Zum Thema: ich denke schon, dass es absolut gut möglich ist, mit Ende 20 noch mal Medizin zu studieren und dann noch die Facharztausbildung für Psychiatrie und Psychotherapie abzuschließen, gar kein Problem, es setzt nur ein bisschen Willenskraft und auch gewisse finanzielle Freiheiten voraus. (Wenn man schon Kinder hat und finanziell für diese verantwortlich ist, dann wird das natürlich schwieriger bis unmöglich.)
Trotzdem habe ich den Eindruck, dass der TE da nicht unbedingt für noch mal mindestens 11 Jahre "preußische Schule" motiviert und geeignet ist. Das Studium besteht zu einem großen Teil Disziplin und Drill und die Facharztausbildung ist zwar deutlich angenehmer, aber auch da muss man sehr viel arbeiten, auch viele Dinge absolvieren, die einen nicht direkt interessieren (Neurojahr/ Gerontopsychiatrie) und auch einfach sehr viel Arbeit sind und auch mit Medizin/Psychiatrie gar nicht viel zu tun haben.
Und ja, damit meine ich so etwas wie Angehörigengespräche/Organisation/Codierung der Diagnosen, alles sehr viel Kram, der nervig und langweilig ist, aber von Assistenzärzten gemacht werden muss.
"Frau Doktor, da geben Sie meiner Mutter jetzt so ein Medikament und dann ist die Demenz weg, oder?"
"Was?! Nach dem Schlaganfall/mit der Epilepsie kann ich kein Auto mehr fahren? Wie soll das denn gehen?"
Das geht dann bis zu einem Berufsalltag, in dem man andauernd angemeckert/kritisiert und diskriminiert wird und auch teilweise ziemlich heftige Gewalt erlebt, permanent an der Belastungsgrenze oder darüber hinaus arbeiten muss und selbst als Teilzeitkraft oft 3/4 Wochenenden im Monat arbeitet.
Hast du darauf Lust? Ist es das wert. Ich denke nicht.
Und falls ich jetzt zu negativ klinge, ich mag meinen Beruf und er ist schon auch spannend und vielseitig, hat aber auch viele Nachteile, die ich als "Freigeist" mit Ende 20 sicherlich nicht wählen würde.