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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
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    Heute in Bayern, morgen auch in Ihrem Bundesland...
    Kaum eine Überraschung. Und statt die Vergütung attraktiver zu machen, versucht man es mit Zwang. Im Gegensatz zu der hier ausführlich durchgekauten Landarztquote wird man anschließend in ein Angestelltenverhältnis gesteckt, so daß man zwar finanzielle Verluste hat, aber sonst kein Risiko tragen muß.
    Im Vergleich zum MB-Tarif beläuft sich der Minderverdienst im ÖGD während der Weiterbildungszeit auf knapp 40-50000 EUR (damit kommt man in Osteuropa schon ziemlich weit), die Schere geht dann aber erst nach der Facharztausbildung richtig auf. Und als Amtsleiter würde ich "Zwangsarbeiter" bei Beförderungen oder AT-Einstufungen sowieso erst mal übergehen.
    Ich glaube auch nicht, daß man nach 10 Jahren post-FA im ÖGD nochmal die Chance kriegt, ein anderes Fach zu machen.
    Nächstes Jahr präsentiere ich dann die Pädiaterquote und die Neurologenquote.
    Von einer Notarquote werden wir aber nie lesen, woran das wohl liegt?

    Übrigens: da die Studienplätze entgegen aller Beteuerungen insgesamt nicht spürbar erhöht wurden, verringert jede "Quote" die Chance auf einen regulären Platz. Aber im Superwahljahr kann man ja auch entsprechend die Quittung ausstellen...
    "An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
    Erich Kästner, "Das fliegende Klassenzimmer"



  2. #2
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    Ich würde vermuten, dass diese Quote nicht sehr erfolgreich sein wird. Denn während der Landarzt in Sachen Arbeitsalltag und Verdienst durchaus attraktiv ist, sieht die Sache im ÖGD doch sehr anders aus. Der interessiert allerhöchstens 1% aller Medizinstudenten, so ganz theoretisch. Praktisch sicher noch viel weniger. (Zugegebenermaßen soll die Quote nur 1% betragen. Aber dennoch.) So eine Quote könnte zu extremen Verzerrungen führen, also dazu, dass dann Leute in dieser Quote reinkommen, die sonst absolut niemals eine Chance auf einen Medizinstudienplatz hätten. Was dann wieder für Ruf und Qualität des ÖGD schlecht wäre.



  3. #3
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
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    Wenn der Job als niedergelassener Landarzt noch durchgehend attraktiv wäre, dann wären die entsprechenden Sitze nicht in größerer Stückzahl vakant und man bräuchte nicht zu diesem Mittel greifen. Ganz einfach. Zumal man ja nicht die Sahnestücke zwangszugeteilt bekommt, sondern DDR, den doofen Rest...
    Übrigens hat die bayerische Staatsregierung auch noch eine Niederlassungs-Prämie ausgelobt, in deren Präambel explizit drinsteht, daß der Posten als Landarzt heutzutage finanziell und zeitlich unattraktiv ist und man deswegen einen Zuschuss zahlt. Nachzulesen in den Veröffentlichungen des Gesundheitsministeriums. Natürlich kriegen die Quotenstudenten keine Prämie, gnihihi. Und es ist ziemlich unverschämt, jemanden auf einen Posten zu verpflichten, der vom eigenen Ministerium als prekär eingeschätzt wird.

    Das man hier und heute auch als Hausarzt gutes Geld verdienen kann, ist davon unbenommen. Hatten wir alles 1000mal...Es geht aber um die Jahre 2030ff...

    Das einzige was klar ist, daß man als Niedergelassener Glück und Erfolg haben *kann* während der Job im ÖGD genauso mies bleiben wird wie er ist. Ich denke, man züchtet sich so einen Pool an "Dauerelternzeitnehmenden" und "Dauerkranken" heran...
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  4. #4
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    Zitat Zitat von tarumo Beitrag anzeigen
    Wenn der Job als niedergelassener Landarzt noch durchgehend attraktiv wäre, dann wären die entsprechenden Sitze nicht in größerer Stückzahl vakant und man bräuchte nicht zu diesem Mittel greifen. Ganz einfach. Zumal man ja nicht die Sahnestücke zwangszugeteilt bekommt, sondern DDR, den doofen Rest...
    Diese Einschätzung teile ich nicht. Ich glaub auch nicht, dass sie mehrheitsfähig ist.

    Die meisten Studenten und frischen Absolventen finden Allgemeinmedizin langweilig. Das ist der Hauptgrund. Und außerdem unterschätzen sie die Einkommensmöglichkeiten der Allgemeinmedizin und der Niederlassung insgesamt drastisch. Das Studium ist halt hauptsächlich auf die angestellte Tätigkeit bei einem Maximalversorger ausgerichtet - das gilt für die Innere Medizin ebenso wie für die Augenheilkunde oder die Urologie. Es wird im Studium nie gelehrt, wie man in einer Praxis vorgeht. Die Lehre in der Allgemeinmedizin ist oft ebenfalls sehr schlecht. Und was im Studium nie vorkommt, oder nur als belächelte Randerscheinung, will natürlich auch niemand. Logisch. In anderen Ländern ist das ganz anders. In den USA oder in Kanada wird im Studium ganz bewusst Neugier auf und Faszination für die Allgemeinmedizin geweckt.

