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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von Ö nach D zum Studieren - Lebensmittelpunkt in Ö behalten?



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Serotonin93
27.02.2018, 04:16
Liebe Alle,



ich weiß natürlich nicht, ob das hier der richtige Platz für derartige Fragen ist ( wenn nicht, dann bitte einfach löschen!) , trotzdem möchte ich sie stellen, da ich der Meinung bin, wenn mir jemand eine valide Meinung geben kann, dann Leute in diesem Forum! 
Ich bin 25, aus dem Burgenland in Österreich und studiere zZ Lehramt. Schon sehr früh habe ich mit Ballettunterricht begonnen, das Pensum nahm schnell zu und schon bald war ich im Gymnasium der Wiener Staatsoper. Meine Eltern drängten mich nie in eine Richtung, sondern unterstützten einfach immer meine Entscheidungen. Natürlich träumte ich davon, Primaballerina zu werden oder zumindest im Corps de Ballet tanzen zu können, doch die Konkurrenz ist sehr groß, die Bezahlung gering und die Karriere kurz und familienunfreundlich. Da ich durch das Tanzen so oft mit Ärzten in Kontakt kam, war mein zweiter Karriereplan im Hinterkopf immer die Medizin. Nach der Matura mit 19 bekommen alle Schüler einen einjährigen Vertrag im Corps de Ballet. Nach diesem Jahr habe ich mir dann dazu entschieden, doch einen „richtigen“ Karriereweg einzuschlagen, wegen oben genannten Punkten.
Ich habe kurz überlegt, ob ich eventuell ein Tanzpädagogik Studium beginnen soll, hab das aber schnell wieder verworfen, weil die Jobs und Bezahlung wirklich minimal sind. Ich habe dann einige Praktika im Krankenhaus gemacht (meine Cousine ist Ärztin) und war mir dann sicher, dass es Medizin sein soll. Ich habe den EMS damals ganz knapp (um 2 Ränge) in Wien nicht geschafft, in allen anderen Städten wäre ich reingekommen. Die Option Deutschland (meine Schnitt ist 1,0) hab ich mir nicht gestellt. Ich war sehr enttäuscht und konnte damit schwer umgehen. Ich wollte aber endlich, mit fast 21, ein Studium beginnen und habe mich so entschieden, Sport&Musik auf Lehramt für Gymnasien zu studieren , da ich mir dachte, so kann ich meiner „Passion“ treu bleiben. Ich habe ganz schnell gemerkt, dass ich mich nicht „angekommen“ fühle, jedes Jahr, wenn es wieder Artikel zum MedAt Anmeldezahlen gab, wenn ich hörte, dass Bekannte Medizin studierten oder studieren wollten oder ich die unzähligen Facebook-Gruppen zum MedAt sah, musste ich den Gedanken verdrängen, wie viel lieber ich einfach Medizin studieren wollte. Ich habe mein Studium brav weiter verfolgt, aber bereits überlegt, ob es nicht doch Alternativen gab. Da ich in recht vielen Ballett – und Akrobatikkursen der *Sportuni war, bekam ich ziemlich am Anfang des Studiums gleich ein Angebot von einem Professor der Sportuniversität, dass ich die Ballettkurse und Akrobatikkurse der Uni in Zukunft gerne übernehmen könnte und auch an den Pädagogischen Hochschulen den angehenden Primarstufenlehrerin Fortbildungen zum Thema „Tanzen- und Akrobatik mit Kindern“ anbieten könnte. Da ich, wie oben schon erwähnt, nie überzeugt war, Vollzeit in einer Schule arbeiten (ich liebe Kinder, aber dad ist einfach nicht Grund genug, außerdem gibt es für mich noch weitere Faktoren, die hier jetzt aber unwichtig sind) deshalb klammerte ich mich dankbar an diese Aussicht.
Leider hatte der Professor, der mir dieses Angebot machte, doch andere Vorstellungen der Abmachung und wollte mir diesen Job nicht nur auf Grund meiner Erfahrung oder Leistung anbieten, sondern erwartete eben auch noch „mehr“. Das war ein Schock für mich, denn nicht nur war der Traum dieses Jobs geplatzt, sondern außerdem konnte bzw wollte ich ab diesem Tag keine einzige Ballett- oder Akrobatikstunde mehr besuchen, obwohl mir das so viel Spaß gemacht hat.

Sonst bin ich wirklich sehr glücklich mit mir und meinem Leben, ich habe super Freunde, eine tolle Familie und mir geht es gut. Leider war und ist mir Ausbildung einfach sehr wichtig, dass ich mich wohl fühle in dem, was ich mache und meine Arbeit selber wertschätzen kann. Ich „identifiziere“ mich immer sehr über das, was ich mache und wie ich es mache. Und Das Lehramtsstudium ist für mich eigentlich nur noch eine Qual. Die pädagogischen Inhalte interessieren mich überhaupt nicht, fachlich lernt man fast nichts, denn alle Prüfungen sind einfache MC Prüfungen ohne Sinn und die Aussicht auf den Beruf freut mich noch weniger, denn in Österreich würde das „LehrerInnendienstrecht“ reformiert, was dazu führt, dass es keinen Unterschied mehr gibt zwischen der Gymnasiallehrerausbildung und der Hauptschullehrerausbildung, was mich ärgert, denn die Chance, in ein Gymnasium zu kommen, vor allem mit meiner Fächerkombination, ist sehr gering. Ich habe mich damals extra für Gymnasiallehramt beworben. Obwohl ich Kinder, vor allem junge, total gerne mag, wollte ich nicht die Aufgabe, sie mehrere Stunden am Tag zu „erziehen“. 
Nun ja, und da ich momentan immer unglückliche werde, ist mir das Medizinstudium wieder in den Sinn gekommen.

