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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #1
    Registrierter Benutzer
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    17.10.2019
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    18
    Hallo zusammen,

    ich brauche mal den Input von Assistenzärzten oder Fachärzten in der Psychiatrie / Psychotherapie.

    Seit längerer Zeit geht mir der Gedanke Medizin zu studieren nicht aus dem Kopf. Ich habe mich mit meinem jetzigen Job arrangiert, er ist auch nicht schlecht, aber das Fach, was mich einfach wahnsinnig interessiert ist die Psychiatrie. In meinem Studium hat es mich schon immer zur (klinischen) Psychologie gezogen, aber das Studium war mir damals aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Nun überlege ich doch Humanmedi draufzusetzen, mit dem erklärten Ziel der Psychiatrie und Psychotherapie. Nun aber zu meinem Problem:

    Kann mir Jemand von euch, der vielleicht selber schon Assi oder FA in der Psychiatrie ist sagen, ob es einen Weg gibt vor dem Studium festzustellen, ob man den Alltag in der Psychiatrie grundsätzlich "packt"? Ist ein Praktikum aussagekräftig? Oder lernt man das Meiste erst "on the job" später?

    Ich habe wirklich ungebremstes Interesse an der Materie, aber bin ein überdurchschnittlich sensibler Mensch. Ich bin sehr empathisch, habe aber aufgrund von eigenen Erfahrungen mit Suchtkranken im engen Bekanntenkreis mit einigen Situationen doch so meine Probleme. In einem bisherigen Praktikum bin ich tatsächlich (peinlich Ich weiß) zusammengebrochen als ich einen alkoholkranken Patienten im Krampfanfall abholen musste, weil es mich so stark getriggert hat. Besonders die Themen Unberechenbarkeit und Traumata allgemein sind nicht meine besten Freunde. Die Alternative wäre, dass ich mich in meinem jetzigen Job in die Richtung Personalentwicklung orientiere, da hat man dann zwar nicht mit dem Körper und tatsächlichen Erkrankungen zu tun, aber immerhin mit der Entwicklung von Menschen. Das Interesse ist definitiv da, ich möchte halt nur ungern das Studium starten, um in fünf Jahren festzustellen, dass es nicht funktioniert...

    Ich freue mich auf euren Input.



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  2. #2
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    06.12.2017
    Ort
    ER
    Semester:
    Psychiatrie/Psychosomatik
    Beiträge
    867
    Hallo neuhier,
    kommst du aus der Psychologie?
    Grundsätzlich ist es so, dass man nicht vorher sagen kann, ob man die reale Psychiatrie "packt", denn sie kommt im Studium kaum vor, es sei denn, man macht entsprechende Praktika. Aber auch das ist nicht die Realität, in der man später ärztlich Verantwortung trägt, Krisensituationen managen und Dienste allein bewältigen muss. Die schlichte Erfahrung, das heißt das "Lernen" geschieht wie überall in der Medizin "on the Job".
    Wenn man allerdings derartig sensibel ist, wie du es beschreibst, braucht man ganz besonders viel Selbsttherapie/Selbsterfahrung (die ist sowieso notwendig, wenn man keinen Schaden an sich oder den Pat. anrichten will). Das Interesse am Fach allein reicht leider nicht, um in der Praxis zu bestehen. Außerdem sollte als Anwärter der Psychomedizin das Interesse für die sonstige Medizin besonders stark ausgeprägt sein aus verschiedenen Gründen - also eine Einengung und "Flucht" vor der Somatik bringt überhaupt nichts, im Gegenteil.
    Gruß
    rafiki



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  3. #3
    Diamanten Mitglied
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    04.08.2012
    Semester:
    5. WBJ Psychiatrie
    Beiträge
    10.719
    Zitat Zitat von neuhier Beitrag anzeigen
    Ich habe wirklich ungebremstes Interesse an der Materie, aber bin ein überdurchschnittlich sensibler Mensch. Ich bin sehr empathisch, habe aber aufgrund von eigenen Erfahrungen mit Suchtkranken im engen Bekanntenkreis mit einigen Situationen doch so meine Probleme. In einem bisherigen Praktikum bin ich tatsächlich (peinlich Ich weiß) zusammengebrochen als ich einen alkoholkranken Patienten im Krampfanfall abholen musste, weil es mich so stark getriggert hat. Besonders die Themen Unberechenbarkeit und Traumata allgemein sind nicht meine besten Freunde.
    Das klingt schon so, als könnte es schwer für dich werden. Mehr Empathie ist nicht automatisch gut - es gibt auch ein Zuviel an Empathie. Man muss schon auch eine professionelle Distanz wahren und auf den Selbstschutz achten - so wie in jedem anderen Job auch.

