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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Sinnvolle Zusatzweiterbildungen für die Hausarztpraxis



hebdo
13.06.2018, 21:35
Das Profil einer Hausarztpraxis sollte meiner Meinung nach zum einen das Interesse des Inhabers widerspiegeln zum anderen aber auch hinsichtlich der Abrechnung ggüber der KV sinnvoll sein. Die psychosomatische Grundversorgung und vl. auch Sonografie sind wahrscheinlich nützlich. Mich würden Berichte und Einschätzungen aus der Praxis interessieren.

Bringt z.B. die Diabetologie zusätzlich zu den DMP etwas? Ich habe mal gehört, dass Schulungen finanziell lukrativ sind, aber für die Abrechnung ggüber der KV das DDG Zertifikat notwendig ist.

Wie sieht es mit Sportmedizin aus? Gibt es dafür Bedarf und lohnt es sich?

Weterhin interessiert mich Schmerztherapie, Palliativmedizin und Suchtmedizin.

Danke schonmal im Vorraus.

med_in_1
13.06.2018, 22:08
Meines Erachtens wären bedenkenswert - sinnvoll:
- Chirotherapie: Der Vorteil liegt sicher darin, dass es direkt über Fortbildungen erworben werden kann. Weniger die mageren EBM-Vergütungen als mehr die "Hochstufung" im QzV (=Qualitätsbezogenes Leistungsvolumen) machen diese Sache medizinisch sinnvoll und finanziell lukrativ
- Schmerztherapie: in jedem Fall auch budgetwirksam - Bedarf - gigantisch. Man sollte sich aber vornweg bei der zuständigen KV informieren welche räumlichen, apparativen und v.a. auch personellen Vorraussetzungen es bedarf und ob man bei entsprechender Qualifikation auch die Abrechnungsgenehmigung erhält
- Hautcheck: einfacher 8h Kurs - bei Talent und dem sicheren Kennen der eignen Grenzen auch m.E. sinnvoll
- Akkupunktur: Wenn man ein Händchen dafür hat - bei vielen Indikationen Kassenleistung, als "ad one" zur Schmerztherapie sinnvoll - ähnlich wie Chirotherapie QzV wirksam und lukrativ
- Diabetologie: auch zweifelsfrei sinnvoll, m.E. sollte man aber besonders bei den personellen Vorraussetzungen genau prüfen, zumindest im Gebiet meiner KV lohnen sich Schulungen nicht, im DMP kann man dann "eine Stufe höher" dokumentieren, was sicher einen mir nicht bekannten Betrag mehr bringen sollte.


Weitere:
- Es wird gerade gefühlt viel in die geriatrische Versorgung investiert - neben der FA-Anerkennung gibt es da je nach KV auch Möglichkeiten mit Kurs & Hospitation eine Abrechnungsgenehmigung zu erlangen - m.E. auch bedenkenswert - in meinem Einzugsgebiet bspw. kenne ich keinen ambulanten Geriater.
- Palliativmedizin: ohne Zwiefel fachlich sinnvoll....sollte man auch gute Fühler haben... Nach meinem Kenntnisstand sind die "neuen" EBM-Ziffern nur 2 Jahre extrabudgetär, teilweise wird das Vorhandensein einer 24h Notrufnummer gefordert - zumal man auch 3 EBM Ziffern ohne Weiterbildung abrechnen darf, sehe ich das finanziell lukrative dort noch nicht.

Meinung psychosomatische Grundversorgung: "Must have" - überschaubare Kursdichte (gibt auch Anbieter welche alles sozusagen in einem anbieten an 4 Wochenende im Jahr) - wichtiger Honorarbaustein, manchmal etwas Schmerzensgeldcharakter für den Arzt (persönliche Meinung).
Sono: bei GKV-Patienten eindeutig, v.a. unter Berücksichtigung von Arbeitszeit, Dokumentationsaufwand etc. ein Negativgeschäft. Lukrativ wird es sicher beim Einsatz an Privatpatienten - anderseits halte ich es schon oft für sehr sinnvoll und hilfreich - mein Tip: Wenn es nicht das teuerste Modell sein muss spielt man sicher allein mit GKV wenigstens die Anschaffungskosten wieder rein. Regional sind die Zahl der Echos begrenzt, es eröffnet sich hier sich eien IGEL-Möglichkeit.

WackenDoc
14.06.2018, 06:55
Homöopathie: Viel Geld für wenig Aufwand. Ist aber halt Betrug- das muss man dann mit seinem eigenen Gewissen ausmachen.

Harvey
14.06.2018, 08:48
med_in_1 hat ja schon sehr ausführlich geantwortet.
Man sollte wirklich sehr bedenken, dass die Themen dann einem auch liegen, bzw. man dafür auch eine Begeisterung entwickelt. Allein aufs Geld zu gucken ist auf Dauer sehr stressig.

Ggf. langweilig aber sehr hocher Bedarf (und dadurch auch sehr lukrativ) ist je nach Bundesland Betriebsmedizin oder gar überlegenswert Doppelfacharzt zu machen zum Allgemeinarzt den FA Arbeitsmedizin - und dann nebenbei Betriebsmedizin anzubieten - sehr gefragt!

Geriatrie wird vermutlich im Verlauf auch immer mehr kommen.

Sportmedizin ist auch gewisser Bedarf da, wobei die Pat. dann nicht speziell zu Leistungschecks dann nur kommen, sondern vermehrt mit orthopädischen Fragestellungen.

WackenDoc
14.06.2018, 10:55
Psychosomat. Grundversorgung und Sonografie sind eh Bestandteil der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner.

UweWoellner
14.06.2018, 21:33
Psychosomat. Grundversorgung und Sonografie sind eh Bestandteil der Weiterbildung zum Allgemeinmediziner.

In Niedersachsen sind Sonos zwar Bestandteil der Weiterbildung. Dh aber nicht dass man die Untersuchungen dann auch abrechnen darf. Dafür sind weitere Kurse und Prüfungen notwendig. Psycho-Ziffern dürfen dagegen nach absolviertem 80 Stunden Psychosomatikkurs (Vorraussetzung zur Zulassung zur Facharztprüfung) abgerechnet werden.

inglebird
22.10.2018, 20:56
Vielleicht darf ich die Frage hier im Forum ergänzen: Kann man den Kurs "Psychosomatische Grunversorgung" auch als Assistenzarzt in der Inneren schon machen, wenn man später vorhat, als internistischer Hausarzt zu arbeiten? Oder wird dieser nicht "anerkannt", wenn man ihn vor dem Facharzt macht?
Vielen Dank für Antworten!

Pflaume
22.10.2018, 22:43
doch, kannst du machen