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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ungewöhnliches Vorgehen



tastyjoe
08.03.2018, 16:15
Hallo liebe Leute,

ich hätte eine Frage, ob bei euch es mal ähnlich war:

Ich war bei einem potenziellen Betreuer und dieser hat mir folgendes Vorgehen vorgestellt.
Ich erhebe die Messungen und er schreibt den Ethikantrag. Die Puplikation auf Englisch
schreibt ebenfalls er und ich soll danach eine "Zusammenfassung" auf Deutsch schreiben.

Irgendwie kommt mir das ein wenig wirr vor, weil ich ja experimentell arbeite und am Ende doch "nur" Literaturarbeit mache.

Habt ihr Tipps was für Fragen ich ihm stellen sollte?

Liebe Grüße
Tasty Joe

FirebirdUSA
09.03.2018, 10:12
Hmm... das war ein langezeit übliches und für alle Seiten nützliches vorgehen. Dein Betreuer bekommt eine Erstautorenschaft die er vermutlich für seine Habil oder APL braucht und du deine Dr. Arbeit. Seit einigen Jahren wird das von den Fakultäten aber z.T. nicht mehr so gerne gesehen. Am besten bei deiner Fakultät fragen ob es irgendwelche Probleme gibt... bei uns muss in so einem Fall z.B. der Eigenanteil aller Autoren der Publikation sehr genau angegeben werden und schriftlich gegenüber der Fakultät erklärt werden.

tastyjoe
15.03.2018, 20:13
Hallo Firebird,

erstmal vielen Dank für die Antwort. Jetzt wird mir schonmal einiges klarer. Ich werde auf jeden Fall nochmals beim Promotionsbüro nachfragen.

Meinst du, dass das insgesamt weniger Arbeit ist, wenn ich auf die Erstautorenschaft verzichte? Was bringt mir letztlich diese eine poplige Publikation? Noch dazu wäre es ein Fachbereich, den ich nur der Doktorarbeit wegen gewählt habe....

davo
16.03.2018, 06:25
Für eine wissenschaftliche Karriere bringt dir eine popelige Publikation als Erstautor wahrscheinlich mehr als eine Doktorarbeit :-p Kommt also drauf an was du erreichen willst.

tastyjoe
16.03.2018, 10:14
Ist das wirklich so ein schwarz-weiß Sache? Muss man denn in der Doktorarbeit publiziert haben, um eine wissenschaftliche Karriere einzuschlagen?
Ich stelle mir das selbst dann nicht allzu dramatisch vor: Muss man halt dann als Facharzt an der Uni mit publizieren anfangen. Reißt da der eine Erstautor was?

davo
16.03.2018, 11:00
Musst du natürlich nicht. Aber Journal-Publikationen sind nunmal die wichtigste wissenschaftliche Währung, und das wonach man sich bei Berufungen usw. orientiert. Deshalb verzichtet jemand, der wissenschaftliche Karriere machen will, sicher nicht auf eine Publikation als Erstautor ;-)

(Genau das ist ja auch der Grund, warum dein Betreuer so scharf darauf ist, Erstautor zu sein... der will eben auch wissenschaftliche Karriere machen, und da werden die Ellenbogen sehr schnell ausgefahren.)

Autolyse
16.03.2018, 15:48
Außerdem macht das weniger Arbeit beim Schreiben. 2 Seiten Einführung, Paper in Kopie, 3 Seiten Einordnung. Fertig ist die Doktorarbeit.

Was die eigene Publikation schon einmal reißt ist der Nachweis, dass Du die Arbeit bis dahin gebracht hast. Promovieren kann jeder (in Medizin), aber wenn man tatsächlich Karriere an der Uni machen will, dann braucht man in den knappen Jahren des WissZeitVG auch ein bisschen Rückenwind. Wem wird man eher den vielversprechenden Datensatz geben (und so viele gibt es davon häufig nicht)? ;-)

tastyjoe
16.03.2018, 19:35
Vielen Dank für die zahlreichen Antworten!

Ich kann das alles immer noch nicht so ganz einschätzen: Ich will mir eigentlich keinen Weg verbauen mit einer falschen Entscheidung.

Ich komme jetzt ins 9. Semester, also habe ich auch nicht mehr ganz so viel Zeit das abzureißen. Wie schätzt ihr den Zeitaufwand ein bei den beiden Wegen. Es geht um eine Auswertung von Ultraschallbildern nach MitraClip via Strain. Die Bilder sind bereits alles vorhanden. Genaueres zur Methode weiß ich noch gar nicht. Nächste Woche treffen wir uns nochmals für die erste Analysen; ich denke danach kann man den Aufwand besser einschätzen. Bis dahin sollte ich mir auch überlegt haben, wie ich es handhaben will.

Gibt es keinen Zwischenweg, bei dem ich an allem beteiligt sein kann und nicht er alleine meine Messungen nimmt à la Co-Autor? Ich befürchte, dass er ein weniger guter Betreuer sein wird, wenn ich die Publikation für mich beanspruche.

Autolyse
16.03.2018, 19:48
Wieso steht dein Betreuer nicht hinten? Direktor der auf jedem Kleinscheiß Senior sein will?

tastyjoe
16.03.2018, 20:27
Ich denke, dass mein Doktorvater hinten steht und mein Betreuer braucht die Erstautoren für die Habil? Korrigiert mich bitte, wenn ich Unsinn rede, ich bin bei diesem Thema auf einmal auf komplettem Neuland gelandet.......