Natürlich habe ich mir zuerst über Vieles Gedanken gemacht: Ich bin schon 25, dann bin ich erst mit 30 im PJ – ist das nicht uralt? Wie soll das mit Kindern und Familie funktionieren? Wie kann ich mich finanzieren?, gefällt mir das wirklich?, habe ich vl eine idealisiertes Bild vom Arztberuf?, *usw. Diese Phase habe ich aber überwunden. Ich habe mich lange damit auseinandergesetzt und kann sagen, dass ich das auf jeden Fall will und weiß, dass das das Richtige für mich ist. Das Ersparte reicht für die ersten zwei Jahre ohne Nebenjob und danach sollte zumindest eine geringfügige Beschäftigung drinnen sein. Zur Not unterstützen mich aber auch meine Eltern (darauf möchte ich es aber auf keinen Fall anlegen).
Ich habe mich letzte Woche vom Studium abgemeldet, alle Lernunterlagen besorgt und werde mich Hardcore auf den MedAt vorbereiten. Ich möchte im März mal gut reinkommen und alles ein bisschen üben, die letzten drei vor dem Test dann wirklich ordentlich jeden Tag für mehrere Stunden. 
Nun gibt es ja aber leider die durchaus reelle Chance, dass ich es nicht schaffen könnte. Und was dann? Jegliche Privatunis in Österreich oder anderswo fallen definitiv flach. Zurück zum Lehramt wäre für mich irgendwie eine „Niederlage“ und meine Motivation wäre unterirdisch. Irgendetwas anderes kann ich mir zum einen nicht vorstellen, zum anderen fällt mir auch nichts ein, was in meinem Alter zumindest noch einen halbwegs lukrativen Job ermöglicht und nicht nur Selbstverwirklichung ist!
Nun gibt es ja die Option, in Deutschland, Regensburg, zu studieren. Sollte mit 1,0 nächstes WS eigentlich passen, ABER:
Ich weiß nicht, ob ich das „wagen“ soll. Ich bin schon 25, ich hab nicht mehr den Drang, die Welt zu entdecken oder jedes Wochenende zu feiern. Ich fühle mich wohl, ich verstehe mich super mit meinen Eltern, ich passe *auf meine zwei kleinen Nichten auf, ich unternehme oft was mit Freunden aus der Schulzeit und jedes Wochenende treffe ich mich mit meiner besten Freundin, die ich seit über 23 Jahren kenne, zum Brunch. Es ist natürlich klar, dass ich sowieso Abstriche machen müsste, auch, wenn ich hier mit dem Studium beginne – Nachtdienste, Lernen etc. Aber ich weiß eben nicht, ob ich es schaffe, mein „Leben“ hier so zurückzulassen, denn eig bin ich schon so „gesettelt“.
Meine Freunde sind Gott sei Dank alle ungefähr im selben „Lebenspunkt“. Will meinen, dass zB eine sehr gute Freundin erst vor zwei Jahren begonnen hat, Tiermedizin in Wien zu studieren, andere sind zwar bereits im Masterstudium, aber wissen auch noch nicht, in welche Richtung es geht und der Berufseinstieg in die Wirtschaft ist am Anfang auch zeitintensiv. Aber meine beste Freundin hat zB schon lange einen Partner, sie arbeitet momentan als Flugbegleiterin, hat aber eine Ausbildung zur Volksschullehrerin. Auch, wenn ich nicht glaube, dass die beiden in weniger als 2 Jahren vorhaben, Kinder zu bekommen, habe einfach sehr Angst, dass ich viele wichtige Dinge verpasse. Denn im Endeffekt ist für mich Freunde und Familie und Zeit mit ihnen zu verbringen, an oberster Priorität, an zweiter Stelle Gesundheit (psychisch sowie physisch), an dritter berufliche Verwirklichung, dann kommt irgendwann Geld.
Meine Eltern sind beide über 60 und ich wollte eben immer gerne mein Leben so nahe wie möglich mit meiner Familie und Freunde leben.

Ich bin extrem hin- und hergerissen. Wenn ihr euch fragt: Aber Innsbruck ist doch weiter vom Burgenland entfernt als Regensburg? Das stimmt. Allerdings kommt mein Papa aus Innsbruck, ich bin dort geboren, ich habe dort also recht viel Familie (meine Cousine ist Ärztin in Ibk), die alle auch oft zu uns kommen und die Zugverbindung ist wesentlich besser. Regensburg wäre für mich ganz neu und ich wäre “alleine”. Ich bin leider generell eine sehr sensible Person.

Ich bin auf jeden Fall offen für Neues und natürlich freue ich mich, neue Leute kennen zu lernen. Das ist auch wichtig! Und ich wünsche mir auf jeden Fall, dass ich dann während des Studiums vielleicht 2-3 weitere, enge Freunde dazugewinnen kann. Aber es ist einfach nicht das Selbe wie mit den „alten Freunden“.
Ich glaube auf keinen Fall, dass ich sie verlieren würde, aber ich habe eben Angst, dass ich viele schöne Momente verpasse und das „Innige“ vielleicht verloren geht...denn wir sind alle aus der selben Gegend und unternehmen halt doch einiges miteinander. Und ich habe eben Angst, dass ich einfach auch die Zeit nicht intensiv mit meiner Familie nutzen kann bzw das sich eben alles verändert und ich dann einfach das Gefühl habe, extrem distanziert von ihnen zu sein.

Es kann mir natürlich keiner sagen, wie viel Zeit ich während des Studiums haben werde. Aber ich würde eben gerne wissen, ob ihr denkt, dass man den „Lebensmittelpunkt“ trotzdem in der Heimat halten kann, obwohl man in 600km entfernt studiert?
Ich denke mir halt, in den Ferien könnte ich sowieso zu Hause sein, alle Famus könnte ich in Ösi machen. Allerdings sind in den Ferien anscheinend viele Praktika an der Uni. Dann denke ich mir wieder, wenn es vielleicht in der Klinik, zumindest was die Anwesenheit betrifft, zeitlich lockerer wird, vielleicht kann ich dann in der Vorklinik den Pendlerstress jede Woche in Kauf nehmen mit genauem Zeitmanagement und in der Klinik ist es dann eh entspannter?
Ich möchte auf jeden Fall später in der Gegend, in der ich auch jetzt wohne, leben. Wenn ich mir Regensburg wirklich nur als Studienort vorstelle, kann ich mich mit dem Gedanken schon anfreunden, vor allem wenn ich mir denke, zu welchem Ziel er führt. Trotzdem wird mir bei dem Gedanken mein komplettes Umfeld, vor allem eben das soziale, zu verlassen und eventuell viele wichtige Dinge einfach zu verpassen total mulmig. Karriere ist mir sehr wichtig, aber wenn ich psychisch eben so unglücklich bin, ist es im Endeeffekt auch nicht zielführend.

