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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gehalt nach Tarif Verband privater Klinikträger (VPKA)



weisskittel
06.05.2018, 12:10
Liebe Kollegen,
ich bin an einer Stelle in einem Haus, das nach VPKA bezahlt ( Tarif Verbund privater Krankenanstalten) wird, interessiert.
Mein Chef sagte mir, dass ich das Gehalt mit dem Geschäftsführer verhandeln müsste.
Im Gespräch nannte mir der Geschäftsführer dann ein Einstiegsgehalt, welches 100 € unter meiner Gehaltsstufe nach TvöD lag und lies sich dann auf ein Gehalt entsprechend des TvöD ein.
Jetzt komme ich aber in einem halben Jahr in die nächste Gehaltsstufe und da möchte er mir, statt der Erhöhung um 200 € ( nach TvöD), nur 100 € mehr geben. Ich könnte dann ja in einem halben Jahr nach verhandeln.
Ausserdem argumentierte er mit der Lohngerechtigkeit im Haus.
Ich habe deshalb folgende Fragen:
1) Kennst sich jemand mit diesem Vertrag aus bzw. oder hat jemand den aktuellen Tarifvertrag, damit ich überhaupt erst einmal weiss, was eigentlich Verhandlungsbasis ist?
Ich konnte im Internet bisher lediglich einen veralteten Tarifvertrag aus dem Jahr 2013 finden, nachdem ich tatsächlich bis zu 500 € weniger gegenüber TvöD verdienen würde.
2) Ich frage mich, warum die Mitarbeiter das Gehalt verhandeln sollen, wenn es einen Tarifvertrag gibt, gilt der nur als Richtlinie?
3) Lohngerechtigkeit kann es in einem Haus, in dem die Löhne je nach Verhandlungsgeschick ausgemacht werden, doch gar nicht geben?
4) ich strebe evt. in dem selben Haus einen Fachrichtungswechsel an. In dem zweiten Fach werden viele kosten-pflichtige Fortbildungen anstehen.
Der Geschäftsführer sagte, dass bei Fachrichtungswechsel der Vertrag neu verhandelt wird und dann auch evt. finanzielle Beteiligungen des Arbeitgeber darin festgeschrieben werden können. Ist das tatsächlich so, dass ich in diesem Fall einen neuen Vertrag bekomme?

Ich bin leider niemand, der gerne über sein Gehalt verhandelt und habe auch kein großes Verhandlungsgeschick. Mir ist die Vorstellung, in einem halben Jahr und dann jedes weitere Jahr in Gehaltsverhandlungen treten zu müssen, jetzt schon zuwider. Allerdings würde ich gerne in dem Haus arbeiten.
Was würdet ihr tun?

jinkxed
06.05.2018, 12:56
.
Was würdet ihr tun?

Altes Haus tschüssikowski + neues Haus suchen

erdbeertoertchen
06.05.2018, 13:41
Lass dich vom Marburgerbund beraten.

Shizr
06.05.2018, 14:14
Ausserdem argumentierte er mit der Lohngerechtigkeit im Haus.
Arbeitgeber benutzen Worte wie "Lohngerechtigkeit" nur mit einer Zielsetzung:
Um jedem weniger als angemessen zu zahlen.

"Gerechtigkeit" interessiert insbesondere private Träger einen feuchten Kehricht. Denen gehts darum, maximalen Gewinn bei minimalen Ausgaben zu erzielen, und am Personal kann man kurzfristig am ehesten sparen. (Ich glaube, dass all diese Einsparungen am Personal langfristig den Arbeitgeber deutlich mehr kosten, als sie bringen. Aber mit solchen Gedanken wird man halt im Management nichts.)



2) Ich frage mich, warum die Mitarbeiter das Gehalt verhandeln sollen, wenn es einen Tarifvertrag gibt, gilt der nur als Richtlinie?
Wenn man die Mitarbeiter verhandeln lässt, kommt unterm Strich für den Einzelnen weniger raus als wenn man einfach nach Tarifvertrag zahlt.

Denn die Wenigsten werden in Gehaltsverhandlungen mit der Tarif-Tabelle gehen und sagen "So, das ist das Minimum. Wie viel würdet ihr denn drüber gehen?"


3) Lohngerechtigkeit kann es in einem Haus, in dem die Löhne je nach Verhandlungsgeschick ausgemacht werden, doch gar nicht geben?
Richtig. Was dir auch eindeutig zeigt, wie sehr deinem Arbeitgeber die "Lohngerechtigkeit" am Herzen liegt.


