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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Medizinstudium Österreich vs. Deutschland



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Serotonin93
29.03.2018, 10:37
Ich habe zu dem Thema natürlich schon online gesucht, aber leider nichts gefunden, bis auf ein oder zwei wenige Posts.

Vielleicht hat hier jemand ja schon in beiden Länden studiert (also zB zuerst in Ö begonnen und dann nach D gewechselt, umgekehrt oder durch ein Auslandssemester).

Ich weiß natürlich die grundlegenden Dinge, also dass man in Österreich (spreche jetzt mal besonders von Wien und Innsbruck, Graz und Linz sind ja etwas anders aufgebaut) auf jeden Fall eine Diplomarbeit schreiben muss, danach die Berufsbezeichnung Dr. med. univ. hat, in Deutschland muss man gar nichts schreiben, man KANN eine Doktorarbeit schreiben und nur dann ist man "richtiger" Doktor, sonst ist man einfach nur Arzt ohne irgendeinen Titel, richtig?

Außerdem gibt's in Deutschland ja die 3 Staatsexamina, das erste für die Vorklinik, das zweite für die Klinik und das Hammerexamen für "Alles" inkl. PJ. In Innsbruck und in Wien gibt es ja bloß die SIPs bzw die KMPs, die immer nur den Stoff eines Jahres prüfen, es gibt überhaupt keine Abschlussprüfung, die irgendwie alles prüft, weder praktisch noch schriftlich oder mündlich, lediglich die Diplomarbeit.(Was ich persönlich schon echt arg finde)
Trotzdem ist die Durchfallsquote im Physikum doch geringer als bei den SIPs, wo man hört, dass immer mehr als 60% beim Erstversuch durchrasseln. Und vom Hörensagen soll Wien ja grottig schlecht in der Lehre sein, Innsbruck mittelgut, Deutschland um Welten besser. Generell hab ich das Gefühl, die Deutschen sind einfach doch ein bisschen genauer und penibler als die südlichen Nachbarn :P

Gestützt auf diese Fakten, denkt ihr, man kann sagen, dass das Studium in Deutschland doch erheblich schwerer bzw. aufwendiger/intensiver ist?
Und abgesehen davon, habt ihr generell eine Tendenz, wo das Studium schwerer ist?
Oder seid ihr der Meinung, dass die Hürden überall anders sind?

Mich würden einfach mal ganz viele Meinungen - noch besser Erfahrungen - interessieren!

LG

koegixkili
29.03.2018, 12:37
Wenn du ein guter Mediziner werden willst, dann musst du im Studium immer viel lernen und dich intensiv reinhängen, das ist so; sowohl in Deutschland als auch Österreich. Es kommt letztendlich immer auf die eigenen Ziele an.
Der Lernstoff ist fast derselbe, vielleicht unterscheidet er sich da und da an bestimmten Stellen, in etwa aber dersselbe.
Von schwieriger oder leichter würde ich gar nicht reden, da man da und dort viel lernen muss, es unterscheidet sich nur in dem Lernaufwand für eine Hammerprüfung beispielsweise.
MMn bekommst du in Deutschland als auch in Österreich eine qualitativ gute Ausbildung :) 👍🏻

davo
29.03.2018, 13:43
Ich vermute, dass es in Österreich einfacher ist. Vor allem in Wien. Da habe ich schon einige österreichische Studenten in meinen Famulaturen kennengelernt, die meinten, dass man eigentlich den Großteil des Jahres gar nichts machen muss, sondern sich einfach nur intensiv auf die SIPs vorbereiten.

Der Vergleich SIP-Physikum ist unfair - denn die meisten Studenten scheitern in Deutschland ja nicht am Physikum, sondern an Anatomie oder Biochemie (oder manchmal vielleicht auch Physiologie). Die, die zum Physikum antreten, sind ja bereits vorselektiert.

Dennoch hat das Studium in Österreich zwei sehr große Vorteile: man ist 5-6 Monate früher fertig (das ist z.B. bei einer Bewerbung in den USA, Kanada, Großbritannien oder Irland extrem wertvoll, da man so ein ganzes Jahr spart), und man bekommt als festen Teil des Studiums den Dr. med. univ.

Außerdem halte ich es für falsch, die Studienortwahl davon abhängig zu machen. Die Abschlussquote ist in beiden Ländern enorm hoch. Wer sich im Studium halbwegs engagiert, schafft es im Normalfall auch - und zwar in beiden Ländern ganz genauso. Da wären mir anderen Faktoren wichtiger, wie z.B. Qualität der Lehre, ob die Stadt zu mir passt, usw.

