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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #71
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
    17.03.2006
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    Zitat Zitat von Endoplasmatisches Reticulum Beitrag anzeigen
    Was ich nicht verstehe, ist, wenn Oberärzte diese Strukturen aktiv aufrecht erhalten (immer wieder erlebt), dieselben Sprüche klopfen gegen die sie vermeintlich mal gekämpft haben (immer wieder erlebt), oder wie hier im Forum auf der Schiene argumentieren: Ist doch so viel besser geworden im Vergleich zu früher, also wenn es immer noch knirscht, dann kann es ja nur noch an den Mimositäten, der mangelnden Selbstständigkeit und dem Unvermögen der jungen Ärzte liegen.
    Ich persönlich hab nichts dagegen dass es Verbesserungen gibt für die Assistenten. Aber nachdem ich tatsächlich ein paar Jahre schon überblicke darf ich halt auch sagen dass erstens sehr vieles besser geworden ist (manches auch schlechter, keine Frage, in der Summe glaube ich jedoch besser), dass die Möglichkeiten sich quasi handfest zu beschweren einfacher geworden sind und dass ich auch lernen durfte dass Änderungen entweder lange dauern oder mit sehr sehr viel Nachdruck durchgesetzt werden müssen. Irgendwelche Vibes in Richtung "da machen wir viel Druck" spüre ich null, also wird es zwar Änderungen geben aber diese werden einfach ein wenig dauern bis sie kommen. Und dafür braucht es Geduld.

    Und um wieder zum Ausgangspunkt zurückzukommen: bezüglich der Verbesserung der Bedingungen müsst ihr schon weiter kämpfen, aber jedes Mal sofort und quasi ausschließlich "Kündigung" zu schreien bringt doch niemandem was. In manchen Fällen hat man tatsächlich das Gefühl dass in der Klinik massiv was im Argen ist. Meist liest man aber eher dieses Gefühl der Überforderung wenn man in eine neu Klinik kommt und erstmal Vollgas Input von allen Seiten bekommt. Und es sind auch die Ansprüche an einen selbst und die Weiterbildung. Bei uns beschweren sich die Assistenten schon im ersten Monat wenn sie nicht im OP schon was selbst operieren dürfen. Ist ok. Aber wenn man halt neben den Themen Stationsführung, Umgang mit Patienten+Pflege+Kollege, Selbstmanagement und vielen fachlichen Sachen auch noch in der ersten Sekunde gleich auch noch operiert, dann ist man abends halt vollkommen geplättet. Ich war auch nach 5 Jahren noch geplättet (und bin dies teils immer noch) wenn ich eine anstrengende OP hatte. Alleine körperlich wenn man mal 4+ Stunden mit einer Röntgenschürze am Tisch steht, und dann kommt die mentale Anstrengung dazu. Ein kleiner Fehler und die OP-Zeit verlängert sich einfach mal um 5 oder 50 Minuten, je nachdem. Das Nachdenken abends ob man was falsch gemacht hat nimmt im Laufe der Jahre ab. Weil man schon viel gelernt hat steckt man sein Hirnschmalz eher in die Vorbereitung einer OP als in die Nachbereitung. Aber es ist und bleibt teilweise anstrengend und das vor allem wenn man noch sehr viel lernen will/muss oder sich der Aufgabenbereich plötzlich massiv erweitert wie "erste Stelle", "erste Dienste", "erste Schichten in der Notaufnahme", "erste Schichten auf Intensiv", "erste OPs unter Anleitung", "erste OPs ohne dass jemand daneben steht", "erste Hintergrunddienste", "erste Notfalloperationen ohne dass irgendjemand im Raum ist der bei irgendeiner Entscheidung helfen könnte" usw... lässt sich beliebig erweitern und auch auf Internisten umschreiben: "erste sonographische Punktion unter Anleitung", "ohne Anleitung", "erste HKU", "erste HKU ohne Anleitung" etc... Und wenn man die Sache ernst nimmt und dem Patienten erstens maximal helfen und zweitens nur minimalst Schaden zufügen will, dann ist das anstrengend. Und auch das gehört zum Lernprozess dazu.
    Zitat Zitat von Endoplasmatisches Reticulum Beitrag anzeigen
    alle Probleme ganz einfach z.B. mit einer einzigen kleinen Mail lösen würde
    es ging drum dass man inzwischen klarer fassbare Kriterien hat anhand derer man sich beschweren kann. Nein, EINE EINZIGE Mail wird nicht plötzlich ALLE Probleme lösen. Aber es ist ein Anfang.
    Erst die Taten eines Menschen zeigen was die Worte wert waren.