Was die "Was würdet ihr tun?"-Frage angeht...

Kündigen. Und ein Haus suchen, das mich zumindest nicht so offen und dreist beschei**t.

Muriel
06.05.2018, 14:39
Sag mal, wirklich noch weniger als TVÖD oder meinst Du TVÄ? Erstere ist ja seit zwölf Jahren fast passé und liegt ein ganzes Stück unter TVÄ. Davon ausgehend jetzt noch weniger... Puh... Nicht gut!

weisskittel
06.05.2018, 15:19
Danke, an Alle, die mir bisher geantwortet haben.
Ihr bestärkt mich in meiner Meinung, auf Bezahlung nach Tarifvertrag zu bestehen oder ein anderes Haus zu wählen.
@Muriel; ich meine natürlich TVÄ.

Coxy-Baby
06.05.2018, 15:36
Nur so aus Interesse, da hast du dann auch eine 42h Woche?

Pflaume
06.05.2018, 16:10
1) Kennst sich jemand mit diesem Vertrag aus bzw. oder hat jemand den aktuellen Tarifvertrag, damit ich überhaupt erst einmal weiss, was eigentlich Verhandlungsbasis ist?
Wenn in deinem Vertrag drin steht, dass du nach einem Tarifvertrag "Tarif Verband privater Klinikträger VPKA" bezahlt wirst, dann muß dir der Tarifvertrag doch zusammen mit dem Vertrag ausgehändigt werden? Hast du danach überhaupt nicht gefragt? Und natürlich ist dein Arbeitgeber (in Form der Personalabteilung) auch dafür zuständig, dir aktuelle Tariftabellen zur Verfügung zu stellen, soweit es keine anderweitige Quelle gibt. Zwischen wem und wem ist dieser Tarifvertrag denn ausgehandelt worden?

Abgesehen von diesen Formalien klingt das ganze einfach nach einem Arbeitgeber, für den man nicht arbeiten sollte. Ich habe auch mal für einen Arbeitgeber gearbeitet, bei dem jeder seinen Vertrag individuell ausgehandelt hat. Das kann ganz gut sein, wenn man selbst seinen Preis weiß und bereit ist, den Vertrag nicht anzunehmen, wenn die eigenen Bedingungen nicht erfüllt werden. Meistens finden sich aber genug Leute, die auch für deutlich weniger Geld als in den gängigen Tarifverträgen arbeiten, so dass man, wenn man realistische Forderungen stellt, bei solchen Arbeitgebern in den Vertragsverhandlungen gar nicht erst zueinander findet.

Ist das eine Rehaklinik?

Auf welchen TV-Ärzte beziehen sich deine Vergleiche? TVÄ/VKA mit 40h/Woche? TVÄrzte Unikliniken mit 42h/Woche? Arbeitest du auch so viele Stunden?

Viel macht beim Gehalt übrigens auch die Dienst-Bezahlung aus. Die Unterschiede zwischen Kliniken mit den gängigen Tarifen wie TVÄ/VKA und solchen mit individuell ausgehandelten Verträgen sind meistens gerade in der Dienst-Bezahlung besonders groß. Der Unterschied in der Dienstbezahlung kann da schnell sehr viel mehr als die von dir genannten 100 Euro Unterschied im Grundgehalt pro Monat ausmachen.

weisskittel
06.05.2018, 16:56
Wenn in deinem Vertrag drin steht, dass du nach einem Tarifvertrag "Tarif Verband privater Klinikträger VPKA" bezahlt wirst, dann muß dir der Tarifvertrag doch zusammen mit dem Vertrag ausgehändigt werden? Hast du danach überhaupt nicht gefragt? Und natürlich ist dein Arbeitgeber (in Form der Personalabteilung) auch dafür zuständig, dir aktuelle Tariftabellen zur Verfügung zu stellen, soweit es keine anderweitige Quelle gibt. Zwischen wem und wem ist dieser Tarifvertrag denn ausgehandelt worden?
Antwort: ich habe noch gar keinen Vertrag vorgelegt bekommen. Nach dem Vorstellungsgespräch mit dem Chefarzt sollte ich zuerst mit dem Geschäftsführer über die Vertragsinhalte / Gehalt verhandeln.

