Ne, viele wollen generell einfach nur eine Stelle haben und bewerben sich dementsprechend sehr breit. Durch die Boulevardpresse hat das Fach ein sehr starkes "Lifestyle/ Beauty Doc"- Image bekommen (vollkommen zu Unrecht, da die Ästhetik in seriösen Kliniken absolut keine Rolle spielt, also wirklich 0). In sehr kleinen Häusern mit 2-3 Assistenten wirst du gefühlt 90% der Zeit nur mit Dekubiti, Wunddebridements etc beschäftigt sein sowie Kleinkram im handchirurgischen Spektrum (nicht die volle Bandbreite der Handchirurgie, diese haben zumeist Kliniken, die auch als Hand-Trauma-Center verifiziert sind und ebenfalls dazu befähigt sind mikrovaskuläre Eingriffe á la Replantationen, Nerventransplantate, Plexuschirurgie etc durchzuführen).
Solche kleinen Kliniken sind jedoch für die meisten Bewerber*Innen sehr unattraktiv, da die Kliniken zumeist auch nicht die volle Weiterbildungsermächtigung haben und man ggfs. nach 12-24 Monaten gezwungen ist zu wechseln, weil sonst nichts mehr darüber hinaus angerechnet wird.
In großen Kliniken ist der Bewerberandrang enorm, da viele Interessenten auch ein großes Interesse an rekonstruktiver Chirurgie haben ( Ist ja auch enorm spannend).
Die Chefs sind aber natürlich nicht dumm und filtern sehr genau aus, wer nur eine Stelle haben will um sich irgendwann der Ästhetik zu verschreiben und die schnelle Mark riecht und wer wirkliches Interesse an dem Fach hat. Dementsprechend ist die Bewerbersituation ohne großartige Erfahrungen wie zb. Dr.Arbeit, PJ, Famulaturen, Publikationen, Extracurriculars etc. eher sehr "bescheiden". Die Konkurrenz ist einfach zu gut aufgestellt.
Auch ist der "Workload" in der PCH nicht ohne. Wenn die Abteilung dann noch ein Verbrennungszentrum sowie ein Replantationszentrum ist, dann gehen die Dienste mitunter bis an die Substanz. Ist halt ein chirurgisches Fach. Es bringt einem Chef also nichts, jemanden einzustellen, der eventuell überhaupt nicht belastbar ist und den Workload nicht stemmen kann/will.
Das Fach zieht sehr viele "Falschinteressierte" an, was den Flaschenhals noch enger zuschnürt, da eine vermeintliche Niederlassung im ästhetischen Bereich eine lukrative Option darstellt.
Kein erfahrener Chef einer großen Abteilung wird aber einen Assistenten mikrochirurgisch ausbilden, nur damit dieser dann irgendwann (am besten kurz nach Erreichen des FA) direkt "Lifestyle Medizin" betreiben kann (Ich erlaube mir kein Urteil darüber).
Mein Chef sagte dazu auch mal, "es sei so, als wenn man einen Kampfpiloten ausbilden würde, welcher dann im Anschluss seiner Ausbildung einen Drachen steigen lässt".
Ich finde das trifft den Nagel auf den Kopf.
Zu deiner Frage:
Ich weiß nicht wie die Bewerbersituation in deinem Wunsch-Haus ist und was generell gefordert ist, am besten direkt nachfragen/bewerben. Aber noch hast du ja gut 4 1/2 Jahre Zeit.
An den großen/ "beliebten" Häusern ist die Bewerbersituation hoffnungslos überlaufen.
In meiner Abteilung haben wir fast im Wochentakt Hospitanten und der Chef kriegt wortwörtlich täglich Bewerbungen zugesandt. Viele Bewerbungen kann man aber auch bestimmt getrost in die Tonne werfen.
Aber das sollte ein gutes Bild über den aktuellen Stellenmarkt geben.
Dennoch bleibe ich dabei: Dr-Arbeit und PJ stellen die Weichen für einen Einstieg.
PS. Nein, ich habe direkt nach dem Studium an einer großen Uni angefangen.
Geändert von Lightyagami (18.03.2023 um 01:01 Uhr)
Das stimmt, aber nicht wenige Chefs erwarten gerne eine 1-2 jährige "Grundausbildung" in einem chirurgischen Fach (AC,UC oder halt GefäßCH), da diese sich partout weigern blutige Anfänger aus der Uni hochzuziehen.
Sind Gott sei Dank nicht alle, aber einige sind immer noch der festen Überzeugung, dass einige chirurgische "Basisskills" von Nöten sind, bevor man sich an das Fach wagen kann.
Hat seine Vor- und Nachteile.
Die Entwicklung ist aber definitiv besser geworden, wenn man bedenkt, dass vor einigen Jahr(en)zehnten ein ganzer chirurgischer Facharzt bevorzugt wurde, bevor man in die Plastische Chirurgie wechseln kann/darf.
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