7 Nachtdienste und nur einen Tag frei?

[dr_oiben]

Moin zusammen!

Ich bin gerade mal wieder total abgenervt, daher muss ich einen Beitrag verfassen. In unserer Klinik ist es zu meinem Leidwesen so, dass man auch als erfahrener Assistent immer wieder für 3 Monate in die ZNA rotiert. Dort haben wir vor 2 Jahren einen Schichtdienst eingeführt. Wir arbeiten nur noch maximal 13 Stunden am Stück, dafür sind alle Schichten "Kernarbeitszeit". Das bedeutet z.B., dass man in den Nachtdiensten nicht schlafen darf - ein entsprechendes Dienstzimmer gibt es überhaupt schon lange nicht mehr.
Wir arbeiten theoretisch immer 12 Tage am Stück (7 Tage Frühdienst, 5 Tage Spätdienst), dann kommt Sa + So frei und dann 7 Nächte am Stück bis Montag Morgen. Dann hätte man theoretisch eine Woche frei. Bei mir ist es so, dass ich diese Woche meist komplett für die Umstellung auf einen normalen Tag/Nachtrhythmus brauche (deswegen bin ich gerade um 4.15 Uhr wach...). Das empfinde ich mit zunehmendem Alter als echte Belastung...

Wenn man aber Pech hat, dann kann es am Ende einer ZNA-Rotation sein, dass man nach 7 Nächten (davon 2x12 Stunden am Ende - Sa+So) am Montag Morgen rauskommt und am Dienstag Morgen um 7.00 auf Normalstation weiterarbeiten muss. Das ist für mich ehrlich gesagt unmenschlich. Ich habe natürlich auch schonmal im Arbeitszeitgesetz gelesen... es scheint aus rechtlichen Gründen nichts dagegen zu sprechen.
Habt ihr da ähnliche Erfahrungen? Ich sehne mich nach den 24h-Diensten zurück...

[Reflex]

Arbeitsrecht hin oder her. Kliniken, die das nicht interessiert, wird man seltenst ändern können. Meist bleibt einem nur eine Arbeitsstelle zu suchen, die dem eigenen Biorhythmus zuträglicher ist.

[Muriel]

Ich dachte, alleine sieben Nachtdienst am Stück gingen schon nicht mehr. Wir hatten es damals bei uns auch so. Immer sieben Nachtdienste bis Samstagmorgen, dann Montag weiter, Freiwoche gab es nie. Das wurde, als ich weg war, dann aber umgestellt auf maximal vier ND, da sieben nicht (mehr?) erlaubt seien.

[WackenDoc]

Das ist was für den Betriebsarzt. Schichtdienstpläne haben nicht entgegen jeglichem Sinn und Verstand ausgewürfelt zu werden. Das Personal wird dadurch ja auch nicht mehr, dass man schwachsinnige Dienstpläne aufstellt- ganz im Gegenteil.

[miked]

@ dr oiben: sag mal liegt die Klinik im PLZ-Bereich 6... ? das klingt alles so vertraut iwie... :-)

[freak1]

Arbeitsrecht hin oder her. Kliniken, die das nicht interessiert, wird man seltenst ändern können. Meist bleibt einem nur eine Arbeitsstelle zu suchen, die dem eigenen Biorhythmus zuträglicher ist.

Hohe Bußgelder die der verantwortliche CA persönlich begleichen muss zeigen meist schon irgendwann ihre Wirkung.

[Pflaume]

Dieses Gelaber von Bußgeldern hier andauernd. Das ist doch völliger Quatsch. Habt ihr so etwas wirklich mal erlebt? Meine Erfahrung ist eine ganz andere. Es interessiert keinen. Meine ehemalige Klinik mußte nach 15 Jahren oder so schließlich dann doch mal ne Viertelmillion Bußgeld bezahlen, auch das hat keinen interessiert. Jedenfalls nicht bezüglich einer ernsthaften Änderung. Über das Geld wurde natürlich öffentlich geheult. Aber tatsächlich ist das doch völlig egal, ob nach 15 Jahren irgendwann mal (vielleicht!) ein Bußgeld fällig wird. Davor hat man 15 Jahre lang Löhne und Sozialversicherungskosten eingespart. Persönliche Begleichung durch den Chefarzt, dass ich nicht lache...

Z.B. in Schleswig-Holstein und Hamburg mit insgesamt etwas über 5 Millionen Einwohnern und zigtausend Betrieben vom Handwerker bis zum Großkonzern gibt es meines Wissens insgesamt 3 oder 4 Leute (früher waren es 4, inzwischen glaube ich nur noch 3), die für die Arbeitsschutz-Aufsicht dieser Betriebe zuständig sind. In anderen Bundesländern sieht es angeblich noch schlechter aus. Diesen 3 oder 4 Leuten ist doch vollkommen egal, ob in irgendeiner Klinik Ärzte zu viel arbeiten, von denen jeder weiß, dass sie sich in der heutigen Ärztemangelzeit genauso gut einen anderen Arbeitgeber suchen könnten. Die Aufsicht hat genug damit zu tun, sich um Betriebe zu kümmern, in denen die (teilweise ahnungslosen) Arbeitnehmer Asbest und anderen Giftstoffen schutzlos ausgesetzt sind, Großbaustellen, auf denen noch nicht mal Helme getragen werden, und Firmen, in denen tödliche Arbeitsunfälle passieren. Als Arzt 7 Nachtdienste in Folge und dann direkt auf Station weiterarbeiten, statt sich krank zu melden oder zu kündigen, sind dagegen peanuts.