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  2. #72
    The cake was a lie. Avatar von Endoplasmatisches Reticulum
    Mitglied seit
    16.03.2020
    Beiträge
    1.498
    Nichts von dem, was du schreibst, sehe ich im Kern anders. Ich verstehe nur nicht, warum du dich so oft darauf versteifst, hier im Forum von verschiedenen Akteuren vorgebrachte Kritiken müssten unberechtigt sein, weil Assistenzärzte in deiner subjektiven Erfahrung nur meckern und nichts machen; und in deiner aktuellen Klinik gerade vieles besser wird. Beides entspricht nicht meiner Erfahrung, aber da sind wir vielleicht beide ein wenig gebiased. Letztlich ist das aber doch derselbe Generationenkonflikt, nur eben eine Hamsterraddrehung weiter gedacht. Bei euch gab es alte Oberärzte, die richtig beschissene Zustände kannten und meinten, die Jugend hat es doch viel besser und solle sich nicht anstellen. Und heute gibt es euch, die mit AiP, 36h-Diensten etc. richtig beschissene Zustände kannten und jetzt meinen, die Jugend hat es doch viel besser und solle sich nicht anstellen.

    Vieles hat sich akut zum Schlechteren verändert: Generelle Arbeitsverdichtung, alle Auswüchse der Corona-Krise, dramatische Entwertung der ärztlichen Kaufkraft durch historische Inflation und zumindest in der Hinsicht peinliche Tarifabschlüsse, Kastrierung des ärztlichen Einflusses und ärztlicher Zuverdienste im Krankenhaus durch Ausbreitung des Controllings und DRG-Fehlwirtschaft, Verdichtung des Arbeitsmarktes durch Klinikschließungen, Privatisierungs-Pac-Man und jetzt gerade die galoppierende Klinikinsolvenzwelle. All das spüren die ÄiW wie nie zuvor, die das Pech hatten, ohne eigenes Verschulden in den letzten paar Jahren einen wirklich beschissenen Berufsstart in der Medizin angehen zu müssen. Wenige dieser Faktoren sind einer individuellen Einflussnahme zugänglich.

    Dann an jeder Ecke aus der eigene Zunft noch gesagt zu bekommen, man wäre doch selbst Schuld, wenn man sich etwa in Probezeit, auf einer einjährigen Elternzeitvertretung oder in einem Fach mit nur noch drei Arbeitgebern im Umkreis von 250 km nicht bei jeder Grenzüberschreitung des Arbeitgebers sofort auf die Hinterbeine stellt und aufmuckt, empfinde ich einfach als wenig konstruktiv. Genau so wie ich das ständige "Kündige halt" hier im Forum aktuell wenig hilfreich finde, weil das eben der individuellen Situation oft kaum gerecht wird. Deshalb jungen Kollegen die Legitimität ihrer Sorgen abreden zu wollen, weil sie nicht in dem oft ersten richtigen Job ihres Lebens parallel zum Kulturschock des Erwachsenwerdens und einer ohne eigene Schuld wirklich übel gespielten Hand an der vordersten Streikfront marschieren, ist doch auch keine Lösung. Zumindest nicht unter dem Aspekt des ärztlichen Zusammenhalts, dessen Fehlen ja auch gerade einer der Gründe ist, warum Wehren und Streiken in der Klinik so schwer ist - macht ja keiner mit und das Individuum ist hilflos. Stattdessen zerfleischen wir uns weiter gegenseitig, während die Kliniken wie Zitronen aus uns raus pressen, was übrig bleibt.



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  3. #73
    verfressen & bergsüchtig Avatar von Evil
    Mitglied seit
    31.05.2004
    Ort
    Westfalenpott
    Beiträge
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    Nun, ich beobachte bei manchen Forenteilnehmern hier durchaus eine gewisse Erwartungshaltung, die vielleicht nicht durch eigenen Einsatz gedeckt ist, und daher der Eindruck entstehen kann, daß weniger reden und mehr handeln empfehlenswert wäre.

    Allerdings muss man der aktuellen Assistenzarztgeneration zugute halten, daß das Arbeitspensum in den letzten 5 Jahren erneut gestiegen ist und stark verdichtet wurde.
    Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, daß vom Arbeitspensum her eine aktuelle 70%-Stelle vergleichbar ist mit einer 100%-Stelle vor 10 Jahren.
    Ursachen gibt es viele, mehr Patienten mit mehr Erwartungshaltung, die Teppichetagen, ewige Zunahme der Dokumentation, zunehmende Behinderung durch schlecht funktionierende und nicht abgestimmte EDV, Personalflucht, die Liste liesse sich fortsetzen.

    Und das sollte auch meine Generation anerkennen und nicht zulassen, daß Keile zwischen uns getrieben werden.
    Umgekehrt ist es nicht hilfreich, wenn die WBA alles auf die OA schieben
    Weil er da ist!
    George Mallory auf die Frage, warum er den Everest besteigen will



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