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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #6
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    Habe ich, ja, aber viele Informationen leuchten mir nicht ganz ein, so wie beispielsweise die Tatsache, dass diese Ursache wohl erst nach sehr langer Zeit erkannt wird - im beschriebenen Fall wurde die Diagnose direkt gestellt, wohl schon bei Erstmanifestation. Auch lag da ein retrograde Amnesie und ein Bewusstseinsverlust vor, was bei psychogenen Anfällen wohl eher untypisch sein soll.
    Ebenso dachte ich, dass man aus einem negativen EEG nur bedingt was ableiten kann, da wohl auch nach echten Anfällen scheinbar zum Teil gar nichtmal elektrophysiologische Auffälligkeiten dokumentierbar sind.

    Die Realität scheint jedenfalls doch komplexer zu sein als die Theorie. Es mag aber unter Umständen sein, dass im von mir geschilderten Fall vielleicht auch eine Fehldiagnose gestellt und dem Patienten "Unrecht" getan wurde. Es gibt ja keinen Labortest mit dem man zweifelsfrei feststellen könnte welche Anfallsform nun vorlag oder nicht.

    Wie sind denn eure Erfahrungen zur Wirksamkeit von Benzodiazepinen bei psychogenen Krampfanfällen? Müsste man präklinisch noch irgendwas anderes verabreichen oder beachten? Was geht in solchen Patienten vor? Wenn man sich das alles so durchliest gewinnt man ja fast den Eindruck die würden simulieren oder was vorspielen, was aber sicher nicht der Fall ist, für die mag es sich real anfühlen - oder täusche ich mich? Natürlich hat das noch keiner hier am eigenen Leib erlebt, aber wer in dem Bereich schon länger arbeitet hat vielleicht ein paar mehr Berichte dazu gehört.



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  2. #7
    Administrator Avatar von Brutus
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    Zitat Zitat von davo Beitrag anzeigen
    Aus meiner Sicht als Psychiatrie-Anfänger:

    Wenn jemand nicht intoxikiert/sediert ist, keine schwere Lungenfunktionsstörung hat, keine Schlafapnoe hat, keine Myasthenia gravis hat, kann man mit einem Benzo eigentlich nicht groß was falsch machen.
    Tja, und genau die Infos werde ich in den seltensten Fällen präklinisch haben. Im Zweifel: rein damit.
    EEG habe ich im Auto halt auch nicht.

    Zitat Zitat von mbs Beitrag anzeigen
    Und wäre es präklinisch wenn man aus irgendeinem Grund den Verdacht hat dass es "nur" psychogen ist vertretbar kein Benzodiazepin zu geben, auch auf das Risiko hin dass ein echter Krampfanfall nicht adäquat behandelt bliebe? Vor allem wenn jemand krampft ist die Applikation ja auch nicht trivial, weil dann ja nicht eben mal schnell ein Zugang etabliert werden kann.
    Siehe oben. Im Zweifel halt rein damit. Mit den Jahren wirst Du auch ruhiger, Brauner! Erstmal: die meisten gemeldeten Krampfanfälle sind vorbei, wenn ich ankomme.
    Wenn wirklich noch jemand krampft, dann kriegt er auch sein Benzo. Es sein denn, er ist bekennender Schauspieler (und glaube mir, der Rettungsdienst und irgendwann auch Du kennt diese Schauspieler). Und beim Krampf ist es manchmal auch gut, erstmal zu gucken und zu warten (selbstlimitierend? generalisiert? fokal?). Und im Zweifel... ... ... kennste ja jetzt.
    Und Dormicum geht super nasal. Ohne Zugang.

    Rein aus Interesse würde ich auch gern wissen wie sich das für die Patienten anfühlt - wie eine Art Nervenzusammenbruch? Oder wie eine akute Psychose? Das Bewusstsein scheint ja nicht verloren zu gehen.
    Wenn es nicht fokal ist, können sich die meisten Patienten gar nicht dran erinnern... Vielleicht noch, wie es losgeht, Stichwort Aura...

