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Aktive Benutzer in diesem Thema

  1. #38906
    Diamanten Mitglied
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    Bei uns ist das Problem einfach, dass die IT ein Eigenbau ist. Man wollte natürlich keinen bösen kommerziellen Anbieter nutzen, dessen Produkte womöglich schon erprobt sind und funktionieren, sondern musste klarerweise unbedingt was neues entwickeln. Tja. Dementsprechend ist dann halt auch die Qualität. Aber manche mit den richtigen Connections haben sicher sehr gut dran verdient.



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  2. #38907
    Diamanten Mitglied
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    Vorbereitungsphase mit Anpassung von Prozessen/IT/etc. bis Start der EPA hat ein gutes Jahr gedauert.



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  3. #38908
    Registrierter Benutzer
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    Guten Abend, liebe Leute. Ich bin seit 2 Monaten als Berufsanfänger in einem kleinen Haus in der Inneren Medizin tätig und möchte hier auch meinen Stress mindestens zum Teil loswerden Wollte dabei kein extra Thread erstellen, sonst wäre es "Erste Stelle - Überforderung pur Vol. 2", und außerdem ist es bei mir doch nicht so schlimm wie in dem Thema beschrieben.

    Also ich kann irgendwie nicht entscheiden, ob ich zu blöd für die Innere bin oder es an Einarbeitung/Weiterbildung fehlt. Die erste Paar Wochen war ich zuerst in NFA (zum "rumschauen") und dann mit einem Kollegen auf Station, danach ging es los: es hieß, wir hatten keinen Assistent/OA zur richtigen Einarbeitung und die Station mit 17-20 Patienten hätte ich natürlich nicht geschafft. also bin für 2 Wochen in die NFA unter Supervision von hiesigem OA gelandet. Danach hat uns einen neuen Kollegen spontan verlassen und ich wurde auf Corona-Station eingesetzt, weil dort meistens 8-12 Patienten liegen. Dabei musste ich Paar mal in die NFA einspringen als "Präsenzarzt", die OÄ waren alle natürlich im Haus in telefonischer Erreichbarkeit. Ich habe auch Paar Frühdienste an den Feiertagen/Sonntagen gemacht, was mega mega stressig war. Stress ist wirklich ein Faktor, der mir mein ganzes Wissen klaut und ich hatte da Episoden wo ich dachte ich dekompensiere jetzt. Aber hat irgendwie geklappt und sind keine grobe Fehler passiert.

    Aktuell bin ich seit 4 Wochen auf Corona, habe im Moment ca. 12-14 Patienten und bin mega verzweifelt. Ich habe meistens Heimpatienten, die multimorbid sind, dement und mit Abwehrverhalten, fast alle Entscheidungen laufen über Betreuern, und mir fällt es schwer, so richtig die Therapieziele zu setzen. Ich versuche Patienten zu entlassen, die über 10 Tage liegen, kaum essen, immer wieder Elyten-Entgleisungen oder CRP-Wiederanstieg unter Antibiose entwickeln, manche haben schlechte Nieren oder über 10 Medikamente an Bord. Es ist echt schwiereig mit den Angehörigen telefonisch abzuklären, dass man die Patienten in Ruhe lässt und nicht mehr zwangsmäßig ernährt/übertherapiert. Dabei habe ich keinen festen Oberarzt, ich hatte auch nie OA-Visite, maximal Kurvenvisite oder telefonische Hilfe. Die Menge an Patienteninfo ist einfach immens für mich, ich kann nicht so richtig in Erinnerung haben, wer hatte Infektfokus in der Lunge, wer im Darm, wer HWI, muss immer nachschlagen. Dabei habe ich auch kein BE-Dienst (Corona-Station) und manchmal auch Neuzugänge direkt aus der NFA nur mit First-View. Wenn da wieder ein 90+ Opa kommt der kaum spricht, 15 Medis hat und jetzt 88% Sättigung mit ambulantem Cov2-positiven Abstrich, das reißt mich aus meiner Visite für mindestens eine Stunde aus.

    Es gibt ja aber auch positive Seite: alle Kollegen sind nett, bereit für nervige Anrufe meinerseits, jeder versteht meine Situation und auch OÄ sagen, dass es halt einfach so ist und man würde es anders machen aber es gibt keine weitere Ärzte im Moment und geht nicht anders.

