Hey Leute!
Ich befinde mich aktuell in einer für mich ziemlich unangenehmen Situation und bräuchte mal einen Rat:
Ich arbeite seit 15 Monaten in Vollzeit an einer klinisch-prospektiven Studie. Das Projekt ist das erste klinische Projekt meiner Arbeitsgruppe, welche normalerweise nur experimentell arbeitet. Daher hat leider auch niemand aus meiner AG Erfahrung mit der Durchführung klinischer Studien, sodass ich mir im Grunde alles selbst erarbeiten musste. Ich habe ca. 95% des Ethikantrages einschließlich Informationsschriften, CRFs, Einverständnsierklärungen etc. verfasst, die meisten organisatorischen Aufgaben und nach Bewilligung der Studie auch die gesamte Patientenrekrutierung übernommen. Da mein Doktorvater nicht die nötigen Scheine zur Durchführung klinischer Studien hat, steht mein Betreuer als Projektleiter in unserem Studienprotokoll.
Die Studienprozeduren umfassen sequentielle Blutentnahmen und mehrere Echos innerhalb des Teilnahmezeitraums. Ich hatte meinen Betreuer bereits beim Schreiben des Ethikantrags mehrmals darauf hingewiesen, dass wir eine Lösung für die Echos finden müssen, da er aufgrund seiner Arbeitsbelastung nicht in der Lage sein wird, alle Echos durchzuführen. Dies hat er mit einem Schulterzucken und dem Satz "Dann beiße ich halt die Zähne zusammen" abgetan. In meiner Datenerhebung fehlen nun 50% der Echos, weil er diese nicht gemacht hat.
Zudem konnten wir die Marker, die wir in unserem Ethikantrag als primären Endpunkt der Studie definiert hatten, nicht messen, da die Konzentrationen in den Patientenproben unterhalb der Nachweisgrenze lagen. Auch darauf hatte ich ihn mehrmals angesprochen und um ein Gespräch gebeten, in dem wir mögliche Alternativen für die Auswertung der Studie besprechen konnten. Auch dieses Problem hat er trotz mehrmaliger Nachfrage von meiner Seite mit einem Schulterzucken abgetan und meinte nur, ich solle mir nicht so viele Gedanken machen.
Nun ist vor wenigen Tagen ein neues Problem aufgetreten. Da mein Betreuer aktuell im Urlaub im Ausland ist und sich bei den beiden vorigen Problemen nicht um eine Lösung bemüht hat, habe ich mich daher bei diesem Problem per Mail direkt an meinen Doktorvater gewandt und diesen gebeten, mir zu dem Problem seine Einschätzung zu geben. Bei der Mail war mein Betreuer auf cc. Daraufhin hat mein Betreuer mir per WhatsApp gedroht, wenn ich mich noch einmal ohne seine Zustimmung an meinen Doktorvater wende, müsse ich mir einen neuen Betreuer und eine neue Doktorarbeit suchen. Zusätzlich hat er eine Mail an meinen Doktorvater geschickt, in dem er mich als die kleine, unerfahrene Doktoranden hinstellt und so tut, als hätte er alles im Griff (obwohl ich weiß, dass die nicht so ist).
Meine Fragen sind nun: Gehören die in der Studie erhobenen Daten mir, da ich die gesamte Rekrutierung und die Blutentnahmen durchgeführt und dies auch so dokumentiert habe oder gehören sie ihm, da er der Leiter der Studie ist? Könnte ich die Daten mitnehmen und mir einen anderen Betreuer suchen, obwohl er Leiter der Studie ist und ich ihm die Studie somit entziehen würde, da er dann keine Daten mehr hätte? Ist es rechtlich zulässig, dass er mich rausschmeißen kann?
Tut mir leid, dass der Text so lang geworden ist! Ich würde mich wirklich sehr über ein paar Ratschläge freuen, da ich nicht weiß, wie ich mit dieser Situation umgehen soll. Schonmal Danke im Voraus!