An den Threadersteller gerichtet kann ich der Aussage von Reflex absolut zustimmen. Betriebsarzt könnte man noch versuchen, wenn man Chancen sieht, dass der sich engagiert. Den meisten Betriebsärzten im Krankenhaus dürfte aber auch nur der eigene Kragen wichtig sein. Das, was man selbst in der Hand hat, ist den Arbeitgeber auszuwählen bzw. abzuwählen.

[Feuerblick]

Ja, ich habe ein fünfstelliges Bußgeld für den Chefarzt persönlich erlebt. Nein, nicht nach 15 Jahren sondern nach genau 12 Monaten mit einem indiskutablen Dienstplan und zu vielen Überstunden seiner Mitarbeiter. Der Dienstplan ist geändert worden. Ob sich sonst etwas geändert hat, kann ich nicht sagen, weil ich zu dem Zeitpunkt schon weg war.

[dr_oiben]

Arbeitsrecht hin oder her. Kliniken, die das nicht interessiert, wird man seltenst ändern können. Meist bleibt einem nur eine Arbeitsstelle zu suchen, die dem eigenen Biorhythmus zuträglicher ist.

Ich fürchte, dass ist mehr oder weniger die einzige realistische Option. Obwohl ich nun schon lange dabei bin, bin ich doch immer wieder schockiert, wie Kliniken mit ihren Ärzten umgehen. So lange der Laden irgendwie läuft, ist alles in Ordnung. Wie er läuft, ist egal. Das schlimmste ist doch aber, welche für uns paradiesischen Arbeitsbedingungen andere Akademiker bei Unternehmen in der freien Wirtschaft haben (Daimler, Bosch, Kanzleien...). Ich bin mir absolut sicher, in naher Zulkunft will keiner mehr unseren eigentlich schönen Beruf ausüben...

[Lakemond]

13 Stunden als "Kernarbeitszeit" sind aber unzulässig. Man darf nicht länger als 10 Stunden voll arbeiten...Habt ihr innerhalb von diesen 13 Stunden 45 Minuten Pause?

[Pflaume]

Ja, ich habe ein fünfstelliges Bußgeld für den Chefarzt persönlich erlebt.

ok, das finde ich überraschend.

[Feuerblick]

ok, das finde ich überraschend.Der Chefarzt auch :-))

[ChillenMitBazillen]

Dieses Gelaber von Bußgeldern hier andauernd. Das ist doch völliger Quatsch. Habt ihr so etwas wirklich mal erlebt?

Ich weiß nicht, wie hoch das Bußgeld war, aber ich weiß von einem äußerst wirksamen Besuch der Gewerbeaufsicht nach einem anonymen Hinweis. (nicht in meiner Klinik)

[FirebirdUSA]

Kenne zwei Unikliniken wo es chirurgische Fächer getroffen hat und der CA ganz freiwillig das Dienstsystem umgestellt hat.

[FirebirdUSA]

Kenne zwei Unikliniken wo es chirurgische Fächer getroffen hat und der CA ganz freiwillig das Dienstsystem umgestellt hat.

Jeweils aber erst nach anonymer Anzeige mit konkreten Hinweisen.... und das macht nur wer schon geht und nicht beim Freund vom Chef die nächste Stelle hat.

[dr_oiben]

Jeweils aber erst nach anonymer Anzeige mit konkreten Hinweisen.... und das macht nur wer schon geht und nicht beim Freund vom Chef die nächste Stelle hat.

Wer hat denn überhaupt die Aufsicht darüber? Also wer Mahnte den Chef in diesem Fall ab bzw. belegte ihn mit einem Bußgeld?

[Brutus]

Das Gewerbeaufsichtsamt.

[SineNomine]

Ich bin mir absolut sicher, in naher Zulkunft will keiner mehr unseren eigentlich schönen Beruf ausüben...

Die Studentenzahlen bzw. Zahlen der Interessierten, insbesondere auch an deutschsprachigen Unis im Ausland, sprechen dagegen. Und wenn nicht, werden halt Gastärzte aus dem nahen und fernen Ausland geholt. Änderung durch Abstimmung mit den Füßen ist heute leider Utopie...

[cytochromp450]

Und unser neuer Gesundheitsminister hast diesbezüglich ja schon entsprechende Äußerungen von sch gegeben...

[cytochromp450]

Und unser neuer Gesundheitsminister hat diesbezüglich ja schon entsprechende Äußerungen von sich gegeben...