Wir haben auf unserer chirurgischen ITS immer wieder Langlieger mit Wundheilungsstörung o.ä., in der Regel bettlägerig, tracheotomiert und häufig auch isoliert bei multiresistentem Keim. Diejenigen, die adäquat sind und alles mitbekommen, sind verständlicherweise irgendwann von dem wochenlangen schleppenden Verlauf frustriert und niedergeschlagen.
Aus der Pflege kommt dann häufig die Forderung nach "Stimmungsaufhellern". Ich bin in solchen Situationen zögerlich, Antidepressiva zu verordnen, da die Patienten aus meiner Sicht keine Depression haben, sondern eine adäquate Reaktion auf eine belastende Situation. Andererseits möchte ich ihnen natürlich auch nichts helfendes vorenthalten. Bei den langen Verläufen ist auch der verzögerte Wirkbeginn vieler Antidepressiva kein richtiges Gegenargument mehr, weil der Klinikaufenthalt inkl. Normalstation absehbar monatelang sein wird.
Wie handhabt ihr das bzw. wie sehen das die Psychiater? Medikation ja oder nein? Falls ja, Antidepressiva oder vielleicht auch Quetiapin? Letzteres würde schneller wirken und ich habe gelesen, dass es häufig in Gefängnissen eingesetzt wird, um den Aufenthalt erträglicher zu machen.