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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
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    Mir fällt inzwischen leider in zahlreichen Fachrichtungen auf, dass dem Ärztemangel mit der Förderung und Etablierung nicht-ärztlicher Berufe entgegen gesteuert wird.
    In der Inneren gibt es Diabetesassisten, Schmerztherapeuten und MTRAs, die Funktionsuntersuchungen wie Echokardiographien durchführen, die einen erheblichen Teil der internistischen Assistenzärzte und auch Fachärzte nicht beherrschen. In der Chirurgie gibt es CTAler, die häufig die erste Assistenz in den OPs übernehmen, damit die Assistenzärzte die Stationsarbeit erledigen dürfen und deutlich häufiger als Assistenten oder Studenten im OP stehen.
    Auf den Intensivstationen sind die Intensivschwestern häufig diejenigen, die die Beatmung einstellen, weil die Assistenzärzte es weder können noch von ihren Oberärzten eingewiesen oder motiviert werden es zu erlernen.
    Auch in anderen Fachrichtungen habe ich mitgekriegt, dass Funktionsprüfungen systematisch von nicht ärztlichem Personal übernommen werden während der Assistent zum Stationssekretär degradiert wird.
    Ich denke, dass hier mehrere Faktoren ursächlich eine Rolle spielen. Egoismus auf Seiten der Oberärzte, die eingearbeitete Mitarbeiter bevorzugen, weil diese von ihnen nicht eingearbeitet werden müssen und schnelle verlässliche Ergebnisse liefern. Systematisch gedacht -Lohndumping, weil diese Leute weniger kosten als Assistenzärzte und im Verlauf der Jahre ein stagnierendes Gehalt haben, während das des Arztes steigt. Bequemlichkeit seitens einiger Assistenten, denen es ganz Recht ist, alles was niveautechnisch über Stationsarbeit hinausgeht, an Andere zu delegieren.
    Mit Bedauern muss ich leider beobachten wie viele meiner Kollegen aufgrund dieser Situation sich nicht weiterentwickeln und qualitativ abbauen. Und offen gestanden ärgert es mich retrospektiv gesehen, dass ich diese Degradierung während meiner Assistenzarztzeit zu lange hingenommen hab.
    Wie seht ihr das?



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  2. #2
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    Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Entwicklung für längst überfällig halte. Wer ersetzbar und teuer ist, wird nun mal ersetzt. Zumal wenn die Ressource "Arzt" knapp ist und die Tätigkeit von anderen Berufsgruppen übernommen werden kann. Wäre ein Studium Voraussetzung für die von dir genannten Tätigkeiten, müssten Ärzte ja in der Lage sein, diese Tätigkeiten als Exklusivleistung ihrerseits anbieten zu können. Können sie aber nicht. Ganz im Gegenteil können sie diese Leistung eben häufig gar nicht anbieten, während andere es können. Kostengünstiger.

    Wenn wir jetzt die Perspektive unseres Geldgebers - also letztlich der Bevölkerung, die uns in Form ihrer KV-Beiträge oder Selbstzahlungen ernährt - einnehmen, finde ich diese Entwicklung nur logisch und konsequent. Sich als Ärzteschaft zu verwehren wäre zum einen unehrlich - denn man würde wieder einmal zu unrecht ein Monopol für sich beanspruchen - und zum anderen mit Hinblick auf unsere gesundheitliche Versorgung kontraproduktiv.

    Dass es niemanden freut, dass er "ersetzbar" ist, ist hingegen auch klar. Diese Erfahrung ist jedoch schonmal ein Vorgeschmack auf die Zukunft, in der auch die KI den Arzt mit immer mehr "Zeit fürs Wesentliche" - ob das nun das Patientengespräch oder die persönliche Freizeit ist sei mal dahin gestellt - beglücken wird.



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  3. #3
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    Die MTA kann auch nicht die Indikation zur Echokardiographie stellen, der OTA nicht die Indikation zur Whipple OP; auch die Konseqienzen vom Herzecho oder der OP können sie nicht unbedingt abschätzen, spezialisiertes Personal sehe ich als notwendig an.
    Bemerkenswert ist es, dass man als Labor und Blutkonserventransporteur eingesetzt wird. Im Notfall ja, aber bei Routine ist es zumindest im Nachhinein zu hinterfragen.