    Eine Famulatur auf einer Akutstation ist IMHO der einfachste Weg, das herauszufinden. Und zwar am besten nicht auf einer gemütlichen kleinstädtischen Akutstation, sondern in einer Großstadt (200.000 Einwohner oder mehr).

    Es ist wahrscheinlich auch durchaus möglich, ein Praktikum auf einer Akutstation schon vor dem Studium durchzuführen. Schreib einfach mal ein paar Chefärzten und erzähl ihnen von deinem Interesse am Fach.



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  4. #4
    Diamanten Mitglied Avatar von Colourful
    Mitglied seit
    18.07.2009
    Semester:
    Ich bin sooooo alt.
    Beiträge
    5.586
    @rafiki
    Hast du deine Empathie heute noch nicht aufgebraucht?

    Nee, wenn einen unerwartete Zwischenfälle und Traumata der Patienten so schnell triggern, dann würde ich das tatsächlich nicht empfehlen. Denn gerade in unserem Fachgebiet gibt es im Dienst oft Situationen, die unerwartet und auch unerwartet traumatisch sind und ich denke, dass es da schon von Vorteil ist, wenn man eine gute Distanz/gute Kompensationsmechanismen und auch ein "dickes Fell" hat

    Ich erinnere mich da auch an Dinge, die für mich wirklich nicht schön waren und ich musste auch erst lernen, dass es in der Psychiatrie unheimlich wichtig ist, dass man selbst ruhig und entspannt bleibt, gerade es brenzlig wird. Denn das, was du tust und ausstrahlst, das überträgt sich eben auch auf die Patienten und die anderen Mitarbeiter. Hm. Schwierig.
    Ich bin übrigens auch nicht mega empathisch, schon, aber ich kann das auch gut mal dosieren und abschalten, sonst könnte ich den Job ja gar nicht machen.

    P.S. Ich habe jetzt auch lange in der Neurologie/Innere (Reha) gearbeitet, das ist emotional deutlich weniger anstrengend.



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  5. #5
    Registrierter Benutzer
    Mitglied seit
    17.10.2019
    Beiträge
    18
    Hallo an alle,

    vielen, vielen Dank erstmal für eure Antworten! Es bedeutet mir wirklich viel von Fachfrauen und Männern aus dem Bereich zu hören.

    @rafiki Genau, ich komme sozusagen indirekt aus der Psychologie, denn bei mir war es das Nebenfach. Habe einen zwei-Fach Bachelor im Ausland gemacht. Ja, das mit der Selbsterfahrung ist so eine Sache. Ich möchte auf der einen Seite mit dem Thema abschließen, aber wenn ich vorhabe in dem Bereich zu arbeiten müsste ich da halt massiv wieder dran. Meine Meinung dazu schwankt sehr, denn es Zeiträume, da denke ich mir, "Mensch, das packst du, trau dich blabla". Aber dann gibt es Situationen, wie eben die oben Genannte, wo ich mir denke, das ist wenig förderlich, was ich da vorhabe ... . Eine Flucht vor der Somatik wäre es aber keineswegs, im Gegenteil. Ich hatte auch überlegt den klinischen Master Psych draufzusetzen (müsste halt im Bachelor noch ein paar Module nachholen), aber ich finde, dass man mit dem Medi-Studium eine viel größere Bandbreite hat und eben nicht nur die Gesprächstherapie machen darf.

    @ davo, Danke für den Tipp. Ich sehe das tatsächlich genauso und habe jetzt erste Bewerbungen rausgeschickt . Der Hintergrund meiner Frage ist halt der, dass man sich ja an gewisse Dinge sicher auch gewöhnt, aber wenn man über einen längeren Zeitraum hospitiert, sollte das ja hoffentlich zu spüren sein. Bist du selbst in der Psychiatrie tätig?

    @ Colourful, da ist sicher was dran. Es ist mir jetzt fast peinlich überhaupt gefragt zu haben, denn gerade da ich viel Wert auf Beständigkeit und eine gewisse "Ruhe" lege wird das wahrscheinlich eher ein Traum bleiben. Wenn ich zwischen anderen Fächern wählen würde, würde ich mir auch definitiv eines aussuchen, was wenig Notfälle und Akutsituationen hat (so sehr man das überhaupt beeinflussen kann). Grundsätzlich ist es aber trotzdem ein Thema (egal, in welchem Beruf ich tätig bin) an dem ich arbeiten muss und auch werde.

    Vielen, vielen Dank nochmal. Mich würde jetzt vielleicht noch interessieren, wie ihr zu dem Fach gekommen seid? Reizt euch die "sprechende Medizin"? Bei meinen Freunden ist das Fach nämlich leider eher unbeliebt und ich kenne Niemanden persönlich, der Psych macht...

    Liebe Grüße!



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