    Zitat Zitat von mbs Beitrag anzeigen
    Wie sind denn eure Erfahrungen zur Wirksamkeit von Benzodiazepinen bei psychogenen Krampfanfällen? Müsste man präklinisch noch irgendwas anderes verabreichen oder beachten? Was geht in solchen Patienten vor? Wenn man sich das alles so durchliest gewinnt man ja fast den Eindruck die würden simulieren oder was vorspielen, was aber sicher nicht der Fall ist, für die mag es sich real anfühlen - oder täusche ich mich? Natürlich hat das noch keiner hier am eigenen Leib erlebt, aber wer in dem Bereich schon länger arbeitet hat vielleicht ein paar mehr Berichte dazu gehört.
    Wirksamkeit von Dormicum? Ja, wirkt! Egal ob psychogen oder echt. Und was willst Du noch verspritzen? Mischintoxikation? Ein bisschen vom Dormicum, ein bisschen vom Rivotril? Oder doch Valium? Bisschen Propofol dazu?
    Bleib bei EINER Substanz, die Du kennst, und gut ist. Wenns nicht aufhört, mehr. Zumal Du auf dem Auto eh meistens nur eine Substanz hast. Und in der Klinik nimmt man das, was Chef will.
    I'm a very stable genius!



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  3. #8
    Nevergiveup Avatar von Anne1970
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    Präklinisch könnte man ein paar Unterscheidungsmerkmale nennen: ist das Geschehen durch Ansprache zu unterbrechen? Werden die Augen zusammengekniffen? Sind die Bewegungen bizarr und nicht auf einen Bereich beschränkt? Die sofortige Orientierung danach kann an sich ein Hinweis sein, ist aber auch bei Frontallappenepilepsie häufig. Psychogene Anfälle kommen auch bei Pat mit nachgewiesener Epilepsie ( oder auch bei Leuten mit Angehörigen, die Epilepsie haben) vor. Daher: wenn Erstereignis oder prolongiert oder im Zweifel: neurologische Vorstellung.
    Geändert von Anne1970 (08.01.2021 um 07:12 Uhr)
    Wissen macht nichts.



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  4. #9
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    Danke Brutus und Anne für eure Antworten!

    Können die Patienten solche Anfälle steuern und was genau ist der Unterschied zwischen Schauspielern und psychogenen Krampfanfällen? Jemand der einen Anfall vorspielt dürfte ja auch ein psychisches Problem in irgendeiner Form haben. Die Bewegungsform ist tatsächlich etwas was ich noch nicht wirklich bedacht habe, als Nicht-Neurologe erscheint ja jedes Zucken mit Nichtansprechbarkeit wie ein "Krampfanfall".

    Sind Patienten die psychogene Krampfanfälle haben auch notwendigerweise immer psychiatrisch krank? Oder bezieht sich der Begriff primär auf die fehlenden elektrophysiologischen Veränderungen?



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  5. #10
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    Zitat Zitat von mbs Beitrag anzeigen
    was genau ist der Unterschied zwischen Schauspielern und psychogenen Krampfanfällen?
    Jemand der einen Anfall vorspielt dürfte ja auch ein psychisches Problem in irgendeiner Form haben.
    Es gibt noch die Unterscheidung zwischen Simulation und artifizieller Störung im Sinne von "Schauspiel", das heisst nicht auf dissoziativer Ebene Ablaufendes. Beides dürfte in diesem Zusammenhang äußerst selten sein. Eine artifizielle Störung ist ein schweres psychiatrisches Krankheitsbild.

    Zitat Zitat von mbs Beitrag anzeigen
    Sind Patienten die psychogene Krampfanfälle haben auch notwendigerweise immer psychiatrisch krank?
    Ja, und zwar schwer gestört. Das sind sog. dissoziative Störungen, zumeist im Rahmen schwerer Komplextraumatisierungen bzw. tiefgreifender Persönlichkeitsstörungen.



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