Abgesehen von diesen Formalien klingt das ganze einfach nach einem Arbeitgeber, für den man nicht arbeiten sollte. Ich habe auch mal für einen Arbeitgeber gearbeitet, bei dem jeder seinen Vertrag individuell ausgehandelt hat. Das kann ganz gut sein, wenn man selbst seinen Preis weiß und bereit ist, den Vertrag nicht anzunehmen, wenn die eigenen Bedingungen nicht erfüllt werden. Meistens finden sich aber genug Leute, die auch für deutlich weniger Geld als in den gängigen Tarifverträgen arbeiten, so dass man, wenn man realistische Forderungen stellt, bei solchen Arbeitgebern in den Vertragsverhandlungen gar nicht erst zueinander findet.
Antwort: Ja, es handelt sich um eine Rehabilitationsklinik.
Nein, die Stelle ist schon länger ausgeschrieben und es gibt keine Mitbewerber, da das Haus etwas abseits einer Großstadt liegt.
Für mich wäre die Stelle aus persönlichen Gründen aber vorübergehend idea.
Ist das eine Rehaklinik?

Auf welchen TV-Ärzte beziehen sich deine Vergleiche? TVÄ/VKA mit 40h/Woche? TVÄrzte Unikliniken mit 42h/Woche? Arbeitest du auch so viele Stunden?
Antwort: ich habe mich nach dem TVÄ / VKA orientiert.

Viel macht beim Gehalt übrigens auch die Dienst-Bezahlung aus. Die Unterschiede zwischen Kliniken mit den gängigen Tarifen wie TVÄ/VKA und solchen mit individuell ausgehandelten Verträgen sind meistens gerade in der Dienst-Bezahlung besonders groß. Der Unterschied in der Dienstbezahlung kann da schnell sehr viel mehr als die von dir genannten 100 Euro Unterschied im Grundgehalt pro Monat ausmachen.
Antwort:
Die Dienste werden mit 60 % Arbeitszeit multipliziert mit dem Stundenlohn bezahlt.

dmtec
07.05.2018, 09:26
Antwort:
Die Dienste werden mit 60 % Arbeitszeit multipliziert mit dem Stundenlohn bezahlt.

da sollten schon die Alarmglocken angehen.

weisskittel
07.05.2018, 11:15
da sollten schon die Alarmglocken angehen.

ich habe jetzt gerade nicht parat, wie die Dienste nach TVÄ bezahlt werden.
Kann mir jemand aushelfen?
Ich bin jetzt auch gerade etwas verwirrt: werden die Dienste ( zb Spätdienste) als volle Arbeitszeit berechnet und nur die Nachtdienste in Arbeitszeit bzw. Bereitschaftszeit aufgeteilt und bezahlt?
Und wie wird bei 12 stündigen-Wochenend- Diensten ( Tagdienst und Nachtdienst) die Arbeitszeit berechnet bzw. bezahlt?

Pflaume
07.05.2018, 19:02
Für eine Rehaklinik finde ich persönlich 60%-Dienstvergütung zwar nicht prall, aber unter Umständen (er)tragbar, außerdem finde ich da 100 Euro weniger Grundgehalt als im TVÄ/VKA auch akzeptabel, erst recht, wenn vielleicht sogar die regelmäßige Arbeitszeit geringer als 40h ist. Kommt natürlich alles auf die Gesamtumstände an. Und das, was die Geschäftsführung in deinem Fall bisher von sich gegeben hat, klingt insgesamt schon nicht so, als wolle man da arbeiten.

Ich habe zwischendurch aus ebenfalls privaten Gründen mal 1 Jahr in einer Rehaklinik gearbeitet (dort waren sämtliche Gehälter individuell ausgehandelt), und die Nächte waren da wirklich extrem ruhig. Ich habe da normalerweise wirklich nur in der Klinik ferngesehen und geschlafen und sonst (zumindest nachts) nichts gemacht. Aus dem Schlaf geholt wurde ich in dem gesamten Jahr höchstens 10 mal, und davon war 2mal so zwischen 6 und 7 Uhr morgens, wo zuhause auch längst der Wecker geklingelt hätte, und es war nie irgendwas längeres, das einem wirklich die Nacht kaputtgemacht hätte. 60% sind da als Nachtdienst-Gehalt dann auch nicht prall, aber trotzdem besser als 95% im TVÄ/VKA wenn man da in der angeblichen "Bereitschaftsdienst"-Nacht mit angeblicher durchschnittlicher Dienst-Beanspruchung von "weniger als 50%" mal wieder nur zwei Stunden (oder gar nicht) ins Bett gekommen ist.