Will39
29.03.2018, 14:05
Ich glaube nicht, dass das Studium in Österreich generell einfacher ist als in Deutschland bzw. die Lehre schlechter ist. Mag sein, dass man in Deutschland mit Physikum etc. zusätzliche Hürden nehmen muss, aber der Lernstoff wird überall ca. gleich sein.
Dass man in Wien nur für die SIPs lernen muss, kann ich so nicht bestätigen. In allen Seminaren herrscht immanenter Prüfungscharakter, heißt, dass du jederzeit rausgeprüft werden kannst, wenn du nicht gut vorbereitet bist. Inzwischen wurden auch vermehrt bei einigen Blöcken mündliche Blockprüfungen am Ende des jeweiligen Blickes eingeführt.

Serotonin93
29.03.2018, 15:43
Zuerst einmal Danke für die Antworten! Hätte nicht so klingen sollen, dass ich Wien bzw Ö schlecht reden will oder mich anhand dessen dafür oder dagegen entscheide. Hat mich einfach nur interessiert und finde es super spannend, die beiden zu vergleichen.

Und ganz klar sollte die Lehre bei dieser Wahl im Vordergund stehen. Ich weiß halt nur von SIP, KMP und Physikum - wie das Semester aussieht, weiß ich natürlich nicht, deshalb auch meine Frage.

Danke für eure Antworten!

Pottfan
05.04.2018, 21:03
Zu bedenken ist, dass man die Unis in Österreich nicht über einen Kamm scheren kann.

Graz hat ein anspruchsvolleres Prüfungssystem als Wien und wahrscheinlich auch als Innsbruck.
Die Linzer haben ja bis einschließlich des 4. Semesters das Grazer Studium und danach werden sie ab dem 5. Semester oft mündlich geprüft.

Die Grazer und Linzer haben außerdem im 4. Semester quasi als Abschluss der Vorklinik zwei dicke Pathophysiologie / Pathologie / Pharmakologie Pflichtmodulprüfungen, die jeweils NICHT im multiple choice Format, sondern schriftlich im Short-Answer- und Short-Essay-Format abgehalten werden, bei denen die Durchfallquoten teilweise mit denen in naturwissenschaftlichen und technischen Studiengänge mithalten können und viele Studenten ihr Studium über die Regelzeit hinaus verlängern müssen.

Ob das Physikum in Deutschland das deutsche Studium wirklich ein wenig schwieriger macht weiß ich daher nicht, da das 4. Semester in Graz eben wie geschildert auch recht anspruchsvoll ist vom Aufwand her.
Ich denke, dass es für das Physikum in Deutschland viele vorgefertigte Lernmaterialien gibt und die Leute dann einfach nur vorgefertigte Skripte mehr oder minder auswendig lernen, was jetzt auch nicht soooo anspruchsvoll erscheint. Die Durchfallquote im Physikum soll ja auch recht gering sein habe ich mir sagen lassen.

In Graz hat man auch recht viele mündliches Testate bei den Anatomen, ob das woanders auch so ist, weiß ich nicht.

Die Kontingenteinteilung beim MedAT hat sich übrigens geändert seit diesem Jahr: (AT): min. 75% (EU+AT): min. 20% (nicht-EU): max. 5%

Die EU-ler und nicht-EU-ler konkurrieren nun mit den Österreichern auf der Gesamtrangliste und haben keine eigenen Ranglisten bzw. Quoten.
Dadurch wäre es theoretisch möglich, dass 100% AT-ler und 0% EU-ler und 0% nicht-EU-ler reinkommen, was praktisch nie so sein wird, da die EU-ler schon immer einen höheren unteren Grenzwert des Testwertes hatten (der letzte der gerade noch einen Platz kriegt) als die AT-ler. Dennoch haben weder EU-ler noch nicht-EU-ler jetzt einen festen Anspruch auf einen Studienplatz.
Vorher: Fixe 20% EU, fast immer fixe 5% nicht-EU, beides gilt an keiner Meduni in Österreich mehr.

Weiterhin soll das Aufnahmeverfahren ab 2019 nur in Graz oder vielleicht sogar österreichweit einheitlich eventuell eine zweite Ausbaustufe erhalten. Kleinere Änderungen gab es immer mal, jetzt soll das Aufnahmeverfahren eventuell zweistufig werden.
Die nun 10% gewichtete Komponente des MedAT "Sozial-emotionale Kompetenzen (SEK)" könnte, so stelle ich es mir vor, als zweite Stufe des Aufnahmeverfahrens ausgelagert werden und daher intensiver getestet wird.