    Das nächste Thema ist, dass Land unter jungen, gebildeten Deutschen als unattraktiv gilt. So wie du es ja auch selbst schreibst. Obwohl "Land" in Deutschland oft extrem großstadtnah ist. In den USA oder in Kanada hat das Leben in Kleinstädten oder auf dem Land auch unter jungen, gebildeten Menschen ein ganz anderes Ansehen. Man will ja schließlich auch ein Haus und Familie. Was für die meisten deutschen Studenten beides altmodisch und unattraktiv wirkt.

    Es ist wichtig, zu begreifen, dass Geld nicht alles ist, und dass Geld für die Fachwahl IMHO wenig bedeutsam ist. Die meisten Assistenzärzte im 1., 2. WBJ haben von den Einkommen in der Niederlassung absolut keine Ahnung.

    Und außerdem sind in der Allgemeinmedizin die Einkommensmöglichkeiten eben auch in "DDR [und doofem] Rest" gut. Daran kann es also schon alleine deshalb nicht liegen.

    Aber ich weiß, dass du das völlig anders siehst, und wir werden es sicher nicht schaffen, einen Brückenschlag zwischen diesen völlig unterschiedlichen Sichtweisen zu erreichen.

    Aber das führt jetzt schon seit weit vom Thema weg.

    Dass die ÖGD-Quote erfolgreich sein wird, bezweifle ich. Das Fach hat noch viel weniger Interessenten als das Landarztdasein. Bei letzterem gibt es ja doch zumindest eine gewisse kritische Masse in jedem Semester.
    Geändert von davo (03.02.2021 um 17:08 Uhr)



  5. #5
    Diffeldoffel Avatar von tarumo
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    Ich habe ausdrücklich erwähnt, daß es das Ministerium so prekär einschätzt. Und die gesamte Presse, Ausnahme die Blättchen der Krankenkassen. Und die KV , Stichwort "Neubauer-Gutachten". Und diejenigen, die mit den Füßen abstimmen. Meine Meinung ist ja bekannt.
    Vor 30 oder 50 Jahren war das Land genauso ländlich und die Wegezeiten eher noch schlechter. Und vermutlich auch noch langweiliger, ohne Internet und Co. Trotzdem waren die Niederlassungen alle heiß begeht, und zwar auch die, die heute vakant sind. Und die Diskussion um "Landarztmangel" ist auch so eine Blase, 15.000 Treffer bei google "Ärztemangel Berlin".
    "Geld ist nicht alles" ist eine Aussage, die relativ wenig hilft. Zum einen sieht es das ganze Umfeld, von der Tankstelle bis zum Finanzamt leider anders, und der zweite logische Denkfehler von Dir ist, daß man mit Geld genau die Probleme beheben kann, die beklagt werden. Frau findet vor Ort keinen Job? Wenn der Mann sehr gut verdient, muß sie das nicht. Altersversorgung kann man vertraglich absichern...Die Gattinnen der Dax-Vorstandsvorsitzenden arbeiten ja auch nicht sondern machen Charity. Ich habe eine 60h-Woche? Dann engagiere ich eine Kinderbetreuung, und zwar eine qualifizierte. Die KV-Dienste wachsen mir über den Kopf? Den Vetreter mit 1500 EUR Tagessatz (Heiligabend 2000 EUR) zahle ich dann einfach aus der Portokasse und nicht aus einem Wochenumsatz. Und Theater gibt es auf dem Land auch nicht? Einmal im Monat nach Verona, Mailand oder meinetwegen Bayreuth für zwei muß dann drin sein. In Ländern, in denen das Land noch viel ländlicher ist, ist das alles kein Problem.

    PS: und bitte nicht immer alles aus der österreichischen Blase sehen.
    Ich diskutiere ja auch nicht mit Australiern über die "Land" Problematik. Von meinen australischen Bekannten ist zwar keiner Mediziner, aber die haben "richtiges" Land (Nachbar wohnt 35km weiter..), aber nicht mal im Ansatz diese Probleme. Und selbst die Roadtrain-Fahrer arbeiten nur ca. ein halbes Jahr und hauen im anderen halben Jahr dann das hart, aber dafür reichlich auf dem Land verdiente Geld in ihrem Haus in Brisbane oder Cairns auf dem Kopf.
    Geändert von tarumo (03.02.2021 um 18:11 Uhr)
    "An allem Unfug, der geschieht, sind nicht nur diejenigen schuld, die ihn begehen, sondern auch die, die ihn nicht verhindern"
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