eine zu anstrengende Arbeit zählt da meines Erachtens nicht zu; das mag je nach Gynäkologe aber so oder so ausgelegt werden.

Der Arbeitsplatz muss aber auch nach den Mutterschutzrichtlinien entsprechend angepasst werden. Dir steht ja sogar offiziell eine Ruhemöglichkeit zu, so dass du dich mal eben für eine halbe Stunde hinlegen kannst. In dem geschilderten Fall klingt es so, als hätte sich am Arbeitsplatz eigentlich nichts geändert. Und Überstunden gehen meiner Meinung nach gar nicht. Man ist nunmal in der Schwangerschaft viel müder als sonst und auch kurzatmig. Lungenvolumen kleiner, Blutvolumen größer, das wissen wir doch alles.

Ich würde nochmal mit dem Chef reden, dass du dein normales Pensum nicht mehr leisten kannst. Dann müssen die Kollegen eben was übernehmen.
Reduzieren auf z.B. 6h Arbeit pro Tag wäre auch eine gute Möglichkeit. Das geht mit einem indiviuellen Beschäftigungsverbot, dass dir dein Gyn ausstellen kann.

WackenDoc
25.02.2018, 13:30
Beraten kann dich der Betriebsarzt und die FAS (Fachkraft für Arbeitssicherheit)

Rettungshase
25.02.2018, 13:37
Wollen wir vielleicht die Überschrift des Threads ändern? :)

abcd
26.02.2018, 15:58
Sinnvoll wäre ja, zunächst das MuSchG umzusetzen. Hier werden Arbeitszeiten begrenzt. Ggf. auch Gespräch mit Betriebsrat.

murkel
26.02.2018, 19:20
Danke, abcd. Das finde ich nämlich auch viel wichtiger, als immer den Gyn mit einem (in diesem Fall auch nicht unbedingt gerechtfertigten) BV vors Loch zu schieben.

abcd
26.02.2018, 19:40
Was mir nicht einleuchtet, ist, warum Arbeitszeit verkürzen nicht gehen soll. Das geschilderte Pensum (3x die Woche ca 9,5-10 Stunden mit 15 Minuten MIttagspause) verstößt gegen das Arbeitszeitgesetz und zusätzlich gegen das MuSchG.
Letztlich sollte der AG froh sein, wenn ein AN nicht ins BV geht und eine entsprechende Arbeitsorganisation ermöglichen.

murkel
26.02.2018, 20:22
Diese Diskussion führe ich auch mit einigen Patientinnen von mir, internistische Assistenzärztinnen und schwanger. Sie sind bis spät abends da. Der Chef weiß das, er weiß auch, dass sie keine Überstunden machen dürfen. Also werden keine aufgeschrieben.

vanilleeis
03.03.2018, 23:06
Diese Diskussion führe ich auch mit einigen Patientinnen von mir, internistische Assistenzärztinnen und schwanger. Sie sind bis spät abends da. Der Chef weiß das, er weiß auch, dass sie keine Überstunden machen dürfen. Also werden keine aufgeschrieben.

Und was empfiehlst Du da aus Deiner Sicht? Gibt es von gynäkologischer Seite her wirklich Regresse beim BV oder sind das Märchen?

murkel
03.03.2018, 23:45
Ich muss zugeben, ich bin auch eher zurückhaltend, was BV angeht. Um selber mal einen Regress erlebt zu haben, dazu bin ich noch nicht lange genug in der Praxis. Aber ich trenne das schon. Wenn gesundheitlich irgendwelche Probleme bei der Schwangeren sind, überprüf ich, ob das was akutes ist, was für eine AU spricht, oder irgendwas längeres, was die Schwangerschaft gefährdet. Wenn es den Arbeitsplatz betrifft, sehe ich auch den Arbeitgeber in der Verantwortung.
In dem oben genannten Beispiel mit den internistischen Assistenzärzten muss ich aber auch sagen, dass das nicht nur alleinige Schuld des Chefs ist, dass die Ärztinnen länger bleiben. Das sind teilweise welche, die davon überzeugt sind, dass ohne sie der Laden nicht laufen würde. Und dass Anfänger länger bleiben müssen. Und der Chef freut sich und arbeitet nicht dagegen.
Einmal hab ich jemanden aufgrund des Arbeitsplatzes ins BV geschickt. Sie konnte kaum noch schlafen und hat nur noch geweint, wenn sie von der Arbeit gesprochen hat. Dann wurde eben eine außergewöhnliche psychische Belastung dokumentiert.

Colourful
04.03.2018, 06:32
Murkel, danke für deine Ausführungen! Immer wieder interessant. :-)

Lava
04.03.2018, 08:50
In dem oben genannten Beispiel mit den internistischen Assistenzärzten muss ich aber auch sagen, dass das nicht nur alleinige Schuld des Chefs ist, dass die Ärztinnen länger bleiben. Das sind teilweise welche, die davon überzeugt sind, dass ohne sie der Laden nicht laufen würde. Und dass Anfänger länger bleiben müssen. Und der Chef freut sich und arbeitet nicht dagegen.

Das mag wohl richtig sein, aber es versetzt dich dann als Schwangere auch in eine sehr schwierige Lage. Kommt natürlich auch drauf an, wie dein Verhältnis zu den Kollegen ist und wie die so drauf sind. Klar sollte man seiner eigenen Gesundheit wegen einfach pünktlich gehen, seine Pausen machen und sich auch sonst an die Regeln halten. Aber damit ist man zwangsläufig auf die Hilfe anderer Kollegen angewiesen. Mich hat es enorm belastet, ständig Kollegen fragen zu müssen, ob sie hier nochmal Blut abnehmen und dort den Verband wechseln könnten. Mir ist da jetzt nicht die große Welle der Hilfsbereitschaft entgegen gekommen und das hat mich teilweise sogar echt gekränkt.

Feuerblick
04.03.2018, 10:16
Das hat ja nix mit Hilfsbereitschaft zu tun. Es ist gesetzlich geregelt, wie ein Arbeitsplatz für Schwangere beschaffen sein sollte. Das umzusetzen ist das gute Recht der Schwangeren.

vanilleeis
04.03.2018, 10:56
Trotzdem ist es ja so, dass es bei der Schwangeren selber liegen bleibt, jemanden zu finden, der es übernimmt. So ist leider die Realität. Es kommt keiner und fragt Dich, ob er Deine Verbände und BEs machen soll.

Danke für die Ausführung, Murkel!

abcd
04.03.2018, 11:24
Der AG, Vorgesetzte ist in der Pflicht das Arbeitspensum so zu regulieren, dass es in der erlaubten Arbeitszeit zu schaffen ist und gefährdende Tätigkeiten ausgeschlossen sind. Also Gespräch mit OA ggf. CA, Wenn kein Weiterkommen, Betriebsrat, evtl auch unterstützt durch Betriebsarzt. Man bekommt doch bei Bekanntgabe auch eine Gefährdungsbeurteilung des Arbeitsplatztes zur Unterschrift vorgelegt. Dort sollten auch Maßnahmen zur Vermeidung bestimmter Gefahren drin stehen.

Lava
04.03.2018, 13:15
Aber was tue ich denn, wenn das nicht passiert? Wenn dem Chefarzt einfällt, ach, Frau lava darf ja nicht in den OP und hat Zeit, da kann sie ja mal die Visite auf der Geriatrie machen. Nur blöd, dass da gerade einige siffende, infizierte Wunden herum lagen :-(