Hallo allerseits,
ich hege schon länger den Wunsch, Medizin zu studieren. Hierbei kam bei mir in der letzten Zeit jedoch ein großer Zweifel auf. Da ich aktuell etwas ratlos und unentschlossen bin, suche ich in diesem Forum um Hilfe.
Ich habe ein großes Interesse für den menschlichen Körper, dessen Krankheiten und deren Therapien. Deshalb hat mir der Beruf des Arztes schon immer ziemlich gut gefallen. Aus diesem Grund wollte ich im kommenden Wintersemester ins Medizinstudium starten. Die Zeit bis dahin wollte ich eigentlich noch nutzen, um das Krankenpflegepraktikum abzuschließen, genau hier kamen dann aber auch meine Zweifel.
Um eines gleich klarzustellen: Ich möchte überhaupt nicht über das Krankenpflegepraktikum und dessen Sinn streiten. Es ist Teil des Medizinstudiums und das akzeptiere ich. Auch halte ich mich nicht für zu gut, um die typischen Aufgaben eines Praktiken in der Pflege zu übernehmen. Nichtsdestotrotz bereitet mir genau diese Krankenpflegepraktikum nun aber schon dermaßen Kopfzerbrechen, dass ich es schon über ein halbes Jahr immer weiter verschoben habe.
Um direkt zur Sache zu kommen: Ich habe einen überdurchschnittlichen Ekel vor Ausscheidungsprodukten. Solange ich bei Arbeiten mit dem Patienten, beispielsweise dem Waschen, Handschuhe tragen kann und nie direkt mit Ausscheidungsprodukten (mir fällt leider keine salonfähigere Umschreibung ein) in Berührung komme, habe ich keine Probleme. Müsste ich so etwas jedoch ohne Handschuhe machen und hätte ich direkten Hautkontakt dazu, wäre das für mich extremst unangenehm.
Wenn ich nun davon spreche, dass mir dies unangenehm wäre, dann meine ich damit, dass ich seit bald 10 Jahren wegen genau diesem Problem, Berührungsängsten und Waschzwängen in Therapie bin. Vor einigen Jahren konnte ich noch keinem Menschen die Hand schütteln und habe keine einzige Türklinken angefasst. Allerdings gestehe ich mir selbst ein, dass das nicht rational sondern krankhaft ist und arbeite deshalb auch an mir. Händeschütteln und ein gewisser Körperkontakt sind für mich inzwischen in Ordnung (das Anfassen war für mich schon immer weniger Problem als das Angefasstwerden), vor dem Krankenpflegepraktikum habe ich aber ehrlich gesagt noch Angst.
Was mir sehr dabei helfen würde, wäre die Sicherheit zu wissen, dass es üblich ist, bei unangenehmen Tätigkeit wie dem Waschen und Hinternwischen (auch hierfür fällt mir leider gerade keine hübschere Umschreibung ein) Handschuhe zu tragen, bzw. dass man dafür zumindest nicht verurteilt wird und dem Patienten auch nicht das Gefühl vermittelt, man würde sich vor ihm ekeln. Wenn sich hier jemand finden ließe, der mir diesbezüglich ein wenig von seinen eigenen Erfahrungen aus dem Krankenpflegepraktikum berichten könnte, würde mich das sehr freuen.
Nun bin ich an dem Punkt, dass ich daran Zweifel habe, ob aus mir so überhaupt ein guter Arzt werden kann. Einerseits sehe ich noch nicht vollständig ein, weshalb mich das disqualifizieren sollte, andererseits findet man im Internet - und nicht zuletzt in diesem Forum - aber unzählige Kommentare von wegen, "wenn du dich schon im Krankenpflegepraktikum ekelst, brauchst du gar nicht erst Arzt werden", die sicher auch nicht unwahr sind. Auch hierzu würde ich gerne eure Meinungen hören.
Ich weiß, dass ist eines der "Stell dich doch nicht so an"-Themen, solche Aussagen - so wahr sie auch sein mögen - helfen mir Allerdings herzlich wenig weiter. Umso dankbarer wäre ich für jede ernsthaft Antwort!
Liebe Grüße,
Jennifer