Fakt ist, dass das Arbeiten in sehr vielen Fächern einfach deutlich schlechter mit einem geregelten Leben kompatibler ist als das in anderen Bereichen mit ähnlicher Vorbildung der Fall ist.
Gerade in Fächern/Bereichen, in denen man zumindest zwischendurch in einem Wechselschichtsystem arbeitet merkt man das leider überdeutlich. Man muss wirklich um jedes Treffen und jedes Hobby kämpfen, das man da irgendwie mit in den Plan quetscht. In Bereichen mit 24h-Bereitschaftsdiensten geht das - meiner Meinung nach - deutlich einfacher. Aber auch da gibt es Probleme, zum Beispiel die lächerliche Bezahlung für die "Bereitschaft", wenn man eigentlich nicht bereitschaftet, sondern durcharbeitet (aber das ist ein ganz anderes Thema).
Je nach Größe der Abteilung hat man mal mehr oder weniger Dienste, aber auch die Dienstbelastung selbst variiert teils stark. Zwischen "Powernap und dann Sport und Einkaufen" und "nichts außer Schlafen, abends duschen, weiterschlafen" ist leider alles drin.
Homeoffice-Möglichkeit besteht nur am Rande in ein paar Bereichen. Ob man das gut (mehr soziale Kontakte) oder schlecht (auch bei schlimmstem Wetter, krankem Kind, whatever wird Anwesenheit in den meisten Abteilungen erwartet) findet bleibt einem selbst überlassen.
Nur, weil man die entsprechenden Noten im Abi geschafft hat, muss man nicht zwangsläufig Medizin machen. Ich glaube, die Zeit hat mal sehr treffend Medizin als den "Brotberuf der Begabten" bezeichnet. Fakt ist: Leistung lohnt sich hier auf Grund der sehr straffen Hierarchien im Vergleich deutlich weniger als in anderen Branchen. Ob du der 80h+ Schufter oder der 42h Chiller bist über den sich alle aufregen - die Gehaltserhöhungen kommen für beide im gleichen Rahmen. Erst im Bereich Praxis/Oberarzt ist man wirklich an dem Punkt, an dem man außertariflich verhandeln könnte. Wenn ich mal grob überschlage habe ich ein Stundennetto von 11,25€ bekommen. Ob das jetzt viel oder wenig ist bleibt der persönlichen Interpretation überlassen.
Ich selbst würde es aber ziemlich sicher nicht nochmal studieren, wenn ich 18 wäre und ein deutlich breiteres Bild von der Gesamtsituation unseres Gesundheitssystems hätte als damals, als ich mich beworben hatte.