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  4. #4
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    In den USA ist das ein Thema wo nurse practitioner und pa teils eigenständig praktizieren oder unter Aufsicht ärztliche Aufgaben machen. Hier verdient man an der Klinik ohnehin so wenig dass man kaum gedumped werden kann. Im ambulanten Sektor sehe ich die Gefahr eher nicht da deckelung durch kassensitze



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  5. #5
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    Zitat Zitat von Haffi Beitrag anzeigen
    Ich muss ehrlich sagen, dass ich diese Entwicklung für längst überfällig halte.
    Ehrlich gesagt bin ich erschüttert über diesen Beitrag.
    Du legitimierst hier nichts anderes als die Enprofessionalisierung und Entsorgung des Arztberufs.
    Klar können Menschen ohne Studium oder gar schulicher Ausbildung Funktionsprüfungen wie Echokardiographie oder gar Herzkatheter erlernen, wenn man sie wochenlang gezielt darauf trainiert. Ich glaube sogar mein zehnjähriger Cousin könnte abdomen sonographieren, wenn man ihn zwei oder drei Monate gezielt darauf trainiert. Von Blutabnehmen, das als ärztliche Aufgabe definiert wurde, ganz zu schweigen.
    Klar kann man diese Entprofessionalisierung und Lohndumping mit anderen Berufen betreiben. Macht man ja auch.
    Statt Ingenieuren kann man Praktikanten aus den Ingenieurswissenschaften für wenig Geld viele Arbeiten verrichten lassen, die normalerweise Ingenieure machen würden. Oder man lässt ausgebildete Ingenieure erstmal ein Praktikum machen bevor sie überhaupt etwas machen dürfen. Statt in Deutschland ausgebildeten Krankenschwestern kann man Pflege aus ärmeren Ländern mit fragwürdiger Ausbildung und mangelnden Deutschkenntnissen anwerben, um Forderungen der Pflege nach besseren Arbeitsbedingungen zu umgehen. Oder Schwesternhelfer einsetzen. Handwerker kann man durch illegale osteuropäische Arbeiter ersetzen.

    Ausbildungsberufe kann man also entkernen und die einzelnen Aufgaben auf Leute mit geringerer oder gar keiner Qualifikation verteilen. Man kann die Arbeitnehmer aber auch durch Ausländer ersetzen, die geringer bezahlt werden und /oder anspruchsloser sind.
    Ich sehe mehrere ethische und rechtliche Probleme darin.
    Die Assistenzarztzeit und das Studium sollen dazu dienen Studenten und Assistenten weiterzubilden. Die Studenten und Assistenten, die sich durch Abitur und Studium gebissen haben, haben also einen ANSPRUCH auf Weiterbildung - vor nicht ärztlichen Berufen. Sie haben diesen Anspruch rechtlich, aber auch ethisch verdient. Wenn seitens der Oberärzteschaft also keine Weiterbildung statt findet ist das ein Betrug am Studenten/Assistenten.

    Der Arzt haftet trotzdem für Alles, obwohl nicht ärztliches Personal z.B. auf der Intensiv die Beatmungsgeräte einstellt. Mal abgesehen davon, dass ich mir zu schade dafür bin den Unterschriftengeber zu spielen, ist es vom Gesetzgeber gar nicht so konzipiert, dass die Intensivschwester oder Diabetesassistentin überhaupt Medikamente anordnet oder Entscheidungen trifft. Warum sollte ich z.B. im Dienst dafür haften was ich weder entschieden habe, wofür ich auch nicht ausgebildet wurde? Soll es doch das nicht ärztliche Personal rechtfertigen. Rechtlich ist es problematisch und ethisch auch. Ich weiß nicht wie es anderen geht, aber mir geht es im Job nicht nur darum Bürokram zu erledigen, sondern auch Dinge zu verstehen und zu entscheiden. Autonomie über meine Entscheidungen zu haben, Erfolgserlebnisse zu haben. Mich befriedigt diese Abhängigkeit und das Dasein als Buchhalter nicht.
    Und irgendwann ist man Facharzt, für Alles verantwortlich kann aber nichts. Es gibt Internisten, die keine Funktionsprüfung beherrschen und Chirurgen, die zum ersten Mal als Fachärzte eigenständig operieren. Klar ist diese Form von Abhängigmachen für den einen oder anderen Chefarzt attraktiv.
    Es ist in dem Sinne auch eine Form der Hinterhältigkeit. Würde man mit offenen Karten spielen und die rechtlichen Bedingungen schaffen, damit das nicht ärztliche Personal autonom entscheiden darf, würden viele junge Menschen diesen Beruf des Buchhalters nicht mehr ergreifen.

    Ähnliches könnte man auch über viele andere Berufe sagen wo diese Form der Degradierung statt findet.



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