Es ist einfach eine schwere Entscheidung, an der viel liegt. Ja klar, ich könnte zB nach dem ersten Semester wieder zurückgehen und Lehramt weiter machen. Aber ob ich das mental schaffe? Ich habe mir auch überlegt, evt. Hebamme zu werden, allerdings würde ich dann später im Beruf täglich damit konfrontiert werden, das ist doch keine Ärztin bin…

Ich würde mich einfach sehr über eure Meinung oder Tipps oder Erfahrungen freuen, auch gerne per PN!

Ganz liebe, leider eisige, Grüße vom Neusiedlersee,

Elisa

Laidnevergiveup
27.02.2018, 04:54
Hallo,

Ich kann dich verstehen aber mach was dich glücklich macht und das ist ja das Medizinstudium seit dem du 19 bist. Du wirst genug Zeit haben deine Familie zu besuchen seien es Semesterferien oder Wochenenden. Und zu Alt bist du sicher nicht! Eine Familie gründen geht immer, kenne viele Frauen die das geschafft haben.

davo
27.02.2018, 06:19
Du kannst es machen, aber du wirst dich so meines Erachtens nicht glücklich fühlen. Denn du wirst dich dann weder in D noch in Ö zuhause fühlen - in Ö werden deine Freunde sich von dir lösen, und du wirst zu selten in D sein um engere neue Freundschaften zu schließen. Dazu dann noch der Stress und die Ausgaben für das ständige Hin- und Herfahren - das klingt für mich wie eine Anleitung zum Unglücklichsein.

Es wirkt auf mich etwas so, als hättest du das Erwachsenwerden bis jetzt immer aufgeschoben (die engen Kontakte zu den Eltern und Jugendfreunden, die Angst davor, das Nest zu verlassen, usw.) - ich würde das nicht krampfhaft noch länger aufschieben, erst recht nicht wenn man bedenkt dass du schon 25 bist und anscheinend noch immer wenig selbständig bist.

Fürs Medizinstudium bist du jedenfalls auf keinen Fall zu alt - da wirst du genug andere Leute in deinem Alter finden, gerade in Deutschland (Wartezeitquote!).

Ist doch eine tolle Chance, wenn man endlich mal was neues kennenlernen kann - nutze sie! Ich persönlich würde aber nicht nach Regensburg gehen, da das viel zu "Österreich-ähnlich" ist - ich würde eher die Chance nutzen, was wirklich neues kennenzulernen ;-)

locumo123
27.02.2018, 13:30
Hallo Elisa!

Es ist immer schwer Familie und Freunde zurücklassen. Es stimmt schon, dass man dann das Gefühl hat Dinge mit Freunden und Familie zu verpassen, da die Distanz einfach zu groß um mal schnell vorbeizuschauen. Auf der anderen Seite wenn du doch nach D gehst, weil du keinen Platz in Wien bekommen hast, dann ist es auch ein Härtetest für deine Freundschaften. Da sieht man dann oft welche Freundschaften echte sind und welche doch nur oberflächlich waren. Denn eine gute Freundschaft kann durch eine große Distanz nicht zerstört werden.

Am besten du lernst fleißig für den MedAt und nebenbei kannst du dich noch in D bewerben. Neben Regensburg kann ich dir auch Ulm empfehlen, denn da gibt es ein paar die aus Wien sind.
Man kann sich noch soviel denken was einem nicht passt, aber ich würde nicht grübeln, sondern das nehmen was man bekommt und gut ist. Es gehört auch ein gesunder Egoismus dazu und deine Freunde wollen ja auch, dass du glücklich wirst in deinem Beruf egal welcher es ist. Wenn Medizin das ist was du machen möchtest, dann sollst du auch bereit sein Umwege in Kauf zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass deine Freunde dich hierbei unterstützen.
Es geht auch um dich.

Serotonin93
27.02.2018, 16:07
Erstmal vielen Dank an alle, die geschrieben haben, ich hätte nicht gedacht, dass sich das überhaupt jemand durchliest.

@davo Das stimmt - ich nehme an, du bist nicht Psychiater ;-) - und es ist eben auch eindeutig, dass ich noch sehr an meiner Heimat und den Menschen dort hänge. Natürlich weiß ich, dass es am besten für mich gewesen wäre, gleich nach der Schule bzw dem Jahr im Ballet in eine andere Stadt zu gehen. Andererseits bin ich schon sehr froh über das, was ich in den vergangenen Jahren mit meinen Freunden erlebt habe.
Ich möchte schon anmerken, dass ich auf jeden Fall auch selbstständig bin, was zB Wohnung, Bürokratie etc betrifft. Ich kann mir sehr gut alleine helfen und alles alleine regeln, ich war während der Schule ein halbes Jahr im Ausland und auch danach fast ein Jahr mehr oder weniger alleine unterwegs. "Mental" allerdings hänge ich, wie richtig erkannt, sehr an meinem gewohnten Umfeld.

Also ich bin mir ganz sicher, dass die Freunde, von denen ich hier spreche (und dass sind insgesamt 5), 3 davon aus der Gymnasiumzeit, 2 aus meinem Heimatort, immer meine Freunde bleiben werden, egal, wo ich bin. Und meine Family ist sowieso in ganz Österreich verteilt, die sehe ich so auch nur so alle 2-3 Monate. Aber alleine meine Großeltern besuche ich alle paar Wochen um Ihnen zB bei ihrem Laptop zu helfen oder einfach um zu Reden. Natürlich habe ich auch viele "Bekannte", die andere vielleicht zu Freunden zählen würden, aber diese Art von Freuden finde ich ja doch recht schnell.
Ich verstehe, dass es sicher gut ist, das Nest zu verlassen, aber wie gesagt, ich habe das Gefühl, dass ich das eben früher hätte machen sollen und nicht erst jetzt, wo alles schon so "gefestigt" ist.
Und irgendwie ist das Leben für mich nur schön, wenn ich es mit Leuten teile, die ich "am liebsten" habe und nicht nur alle paar Monate an geplanten Terminen sehe. Da sind sie irgendwie nicht Teil meines Lebens.

Ich bin mir durchaus bewusst, dass ich in der Hinsicht sicher besonders sensibel, "zerbrechlich", nachdenklich oder ein mir-über-alles-Sorgen-Macher bin. Als Gott die starken Mägen verteilt hat, war ich anscheinend nicht da! Ich bemühe mich auch, aber natürlich kann ich es nicht einfach abstellen.

