- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Nicht von den Vorgesetzten. Von der Klinikverwaltung. Solange es beispielsweise keine Stationsassistenten gibt (und man keinen sonstigen Mensch findet), muss der Arzt sich hinsetzen und Befunden hinterher telefonieren. Das ist eine Aufgabe die eine Sekretärin oder Stationsassistentin gut machen kann. Ebenso wie immergleiche Standardbriefe wie eben "Entlassbrief ambulanter Port" oder "Entlassbrief ambulante Varizen-OP" oder ähnlich anspruchsvolle Dinge... Wenn es diejenigen nicht gibt, man aber die alten Befunde trotzdem braucht, dann wird es plötzlich Arztaufgabe. Und dann kannst du dir ja mal überlegen ob das eher der Assistenzarzt oder der Oberarzt macht. Das hat nichts damit zu tun, dass der Oberarzt gezielt den Assi zur Sekretärin degradieren oder seine narzistische Ader ausleben will, das hat damit zu tun, dass das eine Arbeit ist die gemacht werden muss, sie gut vom OA zum AA delegierbar ist und wenn sich kein anderer dafür findet muss es halt der Assistenzarzt machen. Ob es eine Stationsassistentin wiederum gibt ist nicht die Entscheidung des OA sondern der Klinikleitung.
Willst du andere Beispiele?
- Blutabnahme: Blutabnahmedienst, PJler oder Assistenzarzt...
- Briefe schreiben und schön formatieren etc.: Schreibbüro, PJler oder Assistenzarzt...
- Entlassmanagement / weitere Versorgung: Case Manager, Stationsassistentin oder Assistenzarzt...
usw...
Anders formuliert: wenn delegierbare ärztliche Aufgaben an einen Assistenzarzt delegiert werden und dieser keinen Mensch findet an die sie weiter delegiert werden können, dann liegt das nicht in der Persönlichkeitsstruktur der Delegierenden (Oberärzte) sondern in der Klinikstruktur.
Das wiederum hat aber keine Approbation. Das ist teilweise sogar ein Problem mit Physician Assistants. Auch die haben keine Approbation und dürfen in vielen Kliniken daher keine Dienste schieben. Denn es braucht nur so eine Kleinigkeit kommen wie "Transfusion" oder "Anordnung von Schlafbedarf" dann braucht es eine Approbation...
Das Thema Weiterbildung ist wieder was anderes. Für die Struktur der Weiterbildung (Rotationen usw.) seh ich die Weiterbildungsbefugten (Chef) in der Pflicht. Was die persönliche Weiterbildung betrifft: zu mir kann jeder kommen und mir sinnvolle Fragen stellen und mich um Hilfe bitten. Ich erkläre gern und viel. Wenn Interesse besteht. Aber wenn ich einen Anruf vom Assistenzarzt aus der Notaufnahme bekomme "da ist ein Patient gekommen der hat wahrscheinlich irgendwas mit Gefäß, ich hab ihn mir noch nicht angeschaut, könntest du gleich mal kommen und ihn dir selbst anschauen das musst du ja eh" was soll ich dann machen? Fleißsternchen für "kann telefonieren" verteilen? Oder dem Assistenzarzt erklären dass ich schon erwarte dass er sich den Patienten gefälligst mal ansieht bevor er anruft, dass er gefälligst mal versucht eine Anamnese und körperliche Untersuchung zu machen, dass er sich gefälligst wenigstens mal ein Minimum an Gedanken macht. Und erst dann anruft.
[QUOTE=anignu;2159971]Nicht von den Vorgesetzten./QUOTE]
Da hab ich andere Erfahrungen gemacht. Mangelnden Willen zur Organisation (Einteilung Assis in Funktion und Station) kann man nicht allein der Verwaltung vorwerfen. Wo ein Wille ist, ist ein Weg.
Was Stationsarbeit betrifft: Eigentlich ist es lächerlich, dass man im Jahr 2020 noch Briefe schreibt. Jedes Betriebssystem, jedes Smartphone hat inzwischen eine Spracherkennungsfunktion.
Meine jetzige Klinik wird demnächst die Spracherkennungsfunktion aktivieren. Ich hab das mal vor vier Jahren einem Oberarzt aus der alten Klinik gesagt. Der hat es einfach ignoriert. Wir arbeiten jetzt auch mit Tablets. Die kosten heutzutage ja auch nix mehr, jedenfalls weniger wie stationäre PCs. Aus rätselhaften Gründen ziehen manche Kliniken es vor einen Monitor auf den sperrigen Visitenwagen zu basteln. Tablets reduzieren Laufwege und Arbeitszeit erheblich, weil man die auch zu Besprechungen etc. mitführen kann.
Naja, das deutsche Bildungssystem ist nicht besonders darauf ausgelegt "anders / queer denkende" Menschen zu fördern. Von klein auf wird man darauf gepolt, dass man noch mehr als die anderen machen soll, genau das was Lehrer verlangen (" Dann kommst du einen Sticker mehr im Hausaufgabenheft") und recht früh wird man in Gesellschaft gute, brave Schüler = Gymnasium/ Realschüler und "Verlierer"= Hauptschule geteilt. Auf dem Gymnasium gibt's auch kaum individuelle Förderung. Selbstständigkeit wird auf Hausaufgaben und PowerPoint reduziert.
Ich finde nicht, dass die Schule einen darauf vorbereitet seine Interessen in der Form durchzusetzen oder gar etwas zu ändern. Als Abiturient, der ein Medizinstudium ins Auge gefasst hat, hat man ja keine Wahl als den Lehrern zum Teil hörig zu sein, damit auch die mündlichen Noten stimmen und man ins Studium kommt. Und später denkt man dann man kommt nur voran wenn man alles macht, was der Oberarzt möchte.
Geändert von Melina93 (29.09.2020 um 03:14 Uhr)
- Anzeige -
Interesse an einer Werbeanzeige hier?
mehr Infos unter www.medi-a-center.de
Im Medizinstudium sind halt überdurchschnittlich viele junge Menschen drin, die in ihrer schulischen Laufbahn "systemkonform" gewesen sein müssen, sonst wären sie nicht da wo sie sind. Und dass man dann etwas Zeit braucht und einige gar nicht davon los kommen mal sich dagegen aufzustellen, was jemand von einem verlangt, ist doch logisch. Wenn man sein junges Leben lang gesagt bekommt, man kommt nur da hin wo man will wenn man alles macht.
Das deutsche Bildungssystem hilft nicht gerade dabei zu lernen eigene Ansprüche durchzusetzen. Und dabei bleibe ich.