Siehe dazu: https://www.medat-vorbereitung.at/2018/02/01/medat-2019/ , es müsste auch eine offizielle Quelle der Meduni Graz geben

Pottfan
05.04.2018, 21:12
Mich würde mal interessieren, wie die Ersatzleistung für das Physikum der Reform- bzw. Modellstudiengänge in Deutschland aussieht?
Ist es nicht ohne das Physikum in den Reform- bzw. Modelstudiengängen dann nicht auch vergleichsweise leichter an den entsprechenden Unis geworden oder ist die Ersatzleistung fordernd / anspruchsvoll?

Und ist es so wie ich annehmen, dass die meisten Leute für das Physikum einfach nur vorgefertigte angepasste Lernmaterialien auswendig lernen?

Also den schriftlichen multiple choice-Physikum-Anteil stelle ich mir als eine relativ einfache Altfragenprüfung vor. Das mündliche Physikum stelle ich mir als pro Student 45 min. Prüfung vor in der z.B. Biochemie / Physiologie und Anatomie mit jeweils15min. pro Student und pro einem der drei Fächer geprüft wird. Reicht dafür das auswendig lernen von vorgefertigten Materialien ohne groß Lehrbücher zu wälzen?

LG

Oops!
05.04.2018, 22:25
Hallo, Pottfan,

die Modellstudiengänge haben ein sogenanntes Physikumsäquivalent.
Zumindest CUB schreibt zentrale Abschlussklausuren. Wenn ich korrekt auffasse, ist es gewissermaßen ein Physikum in Vierteln - das Physikumsäquivalent gibt es nach vier Semestern.
Wie das andernorts geregelt ist, weiß ich nicht.

Manche begrüßen es, die Vorklinik als abgeschlossen betrachten zu können, wieder andere finden es schön, bereits in der Vorklinik etwas Klinik drin zu haben.
Soweit mir der Studienverlauf der CUB bekannt ist, geht es nicht um Fächer, sondern um Systeme.
Also nicht erst allgemeine Anantomie im Ganzen, daneben Histologie als Ganzes, Neurologie,... sondern Thema Arm - dabei dann alles, inklusive einem klinischen Fall (ja, gäbe bessere Beispiele als Arm).

Allerdings finde ich „einfach nur“ auswendiggelernt etwas gewagt formuliert.
Die Stoffmenge wird ja nicht geringer ;-)
Und wenn es wirklich ausschließlich auswendig gelernt (und kein bißchen verstanden) ist, dürfte man kurz drauf auf die Nase fallen.
Es mag ja Teilbereiche geben, die später nicht mehr so detailliert gewusst werden müssen, aber der Großteil schon.
Man möge mich korrigieren, wenn dem nicht so ist.

Dass das Physikum eine einfache MC-Prüfung ist, wage ich zu bezweifeln.

Was leichter zu bestehen ist, liegt ohnehin in der Betrachung jedes Einzelnen.
Da niemand beides (Regelstudiengang und Modellstudiengang) bis zum Ende studiert haben wird, lässt sich das auch kaum vergleichen.
Ich finde, es ist eh müßig, darüber nachzudenken. Studienplatz bekommen, annehmen, sich freuen und auf geht‘s.
Wir lernen ohnehin alle den gleichen Inhalt mit dem gleichen Ziel :-)

davo
06.04.2018, 23:42
Noch einmal: Die wirkliche Hürde in Deutschland ist nicht das Physikum, sondern die Uni-Prüfungen der Vorklinik. Deshalb ist auch der Wegfall des Physikums in den Modellstudiengängen nur zum Teil eine Erleichterung. Das schriftliche Physikum ist zwar inhaltlich keine große Herausforderung, aber psychisch sicher eine gewisse Belastung. Wer sich vor jeder Prüfung selbst fertigmacht, und davon gibt es unter Medizinstudenten nicht wenige, wird die Physikumsvorbereitung definitiv als belastend empfinden. Außerdem: Wer fürs Physikum nur auswendiglernt, ist IMHO nicht besonders schlau - ich hab auch fürs Physikum stark verständnisorientiert gelernt und fand es sehr hilfreich, endlich mal die drei großen Fächer parallel zu lernen statt nur isoliert. Vieles hab ich erst beim Lernen fürs Physikum verstanden. Für die mündliche Prüfung sind IMHO Altprotokolle essentiell, da oft sehr detailliert gefragt wird.