Wie @davo auch sagt, wahrscheinlich macht es mich auf Dauer unglücklich. Denn momentan kann ich mich mit dem Deutschland-Gedanken nur anfreunden, wenn ich mir denke "Ich geh dort hin, lern ordentlich und studier und komm aber mindestens jedes zweite WE nach Hause. Ich seh' es einfach wie einen Beruf, ich werde hier mein Leben weiter aufbauen und Regensburg ist einfach nur mein Ausbildungsort. Ich werde dort sicher neue Leute kennen lernen, mit denen ich mich gut verstehe, aber mein Lebensmittelpunkt ist weiterhin Österreich und bleibt es auch in Zukunft. In allen Ferien möchte ich zu Hause sein und Zeit mit meinen gewohnten Leuten verbringen."

Und inwiefern das eben überhaupt machbar ist, kann mir auch keiner beantworten. Die Zugfahrt von meinen Wohnort nach Regensburg dauert 4-5 Stunden, ist einfach schon weit zum Pendeln!

"Leider" bin ich einfach nicht der Typ, der einfach sagt, egal welche Ausbildung, ich mach einfach irgendwas und sobald ich Kinder habe, bleibe ich sowieso zu Hause und dann wird sich schon irgendwas ergeben. Ich wollte immer sehr bald arbeiten gehen und identifiziere mich eben sehr stark mit dem, was ich mache und möchte während der Arbeit ein gutes Gefühl haben und nicht jeden Morgen denken, dass ich nicht arbeiten gehen möchte.

Deshalb habe ich eben Angst, zB an die FH zu gehen und Hebamme oder Physiotherapie zu studieren, weil ich mir dann jeden Tag wieder denken werde, dass es eigentlich nicht meine erste Wahl war. Und ich möchte nochmal betonen, es geht mir hier absolut nicht ums Geld (und ich weiß, dass Ärzte sowieso nicht so gut verdienen, gemessen an dem Arbeitsaufwand, vor allem zB in Tirol) und wenn mir jemand sagt, ich dürfte Ärztin sein, bekäme aber mein Leben lang nur 3000€ brutto bei Vollzeit, würde ich es sogar machen.

Eigentlich weiß ich gar nicht, was ich mit diesem Post bezwecken wollte oder was ich erhofft habe, aber ich bedanke mich trotzdem bei euch für eure Nachrichten!

davo
27.02.2018, 16:26
Und inwiefern das eben überhaupt machbar ist, kann mir auch keiner beantworten.


Machbar wäre es natürlich. Aber es würde IMHO dafür sorgen, dass dir in Sachen Studentenleben sehr viel entgehen würde und dass es dir schwer fallen würde, am Studienort engere Freundschaften zu schließen, dich dort zuhause zu fühlen. Es wäre fast wie eine self-fulfilling prophecy, und du würdest dich weder in D noch in Ö zuhause fühlen.

Sobald deine Freunde Kinder bekommen, wird der Kontakt stark abfallen. Vorher sagt zwar jeder, dass das anders ist, aber ich kenne keine einzige Ausnahme. Das war bei allen meiner besten Freunde so.

Ich persönlich würde es deshalb sinnvoller finden dich, wenn du woanders studierst, auch wirklich voll und ganz auf das Studium woanders einzulassen - dort leben, dort Freundschaften schließen, dort die Freizeit verbringen. Die wirklich guten Freundschaften werden trotzdem bestehen bleiben.

Aber es wirkt auf mich so, als wäre das für dich nicht realistisch. Ich an deiner Stelle würde mich deshalb eher für den MedAT-H anmelden - ist für deine Zufriedenheit mit dem Studium wahrscheinlich deutlich besser.

PumpkinSouup
27.02.2018, 18:14
was ich zum Pendeln sagen kann: ich fahre selbst so gut wie jedes Wochenende in meine Heimat und verbringe auch immer den Großteil meiner Semesterferien dort. Trotzdem habe ich an meinem Studienort sehr enge Freundschaften geschlossen. Klar verpasse ich auch manchmal Dinge, die hier am Wochenende stattfinden. Wenn ich hierbleiben würde, würde ich eben zu Hause etwas verpassen. Das muss man halt immer abwägen. Ich würde aber definitiv nicht behaupten, dass Wochenend-Pendeln einen davon abhält (enge) Freundschaften zu schließen. Ich denke das hängt auch immer vom Freundeskreis ab. Wenn die Freunde am Wochenende sehr viel gemeinsam unternehmen, kann es denke ich schon passieren, dass man ausgeschlossen wird. In meinem Freundeskreis ist das aber überhaupt nicht so und ich bin auch nicht die einzige, die so oft nach Hause fährt.
Davon solltest du dich also auf keinen Fall abhalten lassen!

Oops!
27.02.2018, 20:36
Hallo,

erstmal wow, was für ein toller Lebenslauf - ich bewundere BalletttänzerInnen sehr!
Fleiß, Disziplin, Ehrgeiz, Körperbeherrschung, mentale Stärke und die Fähigkeit, auch mit Schmerzen umgehen zu können.
Find ich wirklich klasse.
Das vorab.

Nun zu deinen Sorgen.
Ich kann dich verstehen, dass du zögerst.
Aber hey - aus dem Bauch heraus: mach es!
Du hast den Abischnitt, du hast Zähigkeit, du hast den Wunsch und du hast die Chance, deinen Traumberuf zu ergreifen.

Ob du den Arztberuf idealisierst, kann ich dir nicht sagen.
Illusorisch fände ich, wenn du mit Fernsehserien als Vorlagen kämst.
Oder sowas wie „der große Heiler sämtlicher Krankheiten“ werden zu wollen.
Allerdings hast du als Patientin schon ein paar Erfahrungen mit Ärzten gemacht und dabei vielleicht schon mal über den Tellerrand hinausgeschaut.
Zum Arztberuf an sich können dir hier andere Nutzer aus eigener Erfahrung viel besser etwas sagen als ich.
Oder lies mal im Forum quer, was bereits alles zum Beruf geschrieben wurde.


Zu deinem Privatleben:

Familiäre Verbundenheit geht immer - auch über Distanzen.
Von meiner liebsten Verwandten (wenn man da überhaupt ein Ranking aufstellen will), trennen mich seit meiner Geburt hunderte Kilometer.