Allerdings würde ich einem Berufsanfänger nicht raten, in einer Rehaklinik seine erste Stelle anzutreten. In meiner Rehaklinik sind die Berufsanfänger vor Angst in den Diensten fast eingegangen, zumindest haben sie oft kein Auge zugetan. Dabei ist da wirklich praktisch NIE irgendwas nachts gewesen. Aber es hätte ja sein KÖNNEN. In einer Akutklinik macht man viel schnellere Fortschritte im Wissen, in der Arbeitsweise und in der Persönlichkeit, und man ist von Personal umgeben, das einem auch Tipps geben kann (ganz im Gegensatz zur Rehaklinik, wo genau die Pflegekräfte hingehen, denen kranke Leute viel zu kompliziert waren). Von einem Berufsbeginn in einem Akuthaus hat man in wirklich viel mehr: Mehr Geld, mehr Ausbildung, mehr Lerneffekt, mehr Sicherheit, mehr im Lebenslauf.

weisskittel
07.05.2018, 20:18
60% sind da als Nachtdienst-Gehalt dann auch nicht prall, aber trotzdem besser als 95% im TVÄ/VKA wenn man da in der angeblichen "Bereitschaftsdienst"-Nacht mit angeblicher durchschnittlicher Dienst-Beanspruchung von "weniger als 50%" mal wieder nur zwei Stunden (oder gar nicht) ins Bett gekommen ist.
Bekommt man nach TVÄ wirklich 95 % des Gehaltes im Nachtdienst ? Und was genau heisst das eigentlich genau:
Ich hatte irgendwie in Erinnerung, dass bis Mitternacht die Zeit als Arbeitszeit gilt und danach nur noch als Bereitschaftszeit entsprechend weniger vergütet wird?
Im Tarifvertrag steht etwas von 15 / 100 des Stundenlohns als Zeitzuschlag im Nachtdienst zum festen Gehalt- so verstehe ich das?
Ich bin kein direkter Berufsanfänger, möchte jetzt aber nach Jahren in einem patientenfernen Gebiet und ohne Dienste wieder zurück in die Innere.
Meine Idee war, dass der Einstieg in einer Rehaklinik vielleicht leichter ist, weil ich auch kein ganz so jünger Hüpfer mehr bin. Was meint Ihr dazu?

FirebirdUSA
07.05.2018, 22:20
Es gibt mehrere TVÄ... in deinem Fall wäre vermutlich TVÄ VKA der am passendste Vergleichstarifvertrag. Dort gibt es drei Bereitschaftsdienststufen, die Einteilung ist abhängig von der jeweilig tatsächlich anfallend Arbeitszeit im Mittel (ob das jetzt über das Jahr, 3 Monate oder 6 Monate gemittelt zu treffen muss müsste ich nachlesen).
In Stufe I (bis 25% tatsächliche Arbeitszeit im BD) beträgt die Bezahlung 60%
in Stufe II (25 - 40%) 75% und in Stufe III (40 - 49%) 90%... die 95% gibt es im TVÄ-UK (dort gibt es aber auch nur Stufe I oder II).

Die 60% sind also vermutlich völlig korrekt nach den Ausführungen von Pflaume. Ab wann der BD beginnt, wie die Regelung am WE ist, etc. kommt auf das Arbeitszeitmodell an, das kann dir nur der Personalplaner vor Ort erläutern.

Was ist deine durchschnittliche WAZ? 38,5h? 40h? 42h?... wieviele Dienste?

Wenn die Arbeitsbelastung insgesamt deulich niedriger ist wie in einer "normalen" Klinik, kann auch ein Angebot mit Bezahlung knapp unter TVÄ ein Deal sein den man sich überlegen kann. Wenn du wirklich immer pünktlich raus kommst hast du sicher von der Lebensqualität viel (und das kann dir keiner in Geld bezahlen). Du musst für dich entscheiden was du willst, aber natürlich sollte man sich nicht völlig unter Wert verkaufen.

Deshalb am besten vereinbaren, dass ein Tarifvertrag in der jeweils gültigen Form zur Anwendung kommt (dann bekommst du auch die Gehaltserhöhungen der nächsten Jahre mit). Ob man sich dann mit einem kleinem Abschlag wegen besserer Arbeitsbedingungen zu frieden gibt oder sogar einen festen Zuschlag (entweder in Euro/Monat oder in % deines Monatsgehalts) verlangt musst du dann von deiner Situation abhängig machen (und ist auch vom Verhandlungsgeschick abhängig). Bei solchen "frei" verhandelten Verträgen empfiehlt es sich vor Unterschrift einen Fachanwalt drauf sehen zu lassen (entweder MB wenn du Mitglied bist oder die paar hundert Euro halt in die Hand nehmen).