ehem-user-11022019-1151
07.04.2018, 09:34
@pottfan ich habe kein Physikum geschrieben und ich kann mich davo nur anschließen. Klar, ich kann das jetzt nur bedingt unterschreiben, weil ich kein Physikum geschrieben habe.
Aber dieser immense Druck der Klausuren, die jeden Monat stattfinden + die wöchentliche Testate und mündliche Prüfungen haben mich sehr geschlaucht und ich habe nicht wenige Mitstudenten gehabt, die psychisch durch waren.

Jensss
08.04.2018, 01:43
Noch einmal: Die wirkliche Hürde in Deutschland ist nicht das Physikum, sondern die Uni-Prüfungen der Vorklinik. Deshalb ist auch der Wegfall des Physikums in den Modellstudiengängen nur zum Teil eine Erleichterung. Das schriftliche Physikum ist zwar inhaltlich keine große Herausforderung, aber psychisch sicher eine gewisse Belastung. Wer sich vor jeder Prüfung selbst fertigmacht, und davon gibt es unter Medizinstudenten nicht wenige, wird die Physikumsvorbereitung definitiv als belastend empfinden. Außerdem: Wer fürs Physikum nur auswendiglernt, ist IMHO nicht besonders schlau - ich hab auch fürs Physikum stark verständnisorientiert gelernt und fand es sehr hilfreich, endlich mal die drei großen Fächer parallel zu lernen statt nur isoliert. Vieles hab ich erst beim Lernen fürs Physikum verstanden. Für die mündliche Prüfung sind IMHO Altprotokolle essentiell, da oft sehr detailliert gefragt wird.

Das freut mich zu hören! Danke dir! Ich habe mein Studium noch nicht mal angetreten und von einigen Freunden werde ich jetzt schon gewarnt vor dem Physikum. Das macht Hoffnung.

Chamomilla10
08.05.2018, 21:54
@Serotonin: Aktivier mal deine PN-Funktion, hab dir geschrieben!

GeckoGirl
09.05.2018, 15:48
Hallo Serotonin,
kann dir ein wenig von Innsbruck berichten: Bin jetzt im 4. Semester und bei uns gibt es seit ca 2 Jahren die KMPs (Kumulative Modulprüfungen), die heftigen SIPs wurden abgeschafft, von daher ist das Studium hier sehr machbar geworden, bis auf 2 KMPs liegt die Altfragenquote auch zwischen 40 und 70 Prozent.
Diese KMPS sind MC-Prüfungen, sehr selten mit Freitext, über alle Fächer des laufenden Semesters, je prozentual nach Dauer der Vorlesungen. Um am großen Sezierkurs im dritten Semester teilnehmen zu können, muss man die KMP1+2 bestanden haben, es gibt im Jahr insgesamt 4 Termine, an denen man schreiben kann (Februar, Juli, September und November).
Während des Semester haben wir Praktika wie Physik, Histo, Bio, Biochemie, ..alles sehr machbar wenn man den Stoff lernt und bei den Einfürungsveranstlatungen bzw beim PR selber aufpasst. Als die größte Hürde hier in Innsbruck empfinden die meisten den großen Sezierkurs (Kleiner Sezierkurs im 2. Semester mit Muskeln, Gelenken und Bändern, geht 2 Wochen).
Der große Seku geht 3 Monate 4-5x die Woche und da sind die allermeisten nonstop am lernen. Gegen Ende des Semesters hat man noch das Histopraktikum, was auch machbar, aber eher schwer ist. Also das dritte Semester ist das heftigste :-)
Im vierten Semester hat man einen großen Eingangstest für Physio, es hat aber auch nix ausgemacht, wenn man den nicht bestanden hat, durfte man trotzdem am PR teilnehmen. Während des PR dann mündliche Abfrage, welche bei uns bis jetzt aber sehr fair war und man lernt wirklich ganz toll die Physiologie :D.
Im fünften Semester soll die KMP nicht so einfach sein; die meisten lernen 2-3 Wochen auf ne KMP, einige auch viel länger. Die hohe Altfragenquote ist schon bedenklich, aber man muss einfach nebenher das lernen, was für später relevant ist, ist ja sehr von der Eigenmotivation abhängig :-)
Man darf auch nicht vergessen, dass man die Diplomarbeit schreiben muss, das ist auch nocht etwas Aufwand gefragt!
Falls noch Fragen zu Innsbruck gibt, gerne melden!
LG!