    Ich will ja auch nicht spontan kündigen und die Situation im Dienstplan weiter verschlimmern, aber von meinem urspünglichen Plan "1 jahr Innere und dann schauen wir" ist schon "6 Monate Innere" geworden und ich denke fast jeden Abend, wenn ich nach Hause fahre, ob das nicht 5 oder 4 Monate sein soll. Man sagt ja (auch hier), man sollte vor allem in Inneren 3 Monate Zeit geben, danach wird es besser, aber ich habe irgendwie subjektiv das Gefühl, ich lerne unter diesem Stress (viel Info und Visite ohne OA + Drang zur Entlassung bei schwierigen alten Patienten, die Liegedauer überschritten haben) kaum was und komme nicht voran mit dem Erlernen der Stations-Routine.
    Was meint ihr, was sollte ein durchschnittlicher Assistenzarzt nach 2 Monaten können und was dürfte er verlangen? Ich hätte gerne 2x/Woche eine richtige OA-Visite (da muss der OA sich natürlich umkleiden bei COVID-Patienten) ist das üblich oder eher zu viel verlangt? Und auch solche Fragen wie "Herr N hat wieder RR von 190/100, was würde ich als nächste Antihypertensiva erhöhen?", ich fühle mich mega blöd wenn ich das frage. Als ich das gelernt habe, war alles einfach und klar, aber bei echten multimorbiden Patienten mit skurrilen Medikationen traue ich mir einfach nicht selber solche Entscheidungen zu treffen.

    Ich hoffe das war jetzt nicht zu viel Text Würde gerne Unterstützung, aber auch Kritik lesen. Schliesse nicht aus, dass ich vllt selber einfach nicht für die Innere geeignet bin.



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  4. #38909
    Diamanten Mitglied
    Mitglied seit
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    Deine Überforderung ist zu verstehen. Es gehört sich eigentlich eine tägl. Kurvenvisite und eine wöchentliche OA-Visite, evtl. zusätzlich eine Visite mit dem CA. Nachteilig ist wahrscheinlich auch noch, dass du keinen Erfahrenen Kollegen direkt neben dir hast. Also leidet gerade deine Ausbildung. Wegen der Coronazeit hast du gerade einen ziemlich selektiertes Patientengut.

    Mein Rat wäre, nachdem du quasi die 6 monatige gerontologische "Corona-Rotation" hinter dich gebracht hast um eine Versetzung mit halbwegs normalem Teaching zu bitten.

    Das Patientenkollektiv klingt zwar erstmal schwierig, mit mehr Berufserfahrung aber leichter zu managen. Was abgelehnt wird einfach dokumentieren, verbindliche Vereinbarungen mit Betreuern treffen, Übertherapie und Überkontrolle vermeiden, frühzeitige Entlassung mit entsprechenden Anordnungen



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  5. #38910
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    Zitat Zitat von JinTonic Beitrag anzeigen
    Und auch solche Fragen wie "Herr N hat wieder RR von 190/100, was würde ich als nächste Antihypertensiva erhöhen?", ich fühle mich mega blöd wenn ich das frage. Als ich das gelernt habe, war alles einfach und klar, aber bei echten multimorbiden Patienten mit skurrilen Medikationen traue ich mir einfach nicht selber solche Entscheidungen zu treffen.
    Formuliere die Frage anders - mache dem OA einen Vorschlag: "Herr N hat wieder einen RR von 190/100, kann ich den Betablocker erhöhen?" Das wirkt auf den OA gleich deutlich selbstständiger: Du hast einen Behandlungsplan und willst nun sein Okay! Ist er in Ordnung, wird er es absegnen. Ist er nicht in Ordnung, wird er dir eine Alternative nennen.

    Zum Rest ganz kurz: Realistisch sein, A**** sein!
    1. Gleich bei der Aufnahme ein Entlassungsziel überlegen. Wenn das erreicht ist: Entlassen!
    2. Wenn du den Patienten nicht entlässt, wird's auch kein anderer tun.
    3. Gerade bei multimorbiden Patienten keine Nebenbaustellen eröffnen! Sonst werden die Patienten bis ans Ende ihrer Tage bei dir liegen. Denn man findet immer einen Grund, den Patienten dazubehalten - sei's der morgentlich entgleiste Nüchtern-BZ oder der nachmittäglich erhöhte RR. Wenn's den Patienten oder sonstwen stört, soll er deswegen eingewiesen werden.
    4. Im Zweifel: Entlassen! Im schlimmsten Fall kommt der Patient postwendend zurück. Wenn du Glück hast, nicht zu dir.
    5. Du entscheidest, wann du einen Patienten entlässt. Nicht die Angehörigen und nicht das Pflegeheim. Denn denen passt's grundsätzlich nie oder frühstens Mitte nächster Woche.
    6. Und jetzt das Gegenteil: Einen netten, pflegeleichten Patienten darf man gerne auch mal ein paar Tage länger als nötig behalten. Denn solange der ein Bett blockiert, liegt schon kein multimorbider Schwerstpflegefall drin.
    7. Keine Gedanken um das Geld machen. Wenn du groben Mist baust, wird die Verwaltung deinen OA und nicht dich rundmachen. Keine DRG-Codierkraft wird sich die Mühe machen, die Namen aller Assistenten und ihre Verteilung auf die Stationen zu merken - wechselt nämlich täglich.
    8. House of God lesen und befolgen.



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