Mal so als Gedankenanstoß:
Wollen deine Eltern und Großeltern, dass du glücklich wirst?
Sicher wollen sie das.

Für viele ältere Menschen ist es das beruhigendste Gefühl überhaupt, dass die Nachkommen selbstständig lebensfähig sind.
Das liegt in der Natur des Menschen.
Vermissen - klar. Aber hey, das Kind/Enkelkind kommt auch ohne uns klar. Alles richtig gemacht in der Erziehung.
Finanzielle Unabhängigkeit beim eigenen Nachwuchs heißt auch: niemand wartet auf den Eintritt des Erbfalls (okay, der war bissig).
Wurzeln und Flügel...

Hast du deine Verwandten mal gefragt, wie sie zu deinen Plänen stehen?
Was raten sie dir?

Und was meinen deine Freunde zu deinen Plänen?

Wie viele andere schon geschrieben haben: gute/echte Freunde bleiben.
Freundschaften entwickeln sich aber auch weiter und unterliegen Wandlungen im Laufe des Lebens.
Ich bin nicht mehr die, die ich vor 10 Jahren war, und das ist auch gut so.

Ich bin jemand, der vermutlich ein anderes Temperament hat als du - ich bin eher der Auffassung, dass Menschen ihre Auftritte und Abgänge in meinem Leben haben.
Manche blieben länger, andere kürzer.


Ich mag Kinder und Kinder mögen mich - ich will aber keine eigenen.
Ich kann mich mitfreuen, wenn Freunde Kinder bekommen.
Die motorische Entwicklung des Kindes interessiert mich aber weit mehr als die Frage, ob der rosa oder der blaue Strampler hübscher aussieht.
Wenn mir jemand ein Ultraschallbild zeigt, gratuliere ich zur Schwangerschaft - und frage mich im Stillen, was der Gyn dazu sagt, dass die Frau offensichtlich von einem Alien befruchtet wurde... will heißen: mich interessiert dann eher, wie man sonographiert und wie man die Befunde auswertet, als dass ich da hysterisch-freudig mithüpfe.

Ich bin niemand, der sich zwanghaft an Menschen bindet.
Heißt auch: ich freu mich für denjenigen, der wunschgemäß Nachwuchs bekommt, aber dank Bauchweh, Spucken, Windeln wechseln und Müdigkeit bei frischen Eltern erledigt sich da so manches.
Anders wäre das sicher, wenn auch ich unbedingten Kinderwunsch hätte und ihn umsetzen würde.
Dann könnten wir gemeinsam über durchwachte Nächte debattieren oder über mehrere Stunden bewundern, wie toll die gemachten Spuckebläschen beim Nachwuchs aussehen.


Manchmal zieht es auch gute alte Freunde in die Ferne.
Studium, Partner, berufliche Perspektive.

Mich hat es aus verschiedenen Gründen schon kreuz und quer durch die Lande verschlagen.
Heimat als Ursprungsort - ja, sicher. Die Gegend und der Menschenschlag haben mich geprägt.
Aber meine Heimat ist grundsätzlich da, wo ich jetzt grade bin.
Erwachsen wurde ich erst, als ich „unrasiert und fern der (Ursprungs-)Heimat“ war.
Selbstständig und volljährig war ich schon vorher.


Conclusio: ich würde nie eine so wichtige persönliche Entscheidung von anderen Menschen abhängig machen.
Mein Studium geht in erster Linie mich etwas an.
Mein Leben, meine Entscheidung, mein Studium.

Menschen kommen und gehen - der Beruf bleibt.
Klingt hartherzig, ist aber leider wahr.


Bedenke auch dein eigenes Privatleben abseits deiner Ursprungsfamilie.
Was ist, wenn du dich in Regensburg Hals über Kopf verliebst?
Unter der Woche lernen und am Wochenende dann das nächste Dilemma: nach Hause zu deinen Verwandten oder Zeit mit deinem Liebsten verbringen?

Was ich noch zu bedenken gebe, ist der zeitliche Aufwand.
Derzeit kann ich über die notwendige Lernzeit für die Vorklinik nichts sagen, aber auch ständige Zugfahrten können an den Nerven zerren.
Am Geldbeutel sowieso.
Vielleicht gibt es Phasen, in denen du froh sein wirst, wenn du am Wochenende einfach mal nur ausschlafen kannst.
Ohne Zugfahrt, ohne Organisation etc.


Ich finde, du setzt dir unnötig enge Grenzen und schneidest dir aus einer Art emotionaler Verpflichtung (deinen Verwandten und alten Freunden gegenüber) jede Menge Möglichkeiten ab.

Du klingst sehr bestrebt, das Richtige tun zu wollen.
Niemanden verlassen, niemals weggehen,... Du hast sehr enge Grenzen, was räumliche und emotionale Veränderungen angeht.
Ich kann dich verstehen, auch wenn ich ein anderer Typ Mensch bin.

Als „altes Zebra“ kann ich dir allerdings sagen: nichts ist so beständig wie der Wandel.
Du kannst planen, bis du umfällst - das Leben hat eh seinen eigenen Plan.
Verpass nicht vor lauter Überlegen und Planen die Chance, Medizin zu studieren - wenn es das ist, was du tun willst.


Versuch mal folgenden Gedankengang:
Wenn Innsbruck nicht in Frage kommt, fang in Regensburg an, versuche deinen Plan mit dem Pendeln umzusetzen und wenn du dann feststellst, dass es sich falsch anfühlt, lässt du das Pendeln mal eine Weile sein.
Warte einfach mal ab.
Es ist doch nichts in Stein gemeißelt.

Bedenke auch, dass die Zeit der universitären Ausbildung die geringste und vielleicht/vermutlich/hoffentlich die schönste ist.
So auf dein gesamtes privates und berufliches Leben gesehen.

Will heißen: wenn du ein paar Jahre mal seltener bei deinen Verwandten und Freunden bist, dann ist es eine überschaubare Zeit.
Wenn du Teile des Studiums in Österreich machen könntest (ich kenn die Regelungen dazu nicht), dann ist es wirklich die allerkürzeste Zeit überhaupt, die dich an Regensburg binden würde.