Serotonin93
12.05.2018, 09:51
Hallo Serotonin,
kann dir ein wenig von Innsbruck berichten: Bin jetzt im 4. Semester und bei uns gibt es seit ca 2 Jahren die KMPs (Kumulative Modulprüfungen), die heftigen SIPs wurden abgeschafft, von daher ist das Studium hier sehr machbar geworden, bis auf 2 KMPs liegt die Altfragenquote auch zwischen 40 und 70 Prozent.
Diese KMPS sind MC-Prüfungen, sehr selten mit Freitext, über alle Fächer des laufenden Semesters, je prozentual nach Dauer der Vorlesungen. Um am großen Sezierkurs im dritten Semester teilnehmen zu können, muss man die KMP1+2 bestanden haben, es gibt im Jahr insgesamt 4 Termine, an denen man schreiben kann (Februar, Juli, September und November).
Während des Semester haben wir Praktika wie Physik, Histo, Bio, Biochemie, ..alles sehr machbar wenn man den Stoff lernt und bei den Einfürungsveranstlatungen bzw beim PR selber aufpasst. Als die größte Hürde hier in Innsbruck empfinden die meisten den großen Sezierkurs (Kleiner Sezierkurs im 2. Semester mit Muskeln, Gelenken und Bändern, geht 2 Wochen).
Der große Seku geht 3 Monate 4-5x die Woche und da sind die allermeisten nonstop am lernen. Gegen Ende des Semesters hat man noch das Histopraktikum, was auch machbar, aber eher schwer ist. Also das dritte Semester ist das heftigste :-)
Im vierten Semester hat man einen großen Eingangstest für Physio, es hat aber auch nix ausgemacht, wenn man den nicht bestanden hat, durfte man trotzdem am PR teilnehmen. Während des PR dann mündliche Abfrage, welche bei uns bis jetzt aber sehr fair war und man lernt wirklich ganz toll die Physiologie :D.
Im fünften Semester soll die KMP nicht so einfach sein; die meisten lernen 2-3 Wochen auf ne KMP, einige auch viel länger. Die hohe Altfragenquote ist schon bedenklich, aber man muss einfach nebenher das lernen, was für später relevant ist, ist ja sehr von der Eigenmotivation abhängig :-)
Man darf auch nicht vergessen, dass man die Diplomarbeit schreiben muss, das ist auch nocht etwas Aufwand gefragt!
Falls noch Fragen zu Innsbruck gibt, gerne melden!
LG!

Vielen Dank für die ausführliche Schilderung! Hm, das hört sich ja gar nicht so viel leichter an, als in Deutschland! Ihr habt dazwischen aber schon auch einzelne Prüfungen oder nur diese KMPs?

Denn in Deutschland ist, vor allem in den ersten beiden Jahren, ganz viel Physik, Chemie, Biochemie mit jeweils Praktika und eben die ganzen Grundlagen, da gibt’s immer einzelne Testate. Also ihr habt neben den KMPs und den Sekus schon noch andere Testate, oder?

Stimmt, in D ist die Doktorarbeit optional, und wenn, kriegt man auch einen „richtigen“ Doktor, aber wenn man möchte, kann man das Studium auch ganz ohne abschließen, was in Ö nicht geht. Und jeder, der schon mal so etwas geschrieben weiß, wie mühsam sowas ist :D

Vielen Dank an dich nochmal!

