Zitat von
nitas
Ich hab keine Schwierigkeiten, so fange ich am besten mal an. Ich will aber auch keine kriegen. Und Luxusprobleme erst recht nicht. Dass wir uns in einer Ausnahmesituation befinden, und dass sich diese inzwischen auf alle Lebensbereiche erstreckt, ist mir tatsächlich auch schon aufgefallen. Was ich aber nicht verstehe, ist deine unverhohlene Unterstellung, ich hätte mir diese „Probleme“ vielleicht nur ausgedacht- ist doch alles nicht so schlimm...
aber du möchtest ja deine Fragen beantwortet haben, nicht? Da das sehr viele sind, habe ich mal zusammengefasst und Aussagen formuliert, die die meisten Fragen beantworten, notfalls mit etwas Kombinationsgeschick.
1) was mit dem Geld ist, weiß ich nicht. werde ich dann sehen. mir geht’s nicht ums Geld.
2) Beispiel (wie ich sagte: Beispiel. Zur Illustration): 25 Patienten im Heim bei uns im Dorf. Da ich von einem frei erfundenen, aber nicht von der Hand zu weisenden, weil schon vorgefallenen, denkbaren Szenario eines Ausbruchs ausgehe. Wäre ich von diesem Brief betroffen: Wenn die Corona haben, müssen die alle visitiert werden und zwar täglich. Da Corona ja so gefährlich ist, ist das auch mit Sicherheit nicht 25x Tür auf-Tür zu-tschüss. Und die Eingewiesenen haben wir schon von der Gesamtzahl X abgezogen, sonst hätte ich nicht die Zahl der zu visitierenden festgelegt. Ich will mal hoffen, dass ich keinen einweisen muss. Dann dauert das sicher noch eine Stunde länger...
3) Warum findest du nun meine Sprechzeiten so interessant? Kapiere ich nicht. Aber gut: es sind pro Woche 30. Bei Notwendigkeit auch mehr.
4) Nein, ich kann gar nix verschieben. Ich hab auch noch zwei Kinder und ne Oma zu versorgen. Und Hausbesuche laufen hier schon lange nur noch im akuten Bedarfsfall, weswegen sie unverschieblich sind.
5) die Sprechstunde ist durchgehend besucht bzw ich habe Rückrufe zu erledigen. Wir verfügen über PSA und arbeiten alles ab außer Wellness Medizin, von der wir tendenziell sowieso wenig haben.
6) Es gibt hier wenig Hausärzte. Mag sein, dass zusätzlich zu den Schließungen der vergangenen Jahre jetzt noch vorzeitige Praxisaufgaben hinzu kommen werden. Ich hoffe nicht. Aber da es hier genug Hausärzte im Rentenalter gibt, würde es mich nicht wundern! Vertretung ist wechselseitig mit einer Praxis organisiert, andere sind aktuell eher zu weit weg (da muss man tatsächlich abwarten, was den Leuten zugemutet werden kann). Vertretungsphasen sind unheimlich fürchterlich, weil wir auch ohne noch mehr Patienten schon genug zu tun haben.
7) du unterstellst, es sei mir zuviel Arbeit. das stimmt so nicht. Was aber stimmt, ist folgendes: es stört mich massiv, dass ohne jeden Einblick in den Arbeitsalltag von Hausärzten Dinge verschlimmbessert werden (mehr oder weniger zufällig oder willkürlich Patienten umverteilen, tägliche Zwangsvisitierung von infizierten Patienten, das Absprechen der Fähigkeit, als Hausärzte die (langjährigen) Patienten weiterhin in gegenseitigem Einvernehmen zu behandeln) und SELBSTVERSTÄNDLICH stört es mich, zu lesen, dass Hausärzten solche Anordnungen vor dem Latz geknallt werden mit völlig unverhohlenem Desinteresse daran, wie diese Anordnungen den Hausärzten nun umzusetzen möglich sind. Du willst sicher nicht sagen, dass mich das nicht stören darf?