Ich kann dir sagen, dass es vielen Studenten ähnlich geht und dass es sich letztlich auf „Heimaturlaub in der vorlesungsfreien Zeit“ runterreguliert hat.
Du musst kein Partylöwe sein, aber wer nie an gemeinsamen Aktivitäten mit seinen Kommilitonen teilnimmt, ist schnell außen vor.
Es kann auch leicht arrogant wirken - Tenor „Wir sind dir wohl nicht gut genug?!“

Es mag trivial klingen, aber auch mal ein Bowling-/Kneipen-Abend oder was auch immer, bringt näher zusammen als nur in der Vorlesung nebeneinander zu hocken.
Das eine ist Job (wie du schon richtig geschrieben hast), das andere zeigt eher den privaten Menschen.

Und dann wird es schwierig, wenn jemand angekrochen kommt, weil er Nachhilfe in einem bestimmten Bereich haben will. Oder die Unterlagen aus Vorlesung X.
Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Hilfe lieber gewährt wird, wenn man sich besser kennt.


Mit 25 bist du vieles, aber nicht alt.
Und auch mit 30 geht die Welt nicht plötzlich unter.
Man überlebt das, auch in beruflicher Hinsicht.
Keine Panik!


Lieben Gruß und ein glückliches Händchen bei der Entscheidung,
Oops

Serotonin93
01.03.2018, 07:36
Machbar wäre es natürlich. Aber es würde IMHO dafür sorgen, dass dir in Sachen Studentenleben sehr viel entgehen würde und dass es dir schwer fallen würde, am Studienort engere Freundschaften zu schließen, dich dort zuhause zu fühlen. Es wäre fast wie eine self-fulfilling prophecy, und du würdest dich weder in D noch in Ö zuhause fühlen.

Sobald deine Freunde Kinder bekommen, wird der Kontakt stark abfallen. Vorher sagt zwar jeder, dass das anders ist, aber ich kenne keine einzige Ausnahme. Das war bei allen meiner besten Freunde so.

Ich persönlich würde es deshalb sinnvoller finden dich, wenn du woanders studierst, auch wirklich voll und ganz auf das Studium woanders einzulassen - dort leben, dort Freundschaften schließen, dort die Freizeit verbringen. Die wirklich guten Freundschaften werden trotzdem bestehen bleiben.

Aber es wirkt auf mich so, als wäre das für dich nicht realistisch. Ich an deiner Stelle würde mich deshalb eher für den MedAT-H anmelden - ist für deine Zufriedenheit mit dem Studium wahrscheinlich deutlich besser.


Ja, das verstehe ich vollkommen. Ist ja in jedem Lebensabschnitt irgendwie so. Nach der Volksschule und nach dem Gymnasium verschiebt sich ja auch stark der Freundeskreis und eben auch das Umfeld! Aber ich muss trotzdem sagen, dass wir im Freundeskreis eine Person haben, die bereits ein Kind hat und wir doch oft besuchen und einfach etwas unternehmen. Aber ja, du hast recht, wenn alle Kinder haben verschiebt, geht sicher einiges verloren. Viele Leute macht ja sogar eine Beziehung quasi nicht existent für Freunde.

Danke auf jeden Fall für deine Hilfe - ich werde mir deine Worte zu Herzen nehmen!

Serotonin93
01.03.2018, 07:39
was ich zum Pendeln sagen kann: ich fahre selbst so gut wie jedes Wochenende in meine Heimat und verbringe auch immer den Großteil meiner Semesterferien dort. Trotzdem habe ich an meinem Studienort sehr enge Freundschaften geschlossen. Klar verpasse ich auch manchmal Dinge, die hier am Wochenende stattfinden. Wenn ich hierbleiben würde, würde ich eben zu Hause etwas verpassen. Das muss man halt immer abwägen. Ich würde aber definitiv nicht behaupten, dass Wochenend-Pendeln einen davon abhält (enge) Freundschaften zu schließen. Ich denke das hängt auch immer vom Freundeskreis ab. Wenn die Freunde am Wochenende sehr viel gemeinsam unternehmen, kann es denke ich schon passieren, dass man ausgeschlossen wird. In meinem Freundeskreis ist das aber überhaupt nicht so und ich bin auch nicht die einzige, die so oft nach Hause fährt.
Davon solltest du dich also auf keinen Fall abhalten lassen!

Danke, dass muntert mich wirklich auf! Es ist ja nicht so, dass ich 24 Stunden, 7 Tage die Woche tolle Dinge mit Freunden mache :-oopss
Aber eben so alle zwei Wochen, in stressigen Zeiten auch alle 4, sehen wir uns einfach, und dann ist alles wie immer. Und wir verstehen uns auch gut. Einer von unserer Gruppe macht auch grad in England seinen Master. Super oft sehen wir ihn nicht, aber es fühlt sich nicht "fremd" oder anders an. Nur sind 2 Jahre Master eben ein erheblicher Unterschied als 5 Jahre Medizin!

Darf ich dich fragen, wo du studierst und wohin du dann am WoE nach Hause pendelst? Geht das mit dem Lernen irgendwie klar?

Danke Dir auf jeden Fall für deine Worte!

Serotonin93
01.03.2018, 07:58
Hallo,

Mit 25 bist du vieles, aber nicht alt.
Und auch mit 30 geht die Welt nicht plötzlich unter.
Man überlebt das, auch in beruflicher Hinsicht.
Keine Panik!


Lieben Gruß und ein glückliches Händchen bei der Entscheidung,
Oops

Liebe Oops, ganz herzlichen Dank für deine netten, aber auch "denkanstoßenden" Worte!

Meine Eltern sagen natürlich, ich soll machen, was mich glücklich macht, sie unterstützen mich und würden mir nie etwas "raten", nur, weil sie es für gut heißen. Genauso meine Freunde. Sie haben zwar kritisch nachgefragt, aber nach meinen Argumenten wollten sie "helfen", dass ich nicht so verzweifelt sein soll und das machen soll, was ich wirklich will.