GeckoGirl
13.05.2018, 22:28
Hallo Serotonin,

in den Praktika herrscht immanenter Prüfungscharakter, d.h. die Profs können eig einen prüfen wann und wie sie wollen.
Beispiel: In BC hatten wir jetzt insgesamt (10?!) Praktikumstage über 4 Semester verteilt, immer ein Seminar am Anfang mit Skriptvorlesung. Über dieses Skript wurde dann in einem 10 minütigen Test mit 5 MC-Fragen (bis zu 100 % Altfragen) abgefragt, dann Praktikum, wo man die Versuche durchführen muss (und eig nix davon verstehen muss -leider-sondern nur pipettieren! , weil die Anleitungen es so wollen), am Ende noch was berechnen, 2 minütige Besprechung mit dem Betreuer, Nachbesprechung mit Kurzreferaten und fertig..
Physio ebenfalls ähnlich mit großem Eingangstest (50 Fragen), danach PR, währenddessen immer ein Studierender mündlich etwas genauer abgefragt wird. Wenn man den Test bestanden hat (mind 30/50 Punkte) und die Versuche macht (10 Punkte), hat man so gut wie bestanden, dann kommt noch die Abfrage mit bis zu 20 Punkten, wo hauptsächlich das Verständnis der Versuche abgeprüft wird. Insgesamt sehr hilfreich für uns wie ich finde :-)
Wirklich schwer wegen der Menge ist eigentlich nur Anatomie. Grade im 1. Semester bei Muskel oder Gelenk rausgeprüft zu werden, bedeutet 1 Jahr zu verlieren (das man natürlich wieder aufholen kann, aber natürlich blöd, da man die folgenden KMPs zB nicht schreiben kann.
Achja und als Famulaturvoreberitung gibt es noch Ende des 4. den "OSCE", wo man in Stationen wie Status erheben, Anamnese, Blutabnehmen, Chirurgisch einkleiden oder Nähen geprüft wird.

Zum Thema Diplomarbeit habe ich von Höhersemestrigen gehört, dass es wohl einfacher sein soll eine retrospektive Studie zu machen als eine prozeptive, weil es sich bei letzterem bezüglich Zeitaufwand ziemlich in die Länge ziehen kann. Aber hängt das nicht stark vom Interesse am Thema ab was ich mache!?

LG!

koegixkili
14.05.2018, 11:12
Kleine Zwischenfrage:
Würdet ihr grundsätzlich dann behaupten, dass das Studium in Ö leichter ist als in D oder in etwa gleich? Also von den Inhalten, von den Prüfungen her...

GeckoGirl
16.05.2018, 15:57
Hmmm, basierend auf den Erzählungen bezüglich Lernaufwand von medizinstudierenden Freunden aus Deutschland, würde ich tendenziell Ja sagen.
Physikum kann es schon in sich haben.. Ich musste z.B. außer beim Präpkurs noch nie länger als drei Wochen lernen.
Aber kann man wohl auch nicht pauschal sagen, oder!? Ein Kommilitone von mir hatte einen Teilstudienplatz in Göttingen und hat nach 4 Semestern keinen Platz bekommen, deswegen ist er nach Innsbruck, musste im 1. Semester wieder anfangen; ein paar Scheine hat er angerechnet bekommen.
Präpkurs fand er ziemlich ähnlich, Rest in Ö eher einfacher. Aber die Frage ist ob das objektiv ist, wenn er in D schon das Physikum gemacht hat und somit mit einem enormen Vorwissen in die ersten vier Semester gegangen ist!?
LG

kathijung92
18.05.2018, 16:07
Hallo, ich habe mir die Vorbereitungsbücher für die Aufnahmeprüfung auf der Meduni Wien geholt und die sind nicht ohne. Ich hatte auch die Möglichkeit mit mehreren Studierenden aus Wien zu reden und die haben gesagt, dass es ein paar Wahlfächer sehr einfach sein soll eine 1. zu holen, dann soll es Fächer geben, wo die Durchfallsquote sehr hoch sein soll. Ich werde mich nächste Woche mit einem Kollegen reden, der auf einer deutschen Meduni studiert um seine Erkenntnisse bzw. Erfahrungsberichte zu holen und kann euch berichten.

kathijung92
18.05.2018, 16:08
Kleine Ergänzung noch: Ein weiterer Vorteil in Wien zu studieren wäre die hohe Lebensqualität. Ich glaube, dass Wien zum x-Mal zur besten Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt wurde.

davo
18.05.2018, 16:16
Die Durchfallquote ist ein sehr schlechtes Maß. Dann fällt man halt mal durch, so what. Von denen, die mit mir (in D) mit dem Medizinstudium angefangen haben, ist (nach nunmehr 9,5 Semestern) wirklich fast niemand am Studium gescheitert. Das ist im niedrigen einstelligen Prozentbereich. (Obwohl fast jeder, den ich kenne, irgendwann mal durchgefallen ist, und obwohl ich auch ein paar Leute kenne, die beim Physikum ein zweites Mal antreten durften.) Aus Graz, Innsbruck und Wien habe ich von dortigen KPJlern genau dasselbe gehört - auch dort gibt es fast niemanden, der es nicht schafft.

Viel entscheidender ist deshalb IMHO die Frage, wo man schneller einen Platz bekommt, und wo einem das Leben besser gefällt :-p

Und das mit der Lebensqualität... naja. Die finde ich in anderen österreichischen Städten höher ;-)