Um vielleicht noch eine andere Perspektive zu geben, ich bin direkt nach PJ Ende als Medical Advisor für die Onkologie in der Industrie eingestiegen (die alternative wäre ein Traineeprogramm dort gewesen, für alle besser, die sich nicht sicher sind, ob sie medical advisor, clinical operations oder hat machen wollen. Dort kann man sich alles einmal genauer ansehen).
Workload liegt bei ca. 45 Stunden die Woche, Gehalt auf Oberarzt Niveau und Reisetätigkeit ca. 20% (prä Corona, aktuell überhaupt nicht). Dabei mehrmals im Jahr auch in die USA zu den wichtigen Kongressen, auf denen auch durchaus Wochenendarbeit anfällt, die aber separat (und im Vergleich zur Klinik sehr gut) vergütet wird.
Die Stellen vor allem für Leute spannend, die Lust auf klinische Forschung haben, ein großes Interesse sich auch in tiefe Details von Studien weiter einzufuxen und sich gerne wissenschaftlich auch selber Weiterbilden (auf Kongresse und auch im Selbststudium). Ich habe mir häufig einen halben oder auch einen ganzen Tag die Woche geblockt, wo ich Zeit habe aktuelle Veröffentlichungen zu lesen. Wer aber gerne mit Patienten im Kontakt ist oder im OP steht und Blut sehen möchte, ist da sicherlich nicht richtig und wird dort auch nicht glücklich.
Das Thema Facharzt / kein Facharzt hat bei uns (Weltweit eines der 5 größten Unternehmen) mittlerweile keine Karriererelevanz mehr. Das hat vor 5-10 Jahren aber auch noch anders ausgesehen aber der Fokus ist komplett ob der jeweilige Mitarbeiter gut für den zu besetzenden Job geeignet ist und dafür kommt es nicht darauf an, ob er jetzt formal Facharzt ist oder nicht. Klinische Erfahrung ist natürlich immer gut, Industrieerfahrung aber ebenso. Jemand mit Facharzt würde nur aufgrund seiner Berufserfahrung etwas höher einsteigen, für die Karriereoptionen hat das zumindest bei uns seit einiger Zeit keine weitere Relevanz, da kommt es eher auf die Person und ihre Fähigkeiten an (die per klinischer Ausbildung oder auch über Erfahrung im Bereich der Industrie erworben sein können). Natürlich gibt es politische Entscheidungen immer und überall, auch wenn sie sicher eher die Ausnahme sind und meist nicht der beste Weg.