Haha, das mit "sich über Kinders Spucke und Windeln unterhalten" verstehe ich auch nicht. Klar hat man andere Themen, aber es gibt eben auch noch ein "normales" Leben. Deswegen ist es mir für mich eben so wichtig, etwas zu machen, wo ich mich wohl fühle. Trotzdem sind mir Kinder genauso wichtig, oder vielleicht sogar noch wichtiger als der Job, obwohl ich keine habe. Und wenn ich sie habe, sind sie sicher wichtiger.
Aber in meinem Kopf spielt sich eben ab: Ich sitze in Regensburg und hier geht das Leben weiter, ohne mich, ich verpasse schöne Situationen, wenn Freunde Kinder kriegen oder alltägliche Treffen und bin dort "alleine". Ist aber natürlich Quatsch, ich kann ja alle 2 Wochen oder sogar jede Woche wenn ich möchte, heim und ich sehe auch so meine Freunde oft 3-4 Wochen nicht.

Du hast recht, es geht um mich und ich muss entscheiden, wie mein Leben aussehen soll, was ich "verkraften" kann und was nicht.
Die ganzen ungewissen Parameter machen es aber einfach schwer (neues Land, weg von der gewohnten Umgebung und natürlich auch die Masse an Lernstoff). Eine Entscheidung werde ich wohl treffen müssen und wenn es wirklich nicht geht, ist es auch nicht das Ende der Welt. Aber meine Wunschvorstellung ist eben, dass ich in 7-10 Jahren in Wien als Ärztin arbeite.

Danke Dir auf jeden Fall nochmal für deine netten Worte, das hat mir wirklich geholfen. Ich wünschte mir, manchmal könnte ich auch etwas pragmatischer sein, nicht nur so denken, sondern vor allem auch so fühlen und nicht regelrecht ein "Weichei" zu sein. Aber ich arbeite dran! :-)

Vielen Dank nochmal!

Arrhythmie
02.03.2018, 08:08
Wenn der Gedanke an Medizin mehrere Jahre im Kopf bestehen bleibt, dann sollte man sich irgendwann fragen ob man ihn da wirklich raus haben will oder ob er nicht eine Berechtigung hat dort zu bleiben ;-) Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.

Das andere Problem verstehe ich nicht wirklich. Bzw. ich verstehe es, aber sehe es nicht als Problem. Man neigt dazu, alles zu optimieren, aber irgendwo muss man auch Abstriche machen. Auch ich pendel mehr als mir lieb ist. Ich hab weder an der Uni ein Problem (ich wohne nichtmal in der Unistadt sondern pendel da auch noch hin... ich pendel also doppelt - zu meinen Eltern und zu meiner eigenen kleinen Familie (von der Uni aus)) Ist organisatorisch manchmal schwierig aber geht alles. Gut sogar.
Meine Freunde hab ich an allen Orten. Ich sehe nicht permanent die Nachteile sondern die Vorteile und mit der Zeit ist mir klar geworden, dass ich selber maßgeblich für mein Lebensglück verantwortlich bin. Das können Freunde nicht "richten" (lediglich zusätzlich positiv beeinflussen) ... Man muss es sich selber so einrichten dass es passt und darf sich nicht so viel von anderen abhängig machen. Und vieles fügt sich ganz automatisch, wenn man mal mit irgendwas begonnen hat. Man muss nur anfangen.

EVT
02.03.2018, 10:08
Du hast bisher nur einmal am Test teilgenommen? Warum? Wenn dein Wunsch so groß ist und du ja auch immer in Wien hättest teilnehmen können. Das finde ich merkwürdig, wenn der Wunsch so groß war.

Ich persönlich würde mich immer für das Studium und nicht die räumliche Nähe entscheiden, bin selber mehrfach quer durch Deutschland gezogen für das Studium und PJ. Du verbringst täglich viel mehr Zeit im Job als mit deinen Freunden. Was machst du, wenn du später an Weihnachten Dienst hast? Oder du suchst dir ein Fach ohne Dienste.

Die Schulkameraden, die nicht für ein Medizinstudium umziehen wollten, bereuen es jetzt 10 Jahre nach dem Abitur sehr. Was sind schon ein paar Anfangsschwierigkeiten gegen den Rest deines Berufslebens? Du wirst noch mindestens 40 Jahre bis zur Rente haben.

Oops!
02.03.2018, 13:11
Hallo, Serotonin :-)

Erstmal: gern geschehen, es freut mich, dass es dir hilft.

Und das hier:


Aber meine Wunschvorstellung ist eben, dass ich in 7-10 Jahren in Wien als Ärztin arbeite.

sollte dein Maßstab sein.

Weichei bist du sicher nicht.
Aber laufe nicht Gefahr, nur Zuschauer beim Leben anderer zu sein.
Schreib deine eigene Lebensgeschichte, mach deine eigenen Erfahrungen und lass deine Freunde daran teilhaben :-top


Liebe Grüße,
Oops

Serotonin93
02.03.2018, 14:07
Wenn der Gedanke an Medizin mehrere Jahre im Kopf bestehen bleibt, dann sollte man sich irgendwann fragen ob man ihn da wirklich raus haben will oder ob er nicht eine Berechtigung hat dort zu bleiben ;-) Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.


Das habe ich mir eben auch gedacht. Ich habe sogar während des Studiums immer auf Homepages von Krankenhäusern geschaut, ob es nicht sogar eine Möglichkeit als Lehrerin gibt, irgendwie dort unterzukommen, also so quasi als "Krankenhauslehrerin", für Kinder, die stationär dort aufgenommen sind und nicht die Schule besuchen können. Aber ich habe natürlich schnell gemerkt, dass das Nichts bringt.

Du hast recht - wo ein Wille ist ist auch ein Weg!

Danke, dein Text hilft mir wirklich sehr!

Serotonin93
02.03.2018, 14:15
Du hast bisher nur einmal am Test teilgenommen? Warum? Wenn dein Wunsch so groß ist und du ja auch immer in Wien hättest teilnehmen können. Das finde ich merkwürdig, wenn der Wunsch so groß war.

Ich persönlich würde mich immer für das Studium und nicht die räumliche Nähe entscheiden, bin selber mehrfach quer durch Deutschland gezogen für das Studium und PJ. Du verbringst täglich viel mehr Zeit im Job als mit deinen Freunden. Was machst du, wenn du später an Weihnachten Dienst hast? Oder du suchst dir ein Fach ohne Dienste.

Die Schulkameraden, die nicht für ein Medizinstudium umziehen wollten, bereuen es jetzt 10 Jahre nach dem Abitur sehr. Was sind schon ein paar Anfangsschwierigkeiten gegen den Rest deines Berufslebens? Du wirst noch mindestens 40 Jahre bis zur Rente haben.

