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Naja, so richtig "widersprochen" fühle ich mich jetzt nicht...
Zitat von
Mr. Pink online
Um es vorweg zu schicken, ich habe keine Erfahrung mit Betriebsrat. Muss aber Nefazadon in mehreren Punkten widersprechen. Elektronische Zeiterfassung oder auf eine ähnliche genaue Art ist seit 2019 im TVärzte und seit 2020 im TdL festgehalten. Wird Arbeitszeit nicht genau und systematisch dokumentiert ist das Tarifbruch.
Nächster Punkt: 24h Dienst geht nur in der Kombination normale Arbeitszeit + Bereitschaftsdienst = 24h. Die normale Arbeitszeit darf dann aber nicht 8h überschreiten und im BD nicht mehr als 49% Arbeit anfallen (zumindest im TVÄ). Das ist so gut wie nie der Fall und damit sind fast alle 24 Stunden-Dienste in deutschen Kliniken "illegal".
Ich habe nirgendwo behauptet, dass die fehlende Zeiterfassung tarifgerecht wäre. Ich habe sogar selbst auf das Urteil des EuGH dazu hingewiesen. Jedoch ist es in vielen Kliniken trotz anders lautendem Tarifvertrag eben noch nicht etabliert. Das heißt jetzt nicht, dass ich es gut finden würde oder exkulpieren möchte. Ich bezweifele lediglich, dass der Betriebsrat dabei eine große Hilfe sein wird...
Das viele Bereitschaftdienste gegen geltende Regelungen verstoßen habe ich ebenfalls gesagt. Und ja, damit sind sie dann de facto illegal. Kein Widerspruch von mir.
Das Argument, dass man nach Prüfung auf ein Schichtsystem umstellen müsste und dann mehr "Dienste" machen müsste wird zwar häufig vorgebracht, ist aber eher nicht zu befürchten. Zum ersten, weil mit Umstellung auf ein Dreischichtsystem mehr Mitarbeiter angestellt werden müssten, sonst gibt es sehr schnell Probleme mit Tarif und Arbeitszeitgesetz (Wochenendregel bspw.), Sonderurlaub bei Schichtdienst etc. Zum Zweiten würde die Klinik sich primär darum kümmern, den Bereitschaftsdienst zu entlasten um genau so ein kostenintensives Umstrukturieren des Dienstmodells zu vermeiden. Der Betriebsrat wird dir vermutlich dazu raten, dass die Einsatzzeit in den BD über 3 Monate dokumentiert werden muss, dann muss das Dienstmodell angepasst werden.
Und was ist deiner Meinung nach die Alternative, wenn die Voraussetzungen für Bereitschaftsdienst eben nicht erfüllt sind??? Es gibt dann doch eigentlich nur zwei Alternativen: mehr Diensthabende oder eben gleich Schichtdienst.
Und es ist eben sehr wohl denkbar, dass Schichtdienst eingeführt wird. Gerade wenn andere Alternativen illegal wären und sich die Verwaltung deswegen unter Druck sieht (was sie ja auch eigentlich, qua Gesetz, ist, wenn mal jemand kontrollieren würde).
Ich meine übrigens, dass laut Gesetz der Chefarzt als organisatorisch Letztverantworlicher persönlich für Verstöße gegen das Arbeitszeitgesetz haftet. Dass kann ein starkes Argument sein, gegenüber der Verwaltung eine Änderung durchzusetzen, wenn das die Assistenten wollen.
Schichtdienst wäre zwar sicher personalintensiver und kostspieliger als Bereitschaftsdienst (deswegen wird Bereitschaftsdienst ja praktiziert) aber auch nicht soo viel kostspieliger, wenn eine Strafe für Verletzungen des Arbeitszeitgesetzes droht.
Selbst wenn Du in diesem Punkt anderer Meinung sein solltest: wenn der Bereitschaftsdienst die Bedingungen so nicht erfüllt, muss dann nach einer Beschwerde ja irgendwas geändert werden. Wie würde diese Veränderung denn deiner Meinung nach aussehen, wenn kein Schichtdienstmodell eingeführt wird?
Und nochmal: ich möchte hier keine Lanze für ausbeuterische und oder illegale Bereitschaftsdienstmodelle brechen. Im Gegenteil! Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass mögliche, gesetzeskonforme Alternativen für die Assistenzärzte nicht unbedingt attraktiver sind!
Sollte es wegen der Arbeitszeiterfassung Probleme geben, könnte es sich lohnen, jemanden vom Marburger Bund mit an den Tisch zu holen. Bevor man solche Gespräche mit Betriebsrat oder Arbeitgeber führt ist es so oder so lohnenswert sich bspw. bei einem der Verbände unverbindlich beraten zu lassen. Das würde ich im Vorfeld zumindest als erstes machen. Viel Erfolg. Berichte bitte, wie es ausging.
Da hat Mr. Pink vollkommen recht. Gerade aus den o.g. Punkten lohnt es sich immer sich professionelle Hilfe zu holen und das Dienstmodell auch konkret prüfen zu lassen!