Das Frage ich mich allerdings auch! Ich hätte es viermal versuchen können und hab es nicht gemacht. Ich habe mir versucht, den Arztberuf schlecht zu reden, dabei war der Wunsch immer präsent. Ich verstehe mich auch nicht wirklich, ich kann es mir nur so erklären, dass ich eben Angst hatte, dieses Gefühl zuzulassen, weil ich endlich "angekommen" sein wollte und meinen Berufsweg haben wollte.
Und ich kenne doch einige Leute, die in der Schule extrem gut waren, oder Mathematik und Biologie studiert und den Test auch nicht geschafft haben. Mein mathematisches Können war nie im Begabtenbereich und in Chemie war unser Lehrer nicht mehr als lustig. Deshalb habe ich mit zusätzlich eingeredet, dass ich sowieso keine Chance habe. Jetzt weiß ich natürlich, dass das vollkommener Blödsinn war! Und ich bin selbst schuld daran, aber leider kann ich es nicht mehr ändern.

Durch die ganzen Hürden, die sich leider aufgetan haben und dadurch, dass ich letztes Jahr eben schon ein Jahr in einer Schule unterrichtet habe, habe ich richtig Panik vor meiner Zukunft bekommen.

Ich habe mir, wie bereits schon gesagt, auch gedacht, zur Not studiere ich einfach Krankenschwester oder Hebamme. Aber irgendwie hab ich doch das Gefühl, dass es nicht das ist, was ich will. Nicht, weil man als Ärztin eine höhere Ausbildung hat, sondern alleine wegen der Tätigkeit.

Du hast sicher recht, und genau das denke ich mir eben. Manchmal denke ich mir: suche ich den leichteren Weg? Nur, weil Lehrerin jetzt eben nicht mein Traumberuf ist es ein paar Hürden gab, sollte man doch nicht gleich den Kopf in den Sand stecken und etwas anderes suchen. Es gibt immer Möglichkeiten. Und es ist einfach ein Luxusproblem.

Doch dann denke ich mir eben, dass ich das wirklich schon immer wollte, und eigentlich ist genau der schwierigere Weg.
Schließlich bereite ich mich wirklich sehr intensiv und gewissenhaft auf den Aufnahmetest vor, ich nehme noch mal ein langes, schwieriges Studium in Kauf, Jahre ohne Einkommen und erwäge es sogar, in ein anderes Land zu ziehen.
Und alles nur deshalb, weil ich einmal später ein erfülltes Berufsleben haben möchte.

Ich möchte mich weder zu einer Tätigkeit zwingen, die mir von Anfang an keine Freude bereitet hat, noch möchte ich zu Hause bleiben und Kinder hüten, um der Arbeit zu entkommen.

Danke jedenfalls auch Dir für deine Worte!

Serotonin93
02.03.2018, 14:17
Hallo, Serotonin :-)

Erstmal: gern geschehen, es freut mich, dass es dir hilft.

Und das hier:



sollte dein Maßstab sein.

Weichei bist du sicher nicht.
Aber laufe nicht Gefahr, nur Zuschauer beim Leben anderer zu sein.
Schreib deine eigene Lebensgeschichte, mach deine eigenen Erfahrungen und lass deine Freunde daran teilhaben :-top


Liebe Grüße,
Oops

Du hast so recht. Ich geb mein Bestes und hoffe, in 10 Jahren werd ich froh und stolz darüber sein. DANKE

PumpkinSouup
02.03.2018, 14:50
Darf ich dich fragen, wo du studierst und wohin du dann am WoE nach Hause pendelst? Geht das mit dem Lernen irgendwie klar?

Danke Dir auf jeden Fall für deine Worte!

Bei mir ist es halt nur 1 Stunde Autofahrt vom Studienort in die Heimat. Das klappt also auch mit dem Lernen gut.
Vom Prinzip her macht das aber ja keinen Unterschied, wenn es darum geht, ob man hier oder dort etwas verpasst oder keine Freundschaften schließen kann bzw. alte Freunde verliert.
Du musst ja dann auch nicht unbedingt jedes Wochenende heimfahren, alle 2-4 Wochen würden dir dann ja vllt auch schon reichen. Meistens (zumindest hier in Ulm) ist es auch ganz gut möglich, mal ein verlängertes Wochenende wegzufahren, also dass man Montags und Freitags keine Pflichttermine hat.
Ich drück dir die Daumen, dass es klappt!

Solara
02.03.2018, 15:00
Machen würde ich es auch, abbrechen kannst du immer noch. Ob der Beruf an sich jetzt so die Erfüllung ist, wage ich zu bezweifeln, du wirst dann arbeiten, wenn deine Freunde und Familie frei haben, nachts, am WE, an den Feiertagen. Und du wirst lange Schichten mache müssen. Und oft ins kalte Wasser geschmissen werden und viel Verantwortung übernehmen müssen.
Ich war immer der Überzeugung, als Nachteule wie ich schaffen einen die Dienste nicht - stimmt nicht. Anfangs geht das noch gut, man ist noch euphorisch. Im fortschreitenden Arbeitsalltag nervt es nur noch, auch weil dadurch das soziale Leben deutlich eingeschränkt ist. Irgendwann muss man dann doch mal schlafen, und wenn es im Dienst nicht möglich war, dann eben danach.

Schau es dir an, teste es ein paar Semester und dann reevaluiere. Auch Regensburg würde ich machen, aber nicht über Jahre jedes WE nach Hause fahren. Lass dich doch lieber besuchen! Jetzt siehst du deine Leute ja auch nur 1x im Monat. Gib dir selbst die Chance, neue Leute kennenzulernen und Neue Freundschaften zu festigen. Dadurch verlierst du ja niemand, gerade im heutigen Zeitalter von WhatsApp und Co.

HappySisyphos
02.03.2018, 17:11
Du bist 25 und nicht 12, es ist längst überfällig die Nabelschnur durchzuschneiden und wenn es nötig ist die Heimat für das Studium zu verlassen. An diesem Punkt musst du dich einfach zusammenreißen und die bittere Kröte schlucken, man kann eben nicht alles haben. Im Übrigen findet man in der neuen Stadt oft neue Freunde fürs Leben und man gewöhnt sich viel schneller an die neue Umgebung als neues Zuhause als man denkt.